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Die Ulrich Finsterwalder war ein deutsches Betonschiff das als Tanker fur die Hochseeschifffahrt gebaut wurde In flachem Wasser auf Grund gesetzt befindet sich das Schiffswrack heute am Nordende des Dammschen Sees poln Jezioro Dabie Ulrich Finsterwalder Wrack der Ulrich Finsterwalderim Dammschen See Wrack der Ulrich Finsterwalderim Dammschen SeeSchiffsdatenFlagge Deutsches Reich NS Deutsches ReichSchiffstyp BetonschiffEigner Hydrierwerke Politz AGReederei Deutsche Seeverkehr Erich Lubbert amp Co AG Berlin WilmersdorfBauwerft Betonschiffsrumpf Schalenschiffbau Dr Erich Lubbert amp Co KG RugenwaldeEndausrustung AG Vulcan Stettin Stettin BredowBaunummer 1Kiellegung April 1942Stapellauf Juli 1942Verbleib April 1945 auf Grund gesetztSchiffsmasse und BesatzungLange 90 m Lua Breite 14 mSeitenhohe 9 5 mTiefgang max 6 5 mVermessung 2947 BRTMaschinenanlageMaschine 1 DieselmotorMaschinen leistung 1 200 PS 883 kW Hochst geschwindigkeit 10 4 kn 19 km h Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sonstiges 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEtwa ab dem Jahr 1940 konnten durch den Einsatz der Zeiss Dywidag Schalenbauweise dem Vorlaufer von Spritzbeton wirtschaftlich in Serie Betonschiffe gefertigt werden Ein Interesse an derartig kostengunstigen und schnell zu bauenden Schiffen bekundeten das Oberkommando der Marine aber auch zivile Abnehmer zum Beispiel Olgesellschaften und Reedereien Zur Umsetzung eines entsprechenden Bauprogramms veranlasste Erich Lubbert in seiner Eigenschaft als personlich haftender Gesellschafter der Dyckerhoff amp Widmann KG die Grundung zweier Unternehmen zum einen der Werft Schalenschiffbau Dr Erich Lubbert amp Co KG im pommerschen Rugenwalde und zum anderen der Reederei Deutsche Seeverkehr Erich Lubbert amp Co AG Berlin Wilmersdorf 1 Das heisst im Auftrag der Schalenschiffbau Dr Erich Lubbert amp Co KG fuhrte die Firma Dyckerhoff amp Widmann die Konstruktion und den Bau der Betonrumpfe durch und die Bereederung dieser Schiffe sollte durch die Deutsche Seeverkehr Dr Erich Lubbert AG erfolgen Zur Gewichtsreduzierung der Rumpfe entwickelte die Schalenschiffbau Dr Erich Lubbert amp Co KG im Zusammenwirken mit der Vereinigten Ost und Mitteldeutschen Zement AG einen neuartigen hochfesten Leichtbeton 1 Der Bau des ersten Beton Tankschiffes das in Serie gebaut werden konnte begann Anfang 1942 in Rugenwalde Die Kiellegung des Schiffes das den Namen seines Konstrukteurs Ulrich Finsterwalder tragen sollte fand im April 1942 und der Stapellauf bereits im Juli 1942 statt Anschliessend wurde der Rumpf zur Stettiner Vulcan Werft geschleppt wo in einem Trockendock die Endausrustung erfolgte Diese dauerte in Folge des kriegsbedingten Material und Arbeitskraftemangels 13 Monate 1 Als 3400 t Tanker fur die Hochseeschifffahrt konzipiert brachte es die Ulrich Finsterwalder auf rund 90 m Lange 14 m Breite 6 5 m Tiefgang 7 9 m Seitenhohe und mit einem 1200 PS Dieselmotor auf 10 4 Knoten Fahrt Die 50 m langen Tankraume befanden sich im Mittelschiff dahinter waren der Pumpenraum und der Maschinenraum angeordnet davor die Lastraume Die Decksaufbauten wurden aus Stahl ausgefuhrt Im ganzen Schiffskorper gab es