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Begriffslogik oder terministische bzw Termlogik englisch term logic auch traditionelle Logik manchmal klassische Logik genannt klassisch als historischer Begriff im Sinn von Logik der Antike nicht zu verwechseln mit klassischer Logik als Hauptbedeutung ist eine Art oder Sicht von Logik bei der die Begriffe ihre Inhalte und Umfange und ihre insbesondere durch ein Subjekt Pradikat Verhaltnis ausgedruckten Beziehungen zueinander im Mittelpunkt oder am Anfang der Betrachtung stehen Der Ausdruck Begriffslogik charakterisiert insbesondere die bis zum 19 Jahrhundert dominante Tradition der aristotelischen Logik einschliesslich ihrer Weiterentwicklungen etwa durch Avicenna und der Algebraisierung durch George Boole Er markiert sowohl eine Abgrenzung von Logiken wie der stoischen Logik oder der modernen Aussagenlogik welche von der Beziehung von Aussagen zueinander ausgehen als auch auf anderer Ebene eine Abgrenzung von einer durch Gottlob Frege begrundeten Pradikatenlogik welche das Verhaltnis von Begriffen zu ihnen untergeordneten Gegenstanden bzw von Pradikaten Relationen zu durch sie verbundenen Gegenstanden als grundlegend annimmt und mit Hilfe der Quantifizierung uber Gegenstande begriffliche Verhaltnisse auf das Verhaltnis von Begriffen zu Gegenstanden zuruckfuhrt Erweiterungen der klassischen Begriffslogik welche dieser strukturell ahneln aber in der Nachfolge Augustus De Morgans an der Stelle einstelliger Begriffe auch mehrstellige Relationen zulassen werden im Sprachgebrauch teilweise auch Begriffslogiken als logic of relative terms statt logic of absolute terms genannt teilweise von diesen jedoch als Relationenlogiken abgegrenzt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Syllogistik 3 Leibnizsche Begriffslogik 4 Algebraisierung der Logik Booles Begriffslogik 5 Relationen in der Logik Augustus De Morgan und Charles Sanders Peirce 6 Der Ubergang zu den Quantoren Peirce Schroder Tarski 7 Begriffslogik aus moderner Sicht 8 Niedergang der Begriffslogik 9 Moderne Ruckgriffe auf Begriffslogik 10 Siehe auch 11 Literatur 11 1 Sekundarliteratur 11 2 Primarquellen 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenFormal ist ein logisches System genau dann eine Begriffslogik wenn die atomaren Zeichen seien es Konstante oder Variable fur Begriffe stehen In der philosophischen und begriffslogischen Tradition werden in der Regel nur solche Systeme als begriffslogisch bezeichnet bei denen die atomaren Zeichen nur fur Begriffe stehen das heisst bei denen es keine andere Kategorie von Grundzeichen gibt Die Frage was genau ein Begriff ist wird in der Tradition der Begriffslogik zwar intensiv diskutiert erweist sich aber als philosophisch relativ schwer fassbar und wird daher recht unterschiedlich interpretiert siehe Begriff Philosophie Fur das begriffslogische Schliessen selber ist die jeweilige Interpretation des Begriffs Begriff jedoch in der Praxis von untergeordneter Bedeutung Durchgangig akzeptierte Beispiele fur Begriffe sind Mensch oder Saugetier Ob sich Eigennamen zum Beispiel Sokrates oder Aristoteles und Beziehungen Relationen zwischen Dingen z B die zwischen den Stadten Berlin und Paderborn bestehende Beziehung des Grosserseins Berlin ist grosser als Paderborn oder die zwischen den drei Zahlen 10 4 und 6 bestehende Beziehung dass die erste die Summe der beiden letzteren ist ebenfalls als Begriffe verstehen lassen wurde in der Tradition unterschiedlich beantwortet Von grosserer Bedeutung fur die begriffslogische Praxis ist die Unterscheidung zwischen Umfang und Inhalt Extension und Intension eines Begriffs Der Umfang eines Begriffs seine Extension wird im Allgemeinen als die Gesamtheit der Dinge betrachtet die unter den Begriff fallen so ist der Umfang des Begriffs Mensch die Gesamtheit aller Menschen Der Inhalt eines Begriffs seine Intension wird in der Tradition