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Tunis war der Deckname eines im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Funkmessbeobachtungsgerates authentische damalige Schreibweise mit ss dessen eigentliche Kurzbezeichnung Fu MB 26 war oft geschrieben als FuMB 26 Das Empfangsgerat wurde auf deutschen U Booten als Radarwarner eingesetzt Kanadischer Matrose inspiziert die FuMB Anlage Links am Bildrand die Bali Antenne des FuMB 1 Metox In der Mitte oben auf dem Antennen mast den der Matrose mit der rechten Hand dreht dem Betrachter zugewandt die Fliege Antenne Markant ist der zwei Rosen blattern ahnelnde Dipol Schmetter lings antenne im Zentrum des durch ein Draht geflecht gebildeten Parabol reflektors Ganz oben auf dem Mast die kreisrunde Horn antenne Mucke fur das Tunis Rechts die eben falls kreis runde UKW Rahmen antenne in die durch den Matrosen verdeckt die Empfangsteile fur Fliege und Mucke montiert sind Das Foto wurde nach der deutschen Kapitu lation und Ubergabe von U 889 an die kanadische Marine am 13 Mai 1945 im Hafen von Shelburne Nova Scotia aufge nommen Namensstifterin fur den Decknamen war offenbar die Hauptstadt Tunesiens Als Empfangsteile enthielt FuMB 26 Tunis die beiden Subsysteme FuMB 24 Fliege und FuMB 25 Mucke Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenTunis hatte eine Reihe von Vorgangern wie beispielsweise das FuMB 1 Metox Diese fruhen FuMBs deckten jedoch einen deutlich niedrigeren Frequenzbereich ab Es begann zunachst nur mit Teilbereichen des Ultrakurzwellenbandes UKW also mit Wellenlangen von einem bis zehn Metern entsprechend 30 bis 300 MHz Im Laufe der Kriegsjahre wurde der Frequenzbereich bei spateren Modellen auf das Dezimeterwellenband erweitert Allerdings machte die Entwicklung der gegnerischen Radargerate hin zu immer hoheren Bandern des Hochfrequenzbereichs HF Bereich rasante Fortschritte ohne dass es die deutsche Seite wusste oder auch nur ahnte So arbeitete das seit Januar 1943 in britischen Bombern eingesetzte H2S Radar im Zentimeterwellenband bei einer Wellenlange von 9 1 cm Die entsprechende Frequenz von 3 3 GHz lag oberhalb der hochsten von den deutschen Empfangern wahrnehmbaren Mit anderen Worten Die deutschen Warnempfanger waren taub in Bezug auf H2S In der Nacht vom 2 auf den 3 Februar 1943 als britische Bomber die Erdolraffinerie bei Rotterdam angriffen wurde einer dieser Bomber abgeschossen Bei der Untersuchung des Flugzeugwracks wurden Teile des britischen Radargerats entdeckt geborgen und unmittelbar darauf einer eingehenden Inspektion zugefuhrt Am 22 Februar 1943 wurde durch Wolfgang Martini 1891 1963 General der Luftnachrichtentruppe die Arbeitsgemeinschaft Rotterdam AGR ins Leben gerufen ein Gremium dem etwa dreissig hochrangige Militars Wissenschaftler und Entwickler aus der Industrie angehorten Zu den namhaften Personlichkeiten gehorten die Physiker und damaligen Staatsrate Johannes Plendl 1900 1991 Bevollmachtigter der Hochfrequenzforschung und Abraham Esau 1884 1955 Prasident der Physikalisch Technischen Reichsanstalt PTR Die erste Zusammenkunft der Arbeitsgemeinschaft fand noch am selben Tag im Stammwerk Telefunken in Berlin Zehlendorf statt 1 Zum achtzehnten und letzten Mal tagte das Gremium am 1 September 1944 2 Es stellte sich heraus dass es sich beim Rotterdam Gerat wie das geborgene HF Instrument genannt wurde um ein neuartiges Radargerat handelte Als zentrales Bauteil enthielt es ein Magnetron mit dessen Hilfe Signale von 3 3 GHz erzeugt werden konnten die oberhalb der von deutschen FuMBs wahrnehmbaren bisher hochsten Frequenz lagen Mit hohem Nachdruck und grosser Eile wurde das Gerat teilweise mit weiterem Beutematerial instand gesetzt und dessen Funktion und Wirkungsweise detailliert untersucht Ferner wurde der Nachbau des Magnetrons und weiterer Hochfrequenzkomponenten inklusive Koaxialkabeln veranlasst die in diversen Industrieunternehmen zeitnah durchgefuhrt werden konnte Daruber hinaus wurde es als essentiell erkannt die offenbar mangelhafte Ausstattung der Wehrmacht insbesondere der Luftwaffe und der U Boot Waffe mit wirksamen Funkmessbeobachtungsgeraten schleunigst zu verbessern Hierzu wurde unter anderem die Firma Telefunken mit der Entwicklung der Anlage Tunis beauftragt Beschreibung BearbeitenAufbau und Funktionsweise des Systems FuMB 26 Tunis ist in der damals geheimen Werkschrift des Herstellers vom November 1944 erlautert 3 Sie tragt aus Geheimhaltungsgrunden keinen Firmennamen sondern nur das