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Theodor Falkeisen 11 September 1631 in Basel 7 Dezember 1671 ebenda war ein Schweizer Buchhandler und Verleger Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Familie 1631 1660 2 Das Bibelwerk und der erste Prozess 1659 1661 3 Im Exil 1661 1671 4 Der Hochverratsprozess 1671 5 Literatur 6 EinzelnachweiseJugend und Familie 1631 1660 BearbeitenFalkeisens Vorfahre der Hufschmied Hans Valckysen kam aus Kreuznach und erwarb um die Wende des Mittelalters das baslerische Burgerrecht Falkeisen wuchs als jungstes von sechs Kindern in Basel auf Sein Vater war der Ratsherr Theodor 1594 1654 Dieser gehorte zu den Basler Standespersonen Seine Mutter war Ursula geborene Ryff die Tochter des Professors und Arztes Peter Ryff 1552 1629 1 Falkeisen erlernte den Buchhandel in der Offizin des Druckers und Verlegers Konig der sich namentlich durch die Herausgabe der lexikographischen Arbeiten der beruhmten Buxtorfe einen Namen machte Anschliessend fuhrten ihn seine Wanderjahre nach Holland wo er durch Vermittlung Konigs in der Druckerei Elsevier als Handlungsbedienter eine Anstellung fand Als Buchhandler hielt sich Falkeisen fur langere Zeit in Paris auf und lernte auf seinen Reisen auch England und Italien kennen Falkeisen kehrte 1656 nach Basel zuruck und heiratete im selben Jahr Katharina geborene Schnell die einzige Tochter des Lohgerbers und Ratsherrn Augustin Schnell 1609 1689 Zusammen hatten sie vier Kinder Sie lebten im Haus Schwanau an der Freienstrasse in dem sich auch Falkeisens Buchhandlung befand Hier verkaufte er durch Elsevier in Kommission gegebene Klassiker 1660 verlegte Falkeisen sein Geschaft in das Haus Taube am Marktplatz wo Sebastian Henricpetri vormals sein Geschaft betrieben hatte Das Bibelwerk und der erste Prozess 1659 1661 BearbeitenFalkeisen plante eine Neuausgabe der sogenannten Tossanischen Bibel die 1617 erstmals in Heidelberg bei Jakob Lancellot mit kurpfalzischem Privileg erschienen war Auf den Rat seines Schwagers Caspar Mangoldt 1595 1671 der ein Anhanger von Kaspar Schwenckfelds Lehre und Sohn des Burgermeisters der Reichsstadt Kaufbeuren war erwarb sich Falkeisen vom Kurfursten Karl I Ludwig das Privileg wonach auf die Dauer von dreissig Jahren niemand ohne Vorwissen und Bewilligung Falkeisens das Bibelwerk nachdrucken oder verkaufen durfte 2 Doch schon zu Beginn erwuchs gegen dieses Vorhaben Widerstand aus den Kreisen seiner baslerischen Fachgenossen allen voran durch den Buchhandler Ludwig Konig 1633 1685 Dieser war der Schwiegersohn von Johann Rudolf Wettstein der auch gegen Falkeisens Vorhaben war Die Drucker Georg Decker und Jakob Werenfels bestritten sogar Falkeisens Meisterrechte was er jedoch mit Dokumenten widerlegen konnte In der Folge kam es zu weiteren Verzogerungen und finanziellen Engpassen woraufhin Falkeisen mit seinem Schwager Carl Mangoldt am 1 August 1660 einen geheim gehaltenen Vertrag abschloss aus dem hervorging dass der Erlos aus den geplanten 2000 Bibelexemplaren in erster Linie fur die Ruckzahlung des von Mangoldt beigesteuerten Kapitals bestimmt sei der Reingewinn aber zu zwei Dritteln Falkeisen und zu einem Drittel seinem Schwager zufalle ein allfalliger Schaden sollte von beiden Teilen getragen werden Zur Sicherstellung Mangoldts verschrieben Falkeisen und seine Frau die gesamte Geschaftseinrichtung ihre gegenwartige Habe und ihr zukunftiges Erbe als Unterpfand Nur ein Jahr spater plante Falkeisen im Auftrag des zurcherischen Landvogts Burkli in Eglisau den Druck und die Herausgabe des kaiserlich privilegierten Corpus iuris civilis Fur dieses Vorhaben mietete Falkeisen in Basel grossere Raumlichkeiten und sturzte sich in weitere Unkosten