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Der Thomaskirchhof ist ein Platz in der westlichen Altstadt von Leipzig In seinem Zentrum steht die Thomaskirche Thomaskirchhof Gesamtansicht 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte und Bebauung 2 1 Nordseite 2 2 Ostseite 2 3 Sudseite 2 4 Westseite 3 Nutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Thomaskirchhof umgibt die Thomaskirche auf drei Seiten Nord Ost und Sud An den Aussenseiten des Platzes liegen Fahrstrassen mit der Adresse Thomaskirchhof Im Westen schliesst der Dittrichring den Platz ab Auf den Thomaskirchhof munden die Klostergasse die Thomasgasse und die Burgstrasse Der Platz hat in Ost West Richtung eine Ausdehnung von etwa 115 Metern und ist an der Westseite etwa 90 Meter breit In der Sudostecke reichen Bauten in das Rechteck des Platzes Der dadurch entstehende kleine intime etwa 23 mal 36 Meter grosse Teil mit dem Neuen Bachdenkmal sudlich der Kirche wird falschlicherweise oft als gesamter Thomaskirchhof angesehen Im Nordteil des Platzes befindet sich die Zufahrt zur Tiefgarage unter der Marktgalerie Geschichte und Bebauung BearbeitenNach der Grundung des Leipziger Chorherrenstifts des Augustinerordens mit der Bestatigung durch den Markgrafen Dietrich von Meissen im Jahre 1212 wurde die bisherige Marktkirche zur Stiftskirche St Thomas und der umgebende Bereich zum Klostergelande Durch die Sakularisation des Chorherrenstifts im Zuge der Reformation fiel das Gelande um die Thomaskirche an den sachsischen Hof von dem es die Stadt Leipzig erwarb und zur Gewinnung von Baugrund die Klostergebaude 1543 niederreissen liess Nordseite Bearbeiten nbsp Kugelpanorama von der Nordost Ecke gesehen 2022 Als Kugelpanorama anzeigenVon diesem Baugelande erwarb der Leipziger Kaufmann Heinrich Scherl 1475 1548 das Eckgrundstuck Thomaskirchhof Klostergasse und errichtete ein vierstockiges Gebaude Von den in Schulden geratenen Nachkommen Scherls kaufte es 1582 der Kurfurst August und vereinte es mit dem bereits 1559 erworbenen Nachbargrundstuck zum kurfurstlichen Amtshaus In dem bis etwa 1900 existierenden Gebaude waren auch die 1764 gegrundete Leipziger Zeichenakademie das kursachsische bzw koniglich sachsische Postamt und andere Einrichtungen untergebracht Nach dem Umzug von Post und Amtshaus an den Augustusplatz erwarb die Reformierte Kirche das Gebaude und baute den im Hofteil gelegenen Betsaal 1841 zur Kirche mit klassizistischem Predigtsaal um Das benachbarte Gebaude das sogenannte Consistorium gehorte auch Mitgliedern der Scherl Familie Es beherbergte kirchliche Verwaltungseinrichtungen bevor es von 1852 bis 1871 die Ratsfreischule bezog Danach war bis zu seinem Abriss die Stadtische Fortbildungsschule fur Madchen untergebracht Die letzten Gebaude in der Reihe bildeten das Kusterhaus und die Superintendentur Letztere reichte bis an die zunachst dort noch geschlossene Stadtmauer Anfang des 19 Jahrhunderts wurde hier aber eine Offnung zur Promenade geschaffen An der Wende zum 20 Jahrhundert wurde die gesamte nordliche Bebauung des Thomaskirchhofs niedergelegt und auf drei grossen Grundstucken Thomaskirchhof 20 22 wurden drei Geschaftshauser errichtet deren Front zur Gewinnung von Verkehrsraum gegenuber der alten Bebauung deutlich eingeruckt war Von 1896 bis 1951 fuhr die Strassenbahn uber den Thomaskirchhof 1 1905 baute der Architekt Peter Dybwad ein neues Geschaftsgebaude an der Ecke Dittrichring fur das Bankhaus Meyer amp Co In dessen ehemaligen Raumen befindet sich heute die Gaststatte Tresor An der Ecke Klostergasse errichtete 1903 04 Franz Ebert sein architektonisch aufwendiges Konfektionshaus