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Der Unfall beim 24 Stunden Rennen von Le Mans 1955 am 11 Juni 1955 gilt als bislang schwerste Katastrophe im Motorsport 1 Infolge einer Kollision der Wagen des Franzosen Pierre Levegh und des Englanders Lance Macklin verursacht durch ein rucksichtsloses Manover von dessen Landsmann Mike Hawthorn starben 84 Menschen Der Moment des UnfallsGrafik des Unfalls von 1955 26 blau Lance Macklin Austin Healey 100 wurde uberholt von 6 grun Mike Hawthorn Jaguar der vor 26 blau Macklin einschert und scharf abbremst um noch in die Boxengasse Pit zu kommen 26 blau Macklin muss nach links ausweichen wo 20 grau Pierre Levegh Mercedes mit ca 240 km h herankommt siehe Fliesstext 19 grau Juan Manuel Fangio Mercedes der ebenfalls mit ca 240 km h fahrt wird durch ein Handzeichen seines Teamgefahrten Levegh gewarnt und kann dem schwer beschadigten Austin von Macklin unbeschadet ausweichen Der ganze Unfall dauerte 4 SekundenDie Plakette die an die Toten des Unfalls erinnert Inzwischen ist sie am Sicherheitszaun montiert Inhaltsverzeichnis 1 Zur Vorgeschichte 2 Unfallhergang 3 Das weitere Rennen 4 Nachwirkungen 4 1 Verbot in der Schweiz 5 Literatur 6 Film 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZur Vorgeschichte BearbeitenPierre Levegh wurde Anfang 1955 von der Mercedes Motorsportabteilung als Werksfahrer engagiert Einer der Grunde fur das Engagement Leveghs war seine Entschlossenheit die er im Le Mans Rennen 1952 gezeigt hatte Obwohl damals ein zweiter Fahrer zur Verfugung stand nahm sich Levegh nicht die Zeit zum Fahrerwechsel sondern fuhr 23 Stunden am Stuck Wegen eines Motorschadens 70 Minuten vor Rennende verlor Levegh die Fuhrung und musste aufgeben Levegh startete in Le Mans anstelle des eigentlich gesetzten Hans Herrmann der beim Training fur den Grand Prix von Monaco 1955 schwere Verletzungen erlitten hatte und daher in Le Mans nicht antreten konnte Herrmann lag im Krankenhaus und beobachtete das Rennen im Fernsehen Mercedes stellte Levegh den neuen Sportwagen Mercedes Benz 300 SLR zur Verfugung mit dem er in der dritten Sportwagen Weltmeisterschaft der FIA 1955 debutierte Der 300 SLR hatte einen Gitterrohrrahmen und eine Karosserie aus der Magnesium Legierung Elektron Allerdings hatte der Wagen nicht wie der Konkurrent Jaguar D Type Scheiben sondern Trommelbremsen Um dieses Manko zu kompensieren und die Bremswirkung zu verstarken verfugte der Mercedes uber eine Luftbremse von der Funktionsweise ahnlich der Storklappe am Flugzeug eine Klappe hinter dem Fahrer konnte bei Bremsungen manuell senkrecht in den Fahrtwind gestellt werden und bewirkte mehr Bodenhaftung und durch die erzeugten Luftwirbel eine gewisse Verzogerung Sicherheit war damals eher nebensachlich Sicherheitsgurte gab es noch nicht die Rennstrecke war ausserhalb des Rennens eine einfache Landstrasse und wurde seit den 1920er Jahren sicherheitstechnisch nicht den immer hoheren Geschwindigkeiten der Rennwagen angepasst die jetzt mit ca 300 km h im Gegensatz zu damals knapp 100 km h fuhren Zum Schutz von Zuschauern und Rennfahrern wurden Holzzaune und Strohballen eingesetzt Das Rennen war ungewohnlich stark besucht es sollen sich um die 300 000 Zuschauer eingefunden haben Die Haupttribune gegenuber den Boxen war uberfullt Zuschauer standen auf Leitern und ubergelegten Brettern Unfallhergang BearbeitenPierre Levegh Mercedes mit der Startnummer 20 