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Die Thierssche Stadtbefestigung ist der letzte und grosste Mauerring der als Befestigung der franzosischen Hauptstadt Paris in den Jahren um 1840 1844 auf Betreiben des letzten Konigs Louis Philippe angelegt wurde Ihren Namen verdankt sie dem Politiker Adolphe Thiers der zu Baubeginn Ministerprasident war Stadtplan von 1911 aus der Encyclopaedia Britannica der deutlich den Verlauf des Hauptwalls zeigt Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 1 1 Fortring 1 1 1 Die 16 Forts 1 2 Hauptwall 2 Der Deutsch Franzosische Krieg 3 Erweiterung 1874 1885 3 1 Die neu errichteten Forts 4 Aufgabe nach 1919 5 Heutige Situation 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau BearbeitenIm 17 18 und 19 Jahrhundert verfugte Paris nur uber sporadische Befestigungen da die mittelalterlichen Mauerringe langst veraltet waren und eine Neubefestigung angesichts der militarischen Starke Frankreichs wohl auch als unnotig angesehen wurde Dies anderte sich mit der Revolution und der Niederlage Napoleons als Paris innerhalb weniger Monate gleich zwei Mal den Einzug fremder Heere erlebte Der letzte Bourbonenkonig Louis Philippe verfolgte bereits seit seinem Amtsantritt im Gefolge der Revolution von 1830 den ehrgeizigen Plan einer vollstandigen Neubefestigung seiner Hauptstadt da er der Ansicht war dass der Besitz von Paris den Schlussel zu einer erfolgreichen Verteidigung Frankreichs darstellte Einen ersten Entwurf legte Marschall Soult bereits Anfang 1833 vor Es galt jedoch zunachst einige Widerstande im Parlament zu uberwinden da nicht wenige Parlamentarier uberzeugt waren dass die Befestigung sich tatsachlich eher gegen das eigene Volk als gegen aussere Feinde richte Das Projekt wurde dann schliesslich 1841 begonnen und war nur drei Jahre spater im Wesentlichen vollendet fur den Bau wurden Kredite in Hohe von 140 Millionen Goldfranc aufgenommen Als problematisch erwies sich dass in den Jahren vor und ganz besonders nach der Anlage des Befestigungssystems die Waffentechnik grosse Fortschritte machte Dies betraf in besonders starkem Masse Handwaffen und Artillerie was in der Mitte des 19 Jahrhunderts ein grosses Festungssterben ausloste da altere und kleinere Anlagen den verbesserten Angriffsmethoden nicht gewachsen waren und die Modernisierung oder Neuanlage von zeitgemassen Festungen immer grossere Aufwendungen erforderte Eigentlich war die neue Stadtbefestigung bereits bei ihrer Fertigstellung nicht mehr zeitgemass und bereits etwa 15 Jahre spater machte das massenweise Aufkommen leistungsfahiger gezogener Hinterladergeschutze die meisten Befestigungen im Bastionarsystem praktisch wertlos Fortring Bearbeiten Im Vorfeld um die Stadt wurde als erste Verteidigungslinie ein Ring aus 16 detachierten Forts im Bastionarsystem angelegt die einen Ring von etwa 53 km Lange bildeten und sich gegenseitig mit Artilleriebeschuss decken konnten Dabei klafften in dem Ring an einigen Stellen Lucken hauptsachlich im Westen wo die Seine eine naturliche Verteidigungslinie bildete Die meisten Forts waren rechteckig oder funfeckig angelegt wahrend das Fort Double Couronne ubersetzt doppelte Krone als nach hinten offenes doppeltes Kronwerk unmittelbar nordlich von Saint Denis angelegt war Die 16 Forts Bearbeiten Fort de la Briche fr Fort de la Double Couronne Saint Denis Fort de l Est Saint Denis Fort d Aubervilliers Fort de Romainville Fort de Noisy Fort de Rosny Fort de Nogent Fort Neuf de Vincennes unmittelbar neben Schloss Vincennes Fort de Charenton am Zusammenfluss von Seine und Marne Fort d Ivry Fort de Bicetre Fort de Montrouge Fort de Vanves Fort d Issy Fort de Mont Valerien 1 Hauptwall Bearbeiten Als zweite Verteidigungslinie folgte der eigentliche 10 m hohe Hauptwall enceinte mit 6 m breiter Brustwehr und 3 5 m starker Eskarpemauer sowie