unterschiedlich gefasst Grob kann man sich unter dem Inhalt eines Begriffs die Gesamtheit aller Merkmale oder Eigenschaften vorstellen die diesen Begriff ausmachen im Fall des Begriffs Mensch neben vielen anderen Eigenschaften die Eigenschaften ein Saugetier zu sein vernunftig denken zu konnen und sprachbegabt zu sein Je nach begriffslogischem System stehen die Variablen entweder fur Begriffsumfange oder fur Begriffsinhalte oder sie sind in jeder der beiden Weisen interpretierbar In einer Begriffslogik werden aus den Begriffen Aussagesatze veraltend auch Urteile genannt gebildet die eine Aussage uber das Verhaltnis zweier oder mehrerer Begriffe zueinander treffen Das am haufigsten angesprochene Verhaltnis zweier Begriffe ist das Art Gattungsverhaltnis das heisst die Feststellung dass ein Begriff Art der von einem anderen Begriff ausgedruckten Gattung ist Ein Beispiel fur eine Aussage ein Urteil die das ein Art Gattungsverhaltnis ausdruckt ist Alle Menschen sind Saugetiere Mit dieser Aussage wird ausgedruckt dass Mensch eine Art der Gattung Saugetier ist Die aus den Begriffen gebildeten Urteile werden auch in der Begriffslogik zu Schlussen Argumenten zusammengesetzt Zum Beispiel lasst sich aus den beiden Urteilen Alle Menschen sind Saugetiere und Alle Logiker sind Menschen auf das Urteil Alle Logiker sind Saugetiere schliessen und folgendes Argument bilden Alle Menschen sind Saugetiere Alle Logiker sind MenschenAlso Alle Logiker sind SaugetiereDie gebrauchlichen und auch hier gewahlten Formulierungen Alle Menschen sind Saugetiere Einige Menschen sind keine Logikerinnen usw sind insofern etwas unglucklich als sie leicht als Aussagen uber Individuen verstanden werden konnen zum Beispiel im Sinn von Jedes Individuum das ein Mensch ist ist auch ein Saugetier Als begriffslogische Aussagen sind sie aber gerade das nicht sondern sie drucken das Verhaltnis zweier Begriffe aus Unmissverstandlicher ware es eine eindeutigere Formulierung zu wahlen zum Beispiel Mensch ist Art der Gattung Saugetier oder Saugetier kommt jedem Menschen zu wie das in der Tradition auch oft gehandhabt wurde Wenn im Folgenden dennoch die mehrdeutige Formulierung gewahlt wird so geschieht das im Hinblick auf ihre Gebrauchlichkeit und sprachlich einfachere Lesbarkeit und im Vertrauen darauf dass die Lesenden sie im Zusammenhang dieses Artikels im begriffslogischen Sinn interpretieren In Abgrenzung von der Begriffslogik werden in der modernen Logik nicht Begriffe als Grundelemente betrachtet sondern je nach System Aussagen in der Aussagenlogik Pradikate in der Pradikatenlogik oder Funktionen im Lambda Kalkul In begriffslogischer Tradition werden manchmal alle nicht begriffslogischen Systeme als Urteilslogik bezeichnet inhaltlich ist diese Verallgemeinerung aus moderner Sicht falsch Syllogistik Bearbeiten Hauptartikel Syllogistik Historischer Anfangspunkt der Begriffslogik sind die Arbeiten von Aristoteles der in Gestalt seiner Syllogistik ein im modernen Sinn formales logisches System vorlegte In der Syllogistik werden Argumente in einer starren Form betrachtet die aus genau drei Urteilen zwei Pramissen und einer Konklusion bestehen Pramissen und Konklusion drucken dabei jeweils das Verhaltnis zwischen genau zwei Begriffen aus Aristoteles unterscheidet vier Arten von Urteilen Universal bejahend Alle A sind B A ist eine Art der Gattung B z B Alle Menschen sind Saugetiere Universal verneinend Kein A ist B oder Alle B sind Nicht A dabei ist Nicht A die begriffliche Verneinung von A das heisst derjenige Begriff unter den alles fallt was nicht unter A fallt Partikular bejahend Einige A sind B z B Einige Menschen sind Logiker Partikular verneinend Einige A sind nicht B z B Einige Menschen sind keine Logiker Eigennamen z B Sokrates betrachtet Aristoteles nicht als Begriffe in diesem Sinn Leibnizsche Begriffslogik BearbeitenLeibniz entwickelte bereits im 17 