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Das Bosehaus ist ein 1710 1711 erbautes Burgerhaus des Barock in Leipzig Es beherbergt das Bach Archiv und das Bach Museum Das Bosehaus mit der Fassade von 1710 und dem vierten Geschoss von 1859 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Baubeschreibung 2 Geschichte 3 Baugeschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Der 1710 errichtete regelmassige barocke Hof des Bosehauses nbsp Der 1710 errichtete Hinterflugel mit dem modern angelegten Garten anstelle des barocken Vorgangers nbsp Der modern angelegte GartenDas Bosehaus befindet sich auf der Sudseite des Thomaskirchhofs mit der Hausnummer 16 Es liegt schrag gegenuber dem Sudeingang der Thomaskirche Das Bosehaus besteht aus vier Gebaudeteilen die einen rechteckigen Innenhof von etwa 10 mal 17 Meter umschliessen Die Aussengrenzen des Grundstucks gegen die Nachbargrundstucke sind unregelmassig was zu schragen Grundrissen in den Seitengebauden fuhrt Nach Suden schliesst sich ein kleiner Garten an Das vierstockige Vorderhaus weist sechs Fensterachsen auf Oberhalb des Rundportals erstreckt sich uber das erste und zweite Geschoss ein Erker mit einem Rundbogenabschluss Drei Dachgauben gehoren zum ausgebauten Dachgeschoss Simse und flache Lisenen gliedern die Fassade Das Erdgeschoss besitzt Kreuzgewolbe das im Eingangsbereich von drei Saulen getragen wird Das Bach Museum nutzt im Wesentlichen das Erdgeschoss und die erste Etage wahrend die ubrigen Stockwerke der Gebaudeteile dem Bach Archiv mit seiner umfangreichen Bibliothek vorbehalten sind In der zweiten Etage des Hintergebaudes befindet sich ein kleiner Konzertsaal von etwa 60 m2 der sogenannte Sommersaal Dieser besitzt als Besonderheit ein ovales mit einem Deckengemalde versehenes Deckenteil das angehoben werden kann wodurch mittels einer frei werdenden Balustrade besondere akustische Effekte erzeugt werden konnen Das Hintergebaude hat am Ubergang zum Garten einen flachen Anbau mit begruntem Dach Geschichte BearbeitenBereits 1529 wird an betreffender Stelle ein Haus des Wolf von Lindenau erwahnt 1 Nach Besitzerwechseln liess Peter Hofmann 1585 anstelle des alten ein neues Haus errichten dessen Vorderhaus als Kernbau des heutigen Bosehauses anzusehen ist Nach weiteren Besitzern kam das Haus zu der Leipziger Kaufmannsfamilie von Ryssel und von dieser per Erbfolge in die Familie Bose Ab April 1710 war Georg Heinrich Bose neuer Eigentumer und plante auch sogleich einen tiefgreifenden Umbau unter der Leitung des Maurermeisters Nikolaus Rempe Im Hinterhaus entstand 1717 der Sommersaal der spater ein Deckengemalde von Adam Friedrich Oeser erhielt 2 nbsp Blick aus dem Bosehaus auf Thomaskirche und schule 17231723 zog Johann Sebastian Bach in die benachbarte Thomasschule und die Familien Bose und Bach wurden befreundet was sich nicht zuletzt an vier Taufpatenschaften von Tochtern der Familie Bose fur Tochter von Bach ausserte Bach war regelmassiger Gast im Hause Bose 1731 starb Georg Heinrich Bose 1744 heiratete der wohlhabende Handels und Ratsherr Johann Zacharias Richter 1689 1751 in dritter Ehe die alteste Bosetochter Christiana Sibylla 1711 1749 und erwarb von der Erbengemeinschaft der neun lebenden Nachkommen des Georg Heinrich Bose der auch seine Frau angehorte das Haus am Thomaskirchhof Richter besass neben seinem barocken Prachtgarten eine grosse Kunstsammlung die er nun in seinem neuen Haus vermutlich im ostlichen Seitengebaude 3 unterbrachte Sein Sohn aus der zweiten Ehe Johann Thomas Richter 1728 1773 ebenfalls Kunstsammler vergrosserte die Sammlung und machte sie 1764 der Offentlichkeit zuganglich zwei Stunden pro Woche Die Sammlung umfasste etwa 400 Gemalde darunter Werke von Rubens Rembrandt und Tizian uber 1000 Handzeichnungen und mehrere Tausend Kupferstiche Im Richterschen Hause traf sich bis 1773 auch die Spitze im kunstlerischen Leben der Stadt die Societat von Gelehrten Schongeistern Kunstlern und Kunstbeforderern 2 Nach Johann Thomas Richters Tod ging die Ausstellung 1763 an seinen Bruder Johann Friedrich Richter 1729 1784 Namhafte Besucher der Ausstellung waren Goethe Wieland Jean Paul Chodowiecki Tischbein und Moses Mendelssohn 4 1810 wurde die Sammlung von den Richterschen Erben versteigert und damit in alle Winde zerstreut Die Richters besassen das Haus noch bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts 1853 erwarb es der Appellationsgerichtsprasident Johann Ludwig Beck und begann nach sechs Jahren 1859 mit einem grossen Umbau Ziel war dabei die Schaffung von moglichst viel gut vermietbarem Wohn und Geschaftsraum Im Vorderhaus wurden zwei Laden mit grossen Schaufenstern eingerichtet und die erste Dachetage erhielt eine gerade Aussenwand wodurch das Gebaude viergeschossig wurde Fur die daruber liegende Etage entstanden die noch jetzt vorhandenen drei Dachgauben Das Hintergebaude erhielt hofseitig einen uber alle Etagen reichenden Anbau zur Aufnahme von Korridoren Vom Barockbau vorhandene Bausymmetrien und die Grosszugigkeit der barocken Hausanlage wurden vollstandig aufgegeben Das Haus unterschied sich kaum noch vom Mietshaustyp der spateren Grunderjahre nbsp Eintrittskarte zum de Wit MuseumAm 7 Marz 1893 eroffnete hier im zweiten Stock in Anwesenheit des sachsischen Konigs Albert der Niederlander Paul de Wit ein privates Musikhistorisches Museum in dem er einen Teil seiner umfangreichen Sammlung historischer Musikinstrumente ausstellte Im Haus befand sich auch die Redaktion der von ihm 1880 gegrundeten und bis 1943 erscheinenden Zeitschrift fur Musikinstrumentenbau Das Museum bestand bis 1905 Dann verkaufte de Wit seine Sammlung an den Kolner Wilhelm Heyer nachdem Verhandlungen mit der Stadt Leipzig gescheitert waren 1926 konnten mit der Heyerschen Sammlung dennoch Teile der de Wit schen Sammlung von den Erben Heyers durch den sachsischen Staat fur die Universitat Leipzig erworben werden Sie bildeten einen wesentlichen Grundstock fur das 1929 eroffnete Museum fur Musikinstrumente der Universitat Leipzig nbsp Gaststatte Oberpollinger im BosehausAuch die Gastronomie zog Ende des 19 Jahrhunderts in das Haus Thomaskirchhof 16 ein Im Hintergebaude etablierten sich zunachst die Ansbacher Bierhallen und spater die Gaststatte mit Kabarett Oberpollinger 1910 erwarb der Direktor der Riebeck Brauerei in Reudnitz Friedrich Wilhelm Reinhardt das ganze Haus und fuhrte das Oberpollinger zu grossem Erfolg 5 Von 1961 bis 2007 spielte das Kabarett Leipziger Pfeffermuhle im Hintergebaude Dem war 1960 1961 eine Erweiterung des Hinterhauserdgeschosses durch Flachbauten an Hof und Gartenseite vorausgegangen Mit dem Abriss der alten Thomasschule 1902 schien ausser den Kirchen in Leipzig kein Platz mit direktem Bezug zu Johann Sebastian Bach mehr zu existieren der authentisch fur ein Bach Museum geeignet gewesen ware 1970 wies der Bachforscher Werner Neumann auf die Bedeutung des Boseschen Hauses fur Bach hin und regte die museale Gestaltung des Hauses an 6 Bereits 1973 wurde im Erdgeschoss des Vorderhauses eine kleine Bach Gedenkstatte eingerichtet In Vorbereitung eines grosseren Museums begann 1982 eine umfassende Rekonstruktion des Gebaudeensembles einerseits mit dem Ziel Museumsraume zu gewinnen und andererseits das Haus weitgehend auf den bauhistorisch wertvollen barocken Zustand zuruckzufuhren Deshalb wurden die Raumzergliederungen von 1859 ruckgefuhrt und die Hofeinbauten am Hintergebaude beseitigt Der Sommersaal der ohne beweglichen Schalldeckel nun Bachsaal hiess wurde wiederhergestellt Das in der Zwischenzeit verlorengegangene Oesersche Deckengemalde wurde durch ein Werk des Leipziger Malers Wolfgang Peuker uber der offenen Galerie ersetzt Es zeigte angeregt von barocker Plafondmalerei eine Allegorie mit Wolkenhimmel Am 21 Marz 1985 zum 300 Geburtstag Bachs konnte das Bach Museum im Bosehaus eroffnet werden Gleichzeitig zog das Bach Archiv das seit seiner Grundung 1950 im Gohliser Schlosschen beheimatet war ins Bosehaus Anlasslich des Bach Jahres 2000 wurde das Museum neu gestaltet 2008 bis 2010 wurde eine weitere bauliche Uberarbeitung des Hauses erforderlich Die Massnahmen konzentrierten sich vor allem auf die Erweiterung des Museums und der Bibliothek sowie auf notwendige Sicherheitsmassnahmen wie Brandschutz und Klimatisierung Durch die Einbeziehung des Nachbarhauses Thomaskirchhof 15 konnte der nutzbare Raum vergrossert werden Das Museum wurde nach modernen museumspadagogischen Aspekten mit interaktiven und multimedialen Ausstellungsteilen eingerichtet Der Barockgarten des Hauses wurde neu gestaltet und ein Museumscafe wurde eroffnet Seit einigen Jahren besteht die Moglichkeit sich im historischen