vorgelagertem trockenem Graben von 10 bis 40 m Breite der Paris auf einer Lange von 34 5 km umschloss und 95 Bastionen 17 Tore 23 kleinere Eingange barrieres acht Eisenbahndurchgange acht Poternen sowie funf Durchgange fur die Seine und Kanale aufwies Hinter dem Wall liefen zur Verbesserung der Kommunikation entlang der Verteidigungslinie eine Ringstrasse und eine Ringbahn entlang Vor dem Graben lag ein 250 m breites Glacis auf dem keine Gebaude stehen oder errichtet werden durften Zone non aedificandi nbsp Spielende Kinder im Graben vor dem HauptwallDie neue Mauer verlief einige Kilometer vor der damaligen Stadtgrenze doch bereits 1860 wurden das Land nach Paris eingemeindet so dass die Stadtgrenze nun dem Verlauf des Hauptwalls entsprach was im Wesentlichen heute noch der Fall ist Der Hauptwall umschloss ein Gebiet von etwa 80 km und zum Zeitpunkt der Erbauung lagen zwischen dem Stadtkern und der Umwallung noch dunn besiedelte Gebiete und Felder Um die Stadt verteilt lagen ausserdem noch etliche kleinere erganzende Werke wie Batterien Lunetten Ravelins Redouten gedeckte Wege etc nbsp Ansicht des Hauptwalls an der Porte de Versailles um 1913Der Deutsch Franzosische Krieg Bearbeiten Hauptartikel Belagerung von Paris 1870 1871 Mit der raschen Niederlage der kaiserlichen Armeen im Osten Frankreichs und der Entscheidung der neuen republikanischen Regierung zur Fortsetzung des Krieges wurde die Umgebung von Paris bald selbst zum Kriegsschauplatz Nur etwa zweieinhalb Wochen nach der verlorenen Schlacht von Sedan hatten die Deutschen die Einkreisung von Paris vollendet und richteten sich zunachst auf eine Blockade ein um eine Vereinigung im Sudwesten in Aufstellung befindlicher neuer franzosischer Heeresverbande mit der Pariser Garnison zu verhindern Die Thierssche Stadtbefestigung verhinderte zwar zunachst einen direkten Angriff auf Paris und bot den anfangs fast 350 000 Verteidigern einen gewissen Ruckhalt da die Deutschen die Stadt nicht ohne schweres Belagerungsgerat angreifen konnten Ein grosser Teil der deutschen Krafte war fur den Rest des Krieges mit der ermudenden und langwierigen Blockade und Belagerung der Hauptstadt beschaftigt und ausserdem mussten immer wieder Ausfalle der Besatzung abgewiesen werden die den Belagerungsring zu schwachen oder zu sprengen versuchte Umgekehrt waren die Befestigungen ihren Aufgaben nur teilweise gewachsen da sowohl die Werke selbst als auch ihre Bestuckung mittlerweile veraltet waren und der uberlegenen deutschen Belagerungsartillerie wenig entgegenzusetzen hatten Zu Beginn der Belagerung war dies noch nicht so schwerwiegend da die Deutschen zunachst direkte Angriffe auf die Werke vermieden man wollte die Pariser Zivilbevolkerung und die Stadt schonen um neutrale Drittstaaten nicht gegen sich aufzubringen Spater jedoch konnten die Forts im Sudwesten der Stadt Vanves Montrouge Issy ohne grossere Schwierigkeiten mit schwerer Artillerie niedergekampft werden ohne die Belagerer schliesslich an der Bombardierung der Stadt selbst hindern zu konnen die zahlreiche Opfer forderte und schwere Schaden anrichtete Dieser Beschuss trug dann letztlich zur Beschleunigung der Kapitulation am 28 Januar 1871 bei Erweiterung 1874 1885 BearbeitenAufgrund der offenkundigen Mangel der bestehenden Befestigungssysteme entschied sich die franzosische Regierung ab 1874 im Rahmen der zu diesem Zeitpunkt uberall in Frankreich getatigten starken Festungsbautatigkeit zu einer abermaligen Erweiterung des Festungsgurtels und legte einen zweiten ausseren Fortring aus sieben Forts erster Ordnung 16 Forts zweiter Ordnung und uber 50 Batterien und Redouten um die bestehenden Befestigungen die abermals durch eine umlaufende Ringstrasse und Ringbahn miteinander verbunden waren Diese neuen Anlagen erweiterten den Umfang der Befestigungsanlage auf uber 124 km und entsprachen