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Als Umgehungsbahn oder Guter Umgehungsbahn wurde ein System von mehreren zwischen 1902 und 1926 eroffneten Bahnstrecken um Berlin bezeichnet Die Umgehungsbahn sollte Verbindungen zwischen den radial nach Berlin fuhrenden Hauptbahnen herstellen Ursprungliche Planungen sahen einen kompletten Ring um die Stadt vor welcher nicht verwirklicht wurde Fertiggestellt wurden im Rahmen des Umgehungsbahnprojekts drei langere Bahnstrecken Juterbog Treuenbrietzen Beelitz Stadt Wildpark Nauen Nauen Kremmen Oranienburg Michendorf GrossbeerenEbenfalls im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts gingen grosse Verschiebebahnhofe bei Seddin und Wustermark in Betrieb Zu diesen Bahnhofen entstanden Verbindungsstrecken von der Umgehungsbahn Mit dem Guteraussenring und dem Berliner Aussenring griffen spatere Bahnbauten das Projekt der Umgehungsbahn in modifizierter Form wieder auf Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Umgehungsbahn 2 1 Geschichte 2 2 Bauausfuhrung 3 Spatere Projekte 3 1 Guteraussenring 3 2 Weitere Verbindungsbahnen 3 3 Berliner Aussenring 4 Heutige Situation 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBereits um 1850 wenige Jahre nach Fertigstellung der ersten Berliner Eisenbahnstrecken zeigten sich die Probleme eines Systems aus radial nach Berlin fuhrenden Strecken die an unterschiedlichen Kopfbahnhofen in der Stadt endeten 1851 wurde die Berliner Verbindungsbahn eroffnet ein Halbring der die Berliner Kopfbahnhofe untereinander fur den Guterverkehr und den Transport von Reisegepack verband Die Kapazitat der eingleisigen und kurvenreichen Strecke erwies sich bald als unzureichend zudem behinderte die ebenerdig gefuhrte Trasse den Strassenverkehr In zwei Etappen ging 1871 und 1877 die Berliner Ringbahn in Betrieb die um 1890 viergleisig ausgebaut wurde Fur den Verkehr in Ost West Richtung sorgte die 1882 eroffnete Berliner Stadtbahn ebenfalls fur Entlastung Dennoch sorgte das Wachstum von Bevolkerung und Industrialisierung Ende des 19 Jahrhunderts erneut dafur dass das Berliner Bahnsystem an seine Kapazitatsgrenzen stiess Abhilfe sollten in Kombination mit dem Bau von Verschiebebahnhofen ausserhalb des dichtbebauten Stadtgebietes mehrere Umgehungsstrecken schaffen Die Umgehungsbahn BearbeitenGeschichte Bearbeiten Ziel der Planungen fur eine Umgehungsbahn um Berlin war vor allem den Durchgangsguterverkehr um die Stadt zu leiten In diesem Zusammenhang stand auch der Bau grosser Verschiebebahnhofe ausserhalb des Berliner Stadtgebietes Des Weiteren verfolgte man auch militarische Ziele 1 Bei Juterbog waren um die Jahrhundertwende grosse Truppenubungsplatze entstanden 1897 wurde die Koniglich Preussische Militar Eisenbahn aus Berlin uber Zossen von Kummersdorf bis nach Juterbog verlangert bereits seit 1894 war eine Stichstrecke von Juterbog nach Treuenbrietzen in Betrieb gegangen Als erstes Teilstuck der eigentlichen Umgehungsbahn ging 1902 die Strecke von Nauen uber Wustermark nach Wildpark bei Potsdam in Betrieb 1904 wurde die Strecke von Treuenbrietzen nach Beelitz Stadt verlangert und 1908 die Lucke zwischen Wildpark und Beelitz geschlossen nbsp Bereits fertiggestellte Abschnitte der Umgehungsbahn und weitere Planungen von 1912Vor dem Ersten Weltkrieg begannen die Bauarbeiten fur den Bau der nordlichen Strecke der Umgehungsbahn von Nauen uber Kremmen nach Oranienburg 1915 wurde diese Strecke eroffnet Weit fortgeschritten waren zur damaligen Zeit bereits die Planungen fur die Umgehungsbahn im Suden von Berlin Sie sahen Anfang der 1910er Jahre eine Verbindungsstrecke von Michendorf nach Biesdorf uber Wuhlheide vor Sudlich von Michendorf sollte ein