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Der Tuggenersee Alternativschreibweise Tuggner See oder Tuggnersee ist ein um 1550 verlandeter See in der Linthebene auf dem Gebiet der Schweizer Kantone St Gallen und Schwyz Er wurde nach der Gemeinde Tuggen benannt Der Tuggenersee Bildmitte auf der Karte von Konrad Turst um 1496Gemass aktuellen Erkenntnissen bedeckte der Tuggenersee im Spatmittelalter eine kleinere Flache als bisher angenommen und bestand wohl zeitweise mehr aus einer Ried oder einer Sumpflandschaft als aus einer zusammenhangenden Wasserflache Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung des Tuggenersees 2 Verlandung des Tuggenersees 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntstehung des Tuggenersees BearbeitenDer Linthgletscher reichte in der Wurmeiszeit vor rund 15 000 Jahren noch bis uber Rapperswil hinaus und hobelte ein vom Seez Linth Flusssystem gespeistes breit auslaufendes bis auf Meereshohe reichendes Talbett aus Mit seinem Ruckzug fullte sich die Talsohle mit Wasser und ein mindestens 80 Kilometer langer fjordartiger See konnte von seiner Endmorane in Zurich bis Sargans oder sogar bis Glarus und Chur gereicht haben nbsp Linthebene mit dem Benkner Buchel Ansicht von Norden vom Bachtel aus gesehen9500 v Chr erreichte das Flussdelta im Talkessel von Niederurnen Weesen den Biberlichopf Um 5000 v Chr entstand so im Osten der Walensee und im Westen der Zurichsee Dieser bestand aus dem heutigen Zurichsee dem mit ihm verbundenen Obersee der noch weit in die Linthebene hineinreichte und zwischen Tuggen und Benken den flachen Tuggenersee bildete Als Inseln existierten damals die heutigen Hugel Buchberg Gasterholz und Benkner Buchel Gemass geologischen Erkenntnissen durfte um 3000 v Chr das neuzeitliche Hohenniveau und Aussehen der Landschaft annahernd erreicht worden sein 1 Durch Geschiebeablagerungen der verschiedenen seitlich in die Ebene fliessenden Gewasser vor allem der Linth verlandete die Linthebene zunehmend Noch vor einigen Jahren wurde vermutet dass die untere Linthebene bis in die fruhere Neuzeit grossflachig von Wasser bedeckt oder weitraumig versumpft war Neuere Erkenntnisse lassen aber den Schluss zu dass bereits vor der Zeitenwende das Gebiet dichter als bisher angenommen besiedelt gewesen sein durfte 2 Um Christi Geburt erstreckte sich der Tuggenersee mit dem heutigen Obersee vermutlich noch bis zum Buchberg Verlandung des Tuggenersees Bearbeiten nbsp Schweizerkarte von Aegidius Tschudi in der linken unteren Bildmitte Norden ist unten der Zurichsee Lacus Tigurinus 1538 nbsp Stich der Linthebene um 1811 nachkoloriert der alte Lauf der LinthIm fruhen 6 Jahrhundert war die Linthebene weitgehend verlandet und nur ein relativ kleiner flacher Tuggenersee bei Grynau noch mit dem Zurichsee verbunden Um das Jahr 1000 erreichte die Linth Grinau 3 im heutigen Benkener Ried und es erfolgte die Trennung in einen separaten Obersee und Tuggenersee wie dieser in fruhen Urkunden Kloster Einsiedeln und Reisebeschreibungen z B St Columban St Meinrad 4 und mundlichen Uberlieferungen genannt wurde Walahfrid Strabo erwahnt um 845 in seiner Vita S Galli Villa Tucinia das Dorf Tuggen liege in capite ipsius laci Tureginensis 5 6 Ungefahr zur gleichen Zeit veranderte die Linth ihren mehr oder weniger