Architekten Schmidt amp Johlige aus dem nach Beseitigung einiger Kriegsschaden 1945 ein allgemeines Kaufhaus ab 1949 Konsumkaufhaus Fortschritt und 1984 das Modehaus Topas wurde 1990 erwarb es die Commerzbank und liess es bis 1994 aufwendig als ihre Leipziger Zentrale sanieren siehe Kaufhaus Ebert Der reiche Goldschmuck ist fur ein Geschaftshaus in Mitteldeutschland einmalig Zwischen den beiden Eckgrundstucken errichtete der Architekt A Conrad 1903 ein weiteres Geschaftshaus nbsp Das Amtshaus Ecke Klostergasse um 1890 nbsp Die Bebauung der Nordseite um 1900 nbsp Architekturzeichnung fur das Meyersche Bankhaus nbsp Das Konfektionshaus Ebert am Ostende der Nordseite um 1920 nbsp Die Bebauung der Nordseite 2012Ostseite Bearbeiten Nach der Einmundung der vom Markt kommenden fruher viel schmaleren Thomasgasse folgte an der Ostseite des Platzes eine Reihe von acht Geschaftshausern Eines davon war das an der Petersstrasse stehende Kaufhaus von Gustav Steckner das bis zum Thomaskirchhof reichte Es war 1875 von Otto Jummel entworfen worden und enthielt eine der fruhesten Einkaufspassagen der Stadt die Steckner Passage zwischen Petersstrasse und Thomaskirchhof Auch weiter sudlich gab es bis zu Beginn des 20 Jahrhunderts noch einen Durchgang vom Thomaskirchhof zur Petersstrasse Die ersten sechs Hauser der Reihe wurden im Zweiten Weltkrieg zerstort und nicht wieder aufgebaut An ihrer Stelle befindet sich jetzt die Thomaswiese genannte Grunanlage zwischen Markt und Thomaskirche die den Blick vom Alten Rathaus zur Thomaskirche freigibt Das an die Anlage angrenzende Restaurant Brauerei an der Thomaskirche fuhrt die Adresse Thomaskirchhof 3 5 Nach Suden endete die Ostseite des Thomaskirchhofs in einer kurzen Sackgasse die auch heute noch vorhanden ist Sie wird inoffiziell von jeher Der Sack genannt und enthalt die Grundstucke mit den Nummern 7 bis 11 Hier lag fruher der Wirtschaftshof des Thomasklosters Am hinteren Ende den jetzt ein bis 2005 errichtetes Geschaftshaus bildet befand sich das Restaurant Thomas Kloster Den vorderen rechten Abschluss des Sacks bildet das Cafe Kandler Das Nachbarhaus das Haus der Kirche vom Architekten Peter Dybwad von 1911 zahlt nicht zum Thomaskirchhof sondern zur hier einmundenden Burgstrasse und wurde an der Stelle von drei fruheren zu Thomaskirche gehorigen Predigerhausern errichtet nbsp Die Thomaskirchhofseite der Steckner Passage vor 1885 nbsp Die Gesamtbebauung der Ostseite um 1910 nbsp Der begrunte Teil der Ostseite 2012 nbsp Der Sack das sudliche Ende der Ostseite 1730 nbsp Der Sack 2011Sudseite Bearbeiten nbsp Kugelpanorama der Sudseite 2022 Als Kugelpanorama anzeigenDie Bebauung der Sudseite des Thomaskirchhofs beginnt mit dem Eckhaus Nr 12 in dem sich heute die Gaststatte Bachstub l und das 1999 eroffnete Sachsische Apothekenmuseum mit dem Restaurant Centralapotheke befinden Bis 1996 noch als die Central Apotheke ist das Haus eng mit dem Namen von Willmar Schwabe und der Homoopathie verbunden Schwabe ubernahm 1863 fur zwei Jahre die Verwaltung der im Hause ansassigen Homoopathischen Central Apotheke Taschner amp Co und kaufte das Gebaude das sich noch heute im Besitz der Familie befindet Der 23 jahrige Karl May wohnte 1865 vor seiner Festnahme wegen Betruges fur eine Woche in diesem Hause 2 Nach einer schmalen Lucke folgt das Haus Lindwurm dessen Name bereits 1647 auftauchte und auf eine bis 1886 angebrachte Holztafel mit dem den Drachen totenden Hl Georg Bezug nimmt 3 Es wurde um 1900 neu errichtet und beim letzten Umbau 2011 mit dem Nachbarhaus Nr 14 vereinigt Das Ensemble beherbergt jetzt das Hotel Bach14 und ein Weinrestaurant Das Haus Nr 16 ist