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Die U Boot Bunker in Lorient wurden wahrend des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der Wehrmacht unter Leitung der Organisation Todt OT gebaut Im U Boot Krieg war der Hafen der franzosischen Stadt Lorient am Fluss Blavet ca 5 km von dessen Mundung in den Golf von Biskaya entfernt von Juni 1940 bis August 1944 grosster Stutzpunkt fur die U Boote der Kriegsmarine Lageskizze der Bunkeranlagen auf der Landzunge KeromanDie Bunkeranlagen erstreckten sich uber mehrere Komplexe Sie unterschieden sich insbesondere durch zwei aussergewohnliche Konstruktionen von allen anderen durch die Deutschen errichteten U Boot Bunkern des Zweiten Weltkriegs Die Slipanlage mit Drehscheibe und zwei sog Dombunkern Die Aufschleppanlage mit Schiebebuhne am Bunker Keroman I und IIUnmittelbar nach der franzosischen Niederlage besichtigte am 26 Juni 1940 der deutsche Befehlshaber der U Boote Donitz Lorient In der Folge wurden die Entscheidungen zum Ausbau dieser und der vier anderen Basen fur U Boote getroffen Die ersten beiden Keroman Bunker wurden bis Dezember 1941 fertiggestellt Sie waren neben Brest Saint Nazaire La Rochelle und Bordeaux Teil des Atlantikwalls und der Atlantikschlacht an der frz Atlantikkuste Handelskrieg mit U Booten 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Die Bunkeranlagen im Zweiten Weltkrieg 1 1 Die Dombunker 1 2 Der Scorff Bunker 1 3 Keroman I und II 1 4 Keroman III 1 5 Keroman IV 2 Kernevel 3 Luftkrieg in Lorient 4 Resistance 5 Die Bunker heute 5 1 Dombunker 5 2 Scorff Bunker 5 3 Keroman I 5 4 Keroman II 5 5 Keroman III 5 6 Keroman IV 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Bunkeranlagen im Zweiten Weltkrieg BearbeitenDie Dombunker Bearbeiten nbsp Westlicher Dombunker Anbau rechts aus jungerer Zeit Die Fenster wurden erst nach dem Krieg in die Stahlturen eingefugt Am Ende eines Beckens des Fischereihafens befand sich zu Beginn der deutschen Besatzung im Juni 1940 schon eine Slipanlage fur Fischerboote die in einer Drehscheibe endete um die sechs Dockplatze sternformig angeordnet waren Diese Anlage wurde von den Deutschen konstruktiv verstarkt um zumindest U Boote des kleinen Typs II aufschleppen und abstellen zu konnen Zwei der Dockplatze wurden im Jahr 1941 mit rund 80 m langen zeltartigen Bunkerkonstruktionen uberdacht die Betonstarken von 1 5 m aufweisen Das Schutzprinzip setzte hierbei weniger auf die Materialstarken als auf die Dachform die ein Abgleiten der Fliegerbomben bewirken sollte Die Stirnseiten der Bunker waren mit Stahlschiebetoren gesichert Dieses Bunkerprinzip fand ebenso bei den Unterstanden der 28 cm Eisenbahngeschutze im Raum Calais Anwendung Der Scorff Bunker Bearbeiten Das nachste ausgefuhrte Bunkerprojekt war ein Komplex mit zwei Nassboxen fur vier Boote der im Kriegshafen nahe der Mundung des Flusses Scorff in den Blavet unweit des Lorienter Stadtzentrums errichtet wurde Der Bunker ist 145 m lang 51 m breit und 15 m hoch Die Betondecke weist eine Starke von 3 5 m auf wegen des schlammigen Untergrundes konnte keine starkere Decke eingebaut werden Aus statischen Grunden hielt man auch eine spatere Verstarkung fur nicht geboten Da uberdies der Zufahrtsbereich zu den Boxen und diese selbst starken Schlammablagerungen ausgesetzt waren die haufig ausgebaggert werden mussten wurde der Bunker letztlich nur bis zur Fertigstellung von Keroman I II als Liegeplatz fur U Boote verwendet und diente danach als Werkstatt fur U Boot Turme Keroman I und II Bearbeiten nbsp Blick auf die Schiebebuhne und Keroman II Im Hintergrund links die geoffneten Stahltore der Box fur die Verschiebewagen daruber das Kasernengeschoss nbsp U 67 beim Einfahren in den Bunker Keroman II 1942 Die ersten in Lorient auf der Keroman genannten Landzunge errichteten Grossbunker konnten wegen des felsigen