Verschiebebahnhof entstehen 2 Im Marz 1914 ging dem Preussischen Landtag der Entwurf eines Eisenbahnanleihegesetzes zu das unter anderem die Mittel fur den Bau dieser Verbindung beinhaltete als neuer ostlicher Endpunkt war Mahlsdorf vorgesehen 3 wo ebenfalls ein Verschiebebahnhof geplant war Fruhere Uberlegungen um das Jahr 1909 hatten noch eine weiter sudostlich verlaufende Trasse uber Konigs Wusterhausen nach Hangelsberg an der Schlesischen Bahn favorisiert 4 Noch offen war der Verlauf im Norden und Osten von Berlin Grobplanungen sahen den Bau einer Strecke von Oranienburg nach Eberswalde vor und von dort einen weiteren Verlauf der Umgehungsbahn in Richtung Suden 2 Durch den Ersten Weltkrieg kam es nicht zum Bau weiterer Strecken die Planungen liefen jedoch unter verantwortlicher Leitung von Oberbaurat Waldemar Suadicani weiter Man rechnete zwar nicht mit einem kostendeckenden Betrieb der 57 Kilometer langen Strecke sah jedoch dringenden Bedarf an einer Entlastung der Bahnanlagen in Berlin und hohen militarischen Nutzen 1 Nach Kriegsende wurden 1922 erneut fur den Bau der als Hauptbahn konzipierten sudlichen Umgehungsbahn im Haushalt des Reichsverkehrsministeriums 44 Millionen Mark genehmigt 5 Anfang der 1920er Jahre wurde der Guterbahnhof Seddin bei Michendorf eroffnet dessen Bau bereits vor dem Ersten Weltkrieg begonnen hatte Der Abschnitt zwischen Seddin und Michendorf wurde viergleisig ausgebaut Verbindungsstrecken vom Verschiebebahnhof zur Umgehungsbahn in Richtung Treuenbrietzen und Wildpark wurden gebaut Am 1 Dezember 1926 wurde das Teilstuck der Umgehungsbahn von Michendorf nach Grossbeeren an der Anhalter Bahn eroffnet Weiterhin war damals eine Weiterfuhrung der Strecke nach Osten vorgesehen Bis in den Bereich Sadowa Wuhlheide entsprach der damals vorgesehene Streckenverlauf uber Diedersdorf Schonefeld und weiter an Berlin Adlershof vorbei in Richtung Norden den fruheren Planungen Zwischen der Schlesischen Bahn und der Ostbahn war nun ein Verlauf ostlich des Bahnhofs Kopenick vorgesehen ein Verschiebebahnhof in Schoneiche war geplant 6 Als Folge der Weltwirtschaftskrise wurden diese Planungen nicht mehr realisiert Bauausfuhrung Bearbeiten Die ursprunglich als zweigleisige Hauptbahn geplante Strecke wurde nur eingleisig gebaut Ausnahme war der nach Inbetriebnahme des Verschiebebahnhofs Wustermark zweigleisig ausgebaute Abschnitt vom Bahnhof Wustermark nach Nauen In der Nahe der Bahnhofe Wildpark Wustermark und Nauen wurde die Umgehungsbahn niveaufrei uber die kreuzenden Strecken gefuhrt 1 in Kremmen unter die Strecke aus Berlin Die Umgehungsbahn fuhrte parallel zu den jeweiligen Bestandsstrecken in die Bahnhofe wo die Strecken verbunden wurden Ahnlich wurde die Einfadelung in den Bahnhof Oranienburg realisiert sodass bei einer weiteren Verlangerung der Umgehungsbahn nach Osten ein kreuzungsfreier Betrieb moglich gewesen ware Nach Inbetriebnahme des Verschiebebahnhofs Wustermark entstanden Verbindungsstrecken zur Umgehungsbahn zwischen dem Bahnhof Wustermark und dem Verschiebebahnhof sowie dem Verschiebebahnhof und dem Bahnhof Priort Sudwestlich von Berlin kreuzte die Umgehungsbahn die Berlin Blankenheimer Eisenbahn Wetzlarer Bahn abseits von Bahnhofen zunachst wurde dort nur eine Verbindungskurve aus Richtung Wildpark in Richtung Belzig gebaut Mit der Inbetriebnahme des Verschiebebahnhofs Seddin wurde auch dieser in beiden Richtungen an die Umgehungsbahn angebunden Im Zusammenhang mit dem Bau der Umgehungsbahn wurden die Bahnhofe Nauen und Oranienburg erheblich umgestaltet Die Gleise und Bahnsteige wurden dabei in Hochlage verlegt die Anlagen fur den Vorort und Fernverkehr getrennt und die Bereiche fur den