Jahrhundert ein logisches System 1 das in seinen formalen Zugen schon mit dem spateren System Booles siehe nachstes Kapitel Ahnlichkeiten aufweist In diesem Sinn kann Leibnizens Wirken als ein Vorgriff auf die Algebraisierung der Logik betrachtet werden auch wenn seine Arbeiten historisch wahrscheinlich ohne viel Einfluss blieben und erst im 20 Jahrhundert nach vollendeter Entwicklung der formalen Algebra grossere Beachtung fanden und in ihrem vollen Umfang gewurdigt wurden 2 Leibniz entwickelt im Lauf seines Schaffens mehrere formale Systeme und verwendet dabei unterschiedliche Zeichen auf die hier nicht naher eingegangen werden soll Gemeinsam ist allen Stadien der Leibnizschen Entwicklung dass bei Begriffen deren Intension das heisst der Begriffsinhalt im Mittelpunkt der Betrachtung steht Begriffsinhalt ist dabei als die Gesamtheit aller Merkmale definiert die den Begriff ausmachen Der Inhalt des Begriffs Mensch umfasst in diesem Sinn zum Beispiel Merkmale wie vernunftbegabt sprachbegabt oder auch zweibeinig ist aber durch diese drei Merkmale selbstverstandlich nicht vollstandig bestimmt Leibniz sieht bereits den Zusammenhang zwischen intensionaler und extensionaler Interpretation formaler Begriffslogik und ist sich dessen bewusst dass die gultigen Aussagen die seine Systeme uber Begriffsumfange und deren Zusammenhange macht bei geeigneter Interpretation der verwendeten Zeichen zu gultigen Aussagen uber die Begriffsinhalte und deren Zusammenhange werden 3 In einem fruhen System ordnet Leibniz jedem atomaren Begriff beziehungsweise jeder Begriffsvariable eine Primzahl zu zum Beispiel dem Begriff A die Zahl 3 dem Begriff B die Zahl 5 und dem Begriff C die Variable 7 Das Kombinieren von Begriffen entspricht in diesem System formal der numerischen Multiplikation Dem Begriff AB wurde in diesem Beispiel die Zahl 3 5 15 zugeordnet dem Begriff ABC die Zahl 3 5 7 105 Nach dieser Methode ist es moglich rein rechnerisch zu entscheiden ob ein Begriff unter einen anderen Begriff fallt Allgemein fallt ein Begriff S genau dann unter einen Begriff P wenn der Zahlenwert von S ganzzahlig das heisst mit Rest 0 durch den Zahlenwert von P teilbar ist Hierzu zwei Beispiele Alle AB sind B Alle rosa Schweine sind Schweine wenn A fur den Begriff rosa und B fur den Begriff Schwein steht Um die Gultigkeit dieser Aussage zu prufen dividiert man den Zahlenwert von AB nach der obigen Belegung 15 durch den Zahlenwert von B also 3 Das Ergebnis dieser Division ist 5 der Rest ist 0 Da der Rest 0 ist ist die Aussage Alle AB sind B gultig Alle AB sind C Alle rosa Schweine sind Kraftfahrzeuge Dividiert man den Zahlenwert von AB 15 durch den Zahlenwert von C 7 dann erhalt man als Ergebnis die Zahl 2 und Rest 1 Da dieser Divisionsrest von 0 verschieden ist ist die Aussage Alle AB sind C nicht gultig Die Analogie zum Rechnen mit Primzahlen wird schwieriger sobald es um negative verneinende und um partikulare Aussagen geht Um negative Aussagen adaquat behandeln zu konnen muss Leibniz jedem atomaren Begriff eine zweite negative Primzahl zuordnen 4 Auf Grund der damit verbundenen Komplikationen gibt Leibniz dieses erste System fruhzeitig auf Algebraisierung der Logik Booles Begriffslogik BearbeitenIhren technischen Hohepunkt erlebt die traditionelle Logik im Sinn der Begriffslogik mit ihrer Algebraisierung durch George Boole und Augustus De Morgan im 19 Jahrhundert In Booles System stehen die Variablen fur Begriffe jedoch ausdrucklich fur deren Umfang Extension nicht fur ihren Inhalt auch wenn durch geeignete Umdeutung der Verknupfungszeichen eine begriffsinhaltliche Deutung moglich ist Booles System verwendet Grossbuchstaben fur Begriffe das Zeichen 0 Null fur den leeren Begriff unter den nichts fallt und das Zeichen 1 Eins fur den universellen Begriff unter den alles fallt Verknupft werden Begriffszeichen durch blosses Nebeneinanderschreiben oder durch eines