Bodens nicht ohne weiteres in der sonst ublichen Bauart mit Boxen auf Meereshohe ausgefuhrt werden bei der die U Boote mit eigener Kraft in die Boxen verholten Der felsige Untergrund garantierte aber die Tragfestigkeit fur eine massive bombensichere Betondecke Man verzichtete auf Sprengungen und baute auf dem Felsgestein Um die U Boote auf das deshalb mehrere Meter uber dem Wasserspiegel liegende Niveau zu befordern wurde eine Aufschleppanlage mit einem keilformigen Wagen konstruiert Diese befand sich an der dem Fluss zugewandten Seite von Keroman I und war ebenfalls uberbunkert Die Boote befuhren am Fussende der tunnelartigen Anlage einen Dockwagen mit dem sie nach dem Aufschleppen auf eine Schiebebuhne mit Verschiebewagen ubergesetzt wurden Diese Buhne verlief zwischen den beiden Bunkern so dass mit ihrer Hilfe alle Abstellboxen in Bunker I 5 trocken fur jeweils ein Boot und II 7 trocken fur je ein Boot erreicht werden konnten Die gesamte Prozedur vom Befahren des Dockwagens bis zum Verbringen in den Bunkerstand nahm etwa 35 Minuten in Anspruch In Keroman II befand sich zudem eine Box fur die insgesamt zwei Verschiebewagen die im oberen Bereich mit Kaserneneinrichtungen fur 1000 Mann versehen war Die beiden Bunker waren im September I und Dezember 1941 II fertiggestellt und weisen Deckenstarken von 3 5 m auf Keroman III Bearbeiten Der nachste Bunker entstand an der Spitze der Landzunge in herkommlicher Bauart mit 2 Nassboxen und 5 Boxen die mit Docktoren ausgestattet als Trockendocks ausgefuhrt waren Im Gegensatz zu den Dombunkern und Keroman I und II war wegen der unterschiedlichen Grosse seiner Boxen fur ein bis drei Boote eine Gesamtkapazitat von 13 Liege bzw Dockplatzen gegeben Das Verholen der Boote erforderte hier weit weniger Aufwand als bei der Aufschleppe Der Bunker war im Januar 1943 fertiggestellt Er misst 170 m in der Breite 138 m in der Lange und ist 20 m hoch Die Decken sind gegenuber den Vorgangerbauten I II auf bis zu 7 5 m verstarkt und wurden im Verlauf des Krieges mit Fangrosten 3 erganzt allerdings nicht auf der gesamten Dachflache Keroman IV Bearbeiten Ein weiterer Grossbunker der nordostlich von Keroman I gelegen vom Fischereibecken aus uber eine Hebebuhne erreichbar sein und Platz fur 24 Boote des modernen Typs XXI bieten sollte wurde nur noch in Teilen fertiggestellt Keroman IV a ein Erganzungsgebaude IV b nur noch geplant Alle Arbeiten wurden im April 1944 eingestellt Im Umfeld der U Boot Bunker wurden ausserdem sechs 40 23 m grosse Bunker zur Lagerung von Torpedos errichtet Kernevel BearbeitenAuf der Keroman gegenuberliegenden Landzunge Kernevel befand sich von November 1940 bis Marz 1942 in der Villa eines Sardinenhandlers die wegen ihrer Grosse im Volksmund Sardinenbuchse genannt wurde 4 der Befehlsstand des Befehlshabers der U Boote BdU also das Hauptquartier von Admiral Donitz und somit die Schaltzentrale der Atlantikschlacht Luftkrieg in Lorient Bearbeiten nbsp Der Tunnel in Keroman I nach Entfernung der Aufschleppe Blick in nordl Richtung Zustand im Juli 2001Wegen seiner Bedeutung als U Boot Stutzpunkt war Lorient wahrend der deutschen Besatzungszeit massiven Bombenangriffen der alliierten Luftstreitkrafte ausgesetzt Blieben die Bunkeranlagen dabei weitgehend unbeschadigt so wurde die Stadt selbst stark in Mitleidenschaft gezogen Einzelne Stadtviertel wurden nahezu vollstandig zerstort Die Bevolkerung hatte einen hohen Blutzoll zu tragen Resistance BearbeitenAm Bau der Bunkeranlagen arbeitete der franzosische Marineoffizier Jacques Stosskopf mit der aufgrund seiner elsassischen Abstammung fliessend Deutsch sprach und sich als Kollaborateur anbot Stosskopf arbeitete jedoch heimlich mit der Resistance zusammen und wurde dafur 1944 von den deutschen Besatzern hingerichtet Nach Kriegsende erhielt der franzosische U Bootstutzpunkt in Lorient seinen Namen