das Bosehaus Das 1586 errichtete Haus kaufte 1710 der Gold und Silberwarenkaufmann Georg Heinrich Bose und baute es in barockem Stil grundlegend um Johann Sebastian Bach war haufiger Gast im Hause Bose Heute ist das Haus Bach Gedenkstatte Es beherbergt seit 1985 das 1950 gegrundete Bach Archiv das die Grundlage fur das im Haus ebenfalls beheimatete Bach Museum ist Von 2008 bis 2009 wurde das Gebaude zusammen mit seinem Nachbarhaus Nr 15 saniert und das Bach Museum erweitert und neu gestaltet Dabei wurde der Saal des Hauses in den Zustand von 1711 versetzt Von 1961 bis 2007 war das Bosehaus auch die Spielstatte des Kabaretts Leipziger Pfeffermuhle Das letzte zum Thomaskirchhof gehorende Haus in der Hauserreihe ist das Wohn und Geschaftshaus Nr 17 mit dem Restaurant Johann S das Eckhaus gehort zum Dittrichring nbsp Das Haus Zum Lindwurm 1889 nbsp Der sudliche Thomaskirchhof mit Thomasschule und Thomaspfortchen 1850 nbsp Die Sudseitenbebauung 2012 nbsp Das Apothekenmuseum Ecke Burgstrasse nbsp Das Neue Bach DenkmalWestseite Bearbeiten Die Westseite sudlich der Thomaskirche war der traditionelle Standort der Thomasschule Die vom Kloster seit dem 13 Jahrhundert betriebene Stiftsschule ging 1539 in den Besitz der Stadt uber die sie 1553 durch einen Anbau erweiterte Die Schule bildete die Aussenmauer der Stadt Neben ihr fuhrte das Thomaspfortchen zur Thomasmuhle und spater auf die Promenade 1732 wahrend der Amtszeit Bachs wurde das Gebaude im Barockstil erneuert und aufgestockt Ein weiterer Umbau erfolgte 1829 1877 zog wegen Platzmangel die Schule in ein neues Gebaude in der Schreberstrasse um Der nun leerstehende Bau am Thomaskirchhof wurde 1899 fur die Errichtung einer neuen Superintendentur abgerissen wodurch ein wichtiger authentischer Ort der Bachpflege verlorenging Im Winkel von Thomaskirche und Superintendentur steht seit 1908 das Neue Bachdenkmal anstelle des seit 1883 dort befindlichen Leibnizdenkmals Nutzung BearbeitenWahrend der nordliche Teil des Thomasfriedhofs mit der Tiefgaragenzufahrt nahezu reine Verkehrsflache ist stellt der sudliche Teil mit dem Eingang zur Thomaskirche dem Bachdenkmal dem Bachmuseum und dem Thomasshop einen der wichtigsten touristischen Platze Leipzigs dar Das aussert sich auch nicht zuletzt an der hohen Dichte der gastronomischen Einrichtungen In den Sommermonaten dient der Platz auch fur Freiluftkonzerte Die Grunanlage zwischen Thomaskirchhof und Markt stellt eine beliebte Erholungszone im Zentrum der Stadt dar Der Thomaskirchhof ist in die auf die Musik bezogenen Teile der Leipziger Initiativen zum UNESCO Welterbe eingebunden Literatur BearbeitenDirk Scheidemantel Leipzig Thomaskirchhof Klerus Burger und Beamte Landesamt fur Archaologie Dresden 2012 Archaeonaut Nr 2 ISBN 978 3 943770 02 5 Wolfgang Hocquel Leipzig Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart Leipzig Passage Verlag 2001 ISBN 3 932900 54 5 S 67 73 Gabriel Calvo Lopez Guerrero Sabine Tzschaschel Hrsg ADAC Reisefuhrer Leipzig ADAC Verlag 2011 ISBN 3 899 05471 7 S 33 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Thomaskirchhof Leipzig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bach Museum und Bach Archiv im BosehausEinzelnachweise Bearbeiten Thomasgasse im Leipzig Lexikon Geschichte Centralapotheke Ernst Muller Die Hausernamen von Alt Leipzig Schriften des Vereins fur die Geschichte Leipzigs 15 Band Leipzig 1931 Reprint Ferdinand Hirt 1990 ISBN 3 7470 0001 0Normdaten Geografikum GND 4723356 4 lobid OGND AKS VIAF 241881520 51 33949 12 373201 Koordinaten 51 20 22 N 12 22 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomaskirchhof amp oldid 232693380