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Das Patriziat der Reichsstadt Ulm die fur die fuhrenden Positionen in Stadt und Territorium berechtigten Patrizier Familien stellte das eigentliche Machtzentrum der Reichsstadt Ulm bis zur bayerischen Besetzung im Jahr 1802 dar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wappen im Siebmacher 3 Familien 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Stadtwerdung Ulms scheint seit dem 11 Jahrhundert etappenweise stattgefunden zu haben ohne jedoch schriftliche Uberlieferungen zu hinterlassen Die Verleihung Esslinger Stadtrechts durch Rudolf von Habsburg 1274 war wohl mehr eine Verlegenheitslosung um eine Lucke auszufullen 1 Innerstadtisch war die erste Halfte des 14 Jahrhunderts von burgerkriegsahnlichen Unruhen gepragt die im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen den Zunften und dem stadtischen Patriziat standen welches grossteils aus ehemaligen kaiserlichen Amtmannen entstanden war und die Herrschaft ausfuhrte Zu diesen Familien gehorten die Besserer Ehinger Roth Strolin Krafft Stammler und Gessler 1345 kam es zu einer Zwischenlosung in Form des Kleinen Schworbriefs der vorlaufig zu einer Befriedung der Situation fuhrte indem er erstmals den Zunften entscheidende Mitsprache in politischen und rechtlichen Dingen einraumte Der Grosse Schworbrief die Ulmer Zunftverfassung trat 1397 in Kraft nachdem der Kompromiss des Kleinen Schworbriefs immer unbefriedigender wurde 2 Er regelte die Machtverteilung und die Aufgaben des Burgermeisters Die Zunfte hatten nun 30 die Patrizier nur noch 10 Ratssitze Gleichzeitig wurde den Patriziern das aktive Wahlrecht verweigert Der Burgermeister der regelmassig dem Patriziat angehorte musste den Einwohnern Rechenschaft ablegen Der Schwormontag vorletzter Montag im Juli ist seither ein Ulmer Feiertag Die Patrizier versammelten sich in der Oberen Stube des Rathauses nach der sie sich Stubengesellschaft benannten 3 Im Jahr 1548 veranlasste Kaiser Karl V mit dem Augsburger Interim die Abschaffung der alten Zunftverfassungen in den Reichsstadten welche der kaiserliche Beauftragte Heinrich Has durch neue patrizisch dominierte Stadtverfassungen nach dem Vorbild von Nurnberg ersetzte 4 Um sich gegenuber den Burgern aus den Zunften abzugrenzen liessen sich 1552 17 Familien durch Karl V in den erblichen Adel erheben Die Ulmer Patrizier wurden als recht edelgebohrene thurniers und lehensgenossen und rittermassige leuth anerkannt Der Schworbrief von 1558 bestatigte den Patriziern die Mehrheit im Rat Bis zum Ende der Reichsstadt blieben ihnen die fuhrenden Positionen in Stadt und Territorium vorbehalten So stellten sie die beiden auf Lebenszeit an die Spitze der Stadt berufenen Ratsalteren besetzten das jahrlich wechselnde Amt des Burgermeisters und standen den meisten reichsstadtischen Amtern vor Auch die Ulmischen Obervogteien in Geislingen an der Steige Albeck Langenau und Leipheim und das Oberforstamt in Altheim Alb wurden ausschliesslich an Patrizier vergeben Gegen Ende des 17 Jahrhunderts war die Zahl der Patrizierfamilien durch Aussterben oder Aufgabe des Burgerrechts z B Neithardt 1658 Ungelter 1671 Stammler 1688 von 17 auf acht zuruckgegangen Einige neue Familien wurden zogerlich aufgenommen Um 1800 zahlte das Ulmer Patriziat zwolf Familien Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 verlor Ulm das bereits 1802 von bayerischen Truppen