begann das Rennen Sein Partner war der US Amerikaner John Fitch der ihn spater ablosen sollte Favoriten fur das Rennen waren neben Mercedes und Jaguar die Autos von Ferrari Aston Martin und Maserati Schon in der Fruhphase des Rennens begannen die Positionskampfe Um 18 26 Uhr knapp zwei Stunden nach Rennbeginn war die 35 Runde fast beendet Mike Hawthorn fuhrte das Feld mit seinem Jaguar knapp vor Juan Manuel Fangio im Mercedes an Dazwischen fuhr der schon uberrundete Pierre Levegh Vor Hawthorn lag der Brite Lance Macklin in seinem Austin Healey 100 Hawthorn uberrundete den langsameren Englander und scherte knapp vor Macklin ein um an der Box einen planmassigen Stopp anzutreten Die Boxengasse war damals nicht baulich von der Strecke getrennt die Fahrzeuge hielten unmittelbar am rechten Fahrbahnrand der Geraden Die Scheibenbremsen des Jaguars bremsten den Wagen schneller ab als die Trommelbremsen den Austin Healey Um dem nun langsamer werdenden Jaguar Hawthorns auszuweichen musste Macklin nach links aus der Spur wechseln Doch er sah nicht dass sich von hinten Levegh zu diesem Zeitpunkt Sechstplatzierter und direkt dahinter dessen Teamkollege Fangio naherten In fast allen Publikationen die sich mit dem Unfall bei diesem Rennen beschaftigen wird das ungluckliche Manover von Hawthorn als Ausloser des Unfalls dargestellt Warum der Englander erst Macklin uberholte und danach sofort hart abbremste um die Box anzusteuern ist bis heute unklar Er selbst gab daruber nie Auskunft Levegh noch vor Fangio hatte kaum Zeit zu reagieren Der Mercedes beruhrte bei vollem Tempo den langsameren Austin Macklins am Heck Aus aerodynamischen Grunden war die Karosserie des Austin nach hinten abfallend gestaltet was nun wie eine Rampe wirkte Leveghs Mercedes fuhr auf und hob ab Dabei bekam der Mercedes einen Linksdrall der ihn auf einen Erdwall schleuderte der zum Schutz der Zuschauer errichtet worden war Der Mercedes schlug auf dem Erdhugel auf und der Wagen uberschlug sich Dabei wurden Wrackteile weiter in Fahrtrichtung geschleudert darunter die Motorhaube und die Vorderachse die durch die Zuschauer auf der Haupttribune flogen Der Motorblock brach durch das Chassis und wurde auch in die Zuschauermenge geschleudert Levegh fiel beim Uberschlag aus dem Wagen Der Benzintank der hinter dem Fahrersitz montiert war platzte der Treibstoff geriet in Brand Dadurch wurde die Karosserie bis uber die Zundtemperatur erhitzt Die Magnesium Legierung brannte mit weisser Flamme die Fahrbahn und die Zuschauer wurden mit Asche bedeckt Helfer versuchten erfolglos das brennende Wrack freizubekommen Weil sie nicht wussten aus welchem Material die Karosserie bestand versuchten sie das Feuer mit Wasser zu loschen Diese Loschversuche liessen den Brand nur noch heftiger werden siehe auch Gefahren und Schutzmassnahmen Magnesium Der Mercedes brannte noch mehrere Stunden Mehr als 80 Zuschauer starben durch die herumwirbelnden Wrackteile und durch das Feuer Levegh erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen Fangio gewarnt durch ein Handzeichen Leveghs konnte Macklins schwer beschadigtem Austin ausweichen der nun uber die rechte Seite der Fahrbahn schlingerte Der Austin fuhr gegen die Boxenmauer wobei sein Wagen drei Menschen erfasste und wurde wieder zuruck auf die Fahrbahn geschleudert Nicht weit vom brennenden Mercedes schlug der Austin in die linke Leitplanke und totete dadurch einen weiteren Zuschauer