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Bombodrom ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Bombodrom Begriffsklarung aufgefuhrt Der Truppenubungsplatz Wittstock auch Bombodrom war ein Truppenubungsplatz in der Wittstock Ruppiner Heide im Nordwesten des Landes Brandenburg Er wurde von 1952 bis 1993 durch die Gruppe der Sowjetischen Streitkrafte in Deutschland GSSD genutzt und anschliessend an die Bundeswehr ubergeben Seit Beginn der 1990er Jahre entwickelte sich eine politische Auseinandersetzung um Plane der Bundeswehr den Truppenubungsplatz als Luft Boden Schiessplatz zu nutzen Im Jahr 2009 wurden diese Plane verworfen Die Nutzung des Truppenubungsplatzes wurde 2011 durch die Bundeswehr eingestellt Wappen des Truppenubungsplatzes Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Nutzung durch sowjetische Truppen 2 2 Nutzung durch die Bundeswehr und Ausbauplane 2 3 Widerstand gegen Ausbauplane der Bundeswehr 2 4 Nach der militarischen Nutzung 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Karte des ehemaligen Truppenubungsplatzes WittstockDer ehemalige Truppenubungsplatz umfasst eine Flache von 118 99 km 1 im Landkreis Ostprignitz Ruppin auf dem Gebiet der Stadte Wittstock Dosse Rheinsberg und Neuruppin sowie der Gemeinde Temnitzquell Die brandenburgische Landesstrasse 15 Abschnitt Schweinrich Neu Lutterow fuhrt durch den Nordteil des Gelandes Auf dem ehemaligen Truppenubungsplatz befinden sich grosse Magerrasen und Heideflachen mit besonderer Bedeutung fur den Naturschutz 2 Flachen im Nordteil des Gelandes sind als Landschaftsschutzgebiet in den Naturpark Stechlin Ruppiner Land einbezogen Im mittleren und sudlichen Teil des Gelandes sind Flachen als FFH Gebiet Wittstock Ruppiner Heide ausgewiesen Etwa 40 km im sudlichen Teil werden als Nationales Naturerbe von der Heinz Sielmann Stiftung betreut 3 Geschichte BearbeitenNutzung durch sowjetische Truppen Bearbeiten Entstanden ist der Ubungsplatz in der Wittstock Ruppiner Heide ab 1952 mit der schrittweisen Nutzung durch die GSSD die dort zuerst Panzerubungen durchgefuhrt und spater auch vermehrt Bombenabwurfe im Tiefflug trainiert hat Die ursprunglichen Grundbesitzer wurden gezwungen das Land erst zu sehr gunstigen Konditionen an die Sowjetarmee zu verpachten 4 und 1959 zu verkaufen Auf die Nutzung durch die Sowjetarmee geht auch der Name Bombodrom zuruck 1992 stellen die sowjetischen bzw russischen Truppen alle Ubungsfluge ein Die brandenburgische Burgerinitiative Freie Heide wurde gegrundet mit dem Ziel den Ubungsplatz in eine touristische Nutzung zu uberfuhren 5 1993 zogen die Streitkrafte der Russischen Foderation endgultig ab und die deutsche Bundesregierung beschloss die militarische Weiternutzung Nutzung durch die Bundeswehr und Ausbauplane Bearbeiten Die deutsche Luftwaffe plante das Gelande als Ubungsplatz fur Tieffluge und Bombenabwurfe zu verwenden Insgesamt sollten 1700 Flugstunden pro Jahr absolviert werden 6 Begrundet wurde dies mit der Entlastung zweier kleinerer Ubungsplatze bei Nordhorn und Siegenburg Bei Wittstock sollte eine rund 800 Mann starke Garnison entstehen 7 Die Bundeswehr darf den Platz nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 14 Dezember 2000 vor Abschluss eines ordnungsgemassen und rechtsstaatlichen Grundsatzen entsprechenden Planungsverfahrens nicht fur den militarischen Ubungsbetrieb nutzen Am 31 Juli 2007 verwarf das Verwaltungsgericht Potsdam die neue Betriebsgenehmigung des Verteidigungsministeriums und gab damit drei Klagen gegen die Nutzung des Bombodroms durch die Bundeswehr statt Eine Inbetriebnahme des Gelandes fur den militarischen Ubungsbetrieb ist damit weiterhin untersagt Eine Berufung wurde vom Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg angenommen 6 und am 27 Marz 2009 abschlagig entschieden 8 Das Verteidigungsministerium beharrte zunachst auf seinen Planen 9 Am 2 Juli 2009 sprach sich der Bundestag gegen den geplanten Luft Boden Schiessplatz aus Die Abgeordneten folgten damit einem Antrag des Petitionsausschusses Am 9 Juli 2009 