www.wikidata.de-de.nina.az
Thomas Tomkins 1572 in St Davids Pembrokeshire 1656 in Martin Hussingtree Worcestershire war ein britischer Komponist Organist und Cembalist Er gilt als der Letzte der englischen Virginalisten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Vokalmusik 2 2 Tasten und Instrumentalmusik 3 Literatur 4 Diskographie 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenThomas Tomkins ist das beruhmteste Mitglied einer namhaften englischen Musikerfamilie Sein Vater Thomas war Chorsanger vicar coral und Organist an der Kathedrale von St Davids und drei seiner jungeren Halbbruder John Giles und Robert waren ebenfalls Musiker Der kleine Thomas wurde vermutlich im Jahre 1578 Chorknabe der St Davids Cathedral Spater erhielt er seine musikalische Ausbildung wahrscheinlich bei William Byrd denn sein Song Too much I once lamented 1622 ist seinem alten hochverehrten Lehrer William Byrd gewidmet Tomkins studierte ausserdem am Magdalen College Oxford wo er 1607 seinen Abschluss machte Ab 1596 wirkte er bis ins hohe Alter als Organist und Chorleiter an der Kathedrale von Worcester Im Jahr darauf heiratete er Alice die neun Jahre altere Witwe seines Vorgangers Nathaniel Patrick 1621 wurde Tomkins Gentleman Ordinary und Organist an der Chapel Royal neben Orlando Gibbons Nach dem plotzlichen und vorzeitigen Tode von Gibbons 1625 musste Tomkins allein fur die Musik zu den Feierlichkeiten anlasslich des Begrabnisses von Jakob I und zur Kronung von Charles I im Februar 1626 sorgen 1628 wurde Tomkins nach dem Tode von Alfonso Ferrabosco d Jungeren zum Composer of the King s Music in ordinary ernannt mit einem jahrlichen Gehalt von 40 Dieses hochste Amt fur einen englischen Musiker wurde ihm aber schon kurze Zeit spater wieder entzogen weil es dem Sohne Ferraboscos versprochen war Tomkins kam seinen Pflichten bei Hofe bis 1639 nach 1642 starb seine erste Frau Alice und der englische Burgerkrieg brach aus Nun begannen schwierige Jahre fur den bereits betagten Komponisten Die Worcester Cathedral wurde entweiht und die Puritaner schlossen alle musikalischen geistlichen Einrichtungen Wahrend der kriegerischen Auseinandersetzungen wurde sogar Tomkins Haus durch eine Kanonenkugel beschadigt und er musste die Zerstorung der kostbaren Domorgel mitansehen die 1612 unter seiner Leitung von Thomas Dallam gebaut worden war Etwa um diese Zeit heiratete er seine zweite Frau Martha die 1653 starb Der uber achtzigjahrige alleinstehende Komponist wurde 1654 von seinem Sohn Nathaniel und dessen Frau Isabella Folliott aufgenommen die etwa 4 Meilen von Worcester entfernt in Martin Hussingtree lebten Dort starb Thomas Tomkins im Jahre 1656 Werk BearbeitenVokalmusik Bearbeiten Thomas Tomkins hinterliess zahlreiche Madrigale sowie Kirchenmusik ausserdem Musik fur Orgel Cembalo Virginal und Consort Er lebte und wirkte im Goldenen Zeitalter Englands in der Kulturblute der Elisabethanischen und Jakobinischen Epoche und erlebt die gesamte Regierungszeit Karls I bis zu dessen Hinrichtung Es war die Epoche William Shakespeares und anderer Dichter Im Bereich der Kirchenmusik komponierte Tomkins full anthems und verse anthems und hinterliess dabei mehr als die meisten anderen seiner Kollegen Sein Sohn Nathaniel veroffentlichte posthum die Sammlung Musica Deo Sacra et Ecclesiae Anglicanae or Music dedicated to the Honor and Service of God and to the Use of Cathedral and other Churches of England William Godbid London 1668 Diese enthalt funf Services funf Psalm tunes Preces zwei Proper Psalms und 94 Anthems Tomkins zahlt auch zu den Hauptmeistern des englischen Madrigals neben William Byrd Thomas Morley John Dowland Thomas Weelkes Orlando Gibbons