der Zeichen Plus und Minus Das Nebeneinanderschreiben z B AB wird interpretiert als Schnittmengenbildung oder mehr der begriffslogischen Denkweise entsprechend als Bildung eines Begriffs unter den nur solche Dinge fallen die sowohl unter A als auch unter B fallen Steht zum Beispiel A fur den Begriff Philosophin und B fur den Begriff Logikerin dann steht AB fur den Begriff Logikerin und Philosophin das heisst fur den Begriff unter den alle Personen fallen die zugleich Logikerinnen und Philosophinnen sind Die Addition A B wird interpretiert als der Begriff der alles umfasst was entweder unter A oder unter B fallt Gibt es Dinge die sowohl unter A als auch unter B fallen dann ist der Ausdruck A B undefiniert das ist der grosse Unterschied zwischen Booles System und spateren begriffslogischen Systemen Steht zum Beispiel A fur den Begriff Mensch und B fur den Begriff Buch dann ist A B der Begriff unter den sowohl Menschen als auch Bucher fallen Steht hingegen A fur den Begriff Logikerin und B fur den Begriff Philosophin dann ist der Ausdruck A B undefiniert weil es sehr wohl Logikerinnen gibt die zudem Philosophinnen sind und umgekehrt Die Subtraktion A B wird interpretiert als Bildung eines Begriffs unter den alle Dinge fallen die unter A aber nicht unter B fallen Steht zum Beispiel A fur den Begriff Mensch und B fur den Begriff Logiker dann steht A B fur den Begriff der Menschen die keine Logiker sind Um die Beziehung zweier Begriffe auszudrucken verwendet Boole unterschiedliche aquivalente Schreibweisen Die Aussage das Urteil Alle A sind B beispielsweise lasst sich in seinem System unter anderem als AB A und als A 1 B 0 ausdrucken Booles begriffslogisches System ist das erste das formal so weit ausgearbeitet ist dass es auch eine aussagenlogische Interpretation zulasst Interpretiert man die Variablen nicht als Begriffe sondern als Aussagen die Multiplikation als die Satzverknupfung das Bindewort und Konjunktion und die Addition als das ausschliessende Oder entweder oder dann werden alle gultigen begriffslogischen Aussagen von Booles System zu gultigen aussagenlogischen Aussagen Diese Beobachtung der strukturellen Aquivalenz inhaltlich vollig unterschiedlicher logischer Systeme Begriffslogik und Aussagenlogik begrundete die Disziplin der formalen Algebra auch abstrakte Algebra genannt Relationen in der Logik Augustus De Morgan und Charles Sanders Peirce BearbeitenDer Mangel bei Booles begriffslogischem System wie auch bei der traditionellen Begriffslogik im Sinn der Syllogistik ist das Fehlen von Moglichkeiten zur Behandlung und Darstellung von Relationen Relationen sind Beziehungen zwischen Individuen oder auch Beziehungen zwischen Begriffen zum Beispiel die Beziehung des Grosserseins wie sie etwa zwischen den beiden Zahlen 5 und 2 besteht 5 ist grosser als 2 Sie sind nicht nur in der Mathematik von grosser Bedeutung sondern beinahe uberall im taglichen und im wissenschaftlichen Schliessen sodass es aus heutiger Sicht fast uberraschend ist dass sie in der langen Tradition der aristotelisch begrundeten Logik nicht naher betrachtet wurden De Morgan kommt das Verdienst zu auf die Bedeutung der Relationen fur das Schliessen im Allgemeinen und fur das mathematische Schliessen im Besonderen hingewiesen zu haben Ihm wird oft moglicherweise nicht zu Recht 5 der klassisch gewordene Einwand gegen die traditionelle Begriffslogik zugeschrieben der in der Formulierung folgenden Arguments besteht Alle Pferde sind Tiere Also sind alle Pferdekopfe Tierkopfe Dieses Argument wiewohl intuitiv klar gultig lasst sich mit den Mitteln der traditionellen Begriffslogik nicht adaquat formulieren Es war Charles Sanders Peirce dem es in seinem 1870 publizierten Artikel Description of a Notation for the Logic of Relatives Resulting from an Amplification of the Conceptions of Boole s Calculus of Logic gelang die Ideen der Booleschen Algebra auf Relationen