www.wikidata.de-de.nina.az
Der Turmhof ist eine Villa in Plittersdorf einem Ortsteil des Bonner Stadtbezirks Bad Godesberg die auf einen kurkolnischen Rittersitz zuruckgeht und um 1840 neu errichtet wurde Sie liegt an der Turmstrasse Hausnummern 29 31 inmitten einer umfangreichen Parkanlage Die Villa steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz 1 und war von 1952 bis 2001 Sitz der Apostolischen Nuntiatur der diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhls in der Bundesrepublik Deutschland Ruckfront des Turmhofs Luftaufnahme aus nordwestlicher Richtung 2013 Turmhof Gesamtansicht mit Park Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Turmhof lasst sich erstmals fur das Jahr 1569 nachweisen als ein Bild des Hofs mit den zwei namensgebenden Eckturmchen erschien Spatestens seit Ende des 16 Jahrhunderts befand er sich im Eigentum der Junker von Metternich Er war damals der Kommende Muffendorf abgabepflichtig aber zur Halfte steuerbefreit Bis 1652 ging das Gut in den Besitz des Junkers Stambst uber 1670 umfasste es 56 Morgen Ackerland und zwei Morgen Weingarten 1690 wird der Turmhof als landtagsfahiger kurkolnischer Rittersitz genannt Kurz darauf erwarb der kurkolnische Kanzler und Staatsminister Karg von Bebenburg das Anwesen Nach der Konfiszierung seiner Guter ubernahm seine Schwester den Turmhof durch Heirat fiel er an Johann Friedrich Deckler ab 1732 Freiherr von Cler genannt Im Verlaufe des 18 Jahrhunderts entstand auf den Fundamenten des alten ein steinerner Neubau wobei die beiden Turme wegfielen Mit der Inbesitznahme des Linken Rheinufers durch franzosische Revolutionstruppen 1794 verlor der Turmhof seinen Status als kurkolnischer Rittersitz Anschliessend wurde er von der Familie de Cleer an den spateren Friedensrichter Meter verkauft Unter dem ihm nachfolgenden Besitzer Bruckner kam der Turmhof ab 1838 zur Versteigerung Der erste Versteigerungstermin konnte nicht durchgefuhrt werden weil der Turmhof in der Nacht vom 8 auf den 9 Februar 1838 bis auf die Mauern abbrannte Nach dem erfolgten Wiederaufbau leitete man 1840 eine neue Versteigerung ein die jedoch ohne Erfolg verlief 1842 konnte der Turmhof schliesslich verkauft werden und wurde spater von der Familie Farina als Sommersitz genutzt 1885 liess der damalige Besitzer Burgers einen Windfang anfugen und den Kuchen und Spindtrakt unterkellern 1899 wurde unter dem Hausherrn Hermann Dernen die Ruckfront zur Schaffung zusatzlicher Raume umgebaut und dabei der Mittelrisalit als Speisezimmer vertieft Entwurf Gottfried Wehling 1919 erfolgte unter Abriss bisheriger Vorbauten eine ruckwartige eingeschossige Erweiterung des Gebaudes sowie ein Umbau der Strassenfront nach Planen des Kolner Architekten Theodor Merrill Aus einer Baubeschreibung des Jahres 1926 geht eine luxuriose darunter Bodenbelage Decken und Wande und moderne Luft und Warmwasserheizung elektrischer Strom Ausstattung des Anwesens hervor Zu ihm gehorte auch eine ausserhalb gelegene Kegelbahn 1926 erwarb der Godesberger Architekt Willy Mass zum Turmhof gehorende Grundstucke ausserhalb des umfriedeten Parks fur den Bau einer Siedlung 1928 schliesslich den Turmhof selber 2 Nach einem neuerlichen Besitzerwechsel war in der Villa 1935 eine Reichsfuhrerinnenschule des BDM eingerichtet worden Zu diesem Zeitpunkt gehorte zu dem Anwesen ein Grundstuck von 16 024 m das ausserdem ein Wirtschaftsgebaude ein Weinhaus ein Palmenhaus und eine Gartenlaube in Anlehnung an eine Osteria umfasste Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Gebaude in den Besitz des Landes Nordrhein Westfalen 1951 erwarb der Heilige Stuhl Volkerrechtssubjekt des Papstes den Turmhof und richtete hier seine Apostolische Nuntiatur in der Bundesrepublik Deutschland ein Der juristische Sitz der Nuntiatur wurde am 12 Marz 1951 von Eichstatt nach Bad Godesberg verlegt 3 Die Nuntiatur liess an der Nordseite der Villa einen Anbau errichten Der Apostolische Nuntius nahm in der Regel die Funktion des Doyens innerhalb des diplomatischen Corps in Bonn ein Im Zuge der Verlegung des Regierungssitzes zog die Apostolische Nuntiatur 2001 nach Berlin um der Umzug begann mit dem Abbau des Wappens des Heiligen Stuhls am 29 Marz und war bis zur Einweihung des neuen Sitzes in Berlin am 29 Juni abgeschlossen Apostolische Nuntiatur in Berlin 4 Der nun leerstehende Turmhof mit einer Nutzflache von 2 300 m und einer Grundstucksflache von 24 000 m 5 konnte 2004 6 in Privatbesitz verkauft werden und wurde anschliessend unter Denkmalschutz gestellt 7 Die Villa gehort