Schon 1601 erschien ein Madrigal von Tomkins in Morleys Sammlung The Triumphs of Oriana 1622 wurden seine Songs of 3 4 5 and 6 parts veroffentlicht Tasten und Instrumentalmusik Bearbeiten source source A Sad Paven a 5 for These Distracted Tymes MB53 1649 fur Gamben Consort gespielt von Phillip W SernaVon Thomas Tomkins sind 76 Werke fur Tasteninstrumente erhalten Orgel Virginal Cembalo davon 5 im Fitzwilliam Virginal Book Hauptquelle fur seine Tastenmusik ist ein umfangreiches eigenhandiges Manuskript das sich heute in der Bibliotheque du Conservatoire Paris befindet Paris Res 1122 und das auch Musik von Byrd und Bull enthalt 1 sowie zahlreiche Anmerkungen von Tomkins eigener Hand In diesem Manuskript sind einige Stucke datiert zwischen 9 September 1646 und 7 8 September 1654 dabei ist es jedoch moglich dass es sich manchmal nur um das Datum der Eintragung handelt 2 Tomkins schrieb Werke aller zeitgenossischen Genres wie liturgische Musik Cantusfirmus Bearbeitungen In Nomine Veni Redemptor u a ein ausgedehntes Offertory Fantasien 2 Grounds etwa 20 Pavanen und Galliarden einige Liedvariationen u a Barafostus Dream Worster Brawles What if a Day kleine Toys etc Tomkins Ruf als letzter der Virginalisten verdankt er der Tatsache dass die meisten anderen in den 1620er Jahren verstarben Byrd Bull Gibbons Philips selbst sein Kollege Orlando Gibbons 1583 1625 der elf Jahre junger war und Richard Farnaby 1594 1623 22 Jahre junger Tomkins uberlebte sie alle um Jahrzehnte selbst Giles Farnaby der 1640 starb Eine stilistische Einordnung muss dies naturlich mitberucksichtigen Ein harscher Vorwurf des Anachronismus wie z B von Willi Apel 3 erscheint fehl am Platze oder zumindest masslos ubertrieben besonders wenn man eine allgemeine englische Vorliebe fur altmodische Polyphonie auch noch in der Gambenmusik unter Charles I bedenkt Im Gegensatz zu solchen Vorwurfen hat besonders Tomkins weltliche Tastenmusik einen oft spielfreudigen brillanten und leichtfussigen Charakter und eine gewisse naturliche Eleganz Als Tastenkomponist pflegte er einen virtuosen weitausholenden Stil in der Nachfolge von John Bull und zwar besonders von dessen 30 Variationen uber Walsingham die Tomkins selber am Beginn seines grossen Manuskriptes Paris Res 1122 siehe oben kopierte Tomkins Musik ist jedoch in kontrapunktischer Hinsicht etwas lockerer und einfacher gestrickt Bulls Vorliebe fur komplexe kleine Kanonmotive und Imitationen verschwindet bei Tomkins zwar nicht lost sich aber immer mehr in eine barockere Vorliebe fur lange Sequenzbildungen auf z B The Hunting Galliard Dazu kommt manchmal ein reizvolles Spiel mit verschiedenen Dreierrhythmen oder Metren ubereinander wie in den beiden virtuosen Grounds in G und d was er sich vermutlich von Byrd abgeschaut hat Das Thema des Ground in G entspricht ubrigens dem Kopfmotiv von Giles Farnabys Up Tails All Fitzwilliam Virginal Book Nr CCXLII Auch Tomkins Offertory ist eigentlich ein Ground uber ein 7 toniges Motiv mit einer 15 taktigen Vorimitation und 55 Variationen fur moderne Ohren sicherlich etwas zu lang Ahnliches gilt fur die Cantusfirmus Orgelwerke deren Stil noch auf der etwas trockenen Tudor Orgelmusik fusst die schon von John Bull virtuos ausgebaut und angereichert wurde Tomkins Ut Re Mi Fa Sol La existiert in verschiedenen Versionen Die ausfuhrlichste und interessanteste ist diejenige in Paris Res 1122 4 mit mindestens 32 Variationen mindestens deshalb weil Tomkins immer wieder neue Variationen erfand die man nach Belieben einfugen darf 5 6 die einfachste Version dieses Ut Re Mi Fa Sol La besteht nur aus den kontrapunktischen Teilen und ist fur Gamben 7 Insgesamt kann man sagen dass Tomkins eine emotionale