gab Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung bekannt dass die Bundesregierung auf den Ausbau des Truppenubungsplatz Wittstock verzichtet und keine Revision gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes einlegen wird 10 Am 21 April 2010 teilte Verteidigungsminister Guttenberg in seiner Rede mit dass fur den Truppenubungsplatz Wittstock kein anderweitiger militarischer Bedarf besteht Die 80 Personen die bei der Bundeswehr in Wittstock beschaftigt sind werden abgezogen Der Luftraum uber dem Truppenubungsplatz wird wieder freigegeben 11 Fur den Ministerprasidenten des Landes Brandenburg Matthias Platzeck die Burgerinitiative Freie Heide und die Anwohnergemeinden die 17 Jahre lang gegen die Nutzung als Truppenubungsplatz gekampft haben ist dies ein grosser Erfolg einer breiten Burgerbewegung gegen den Bombenabwurfplatz Die zuletzt 80 Soldaten die in der Garnison bei Wittstock stationiert waren wurden kontinuierlich abgezogen bevor die am Truppenubungsplatz Wittstock ansassige Kommandantur am 13 Januar 2011 von der Bundeswehr offiziell aufgelost wurde 11 Widerstand gegen Ausbauplane der Bundeswehr Bearbeiten nbsp Mahnsaule Freie Heide von Wolfgang Dicks 2007Der geplante Ausbau des Truppenubungsplatzes fuhrte zu Protesten aus ortlicher Bevolkerung Tourismusbranche und antimilitaristischen Gruppen Der uberwiegende Teil der Bevolkerung in der Region war der Ansicht dass mit dem Bombodrom die Aussicht auf Wirtschaftswachstum durch Tourismus zerstort wurde Entsprechend hatten sich daher sowohl der Kreistag des Landkreises Ostprignitz Ruppin als auch die Landtage von Brandenburg 12 und Mecklenburg Vorpommern sowie das Abgeordnetenhaus von Berlin positioniert Alle relevanten Landesparteien unterstutzten den Widerstand gegen das Bombodrom aber auch Bundespolitiker zum Beispiel die Vizeprasidentinnen des Bundestages Petra Pau Die Linke und Katrin Goring Eckardt Bundnis 90 Die Grunen Ein wesentliches Mittel der Protestbewegung waren Protestmarsche So fand in der Wittstock Ruppiner Heide der grosste Ostermarsch in Deutschland mit mehr als 10 000 Besuchern im Jahr 2009 statt Ein weiterer Schwerpunkt waren juristische Auseinandersetzungen insgesamt wurden 27 Prozesse vor Gericht gewonnen 13 Am 3 Marz 2007 erhielt die Initiative FREIeHEIDe stellvertretend fur alle Initiativen gegen das Bombodrom den Gottinger Friedenspreis Ebenfalls stellvertretend verlieh Ministerprasident Matthias Platzeck am 13 Juni 2008 dem Mitbegrunder und Sprecher der Burgerinitiative Freie Heide Benedikt Schirge den Verdienstorden des Landes Brandenburg Seitens der Bundeswehr wurden zwei Argumente fur die Nutzung des Ubungsplatzes vorgebracht Zum einen die Lastenverteilung zwischen Ost und Westdeutschland zum anderen seien Ubungsmoglichkeiten notwendig um die Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten 14 Winfried Nachtwei MdB B90 Grune Mitglied des Verteidigungsausschusses des Bundestages vertrat in seiner Stellungnahme 15 die Meinung dass der Abwurf von ungelenkten Bomben im Tiefflug wie er auf dem Ubungsplatz trainiert werden sollte weder fur die Landesverteidigung noch fur die Aufgaben im Bereich internationaler Kriseneinsatze notwendig sei Der 2008 erschienene Roman Die Nachhut von Holger Witzel unter dem Pseudonym Hans Waal spielt teilweise auf und an dem ehemaligen Bombodromgelande und nutzt Motive der Demonstrationsbewegung fur die Handlung 16 Nach der militarischen Nutzung Bearbeiten Die langjahrige Nutzung des Truppenubungsplatzes als Schiessplatz fuhrte zu einer extrem hohen Belastung an Altmunition Schatzungen gehen von etwa 1 5 Millionen Granaten Bomben und Blindgangern aus Ausgelost durch Erosion oder Wildtiere explodieren immer wieder noch scharfe Munitionsteile Der Bund erklarte 2011 dass er in den folgenden 15 Jahren 80 Millionen Euro fur die Sicherung des Gelandes bereitstellen will was allerdings nach Schatzung von 2011 nur fur ca 3 des Gelandes reichen durfte 17 Bisher beschrankt sich die Sicherung weitgehend auf Warnschilder und ein Betretungsverbot entlang aller querenden Strassen Stand 2020 