direkten Lauf entlang des heutigen Linthkanals und machte in mehreren Laufen einen weiten Bogen durch die sudliche Linthebene und um den kleinen Tuggenersee Noch heute folgt die Kantonsgrenze zwischen Schwyz und St Gallen der historischen Grenze aus dem Mittelalter die weitgehend mit dem Ufer des Tuggenersees ubereinstimmt 3 1120 erscheint der Tuggenersee in einer Schenkungsurkunde von Graf Ulrich von Lenzburg und Arnold von Baden an das Kloster Schanis 5 1322 wird der See ein weiteres Mal als Tugkensee urkundlich erwahnt 5 Auf der sanktgallischen Seite des Tuggenersees ist bereits 1254 inmitten der heutigen Linthebene ein Hof dokumentiert ein Indiz fur festes Land 3 Auf der Karte von Konrad Turst 7 von 1496 ist der Tuggenersee noch deutlich zu erkennen 1535 wird er zum letzten Mal urkundlich erwahnt ist aber auf der Schweizerkarte von Aegidius Tschudi von 1538 respektive 1560 bereits nicht mehr eingezeichnet In seiner Vollstandigen Beschreibung des Schweizerlandes 8 schildert der Laufelfinger Pfarrer Markus Lutz 1827 unubersehliche Sumpfe die gemass aktuellen Erkenntnissen aber auf die Linthkorrektion zuruckzufuhren sind Das Geographische Lexikon der Schweiz von 1911 erwahnt sudlich von Tuggen ein Ried 9 Literatur BearbeitenIvo Auf der Maur Hg Columban von Luxeuil Monchsregeln eos Klosterverlag St Ottilien 2007 ISBN 3 8306 7276 4 2000 ganz farbige Seiten Von den Neandertalern im Drachenloch bis zu den Alamannen im Thurtal Band 1 Kantonaler Lehrmittelverlag St Gallen Weblinks BearbeitenWebsite der Gemeinde Tuggen Geschichte Einzelnachweise Bearbeiten Linth Zeitung 3 Januar 2006 Eine Sumpflandschaft entsteht Conrad Schindler Zum Quartar des Linthgebiets Beitrage zur geologischen Karte der Schweiz Lieferung 169 2004 Swisstopo Wabern BE Terra plana Zeitschrift fur Kultur Geschichte Tourismus und Wirtschaft 3 2005 Sarganserlander Druck AG Mels Denkmalpflege und Archaologie im Kanton St Gallen 1997 2003 S 340 ff a b c Michael Johannes Umbricht Welche Landschaft wollen wir Denkmodelle fur die Landschaft der Zukunft Dissertation ETH Zurich DISS ETH Nr 15324 Zurich 2003 Die Waldstatt Einsiedeln 1983 verfasst im Auftrag des Bezirksrates Einsiedeln von Wernerkarl Kalin 1993 uberarbeitet von Paul Schonbachler ab 2000 laufend uberarbeitet fur den Internetauftritt des Bezirkes Einsiedeln durch Landschreiber Walter Kalin a b c Anzeiger fur Schweizer Geschichte 1889 Tuggenersee Zentralbibliothek Zurich Sig KZ 211 Ferdinand Heinrich Muller Die Deutschen Stamme und ihre Fursten Berlin 1861 Konrad Turst 1455 1503 studierte Medizin in Basel Paris Bern und Pavia Er war auch ein bedeutender Kartograph und erstellte 1495 97 die erste Landkarte der Eidgenossenschaft auf Pergament in Kavalierperspektive Markus Lutz Hrsg Vollstandige Beschreibung des Schweizerlandes oder geographisch statistisches Hand Lexikon uber alle in gesammter Eidsgenossenschaft befindlichen Kantone Bezirke Kreise Amter 4 Bande 2 Ausgabe Aarau 1827 28 Charles Knapp Maurice Borel Victor Attinger Heinrich Brunner Societe neuchateloise de geographie Hrsg Geographisches Lexikon der Schweiz Band 6 Tavetsch Val Zybachsplatte Supplement letzte Ergaenzungen Anhang Verlag Gebruder Attinger Neuenburg 1910 Stichwort Tuggen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tuggenersee amp oldid 186691292