gefallige Virtuosenmusik mit protobarocken Tendenzen schrieb es ist etwas schade dass er manchmal vor lauter Spielfreude gar nicht aufhoren konnte Zu seinem Spatwerk gehoren einige sehr schone und tiefsinnige Gedenkmusiken Die Pavana Earl Strafford mit Galliard 8 im Gedenken an Thomas Wentworth 1st Earl of Strafford 1647 und eine Pavana fur William Laud Erzbischof von Canterbury beide wurden 1641 enthauptet Einige Tage nach der Exekution von Charles I 1649 komponierte Tomkins eines seiner bewegendsten und schlichtesten Stucke ohne verzierte Reprisen die Sad Pavan for these distracted times 9 Literatur BearbeitenWilli Apel Tomkins in Geschichte der Klavier und Orgelmusik bis 1700 Kassel Barenreiter 1967 2004 S 309 314 Anthony Boden Thomas Tomkins The Last Elizabethan Ashgate Publishing London 2005 ISBN 0 7546 5118 5 Artikel Thomas Tomkins in The New Grove Dictionary of Music and Musicians ed Stanley Sadie 20 vol London Macmillan Publishers Ltd 1980 ISBN 1 56159 174 2 Thomas Tomkins Keyboard Music Musica Britannica 5 ed by Stephen D Tuttle London Stainer amp Bell 1955 rev 2010 John Irving The Instrumental Music of Thomas Tomkins 1572 1656 Garland Publishing New York 1989 ISBN 0 8240 2011 1 Thomas Tomkins Pieces pour Virginal 1646 1654 Introduction de Francois Lesure Fac simile du ms autographe de la Bibliotheque Nationale Paris Res 1122 Minkoff Geneva 1982 Diskographie BearbeitenThomas Tomkins Above the Starrs Verse Anthems and Consort Music mit Emma Kirkby Catherine King Charles Daniels Donald Craig Richard Wistreich Jonathan Arnold Fretwork erschienen bei harmonia mundi 2003 Eine Gesamtaufnahme der Werke fur Tasteninstrumente von Thomas Tomkins eingespielt von Bernhard Klapprott liegt bei MDG vor Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Thomas Tomkins composer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Noten und Audiodateien von Thomas Tomkins im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Thomas Tomkins Keyboard Music In Stephen Tuttle Hrsg Musica Britannica Vol 5 1955 S 155 160 Beschreibung des Manuskriptes Paris Res 1122 Willi Apel Geschichte der Klavier und Orgelmusik bis 1700 Hrsg S Rampe Barenreiter Kassel et al 2004 S 310 Diese Moglichkeit erwahnt auch Apel in Fussnote 32 Willi Apel Geschichte der Klavier und Orgelmusik bis 1700 Hrsg S Rampe Barenreiter Kassel 2004 S 309 310 Thomas Tomkins Keyboard Music In Stephen Tuttle Hrsg Musica Britannica Vol 5 Nr 35 Stainer and Bell London 1955 S 72 80 oder bis 85 Thomas Tomkins Keyboard Music In Stephen Tuttle Hrsg Musica Britannica Vol 5 Stainer and Bell London 1955 S 179 180 Dies hat vielleicht praktische Grunde Ein Organist kann im Gottesdienst nicht immer vorher wissen wie lange er Zeit hat Stucke wie Tomkins Offertory oder die Grounds mussten oder konnten dann gar nicht immer zu Ende gespielt werden sie konnten einfach vorher beendet werden oder umgekehrt Thomas Tomkins Keyboard Music In Stephen Tuttle Hrsg Musica Britannica Vol 5 Stainer and Bell London 1955 S 179 erhalten in Oxf Mus Sch C 64 69 Thomas Tomkins Keyboard Music In Stephen Tuttle Hrsg Musica Britannica Vol 5 43 und 44 Stainer and Bell London 1955 S 98 103 Pavana Earl Strafford amp Galliard Earl Strafford Thomas Tomkins Keyboard Music In Stephen Tuttle Hrsg Musica Britannica Vol 5 Nr 53 Stainer and Bell London 1955 S 114 Normdaten Person GND 118802496 lobid OGND AKS LCCN n79081351 VIAF 56797777 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tomkins ThomasKURZBESCHREIBUNG britischer KomponistGEBURTSDATUM 1572GEBURTSORT St Davids Wales STERBEDATUM 1656STERBEORT Martin Hussingtree Worcestershire Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Tomkins amp oldid 222234871