Guterverkehr zusammengefasst Der Bahnhof Oranienburg erhielt ein neues Empfangsgebaude Im geringeren Umfang wurde auch der Bahnhof Kremmen umgebaut 1 Auch die sudliche Umgehungsbahn sollte die bestehenden Strecken niveaufrei kreuzen Im Bahnhof Berlin Kopenick sollte sie nach den Planen aus dem Jahr 1916 parallel zu den Altstrecken in den Verknupfungsbahnhof einmunden ahnlich wie es bereits bei den bestehenden Abschnitten der Umgehungsbahn geschehen war In Kopenick war eine Uberfuhrung ostlich des Bahnhofs uber die Niederschlesisch Markische Eisenbahn geplant einschliesslich einer zweigleisigen Verbindungskurve in Richtung des Verschiebebahnhofs Rummelsburg An der Kreuzung mit der Gorlitzer Bahn sollte der Personenfernverkehr aus Richtung Sudosten uber ein Gleispaar auf die Umgehungsbahn geleitet und bei Kopenick auf die Berliner Stadtbahn gefuhrt werden An den Kreuzungen mit der Anhalter und der Dresdener Bahn waren nur eingleisige Verknupfungen geplant 1 Die starkste Steigung lag bei 1 140 der kleinste Krummungsradius mit Ausnahme des Bahnhofs Wildpark bei 400 Metern 1 Spatere Projekte BearbeitenGuteraussenring Bearbeiten Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten und deren Planungen der Umgestaltung von Berlin zur Welthauptstadt Germania war auch eine Neuordnung des Eisenbahnsystems vorgesehen In diesem Rahmen lebten auch Planungen zu einer Eisenbahnumfahrung Berlins mit einem Guteraussenring wieder auf Wahrend westlich Berlins die bestehende Umgehungsbahn dafur genutzt werden konnte wurde die Strecke im Suden der Stadt vollig neu geplant Grund war dass bei Grossbeeren ein grosser Rangierbahnhof entstehen sollte der 1941 als Hilfsrangierbahnhof teilweise in Betrieb ging Der Guteraussenring wurde weit nordlich der ursprunglich geplanten Umgehungsbahntrasse von Teltow uber Lichtenrade nach Schonefeld gebaut Von Grunau bis in Richtung Biesdorf folgte er annahernd den ursprunglichen Planungen der Umgehungsbahn weiter nach Norden wurde er provisorisch bis zum Bahnhof Berlin Karow an der Kreuzung mit der Stettiner Bahn verlangert Weitere Verbindungsbahnen Bearbeiten Kurze Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs zeichnete sich mehr und mehr die Notwendigkeit ab die Westsektoren der geteilten Stadt Berlin zu umfahren 1949 wurde eine Verbindungsstrecke zwischen Zossen an der Dresdener Bahn und Mittenwalde an der Neukolln Mittenwalder Eisenbahn wiederaufgebaut Sie war bereits 1944 aus militarischen Grunden eroffnet jedoch 1947 als Reparationsleistung an die Sowjetunion demontiert worden Verbindungskurven bei Mittenwalde und bei Schonefeld ermoglichten eine Fuhrung von Zugen zur Gorlitzer Bahn bzw den Guteraussenring und weiter zur Stadtbahn Auch der ebenfalls als Reparationsleistung abgebaute nordliche Teil des Guteraussenrings nach Berlin Karow wurde wieder aufgebaut Von dort entstand eine Neubaustrecke uber Basdorf zur Berliner Nordbahn nach Fichtengrund bei Oranienburg die im Mai 1950 in Betrieb ging 7 Damit und mit den bestehenden Strecken der Umgehungsbahn war eine weitgehende Umfahrung von West Berlin moglich geworden Fur den Verkehr vor allem zum Industriestandort Hennigsdorf ging 1951 mit der Bahnstrecke Oranienburg Velten eine weitere Umfahrungsstrecke in Betrieb Ebenfalls entstanden in jenen Jahren weitere Verbindungskurven von der Umgehungsbahn zu bestehenden Strecken so zwischen Altes Lager und Dennewitz womit fur den Verkehr zur Anhalter Bahn der Bahnhof Juterbog umfahren werden konnte 7 zwischen Golm und Werder Havel sowie vom Bahnhof Potsdam in Richtung Suden Beelitz Juterbog vorbei am Bahnhof Wildpark Berliner Aussenring Bearbeiten Die zwischen 1945 und 1951 gebauten Umfahrungsstrecken waren wenig