Durch weitere Intrigen von Seiten Konigs und anderen Neidern wurde Falkeisen in immer grossere Schwierigkeiten verstrickt Die Folge war dass sich seine Frau sein Schwiegervater wie auch sein Schwager Mangoldt und Falkeisens Verwandte von ihm distanzierten Sie veranlassten dass Falkeisen wegen seines angeblichen ausschweifenden Lebenswandels zur Zuchtigung in Haft gesetzt wurde Wahrend der funftagigen Haft durchsuchten seine Schwester und sein Schwiegervater die Papiere von Falkeisen Das dort gefundene kurfurstliche Bibelprivilegium ubergaben sie der Basler Obrigkeit In der Folge geriet Falkeisen auch bei Elsevier in Misskredit Diese forderte vom Basler Rat die Sequestrierung der in Kommission gegebenen Bucher welchem Gesuch auch entsprochen wurde Nach seiner Freilassung reiste Falkeisen nach Frankfurt um dort das benotigte Lettermaterial fur sein Corpus iuris civilis zu kaufen Seine Abwesenheit wurde wiederum von seinen Angehorigen Verwandten und weiteren Gegnern dazu benutzt ihn durch weitere Verleumdungen zu diskreditieren So wurde er auf das Begehren seiner Verwandten kurz nach seiner Ankunft in Basel verhaftet und ab Mitte August 1661 im Spalentor wegen angeblicher Unzurechnungsfahigkeit und Verschwendung gefangen gehalten Die Basler Obrigkeit verklagte Falkeisen spater wegen offentlichen Argernisses und angeblichen Zollbetrugs Aus Angst im Gefangnis zu sterben unterschrieb Falkeisen nach funfmonatiger Haft im November 1661 eine durch den Notar Jeremias Fasch 1698 diktierte Bittschrift in der er alle ihm zur Last gelegten geschaftlichen Verfehlungen zugab und den Rat um seine Verbannung nach Holland bat Falkeisen schwor in der Urfehde fur die nachsten sechs Jahre in Holland zu bleiben was der Rat trotz seiner angeblichen Unzurechnungsfahigkeit akzeptierte 3 Im Exil 1661 1671 BearbeitenDurch Ratsbeschluss wurde es Falkeisen untersagt auf seiner Ausreise nach Holland in Heidelberg haltzumachen was ihn jedoch nicht davon abhielt bei seinem Freund dem kurfurstlich pfalzischen Stallmeister Emanuel Froben 1604 Vater von Emanuel Froben und aus der schweizerischen Verleger und Beamtenfamilie Frobenius stammend in den ersten Wochen in Heidelberg Unterschlupf zu finden Falkeisen setzte sich 1659 fur Emanuel Froben ein der in Basel eine akademische Reitbahn einrichten wollte Das Projekt scheiterte jedoch wegen des hartnackigen Widerstandes des Basler Burgermeisters Johann Rudolf Wettstein Durch Froben kam Falkeisen in den Kontakt zu dem Juristen kurpfalzischen Kanzler und Geheimrat Johann Ludwig Mieg 1609 1671 Dieser bewog Falkeisen zum Bleiben und fuhrte ihn am Hofe von Karl I Ludwig ein Der Kurfurst nahm Falkeisen in seine Dienste und ubertrug ihm das Amt eines Rechenrates Er setzte sich auch fur ihn ein indem er Falkeisens ausfuhrliche Verteidigungsschrift dem Basler Rat ubermittelte Im Fruhjahr 1664 schickte Falkeisen mit der Unterstutzung des Kurfursten den kaiserlichen Notar Johann Wendel Nagel von Heidelberg mit Vollmachten ausgerustet zur Vertretung seiner Anspruche nach Basel Falkeisens Hauptforderungen nach Aufhebung der Urfehde Anerkennung seines Bibelprivilegs und einer Verurteilung seines Schwagers Mangoldt zu 30 000 Reichstalern wegen Kreditschadigung wurden jedoch abgewiesen Was den Druck der Tossanibibel durch Mangoldt anging hatte der Basler Rat nicht vor dessen Vorhaben trotz fehlendem Einverstandnis des Kurfursten die Bibel zu drucken zu verbieten Diese erschien im Fruhling 1665 Falkeisen konnte den Frankfurter Buchdrucker Balthasar Christof Wust 4 den Alteren fur eine Ausgabe seiner Tossanibibel gewinnen die der Graf von Donnersmarck vorfinanzierte Wust liess sich von Friedrich Casimir von Hanau die Genehmigung dieses