Macklin uberlebte den Unfall Das weitere Rennen BearbeitenDas Rennen wurde trotz des Unfalles fortgesetzt In der offiziellen Begrundung hiess es man wolle den Rettungskraften die Zufahrtsstrassen freihalten Auch Hawthorn beteiligte sich nach seinem Boxenstopp weiter am Rennen obwohl er Verursacher der Katastrophe war Als die Zentrale von Mercedes Benz in der Nacht uber die Zahl der Toten und Verletzten informiert wurde entschloss man sich die beiden verbliebenen Fahrerteams Juan Manuel Fangio Stirling Moss und Karl Kling Andre Simon aus dem Rennen zu nehmen Zu dem Zeitpunkt fuhrte Mercedes mit einer Runde Vorsprung vor Jaguar Jaguar liess seine Teams im Rennen da sie sich nicht fur den Unfall verantwortlich fuhlten Mike Hawthorn gewann das Rennen zusammen mit seinem Team Kameraden und Landsmann Ivor Bueb Aus Respekt vor den Opfern verzichteten sie auf eine Siegesfeier Am nachsten Tag wurde in der Kathedrale von Le Mans ein Trauergottesdienst fur die Toten gehalten Nachwirkungen BearbeitenIn Frankreich Deutschland Spanien und in der Schweiz wurden nach der Tragodie Motorsport Veranstaltungen abgesagt oder verboten In anderen Landern wurden Strecken umgebaut und Sicherheitsvorkehrungen verbessert Eine offizielle Untersuchungskommission kam zu dem Schluss dass der Rennstall Jaguar nicht fur die Katastrophe verantwortlich gewesen sei es habe sich um einen reinen Rennunfall gehandelt Dass 83 Zuschauer starben sei auf mangelnde Sicherheitsvorkehrungen zuruckzufuhren In dieser WM Saison fanden noch zwei weitere Rennen statt die International Tourist Trophy in Grossbritannien und die Targa Florio in Italien welche einige Monate spater abgehalten wurden Mercedes Wagen gewannen beide Rennen so dass Mercedes die Konstrukteurs Weltmeisterschaft gewann Nach dem letzten Rennen zog sich Mercedes Benz zunachst vom Motorsport zuruck Irrtumlich wurde angenommen die Katastrophe von Le Mans sei Ausloser dieses Entschlusses gewesen aber der Vorstand hatte die Entscheidung zum Ruckzug am Jahresende schon im Fruhjahr 1955 also Monate vor dem Unglucksrennen getroffen 2 Verbot in der Schweiz Bearbeiten Hauptartikel Motorsport Verbot Die Schweiz erliess als Folge des Unfalls ein Verbot fur Rundstreckenrennen welches erst 2022 aufgehoben wurde Ein vorheriger parlamentarischer Vorstoss der das Verbot aufheben wollte war 2009 am Nichteintretensbeschluss des Standerats gescheitert Literatur BearbeitenMichel Bonte Le Mans 11 juin 1955 BA editions 2004Film Bearbeiten2010 Guido Knopp ZDF History Die Katastrophe von Le Mans Rennen in den Tod Dokumentation 2010 52 Min Produzent ZDF 3 2018 Le Mans 1955 Regie Quentin Baillieux Animationsfilm Kurzfilm 4 Weblinks BearbeitenMotorsport Le Mans 1955 Die Tragodie Teil 2 auf YouTube In Arte Doku 20 Juli 2011 Analyse des Unfallhergangs Video 10 52 min Die Katastrophe von Le Mans In Wochenschau Welt im Bild 155 15 Juni 1955 Video 1 52 min Einzelnachweise Bearbeiten www motorsportmemorial org Anno Hecker Schlachtfeld Le Mans In FAZ net 14 Juni 2005 abgerufen am 9 Mai 2020 Thomas Ammann Simone Jost Westendorf Apokalypse in Le Mans Das Rennen in den Tod In prounenfilm de im ORF III als Teil der Reihe zeit geschichte am Samstag Apokalypse in Le Mans Rennen in den Tod 2017 Jason Sondhi Le Mans 1955 shortoftheweek com abgerufen am 6 November 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unfall beim 24 Stunden Rennen von Le Mans 1955 amp oldid 238844288