sind lediglich rund 250 Hektar auf dem ehemaligen Truppenubungsplatz von Streubomben gemass Ubereinkommen uber Streumunition beraumt worden 18 Insgesamt mussen diesbezuglich rund 1100 Hektar untersucht werden 18 Eine offentliche Nutzung des Gelandes ist bis auf weiteres nicht absehbar Die Heinz Sielmann Stiftung erwagt nach dem Vorbild der Doberitzer Heide auf einem Teil des Gelandes Wisente anzusiedeln Stand 2011 19 Seit Sommer 2016 befindet sich die Kaserne im Abriss An deren Stelle sollen Photovoltaik Freiflachenanlagen entstehen Im Fruhjahr 2017 startete das Forschungsprojekt NaTec KRH das den Einsatz neuester Techniken der Geofernerkundung und automatischer Robotik zur Heidepflege unter den Aspekten des Naturschutzes und der Okosystemforschung untersucht Zu diesem Zweck ist neben der Heinz Sielmann Stiftung das Helmholtz Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum fur mindestens sechs Jahre an der Erarbeitung eines umfangreichen fernerkundungsbasierten Monitoringplans von Arten und Lebensraumen beteiligt Die Kyritz Ruppiner Heide wird dadurch als Modellgebiet zur Entwicklung neuester Verfahren des Biodiversitatsmonitoring langerfristig ausgewiesen 20 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Truppenubungsplatz Wittstock Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landkreis Ostprignitz Ruppin Hrsg Die Kyritz Ruppiner Heide Bericht der Landesregierung zur Realisierung des ihr durch den Landtag bezuglich des Truppenubungsplatzes Wittstock erteilten Auftrages Einzelnachweise Bearbeiten Bundesministerium der Verteidigung Verwaltungsentscheidung des Bundesministeriums der Verteidigung zur kunftigen militarischen Nutzung des Truppenubungsplatzes und Luft Boden Schiessplatzes Wittstock 9 Juli 2003 bundeswehr de PDF 100 kB abgerufen am 31 Dezember 2014 Landschaftssteckbrief 77601 Wittstock Ruppiner Heide Bundesamt fur Naturschutz 1 Marz 2012 archiviert vom Original am 27 September 2007 abgerufen am 31 Dezember 2014 Bombodrom bald Sielmanns Naturlandschaft Kyritz Ruppiner Heide Heinz Sielmann Stiftung 24 Februar 2014 abgerufen am 31 Dezember 2014 Hans Peter Richter The Bombodrom in Brandenburg A military base preparing the new wars Chronologie zum Streit uber das Bombodrom Memento vom 28 September 2008 im Webarchiv archive today auf ndr de a b Jung besteht auf militarischer Nutzung des Bombodroms In Markische Allgemeine 16 Juli 2008 Bundeswehr verzichtet auf Bombodrom Suddeutsche Zeitung 17 Mai 2010 abgerufen am 14 August 2020 Keine Tieffluge uber dem Bombodrom In Suddeutsche Zeitung 31 Juli 2007 Jung halt an den Planen zum Luft Boden Schiessplatz in der Wittstock Ruppiner Heide fest Januar 2008 Regierung verzichtet auf Bombodrom In Die Zeit 9 Juli 2009 a b Peter Rieck Ausserdienststellung der Truppenubungsplatzkommandantur Wittstock Streitkrafteunterstutzungskommando abgerufen am 5 April 2012 Platzeck Kein Bombenabwurfplatz in der Wittstock Ruppiner Heide 31 Marz 2004 Bombodrom Kapitulation begeistert Freund und Feind in Spiegel Online 9 Juli 2009 Antworten der Bundeswehr auf die haufigsten Fragen zur kunftigen Nutzung des Ubungsplatzes Wittstock Stellungnahme Memento vom 30 April 2006 im Internet Archive zur Erganzenden Begrundung des BMVg zur Notwendigkeit der sofortigen Inbetriebnahme des TrUbPl Wittstock durch die Bundeswehr als Luft Boden Schiessplatz vom 6 Dezember 2005 von Winfried Nachtwei Hans Waal Die Nachhut Plottner Leipzig 2008 ISBN 978 3 938442 43 2 Ein explosives Erbe Brandenburg und das Bombodrom Beitrag in der ZDF Sendung Frontal 21 vom 29 November 2011 von Johannes Hupka Enwaldt und Melanie Stanszus Manuskript PDF a b Markisches Medienhaus Kampfmittel Fortschritte bei Bombensuche in Kyritz Ruppiner Heide 31 Marz 2020 abgerufen am 4 Marz 2021 Andreas Vogel Wisente fur das Bombodrom Natur Sielmann Stiftung will die Wittstock Ruppiner Heide nutzen In Markische Allgemeinen Zeitung 19 November 2011 NaTec KRH53 086111111111 12 645 Koordinaten 53 5 10 N 12 38 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Truppenubungsplatz Wittstock amp oldid 235792240