zu den wenigen erhaltenen in Bonn aus der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Siehe auch Liste der diplomatischen Vertretungen in BonnArchitektur Bearbeiten nbsp Eingangstor des TurmhofsDie Villa ist zweigeschossig uber niedrigem Sockel errichtet umfasst dreizehn Fensterachsen und wird nach oben hin von einem schiefergedeckten Satteldach abgeschlossen das die Form eines gleichseitigen Dreiecks bildet Sie lasst sich stilistisch dem Klassizismus zurechnen und zeichnet sich durch eine fur die Bauzeit untypische Breite bei geringer Tiefe aus die auf den Vorgangerbau zuruckzufuhren ist Die Strassenfront ist durch minimale Vorsprunge in funf Kompartimente gegliedert Die drei mittleren Achsen bilden dabei einen Mittelrisalit der durch einen Portikus mit daruberliegendem Balkon sowie durch ein zusatzliches Geschoss samt Dreiecksgiebel geschmuckt durch ein halbrundes Fenster betont wird Der Portikus umfasst vier dorische Saulen aus Naturstein mit Entasis die ohne Basen auf einer vier Stufen hohen Terrasse stehen und geht vermutlich auf den Umbau von 1919 zuruck als er einen kleineren Vorbau ersetzte An der Ruckfront ist der 1899 ausgebildete Mittelrisalit als Gartenportal etwa 6 m in der Tiefe eines eigenstandigen Traktes vorkragend dem sich seit der Erweiterung von 1919 beidseitig in derselben Tiefe ein Erdgeschoss mit balustergefassten Dachterrassen anschliesst Das Tympanon des Dreiecksgiebels ist hier mit einem Venezianischen Fenster ausgestattet Wahrend die sudliche Giebelfront mit zwei im Giebelfeld runden Fenstern je Geschoss und gepragt von einem durch die Dachform vorgegebenen gerahmten Dreiecksgiebel sichtbar ist wird die nordliche durch den fur die Apostolische Nuntiatur entstandenen Buroanbau uberwiegend verdeckt Die horizontale Achse der Villa erfahrt eine besondere Betonung durch ein Gurtgesims zwischen den Geschossen und ein deutlich vorkragendes Dachgesims Es zeigt sich dass die im Ursprung mehr als zweihundert Jahre alte Villa trotz einiger Gemeinsamkeiten mit einigen fruheren Villen ein Individualist ist Gemeinsam war ihnen gewiss die Ausstrahlung zuruckhaltender Vornehmheit und Ruhe die sicher auch die heute nicht mehr vorhandenen besassen Olga Sonntag 1998 8 Literatur BearbeitenOlga Sonntag Villen am Bonner Rheinufer 1819 1914 Bouvier Verlag Bonn 1998 ISBN 3 416 02618 7 Band 2 Katalog 1 S 49 59 zugleich Dissertation Universitat Bonn 1994 Baugeschichte und Bauherren Olga Sonntag Villen am Bonner Rheinufer 1819 1914 Bouvier Verlag Bonn 1998 ISBN 3 416 02618 7 Band 1 S 70 72 84 85 137 f zugleich Dissertation Universitat Bonn 1994 Architekturbeschreibung kunsthistorische Einordnung Beschreibung des Grundrisses Alfred Wiedemann Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung Zweite vermehrte Auflage Verlag des Amtes Godesberg Bad Godesberg 1930 S 229 232 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Turmhof Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste der Stadt Bonn Stand 15 Januar 2021 S 54 Nummer A 3842 Horst Heidermann 100 Jahre Deutscher Werkbund Godesberger Spuren In Godesberger Heimatblatter Jahresheft des Vereins fur Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e V ISSN 0436 1024 Heft 44 2006 S 77 119 hier S 104 Herbert Alsheimer Der Vatikan in Kronberg ein Unikat in der deutschen Nachkriegsgeschichte Verlag Waldemar Kramer 2003 ISBN 978 3782905398 S 40 Abschied von Bonn Apostolische Nuntiatur in der Bundesrepublik Deutschland Nicht um jeden Preis Probleme bei der Vermarktung ehemaliger Botschaften Haus amp Grund aktuell 8 Jahrgang Nr 11 November 2002 S 8 Verein fur Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e V Hrsg Barbel Richard und Kai Grebert Spaziergang durch Plittersdorf Bonn Bad Godesberg 2013 S 24 Gutes Geschaft mit Bonner Botschaften Die Welt 10 Juni 2001 Olga Sonntag Villen am Bonner Rheinufer Band 1 S 72 VBurgen in BonnEhemalige und noch bestehende Burganlagen auf dem heutigen Bonner Stadtgebiet Stadtbezirk Bonn Burg Buschdorf Burg Graurheindorf Dransdorfer Burg Burg Endenich Immenburg Burg Poppelsdorf Sternenburg Katzenburg Rosenburg Burg DottendorfBad Godesberg Burg Friesdorf Turmhof Plittersdorf Kommende Muffendorf Godesburg NesselburgBeuel Steiner Hauschen Kommende Ramersdorf Burg Limperich Burg Oberholtorf Burg Lede Wolfsburg Schwarzrheindorfer BurgHardtberg Wasserburg Duisdorf Burg Medinghoven Ritterburg zur Gracht 50 700083 7 164175 Koordinaten 50 42 0 3 N 7 9 51 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turmhof Plittersdorf amp oldid 235195259