Die Bunker heute BearbeitenNach 50 Jahren der Nutzung durch die franzosische Marine in denen die Anlagen und deren Ausstattungen z B der Tauchtopf die Arbeitsplatze von 2000 Menschen auch Zivilisten sicherten sind alle Bunkeranlagen zivilen Zwecken zugefuhrt oder liegen brach Die Bunker stellen fur die Kommune Lorient insgesamt ein grosses Problem dar da sowohl die Nutzung und Unterhaltung als auch der Abriss der Gebaude finanzielle Aufwendungen erfordern die die Moglichkeiten der Kommune ubersteigen Daher hat die Stadt beschlossen die U Bootbasis in ein touristisches Konzept einzubinden Fur die Halbinsel Keroman sieht dieses vor neben der wirtschaftlichen Nutzung von Keroman I und II das Gelande den Tauchturm und Keroman III als Anschauungsobjekt bestehen zu lassen sowie das Hafenbecken zum Sportboothafen umzufunktionieren 5 Im Rahmen der Umgestaltung des Bunkergelandes fordert die Lorient Agglomeration ein Zentrum fur Langstreckenregattaboote Le Pole Course au Large Teams der grossen Segelboote errichteten dort Hallen in denen sie ihre Boote warten reparieren und weiterentwickeln So ist Lorient die Basis von 20 Open 60 IMOCA Teams drei grossen Trimaranen Ultims 13 Class40 sowie weiteren kleineren Regattabooten geworden Daneben haben sich viele Bootsausruster und spezialisierte Serviceunternehmen in Lorient La Base niedergelassen teilweise werden Raume in den Bunkern genutzt Dadurch sind 800 neue Arbeitsplatze entstanden Zudem wird die bretonische Sudkuste von Quimper bis Vannes als Sailing Valley beworben 6 2008 eroffnete in einem modernen Gebaude vor dem Bunker Keroman 2 die Cite de la Voile Eric Tabarly eine interaktive Dauerausstellung fur den Segelsport welche die segelbegeisterten Franzosen anzieht 7 Bis Marz 2019 wurde in einem Teil von Keroman 2 eine Konzerthalle fur aktuelle Musik geschaffen das Hydrophone 8 Dombunker Bearbeiten Die Slipanlage ist entfernt die Drehscheibe ausgebaut die Grube der Drehscheibe ist aber noch erkennbar An die Stelle der Slipanlage ist eine Vorrichtung zum Wassern grosserer Yachten getreten Die Bunker von denen der westliche noch die ursprungliche Tormechanik besitzt werden als Lagerhaus und Werkstatten genutzt Im Hafenbecken werden vor allem grosse Segelrennboote gewassert Stand August 2009 9 Scorff Bunker Bearbeiten nbsp Der Scorff Bunker im Jahr 2017 Der Bunker liegt im Bereich der Marinewerft die momentane Nutzung ist unbekannt Stand Juli 2003 Keroman I Bearbeiten nbsp Das Gelande der Verschiebeanlage zwischen Keroman I links und II rechts im Juli 2001 im Hintergrund die Flore Die Aufschleppanlage ist demontiert der Tunnel steht unter Wasser ist aber durch eine meerseitige Fussgangerbrucke recht gut von aussen zu betrachten Die Schiebebuhne mit einem Verschiebewagen existiert noch die Schienen die in die Bunker selbst fuhrten sind jedoch entfernt bzw mit Asphalt bedeckt Teile des Bunkers dienen einer Werft als Lager fur Sportboote und Bootsteile Auf dem Fahrwagen befindet sich das franzosische U Boot Flore als Museumsboot Wahrend der Nutzung durch die franzosische Marine wurden an einigen Boxen mittig am Tursturz Aussparungen angebracht um den hoheren franzosischen U Bootturmen gerecht zu werden Die Offnungen der Boxen werden durch neuzeitliche Tore verschlossen Am sudlichen Ende ist in einem Neubau eine Bootswerft untergebracht Zwischen dem Neubau und dem eigentlichen Bunker ist ein nicht naher zu definierender Anbau aus deutscher Zeit zu sehen der ein Verbindungsteil zwischen Bahnhof grossenteils abgebrochen und Bunker Keroman I war In einem weiteren kleineren Anbau auf der Westflanke befindet sich eine Ubungsanlage fur Notausstiege aus U Booten mit Tauchrettern die bereits von den deutschen Besatzern errichtet und von der franzosischen Marine weiterhin genutzt wurde Dieser Tauchtopf bzw Tour Davis ist integraler Teil eines Museums