leistungsfahig Mit der wachsenden Abgrenzung beider Teile Deutschlands und Berlins wurde eine Bahnverbindung notig die den wachsenden Verkehr aufnehmen konnte Dazu erwiesen sich die bestehenden Strecken von ihrer Trassierung und teilweise auch ihrer Lage als wenig geeignet So wurde in den 1950er Jahren der Berliner Aussenring gebaut Im Westen von der Kreuzung mit der Lehrter Bahn bei Priort bis nach Golm sowie von Saarmund nach Genshagener Heide nutzte er die Trasse der Umgehungsbahn wobei die Gleisfuhrung komplett geandert wurde Von Genshagener Heide bis zum Grunauer Kreuz folgte der Aussenring den ursprunglichen Planungen der Umgehungsbahn Im weiteren Verlauf nach Norden bis zum Karower Kreuz entsprach seine Fuhrung der des Guteraussenrings der sich seinerseits von Grunau bis etwa Biesdorf an den Planungen der Umgehungsbahn vom Anfang der 1910er Jahre orientiert hatte Nach dem Bau der Berliner Mauer wurde der Aussenring durchgehend zweigleisig ausgebaut 8 dazu gehorte auch der zunachst direkt in den Ring einbezogene westliche Teil der Umgehungsbahn zwischen Golm und Priort Elstal Heutige Situation BearbeitenZwischen Priort und Golm sowie Saarmund und Genshagener Heide ist die Umgehungsbahn in den Berliner Aussenring aufgegangen erhalten blieben die Bahnhofsgebaude in Priort und Satzkorn Der Abschnitt der Umgehungsbahn zwischen Michendorf und Genshagener Heide ist eine zweigleisige elektrifizierte Hauptbahn die vor allem der Anbindung an den Bahnhof Seddin dient Die Strecke zwischen Golm und der Kreuzung mit der Wetzlarer Bahn bei Seddin ist eine eingleisige elektrifizierte Hauptbahn das Stuck zwischen der Wetzlarer Bahn und Juterbog eine eingleisige Nebenbahn Im Bereich der Uberfuhrung uber die Wetzlarer Bahn wurde die Strecke wegen einer nicht mehr befahrbaren Brucke 1998 gesperrt Ende 2021 ging die Verbindung wieder in Betrieb Ende 2022 wurde dort der durchgehende Personenverkehr zwischen Potsdam Treuenbrietzen und Juterbog wieder aufgenommen Der Abschnitt zwischen Nauen und Oranienburg verlor schon durch den Bau des Aussenrings an Bedeutung bereits 1967 war dort der Personenverkehr eingestellt worden Die Strecke wurde bis in die 1990er Jahre als Umfahrungsstrecke und aus militarischen Grunden vorgehalten und ist mittlerweile stillgelegt Die Strecke zwischen Priort Wustermark und Nauen war eine eingleisige elektrifizierte Hauptbahn Allerdings wurde das Teilstuck zwischen Wustermark und Nauen uber das bis Anfang der 1990er Jahre der Fernverkehr zwischen West Berlin und Hamburg verkehrte 1996 stillgelegt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Umgehungsbahn Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Die Guter Umgehungsbahn um Berlin in Zentralblatt der Bauverwaltung 1916 Nr 15 S 107 108 a b E Giese Umgestaltung der Bahnanlagen bei Spandau und Bau eines Verschiebebahnhofs bei Wustermark In Zeitschrift fur Bauwesen Nr 10 1912 Sp 651 654 zlb de Vermischtes In Zentralblatt der Bauverwaltung Nr 26 1914 S 207 zlb de Bernd Kuhlmann Bahnknoten Berlin Die Entwicklung des Berliner Eisenbahnnetzes seit 1838 Verlag GVE Berlin 2006 ISBN 3 89218 099 7 S 40 Haushalt des Reichsverkehrsministerium Zweigstelle Preussen Hessen in Zentralblatt der Bauverwaltung 1922 Nr 21 11 Marz 1922 S 122 Karte der Reichsbahndirektion Berlin 1927 blocksignal de a b Bernd Kuhlmann Bahnknoten Berlin Die Entwicklung des Berliner Eisenbahnnetzes seit 1838 Verlag GVE Berlin 2006 ISBN 3 89218 099 7 S 98 101 Bernd Kuhlmann Bahnknoten Berlin Die Entwicklung des Berliner Eisenbahnnetzes seit 1838 Verlag GVE Berlin 2006 ISBN 3 89218 099 7 S 114 115 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Umgehungsbahn Brandenburg amp oldid 232846809