codierte Fertigungskennzeichen bou Dieses stand fur die Telefunken Gesellschaft fur drahtlose Telegraphie m b H mit dem Stammwerk in Berlin Zehlendorf 4 Das System Tunis bestand aus einem portablen Empfangskopf der die zum Empfang benotigten beiden Mikrowellen Antennen enthielt aus zwei dazugehorigen separaten Empfangsteilen und weiteren Geraten zur Stromversorgung Signalaufbereitung Auswertung und Anzeige Der Empfangskopf war auf der Kommandobrucke oben auf dem Turm des U Boots an einem dafur vorgesehenen von Hand drehbarem Rohr zu montieren siehe Bild oben Die Empfangsteile wurden nicht weit davon innerhalb des vorhandenen Peilrahmens montiert Sie waren uber zwei HF Kabel mit den Auswerte und Anzeigeinstrumenten verbunden die sich im Horch oder Peilraum des U Boots befanden Bevor das U Boot tauchte war der Kopf abzunehmen da er nicht druckwasserdicht war und im Inneren des Bootes geschutzt aufzubewahren nbsp Die beiden Gesichter des Empfangskopfes von Tunis Links der Dipol mit dem Parabol reflektor genannt FuMB 24 Fliege und rechts die Horn antenne FuMB 25 Mucke mit der im Zentrum sicht baren Detektor diode Die ausseren Abmessungen H B T des Empfangskopfes betrugen 580 mm 170 mm 430 mm bei einem Gewicht von 9 kg mit Befestigungsstreben Er bestand im Wesentlichen aus zwei getrennten Empfangssystemen fur unterschiedliche Frequenzbereiche jeweils mit geeigneter Antenne und integriertem HF Detektor in Form einer Detektordiode Das erste System genannt FuMB 24 Cuba Ia Fliege diente zum Empfang von Wellen zwischen 8 und 15 cm 2 bis 3 75 GHz das zweite genannt FuMB 25 Mucke war fur etwa 3 cm 10 GHz ausgelegt 5 Die beiden Antennen Fliege und Mucke schauten wie die beiden Gesichter des Januskopfs in entgegengesetzte Richtungen Wahrend beim Drehen der Antennen die eine nacheinander die Richtungen 0 90 180 270 0 uberstrich waren es bei der anderen 180 270 0 90 180 Die empfangenen und aufbereiteten Signale wurden mithilfe eines Kopfhorers akustisch ausgewertet Dazu konnte das eine Signal beispielsweise Fliege auf die linke Kopfhorermuschel gegeben werden und Mucke auf die rechte Die Fliege Antenne also der Empfangskopf FuMB 24 war ein Dipol bestehend aus zwei in der Form an Rosenblatter erinnernde Antennenhalften Die Formgebung dieser Schmetterlingsantenne diente einer verbesserten Bandbreite Die Orientierung des Dipols war zunachst horizontal da zuerst nur mit horizontal polarisierten Wellen gerechnet wurde konnte aber auch diagonal 45 eingestellt werden um bei leicht reduzierter Empfindlichkeit sowohl horizontal als auch vertikale Polarisationen empfangen zu konnen Hinter dem Dipol befand sich ein Parabolreflektor der die Empfindlichkeit und Richtwirkung steigerte Die Mucke Antenne FuMB 25 hingegen war eine Hornantenne damals Hohlraumstrahler genannt in dessen Inneren sich die Detektordiode befand Die vordere Trichteroffnung war mit einer Plexiglasscheibe gegen Spritz und Schwallwasser abgedichtet sie war jedoch nicht druckwasserdicht Auch bei der Mucke konnte die Polarisation durch Drehen der Antenne geeignet eingestellt werden Beide Antennen waren mit etwa 5 leicht nach oben ausgerichtet um den Empfang von Flugzeugen zu verbessern 6 Literatur BearbeitenOKM Vorlaufige Beschreibung des Funkmessbeobachtungsgerates FuMB 26 Anlage Tunis 2 erweiterte Ausgabe November 1944 Werkschrift bou PDF 760 kB Weblinks BearbeitenFuMB 26 Tunis Funkmessbeobachtungsanlagen Sitzungsprotokolle der Arbeitsgemeinschaft Rotterdam AGR Einzelnachweise Bearbeiten I Besprechungsprotokoll zu der AGR Sitzung am 22 23 3 1943 S 1 PDF 125 kB abgerufen am 28 Juli 2021 XVIII Erganzungsprotokoll zu den AGR Sitzungen am 1 9 1944 S 1 PDF 125 kB abgerufen am 28 Juli 2021 OKM Vorlaufige Beschreibung des Funkmessbeobachtungsgerates FuMB 26 Anlage Tunis Werkschrift bou Telefunken 2 erweiterte Ausgabe November 1944 S 1 Einteilung der Gerate der deutschen Wehrmacht abgerufen am 28 Juli 2021 OKM Vorlaufige Beschreibung des Funkmessbeobachtungsgerates FuMB 26 Anlage Tunis Werkschrift bou Telefunken 2 erweiterte Ausgabe November 1944 S 5 OKM Vorlaufige Beschreibung des Funkmessbeobachtungsgerates FuMB 26 Anlage Tunis Werkschrift bou Telefunken 2 erweiterte Ausgabe November 1944 S 5 7 Funkmessbeobachtungsgerat FuMB 1 Metox FuMB 4 Samos FuMB 5 Fano FuMB 7 Naxos FuMB 8 9 Zypern FuMB 10 Borkum FuMB 11 17a Korfu FuMB 24 Fliege FuMB 25 Mucke FuMB 26 Tunis FuMB 35 Athos FuMB 37 Leros Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tunis Gerat amp oldid 235438083