weder Spanten noch Rippen Der Schiffskorper enthielt 786 m Beton und 519 t Bewehrungseisen er wog 2327 t und war mit 2947 BRT vermessen hatte eine recht fullige Form und gewolbte Flachen die dem Wasserdruck und dem Druck des Ladeguts besser standhalten sollten Die Dicke der Schiffswand betrug 12 cm 1 Das Schiff wurde fur die Hydrierwerke Politz AG zum Transport von synthetischem Treibstoff gebaut 2 Die Probefahrt sollte ursprunglich zum Jahreswechsel 1943 44 erfolgen verzogerte sich jedoch wegen kriegsbedingter Schwierigkeiten bei den Zulieferern Am 30 April 1944 einen Tag vor der Probefahrt wurde der Betontanker in der Vulcan Werft wahrend eines britischen Luftangriffes auf Stettin von einer 500 kg Bombe getroffen die das Deck und den Hochtank der sich zusatzlich uber den Betonbunkern befand schwer beschadigte Die Aussenhaut und der Hauptverband blieben hingegen intakt Innerhalb von sechs Wochen konnten die Schaden beseitigt werden 1 Am 30 August 1944 folgte ein weiterer Angriff britischer Kampfflugzeuge Dabei wurden die Decksaufbauten erneut stark beschadigt woraufhin die Reederei das Schiff zur Reparatur in das zu dieser Zeit weniger luftgefahrdete Swinemunde uberfuhren liess Dort traf der Tanker am 17 November 1944 ein 3 In Ostswine einem Arbeitervorort auf dem Ostufer der Swine und seit 1939 ein Stadtteil von Swinemunde unterhielt Dyckerhoff amp Widmann eine eigene Werft wo von 1942 bis 1945 mehrere Binnenguterkahne in Serie und zehn bis elf Seeleichter aus Leichtbeton fertiggestellt wurden Die Schaden an der Ulrich Finsterwalder konnten wegen des Kriegsverlaufes jedoch nicht mehr ausgebessert werden sodass von dem Schiff keine Betriebserfahrungen vorliegen 1 Bei dem Luftangriff auf Swinemunde am 12 Marz 1945 brachte die Druckwelle einer schweren Sprengbombe das Schiff zum Kentern und Sinken 4 5 Es konnte jedoch mittels Lufttanks gehoben und leergepumpt werden wobei der Rumpf erneut nur geringe Schaden aufwies Am 30 April 1945 wenige Tage vor der sowjetischen Eroberung von Swinemunde setzten bereits vorhandene Besatzungsmitglieder und Werftarbeiter das Wrack in der Peene sudlich von Wolgast auf Grund 6 Angaben polnischer Forscher zufolge liessen die Sowjets das Schiff wieder heben und versenkten es in der Biegung der Kaiserfahrt um damit die Fahrrinne nach Stettin zu blockieren Nach der Ubergabe des Stettiner Zipfels an die polnische Verwaltung wurde das Wrack abermals gehoben und einen Kilometer weiter in der Nahe des Jachthafens von Kaseburg poln Karsibor versenkt 3 Im Juli 1970 hob ein Bergungsteam der Adolf Warski Werft erneut das Wrack 1 Zur vollstandigen Demontage der noch vorhandenen Decksaufbauten wurde es nach Altdamm poln Dabie verbracht wo der Betonrumpf als Schwimmbecken genutzt werden sollte Das Projekt konnte jedoch aus technischen Grunden nicht umgesetzt werden Etwa gegen Ende der 1970er Jahre wurde der verbliebene Rumpf an den nordlichen Rand des Dammschen Sees transportiert und an seine heutige Stelle etwa 50 m vom Ufer entfernt in flachem Wasser auf Grund gesetzt 3 Heute stellt das Wrack eine Touristenattraktion dar 2 Gelegentlich werden Konzerte organisiert bei denen die Musiker auf dem Deck der Ulrich Finsterwalder spielen und das Publikum auf kleinen