geworden und kann daher besichtigt werden Die gesamte Ubungsanlage ist grosstenteils bis auf kleinere Modifikationen wie eine spater eingebaute Heizung fur das Ubungsbecken oder eine Druckkammer fur Tauchunfalle noch im Originalzustand begehbar Stand August 2009 9 Keroman II Bearbeiten Der Bunker dessen Panzertore durch Glaswande und tore ersetzt worden sind dient als Speditionslager Im Inneren befindet sich zumindest in einem Teil ein Museum zum U Boot Flore Stand August 2019 Keroman III Bearbeiten nbsp Der Bunker Keroman III vom gegenuber gelegenen Sportboothafen in Kernevel aus gesehen Stand Juni 2006 Der Bunker steht weitgehend leer und kann im Rahmen von Fuhrungen besichtigt werden Die Fuhrungen umfassen sowohl das Gebaudeinnere als auch einen Exkurs auf das Bunkerdach mit interessantem Rundblick auf das Areal des Fischereihafens den Fluss Blavet und Kernevel Im Hafenbecken vor den Nassboxen wurden von den Deutschen zwei Schiffe Stralsund und Regensburg die als Reparationsleistungen nach dem Versailler Vertrag an Frankreich gegangen waren versenkt um einen Direktangriff mit von Flugzeugen abgeworfenen Torpedos abzuwehren Stand August 2009 5 Keroman IV Bearbeiten nbsp Links die erhaltengebliebene Wand des unvollendeten Keroman IV rechts Keroman I Teile der Ruine wurden abgebrochen insbesondere um Verkehrswege zu den verschiedenen Hafenanlagen zu schaffen Eine parallel zu Keroman I gelegene Wand ist erhalten geblieben sie dient teilweise als Ruckwand fur Lagerhallen auf der Fischereihafenseite Als Leerstand existiert ebenfalls noch ein Keroman III zugewandter und im Krieg zuletzt als Kaserne genutzter Gebaudeteil Stand August 2009 9 Literatur BearbeitenJak P Mallmann Showell Deutsche U Boot Stutzpunkte und Bunkeranlagen 1939 1945 Motorbuch Verlag Stuttgart 2003 ISBN 3 613 02331 8 Lars Hellwinkel Hitlers Tor zum Atlantik Die deutschen Marinestutzpunkte in Frankreich 1940 1945 Ch Links Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86153 672 7 Karl Heinz Schmeelke Michael Schmeelke Deutsche U Bootbunker gestern und heute Waffen Arsenal Highlight 11 Podzun Pallas Verlag Wolfersheim Berstadt 2001 ISBN 3 7909 0714 6 Limitierter Reprint von Waffen Arsenal Special 15 Eckhard Brand Bunkertours Die Touren auf den Spuren unserer Grossvater Teil 2 Atlantikwall Frankreich von den U Boot Hafen der Westkuste zur Normandie Projekte Verlag Cornelius Halle 2012 ISBN 978 3 86237 727 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons U Boot Bunker in Lorient Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die U Boot Bunker bei chemins de memoire Lorient U boat base bei uboat bases com englisch franzosisch Ubersichtliche Gesamtschau mit Bildern Bericht uber eine Besichtigung 2001 mit vielen Bildern Luftbild Lageplan und Schnittzeichnungen der Aufschlepp und VerschiebeanlageEinzelnachweise Bearbeiten Stefan Simons Die U Boot Schrauber von Lorient In Spiegel Online 9 Januar 2020 abgerufen am 18 Januar 2020 Frz Marine Museum la flore fr Erlauterung zur Konstruktion von Fangrosten im Artikel U Boot Bunker Andrew Williams U Bootkrieg im Atlantik BBC Worldwide Ltd 2002 Heel Verlag Konigswinter 2007 ISBN 978 3 8289 0587 0 S 196 a b Engl Fuhrung fur die Keroman Anlage Pole Course au Large Abgerufen am 23 Oktober 2023 franzosisch Cite de la Voile Eric Tabarly Abgerufen am 23 Oktober 2023 deutsch Hydrophone Abgerufen am 23 Oktober 2023 franzosisch a b c Eigener Augenschein Aug 200947 73 3 3711111111111 Koordinaten 47 43 48 N 3 22 16 W Deutsche U Boot Bunker des Zweiten Weltkriegs nbsp Bornholm nbsp Bordeaux Brest La Rochelle Lorient Martha St Nazaire nbsp Hornisse Elbe II Fink II Kilian Konrad Nordsee III Rugenhafen Valentin Weichsel I Weichsel II Wespe nbsp Bruno Dora I Dora II nbsp Nikolajew Abgerufen von https de wikipedia org w index php title U Boot Bunker in Lorient amp oldid 238677677