von ihm nicht nur relatives sondern auch relative terms Relationsbegriffe genannt anzuwenden und auszudehnen Der Ubergang zu den Quantoren Peirce Schroder Tarski BearbeitenPeirce 6 verwendet bereits Quantoren wie sie auch in der Logik von Ernst Schroder auftreten Bei beiden Autoren gilt es aber als unsicher 7 ob sie die Quantoren als blosses Hilfsmittel betrachteten mit dem sich bestimmte komplexe Sachverhalte einfacher ausdrucken lassen oder ob sie die Quantoren als notwendig fur volle Ausdrucksstarke erachteten das heisst ob sie davon ausgingen dass es Sachverhalte gibt die ohne die Verwendung von Quantoren in einem rein algebraischen System nicht ausgedruckt werden konnen Inhaltlich beantwortet diese Frage Alfred Tarski Ihm gelingt es zu zeigen dass zur vollen Ausdrucksstarke Quantoren unerlasslich sind 8 Begriffslogik aus moderner Sicht BearbeitenAus moderner Sicht ist traditionelle Begriffslogik aquivalent zu einem Sonderfall der Pradikatenlogik namlich zur einstelligen monadischen Pradikatenlogik Einstellige Pradikatenlogik beschrankt sich auf die Verwendung einstelliger Pradikate z B ist ein Mensch oder ist eine Logikerin Ubersetzen lasst sich zwischen traditioneller Begriffslogik und einstelliger Pradikatenlogik indem jeder Begriff X durch das einstellige Pradikat ist X ersetzt wird und umgekehrt z B der Begriff Mensch durch das Pradikat ist ein Mensch Von daher ist es aus abstrakt formaler Sicht gleichgultig ob man Begriffslogik oder einstellige Pradikatenlogik betreibt Die einstellige Pradikatenlogik und damit die traditionelle Begriffslogik ist entscheidbar Begriffslogik mit den relationalen Erweiterungen wie sie von De Morgan vorgeschlagen und von Peirce implementiert wurden bedarf zur pradikatenlogischen Darstellung allgemeiner das heisst mehrstelliger Pradikatenlogik Relationen in begriffslogischer Terminologie Relationenbegriffe werden durch zweistellige Pradikate ausgedruckt Zum Beispiel wird die mathematische Grosserrelation in der Pradikatenlogik ausgedruckt durch das zweistellige Pradikat 1 ist grosser als 2 Zusatzlicher Vorteil der Pradikatenlogik ist dass beliebigstellige Relationen naturlich ausgedruckt werden konnen zum Beispiel die dreistellige Relation 1 liegt zwischen 2 und 3 Mit Relationen alleine zum Beispiel mit dem relational erweiterten begriffslogischen System von Peirce lasst sich noch immer nicht der volle Umfang der Pradikatenlogik abdecken dazu bedarf es auch in der Begriffslogik der Verwendung von Quantoren die dort siehe die obigen Anmerkungen uber Peirce tatsachlich fruhzeitig eingefuhrt wurden Niedergang der Begriffslogik BearbeitenBis weit ins 20 Jahrhundert hinein wurden begriffslogische Systeme und moderne logische Systeme wie Aussagenlogik oder Pradikatenlogik parallel verwendet wobei die Haufigkeit und Intensitat der Verwendung von Begriffslogik in gleichem Mass zuruckging wie die Haufigkeit und Intensitat der Verwendung moderner logischer Systeme zunahm Dieser Wechsel wird uberwiegend damit erklart dass die modernen logischen Systeme die Bedurfnisse der vorwiegend mathematischen Anwender besser befriedigten als die klassischen begriffslogischen Systeme wahrend zugleich der Einfluss der Philosophie mit ihrer stark traditionsorientierten Verhaftung in der aristotelischen Begriffslogik immer mehr in den Hintergrund geriet In unverblumter Formulierung Die modernen logischen Formalismen zum Beispiel der Aussagen und Pradikatenlogik wurden von den Verwendern mehrheitlich als einfacher und problemadaquater empfunden als die selbst um Relationen und Quantoren erweiterte und damit abstrakt formal gleichmachtige Begriffslogik in der Ausformung von Peirce Moderne Ruckgriffe auf Begriffslogik BearbeitenTrotz der faktischen anwendungspraktischen volligen Ablosung begriffslogischer Systeme durch moderne logische Systeme gibt es auch abseits rein historisch motivierter Untersuchungen