Sommersaal standesamtlich trauen zu lassen Baugeschichte Bearbeiten nbsp Das Kreuzgratgewolbe aus der RenaissanceIn dem heutigen Vordergebaude ist ein dreigeschossiges Haus der Renaissance erhalten das Peter Hofmann 1585 anstelle eines alteren Hauses errichten liess 7 Eine bis heute erhaltene Giebelwand zeigt dass sich der First damals wie heute parallel zur Strassenfassade erstreckte und das Haus nur Dreiviertel der Tiefe des barocken Hauses besessen hat Die Eingangshalle im Erdgeschoss besass ein Kreuzgratgewolbe das noch erhalten ist Es werden sich holzerne Hintergebaude um einen unregelmassigen Hof angeschlossen haben die in den Bauakten des fruhen 18 Jahrhunderts noch genannt werden und von Bose beseitigt wurden Die vertikale Kommunikation durfte wie in vielen anderen Leipziger Hausern ein Wendeltreppenturm vermittelt haben Georg Heinrich Bose liess gleich nach dem Erwerb des Anwesens 1710 die Struktur des Hauses grundlegend verandern Werkmeister war der Leipziger Maurermeister Nikolaus Rempe Es entstanden vier Gebaudeflugel deren drei Geschosse gleiche Hohen und Mansardendacher mit Dachgaupen besassen Die dreigeschossige Strassenfront zeigte in den beiden Obergeschossen vor den Wohnraumen einen zweigeschossigen Erker und ein mittiges Zwerchhaus im Mansardendach Das Vorderhaus wurde von Bose um etwa ein Drittel seiner Tiefe nach hinten verlangert und erhielt ein neues Dach sodass die diesen Flugel in den beiden Obergeschossen teilende Langswand etwa in der Mitte des Baukorpers zu liegen kam Damit folgte Bose einer neuen Entwicklung im sachsischen Burgerhausbau die die ruckwartigen Erschliessungsflachen Vorsale der zur Strasse liegenden Wohnraume Stuben deutlich vergrosserte Modern war auch die neue geradlaufige Treppe an der Schnittstelle von Vorderhaus und Hof Dieser Hof wurde nun mit Absicht wie die Bauakten belegen in einem regelmassigen Viereck angelegt und ersetzte den alteren Leipziger Typus holzerner Galerien auf unregelmassigem Grundriss Der Hof war von Vorderhaus Seitenflugel und einem regelmassig rechteckigen Hintergebaude umgeben Dieses besass im zweiten Obergeschoss einen Saal dessen Fenster auf den Hof und den hinten anschliessenden Garten mit Springbrunnen zeigten Seine heutige Gestalt erhielt das Vorderhaus im Jahre 1859 nach kleineren alteren Umbauten Damals erhielt das untere Geschoss des Mansardendaches eine senkrechte Fassade sodass das Haus von da an vier Vollgeschosse zeigt Weitere Anbauten aus der damaligen Zeit wurden bei der denkmalpflegerischen Instandsetzung 1982 85 zuruckgebaut Literatur BearbeitenArmin Schneiderheinze Hrsg Das Bosehaus am Thomaskirchhof Edition Peters Leipzig 1989 ISBN 3 369 00040 7 Horst Riedel Stadtlexikon Leipzig von A bis Z PRO LEIPZIG Leipzig 2005 ISBN 3 936508 03 8 S 59 60 Kerstin Wiese Anja Fritz Bachs Nachbarn Die Familie Bose Ausstellungskatalog des Bach Museums Leipzig Leipzig 2005 DNB 985253908 Kerstin Wiese Hrsg Burgerstolz und Musenort 300 Jahre Bosehaus Ausstellungskatalog des Bach Museum Leipzig Bach Museums Leipzig Leipzig 2011 DNB 1010246607Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bosehaus Sammlung von Bildern Das Bosehaus auf der Seite des Bach Archivs Bose Bier und Bach Ausstellung zur Geschichte des Bosehauses Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Broschure Bachs Erbe Standesamtliche Trauungen im historischen SommersaalEinzelnachweise Bearbeiten Schneiderheinze S 49 a b Grosses Abschiednehmen im Bosehaus Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Schneiderheinze S 72 Stadtlexikon Leipzig Bose Bier und Bach Ausstellung zur Geschichte des Bosehauses Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Werner Neumann Eine Leipziger Bach Gedenkstatte Uber die Beziehungen der Familien Bach und Bose Bach Jahrbuch 56 Jahrgang 1970 S 19 31 enthalten auch in Schneiderheinze Hrsg Das Bosehaus am Thomaskirchhof S 11 30 Zur Baugeschichte grundlegend Jens Muller Zur Baugeschichte und denkmalpflegerischen Erneuerung des Boseschen Hauses am Thomaskirchhof In Armin Schneiderheinze Hrsg Das Bosehaus am Thomaskirchhof Leipzig 1989 S 31 138 51 33874 12 3723 Koordinaten 51 20 19 5 N 12 22 20 3 O Normdaten Geografikum GND 7839558 6 lobid OGND AKS LCCN n92116722 VIAF 133838854 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bosehaus amp oldid 237742489