besetzt worden war die Reichsfreiheit und fiel an das Kurfurstentum Bayern 1810 gelangte Ulm durch einen bayerisch wurttembergischen Gebietsaustausch an das Konigreich Wurttemberg Mit Martha Besserer von Talfingen ist 1980 die letzte in Ulm lebende Angehorige einer Patrizierfamilie gestorben Wappen im Siebmacher BearbeitenAus Siebmachers Wappenbuch 1605 Ulmische Adeliche Patricii nbsp Siebmacher Tafel 209Ulmische Erbare Geschlechter nbsp Siebmacher Tafel 218 nbsp Baldinger Sigmund 1630 Totenschild im Ulmer MunsterFamilien BearbeitenBaldinger 1552 erblicher Adel bestatigt nbsp Besserer Marx Philipp 1686 Totenschild im Ulmer MunsterBesserer von Thalfingen seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt Ehinger von Balzheim seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt Frick im letzten reichsstadtischen Jahrzehnt aufgenommen Gassold im 15 Jahrhundert ausgestorben Gessler seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt Gunzburger 1552 erblicher Adel bestatigt Harsdorfer 1682 aufgenommen aus Nurnberg stammend Hailbronner 1774 aufgenommen nbsp Krafft Hans Jacob 1587 Totenschild im Ulmer MunsterKrafft von Dellmensingen seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt Lieber 1552 erblicher Adel bestatigt Low auch Lowen 1552 erblicher Adel bestatigt Neithardt auch Neidhardt Neydhart Neidhart oder Neithart 1552 erblicher Adel bestatigt 1658 in Ulm ausgestorben Neubronner 1691 aufgenommen Reiching 1552 erblicher Adel bestatigt Rehm 1552 erblicher Adel bestatigt Roth von Schreckenstein seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt auch Roth von Reutti Roth von Holzschwang nbsp Schad Jos 1544 Totenschild im Ulmer MunsterSchad von Mittelbiberach 1552 erblicher Adel bestatigt Schnod aus Nurnberg stammend Schermar auch Schermair 1552 erblicher Adel bestatigt Seutter 1716 aufgenommen ursprunglich aus Kempten stammend Stammler seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt 1688 in Ulm ausgestorben Strauss im letzten reichsstadtischen Jahrzehnt aufgenommen nbsp Strolin 1452 Totenschilde im Ulmer MunsterStrolin seit dem 13 Jahrhundert nachweisbar 1552 erblicher Adel bestatigt Ungelter 1552 erblicher Adel bestatigt 1671 in Ulm ausgestorben Weislandt von Schwenningen 1605 im Siebmacher aufgefuhrt Welser 1625 aufgenommen aus Augsburg stammend Wolkern 1784 aufgenommen aus Nurnberg stammend Zwicker 1605 im Siebmacher aufgefuhrt aus Memmingen stammend zeitweilig im 15 und 16 Jahrhundert in Ulm nachweisbarLiteratur BearbeitenHans Eugen Specker Ulmer Patrizier und Burger publiziert am 14 Oktober 2015 in Historisches Lexikon Bayerns abgerufen am 29 Juni 2018 Stefan Lang Stadtherren Gutsbesitzer und Mazene Die Patrizier der Reichsstadt Ulm Ulm 2011 Katalogeintrag DNB Einzelnachweise Bearbeiten Beide Zitate Hans Eugen Specker Ulm Stadtgeschichte Ulm 1977 S 38 Hans Eugen Specker Ulm Stadtgeschichte Ulm 1977 S 53 Dies in vollkommener Analogie zu Geislingen an der Steige wo das Alte Rathaus 1422 ebenfalls von der Reichsstadt Ulm errichtet worden war vgl Altes Rathaus auf geislingen de Memento vom 22 Marz 2009 im Internet Archive Eberhard Naujoks Karl V und die Zunftverfassung Ausgewahlte Aktenstucke zu den Verfassungsanderungen in den oberdeutschen Reichsstadten 1547 1556 Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe A Quellen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Patriziat Ulm amp oldid 238116569