vereinzelte Ruckgriffe auf begriffslogische Uberlegungen und Systeme Solche Ruckgriffe erfolgen selten oder nie innerhalb formaler Logik oder Mathematik sondern uberwiegend im philosophischen Bereich Tatsachlich sind die einzelnen Ruckgriffe auf die Begriffslogik meist auf eine der folgenden Weisen motiviert Gelegentlich wird ein Primat des Begriffs uber andere logische Kategorien wie Funktionen Pradikaten oder Aussagen behauptet oder gefordert im englischen Sprachraum ist fur diesen philosophischen Standpunkt die Bezeichnung terminist philosophy gebrauchlich Unter einer solchen Einstellung ist die Arbeit mit einem System dessen Grundbegriffe eben gerade keine Begriffe sind zumindest unbefriedigend und besteht das Bestreben das Primat des Begriffs auch innerhalb eines logischen Systems zum Ausdruck bringen zu konnen Des Ofteren wird auf die strukturelle Diskrepanz zwischen den Formeln moderner logischer Systeme meist der Pradikatenlogik und ihren naturlichsprachlichen Aquivalenten hingewiesen Es wird argumentiert dass in einigen oder in vielen wichtigen Fallen eine begriffslogische Formel einer naturlichsprachlichen Aussage strukturell ahnlicher ist als zum Beispiel eine Aussage der Pradikatenlogik Oft wird auch rein praktisch damit argumentiert dass moderne formale Logik schwer zu erlernen sei und dass fur das Ausdrucken einfacher Zusammenhange wie sie einem im taglichen Leben unter Umstanden auch im taglichen wissenschaftlichen Leben begegnen ein einfaches begriffslogisches System etwa im Sinn der Syllogistik ausreiche das auch leichter zu erlernen sei Naturlich lasst sich uber beide Annahmen sowohl die grossere Kompliziertheit einstelliger Pradikatenlogik gegenuber der Syllogistik als auch deren Ausreichen furs alltagliche wissenschaftliche Arbeiten diskutieren In die erste Kategorie fallen logische Systeme wie sie zum Beispiel von Bruno Freytag Loringhoff in den 1960er Jahren propagiert wurden Eher in eine der beiden letzteren Kategorien fallen Systeme wie die TFL term functor logic von Fred Sommers ebenfalls in den 1960er Jahren ausgeformt Aus formaler Sicht sind beide Systeme in ihrer vollen Auspragung zur modernen Pradikatenlogik dergestalt aquivalent dass jede Aussage eines dieser Systeme eindeutig in eine pradikatenlogische Aussage ubersetzt werden kann und umgekehrt Die bedeutendste Anwendung der Termlogik in neuerer Zeit ist John Corcorans Formalisierung der aristotelischen Logik durch Naturliche Deduktion im Jahre 1973 9 Vorlaufer ist Jan Lukasiewicz der in seinem Buch 10 die erste termlogische Formalisierung der aristotelischen Logik angab Beide Systeme haben den Vorteil dass sich die gesamte Aristotelische Syllogistik ohne Zusatzannahmen die bei Aristoteles nicht vorhanden sind Existenzannahmen herleiten lasst Im Gegensatz zu Corcoran verwendet Lukasiewicz in seiner Formalisierung der aristotelischen Logik die Aussagenlogik was seitdem haufig kritisiert wurde und durch Corcorans Arbeiten vermieden werden kann Corcorans Theorie wird bei Philosophen und Logikhistorikern geschatzt weil die Beweise durch Naturliches Schliessen die Argumentation des Aristoteles in seiner Analytica priora fast wortlich reproduzieren 11 Hans Hermes hat 1965 eine Termlogik mit Auswahloperator aufgestellt Siehe auch BearbeitenAussagenlogik Pradikatenlogik Syllogistik TermlogikLiteratur BearbeitenSekundarliteratur Bearbeiten William Kneale Martha Kneale The Development of Logic Clarendon Press 1962 ISBN 0 19 824773 7 Jan Lukasiewicz Aristotle s Syllogistic from the Standpoint of Modern Formal Logic 2 Auflage Clarendon Press Oxford 1957 Otto Bird Syllogistic and Its Extensions Prentice Hall Englewood Cliffs 1964 Logic In Encyclopaedia Britannica 15 Auflage Britannica Chicago 1974 2003 ISBN 0 85229 961 3 Band 23 S 225 282 Albrecht Heinekamp Franz Schupp Hrsg Leibniz Logik und Metaphysik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988Primarquellen