dem gangigen Standard der in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts vielfach errichteten oder erweiterten Festungsringe wie etwa Koln Bukarest Luttich Verdun oder Przemysl Siehe auch Barriere de fer Die neu errichteten Forts Bearbeiten Nordlager um Saint Denis Fort de Cormeilles Fort de Domont Fort de Montlignon Fort de Montmorency Fort de Ecouen Fort de StainsOstlager Ourcqkanal bis rechtes Seineufer Fort de Vaujours Fort de Villeneuve St Georges Fort de Chelles Fort de Villiers Fort de Champigny Fort de SucySudwestlager linkes Seineufer und Versailles Fort de Bois d Arcy Fort de Saint Cyr Batterie de Bouviers Batterie du Ravin de Bouviers Fort du Haut Buc Fort du Trou d Enfer Fort de Villeras Fort de Palaiseau Fort de Verrieres Fort de Chatillon Fort des Hautes Bruyeres 2 Dabei blieben die vorhandenen Anlagen bestehen auch wenn zumindest der Hauptwall kaum noch als Hindernis angesehen wurde so dass auf dem Glacis nichtpermanente Bauten errichtet werden durften was zur Entstehung einer Kette von Elendsvierteln fuhrte Der militarische Wert des zweiten Fortringes wurde mit der Brisanzgranatenkrise um 1890 bald ebenfalls in Frage gestellt da mit dem Aufkommen verbesserter Sprenggranaten altere Werke aus Ziegeln oder Erde Beschuss nicht mehr langere Zeit widerstehen konnten Manche der ausseren Forts wurden daraufhin nachgerustet Aufgabe nach 1919 BearbeitenNach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde der militarisch nun wertlose Hauptwall bis 1929 bis auf geringe Reste abgetragen Eine Initiative zur Anlage eines Grungurtels war nur teilweise erfolgreich stattdessen entstanden im Bereich des Glacis zunachst Sozialwohnungen An Stelle des Hauptwalls verlauft heute der ganz Paris umschliessende Boulevard peripherique Die vollig veralteten Forts des inneren Fortringes blieben fast alle erhalten etliche verblieben in Militarbesitz und wurden als Depots Kasernen oder Schulgebaude genutzt Einige Forts des ausseren Ringes dienten auch nach dem Ersten Weltkrieg noch Verteidigungszwecken Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden einige der Forts erneut militarisch genutzt nach der Niederlage Frankreichs 1940 auch von deutschen Besatzungstruppen Heutige Situation BearbeitenMit Ausnahme des ab 1919 abgerissenen Forts de la Double Couronne in Saint Denis sind alle Forts des inneren Gurtels auch heute noch erhalten Viele werden weiterhin vom Militar genutzt andere dienen als Polizeikasernen oder Behordensitze Aus dem Fort auf dem Mont Valerien wurde eine zentrale Gedenkstatte fur den franzosischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg da das Fort von den Besatzern als Hinrichtungsstatte genutzt wurde Vom Hauptwall sind nur geringe Reste erhalten Bastion n 1 am nordlichen Seineufer an der Rue Robert Etlin Flanke der Bastion n 28 an der Porte de la Villette Bastion n 44 hinter den Ateliers Berthier Rue Andre Suares Bastion n 45 im Jardin Claire Motte Stein der Bastion N 82 im Garten der Fondation Deutsch de la Meurthe Teil der Porte d Arcueil Poterne des Peupliers fr am Boulevard Kellermann nbsp Poterne des peupliers erhaltener Uberrest der StadtbefestigungWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Thierssche Stadtbefestigung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadtmauern von Paris franzosisch mit Plan Les fortifications de Paris du XIXe a nos jours franzosisch Guy Le Halle La saga des fortifications a Saint Ouen franzosisch Malakoff Infos La zone et les fortifs une page de notre histoire franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Paris Zeno org Meyers Grosses Konversations Lexikon S 147665 vgl Meyer Bd 15 S 437 Paris Zeno org Meyers Grosses Konversations Lexikon S 147665 vgl Meyer Bd 15 S 439 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thierssche Stadtbefestigung amp oldid 237634217