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Theophilos ist im Neuen Testament der Bibel der Adressat des Lukasevangeliums Lk 1 3 4 EU und der Apostelgeschichte Apg 1 1 EU Theophilos ist ein nicht spezifisch christlicher seit dem 3 Jahrhundert v Chr belegter hellenistischer Eigenname mit der Bedeutung Gottesfreund oder Gottlieb 1 Im Lukasevangelium wird der Adressat des Buches mit erlauchter Theophilos kratiste 8eofile angeredet eine Anrede die schriftlich und mundlich fur romische Senatoren Ritter und Prokuratoren verwendet wurde z B fur Felix in Apg 23 26 EU und fur Festus in Apg 26 25 EU Demnach hatte man sich Theophilos als vornehmen Mann vorzustellen 2 Aus dem Umstand dass er nur im Lukasevangelium so angeredet wird wahrend in der Apostelgeschichte schlicht o Theophilos ὦ 8eofile steht schliessen manche Autoren dass sich Theophilos zwischen der Abfassung des Evangeliums und der Apostelgeschichte bekehrt habe Man kann das Fehlen des Ehrenpradikats in der Apostelgeschichte aber auch darauf zuruckfuhren dass es unublich war Ehrenpradikate in Fallen wie diesen zu wiederholen 3 Theophilos wird im Neuen Testament nur im lukanischen Doppelwerk erwahnt In den Recognitionen einem zu den Pseudo Klementinen gerechneten antiken christlichen Roman wird behauptet dass in Antiochia ein Theophilos der angesehener war als die machtigsten Manner der Stadt Petrus seinen Portikus als Predigtlokal zur Verfugung gestellt habe 4 Die an den Namen anknupfende Annahme Theophilos konnte ein sogenannter Gottesfurchtiger gewesen sein das heisst ein am Judentum interessierter und einer Synagoge verbundener nichtjudischer Grieche der mit dem Christentum sympathisierte und vertraut gemacht werden sollte lasst sich nicht weiter konkretisieren zumal der Schlusssatz des Proomiums Lk 1 4 eher vermuten lasst dass er zu den bereits Unterrichteten zu zahlen ware die das Christentum schon langer angenommen hatten Hans Klein halt es fur denkbar dass der Adressat der Widmung neben der Hilfe als Multiplikator bei der Weiterverbreitung der Schrift auch als Unterstutzer an der Abfassung des Evangeliums beteiligt war indem er den Schreiber beispielsweise in seinem Haus einquartiert verpflegt oder mit Schreibutensilien versorgt haben konnte 1 Bezuglich einer moglichen Herkunft von Theophilos fuhrt Fritz Rienecker auf dass Lukas bei seinem Leser Unteritalien bis Rom und Sizilien anscheinend als bekannt voraussetzt ebenso eine Reise von Antiochia nach Zypern und durch Kleinasien bis zur Troas woraus man schliessen konnte dass diese Orte Theophilos bekannt waren Andererseits beschreibt Lukas sehr detailliert Sitten und Ortlichkeiten von Judaa Kreta Makedonien und Athen die Theophilos anscheinend nicht kannte 5 Bereits Origenes und andere spatantike Kirchenschriftsteller vertraten die Ansicht Theophilos sei ein fiktiver Adressat und keine wirkliche historische Person der sprechende Name meine einfach einen Gott liebenden Menschen und spreche jeden Christen als Leser des Doppelwerks an Da antike Bucher durchaus lebenden Menschen gewidmet sein konnten und der Name kein offensichtlich erfundener Fantasiename ist wird dieser Vermutung auch noch in der heutigen Forschung oft widersprochen 1 Innovative Hypothesen zur Entstehung des neutestamentlichen Kanons etwa die stark diskutierten Theorien von Matthias Klinghardt halten die Frage ob Theophilos vielleicht eine reale Person sei hingegen fur obsolet Klinghardt sieht in der Namensgebung eine bewusste Leserorientierung durch den Endredaktor der im 2 Jahrhundert entstandenen Schriftensammlung zu der das lukanische Doppelwerk aus Lukasevangelium und Apostelgeschichte von Anfang an gehorte 6 Vermittelnde Positionen sehen in Theophilos den Reprasentanten eines weiteren Leserkreises moglicherweise einen Gemeindeleiter oder Gonner dessen Name auch dann wenn entsprechend den hellenistischen Buchwidmungsgepflogenheiten tatsachlich eine konkrete historische Personlichkeit angesprochen war auf literarischer Ebene und erzahlerisch durchaus beabsichtigt als idealer Leser verstanden werden kann und vielleicht ein Pseudonym ist Einzelnachweise Bearbeiten a b c Hans Klein Theophilus In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 20 September 2018 Schurmann Das Lukasevangelium Erster Teil 1 1 9 50 Freiburg u a Sonderausgabe 2001 des Nachdrucks 1981 der Auflage von 1969 zu Lukas 1 3 S 13 Anm 83 Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament Schurmann Das Lukasevangelium Erster Teil 1 1 9 50 Freiburg u a Sonderausgabe 2001 des Nachdrucks 1981 der Auflage von 1969 zu Lukas 1 3 S 13 f in Verbindung mit ebd Anm 87 Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament Rec X 71 2 f online vgl Hans Klein Theophilus In WiBiLex Stuttgart 2011 Fritz Rienecker Das Evangelium des Lukas Wuppertaler Studienbibel Band 3 Taschenbuch Sonderausgabe Wuppertal 1994 S 2 Ersterscheinungsjahr 1962 Matthias Klinghardt Das alteste Evangelium und die Entstehung der kanonischen Evangelien Band I Untersuchung Francke Verlag Tubingen 2015 ISBN 978 3 7720 8549 9 S 154 Literatur BearbeitenAlexander Bauer Theophilus Theophilos In Josef Hainz Martin Schmidl Josef Sunckel Hrsg Personenlexikon zum Neuen Testament Patmos Dusseldorf 2004 ISBN 3 491 70378 6 S 301 303 Christoph Heil mit Thomas Klampfl Theophilos Lk 1 3 Apg 1 1 In Christoph Gregor Muller Hrsg Licht zur Erleuchtung der Heiden und Herrlichkeit fur dein Volk Israel Studien zum lukanischen Doppelwerk Bonner Biblische Beitrage Band 151 Philo Hamburg 2005 S 7 28 PersonendatenNAME TheophilosALTERNATIVNAMEN TheophilusKURZBESCHREIBUNG Adressat des Lukasevangeliums und der ApostelgeschichteGEBURTSDATUM 1 Jahrhundert v Chr oder 1 JahrhundertSTERBEDATUM 1 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theophilos Lukas amp oldid 216796242