Bearbeiten Charles Sanders Peirce Description of a Notation for the Logic of Relatives Resulting from an Amplification of the Conceptions of Boole s Calculus of Logic In Memoirs of the American Academy of Sciences 9 1870 S 317 78 Charles Sanders Peirce On the algebra of logic A contribution to the philosophy of notation In The American Journal of Mathematics 7 1885 S 180 202 aus dem Englischen ubertragen abgedruckt in Karel Berka Lothar Kreiser Logik Texte Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik 4 Auflage Akademie Berlin 1986 S 29 51 Alfred Tarski On the Calculus of Relations In Journal of Symbolic Logic 6 S 73 89 George Boole Investigation of The Laws of Thought On Which Are Founded the Mathematical Theories of Logic and Probabilities Dover New York 1958 ISBN 0 486 60028 9 George Boole The mathematical analysis of logic being an essay towards a calculus of deductive reasoning 1847 ISBN 1 85506 583 5 Aus dem Englischen ubertragen kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Tilman Bergt Die mathematische Analyse der Logik Hallescher Verlag 2001 ISBN 3 929887 29 0 gekurzt und aus dem Englischen ubertragen abgedruckt in Karel Berka Lothar Kreiser Logik Texte Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik 4 Auflage Akademie Berlin 1986 S 25 28 Bruno Freytag gen Loringhoff Logik I Das System der reinen Logik und ihr Verhaltnis zur Logistik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 1972 ISBN 3 17 232221 1 Urban Bucher 16 Bruno Freytag gen Loringhoff Neues System der Logik Symbolisch symmetrische Rekonstruktion und operative Anwendung des aristotelischen Ansatzes Meiner Hamburg 1985 ISBN 3 7873 0636 6 Paradeigmata 5 Gottfried Wilhelm Leibniz Generales Inquisitiones de Analysi Notionum et Veritatum 1686 lt dt Allgemeine Untersuchungen uber die Analyse der Begriffe und Wahrheiten herausgegeben ubersetzt und kommentiert von Franz Schupp Meiner Hamburg 1982 Fred Sommers The Calculus of Terms In Mind vol 79 1970 S 1 39 Nachdruck George Englebretsen Hrsg The new syllogistic Peter Lang New York 1987 ISBN 0 8204 0448 9 Fred Sommers Predication in the Logic of Terms In Notre Dame Journal of Formal Logic Volume 31 Number 1 Winter 1990 S 106 126 projecteuclid org Fred Sommers George Englebretsen An invitation to formal reasoning The logic of terms Ashgate Aldershot Burlington Singapore Sydney 2000 ISBN 0 7546 1366 6Weblinks BearbeitenEin guter Text uber Leibnizens logisches System PDF 223 kB Webprasenz eines Vertreters der Freytag schen Sicht George Boole The Calculus of Logic im englischen OriginalEinzelnachweise Bearbeiten Naheres zu Leibnizens logischen Systemen siehe z B Glashoff PDF Logic In Encyclopaedia Britannica 15 Auflage Britannica Chicago 1974 2003 ISBN 0 85229 961 3 Band 23 S 270 William Kneale Martha Kneale The Development of Logic Clarendon Press 1962 ISBN 0 19 824773 7 S 330 William Kneale Martha Kneale The Development of Logic Clarendon Press 1962 ISBN 0 19 824773 7 S 338 Logic In Encyclopaedia Britannica 15 Auflage Britannica Chicago 1974 2003 ISBN 0 85229 961 3 Band 23 S 272 Zu dessen logischen Ideen s Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3 Logic In Encyclopaedia Britannica 15 Auflage Britannica Chicago 1974 2003 ISBN 0 85229 961 3 Band 23 S 273 Logic In Encyclopaedia Britannica 15 Auflage Britannica Chicago 1974 2003 ISBN 0 85229 961 3 Band 23 S 273 J Corcoran Completeness of an Ancient Logic In The Journal of Symbolic Logic Vol 37 Number 4 Dezember 1973 Jan Lukasiewicz Aristotle s syllogistic From the standpoint of modern formal logic Clarendon Press Oxford 1951 George Boger Completion Reduction and Analysis Three Proof theoretic Processes in Aristotle s Prior Analysis In History and Philosophy of Logic 19 1998 S 187 226Normdaten Sachbegriff GND 4359506 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Begriffslogik amp oldid 219847515