Booten um das Wrack herum sitzt 7 Sonstiges BearbeitenAuf mehreren polnischen Internetseiten und in Blogs ist von einem Schwesterschiff namens Karl Finsterwalder und oder Karl Westerwalder die Rede das ebenfalls versenkt worden sein und angeblich ostlich von Swinemunde liegen soll 8 9 In der deutschsprachigen Literatur und in Schiffsbuchern existieren daruber keine Hinweise Insbesondere in den Veroffentlichungen von Ulrich Finsterwalder dem Konstrukteur dieser Betontanker oder in den umfangreichen Publikationen der Firma Dyckerhoff amp Widmann uber Betonschiffe ist ein in Rugenwalde Stettin oder Ostswine im Bau gewesenes Schwesterschiff nicht erwahnt und lasst sich anhand der Baunummern auch nicht nachvollziehen 5 1 Tatsachlich wurde der Bau von sechs weiteren Schiffsrumpfen des Typs geplant und drei davon bei der sich in deutschem Besitz befindlichen Werft Neptun AG in Warna am Schwarzen Meer Bulgarien gebaut Dies erfolgte im Auftrag der Deutschen Seeverkehr Dr Erich Lubbert AG die auch diese Schiffe bereedern sollte Die Ausrustung fand auf der Koralovag Bulgarische AG fur Schiff Lok und Waggonbau in Warna statt Von den insgesamt sechs hier bestellten Schiffen wurden im Jahr 1944 die Baunummern 5 bis 7 annulliert und die Baunummern 2 bis 4 bis zum Ruckzug der deutschen Wehrmacht nur zum Teil fertiggestellt Diese unfertigen Schiffe gingen als Kriegsbeute in die Sowjetunion Damit war die Geschichte des Betonschiffbaus in Warna allerdings nicht vorbei Denn sofort nach Kriegsende nahmen die bulgarischen Werftarbeiter die Arbeit wieder auf und rusteten 1945 46 fur die Sowjetunion mindestens einen Tankerrumpf und zwar mit der Baunummer 2 vollstandig aus der als Tankschiff Rion in Fahrt kam 5 1 Literatur BearbeitenPeter Danker Carstensen Betonschiffbau in Deutschland In Deutsches Schiffahrtsarchiv 32 2009 S 123 132 Ulrich Finsterwalder Betonschiffe in Schalenbauweise In Gunter Gunschel Grosse Konstrukteure 1 Birkhauser 2014 S 196 202 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ulrich Finsterwalder Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Peter Danker Carstensen Betonschiffbau in Deutschland In Deutsches Schiffahrtsarchiv 32 2009 S 123 132 a b Betonschiff Ulrich Finsterwalder am Dabie See Kulturelles und touristisches Informationszentrum Stettin Szczecin abgerufen am 23 August 2022 a b c Piotr Szylinski Historia betonowych wrakow na jeziorze Dabie i Baltyku In Gazeta Wyborcza 12 Februar 2004 Manfred Schmid Myszka Usedom mit Wollin und Stettiner Haff Bergverlag Rother GmbH 2020 S 127 a b c Erich Groner Die deutschen Kriegsschiffe 1815 1945 Bernard amp Graefe 1982 S 143 Ludwig Dinklage Hans Jurgen Witthoft Die deutsche Handelsflotte 1939 1945 Unter besonderer Berucksichtigung der Blockadebrecher Band 2 Musterschmidt 1971 S 356 Koncert na betonowcu Gazeta Goleniowska vom 20 August 2012 abgerufen am 24 August 2022 Betonschiff als Ausflugsziel Transdora Presseschau vom 15 Januar 2013 abgerufen am 24 August 2022 Historia betonowych wrakow na jeziorze Dabie i Baltyku Wszystkie prawa zastrzezone abgerufen am 24 August 2022 53 525349 14 65048 Koordinaten 53 31 31 N 14 39 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulrich Finsterwalder Schiff amp oldid 237920476