Neudrucks erteilen und schickte seine Gesellen Pressen und Schriften zur Durchfuhrung der Arbeit nach Hanau Mangoldt konnte jedoch den Neudruck verhindern indem er mit Hilfe vieler Golddukaten den Reichsfiskal Philipp Werner von Emmerich in Speier und den Grafen von Hanau fur sein Anliegen gewann und diese Wust und Falkeisen den Bibel Neudruck untersagten Falkeisen versuchte in den folgenden Jahren mehrmals vergeblich fur seine schon geleisteten Ausgaben von Mangoldt Entschadigungszahlungen zu erstreiten Im Sommer 1669 erfuhr Falkeisen von Karl IV Unterstutzung indem er seinen Oberst Jormann mit einer Bittschrift an den Basler Rat sandte Diese sollten die vorangegangenen Urteile betreffend Falkeisen und Mangoldt nochmals einer Revision unterziehen Doch auch dieser Versuch scheiterte Schliesslich ernannte der Graf Colbert der franzosische Resident in Ensisheim Falkeisen zum Offizier der Reiterei und offerierte ihm eine Freikompagnie um die Herrenzuge und alles was man von Baslern auf franzosischem Boden antreffe unter dem Vorwand der Pest aufzufangen oder niederzuschiessen Unter den Offizieren mit denen Falkeisen Umgang pflegte befand sich auch der Basler Oberstleutnant Samuel Henzgi 1630 1679 genannt La Roche Dieser liess Falkeisen im Glauben dass er sich fur ihn in Basel eingesetzt habe und er gefahrlos nach Basel zuruckkehren konne was er am 3 Oktober 1671 auch tat und in Gefangenschaft gesetzt wurde Der Herzog Mazarin der franzosische Kommandant im Elsass sendete durch einen Expressreiter ein Schreiben an den Basler Burgermeister Falkeisen dem Konig von Frankreich auszuliefern was jedoch abgelehnt wurde Der Hochverratsprozess 1671 BearbeitenFalkeisen wurde Bruch der Urfehde Antastung der Exemtion und Verleumdung und Umtriebe bei fremden Hofen angelastet Da Falkeisen nicht einsichtig war und wiederholt darauf bestand dass er das Opfer seiner Widersacher sei wurde er in den Spalenturm gebracht Dort wurde er gefoltert was zur Folge hatte dass er gestand was man von ihm horen wollte Auf Grund dieser in sechs mehrstundigen Verhoren zusammengetragenen Gestandnisse erhielten die Juristen den Auftrag ihr behordliches Bedenken einzugeben das am 29 November im Rat zur Verlesung kam Nachdem die Rechtsgelehrten und die geistliche Obrigkeit die Todesstrafe fur Falkeisen verlangt sowie ein schriftliches Gnadengesuch der nachsten Anverwandten wie auch die Furbitte von Falkeisens Frau keine Wirkung gezeigt hatten gab es fur Falkeisen keine Rettung mehr Das Urteil Tod durch das Schwert wurde vom Rat am 6 Dezember gefallt und am nachsten Tag morgens um funf Uhr vom Scharfrichter Meister Jakob in aller Stille vollzogen Falkeisens Leichnam wurde bei St Elisabethen begraben Auch zur Abschreckung seiner Befurworter wurden seine Schriften offentlich auf dem Marktplatz verbrannt Der Jurist Politiker und Anfuhrer der Burgerrechtsbewegung Jacob Henricpetri 1644 1695 feierte in seinem Traktat Basel Babel Falkeisens Andenken als das eines baslerischen Erzmartyrers Daraufhin wurde Henricpetri von der Basler Obrigkeit fur vogelfrei erklart sein Bild am Galgen aufgehangt und sein Traktat offentlich verbrannt 5 Literatur BearbeitenPaul Koelner Der Falkeisensche Handel 1660 1671 In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 23 1925 S 30 93 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Karin Marti Weissenbach Peter Ryff In Historisches Lexikon der Schweiz 24 November 2010 abgerufen am 16 Mai 2020 Paul Kolner Falkeisens Bibelprivileg In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 23 1925 S 93 94 abgerufen am 16 Mai 2020 Paul Kolner Falkeisens geschworene Urfehde In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 23 1925 S 94 96 abgerufen am 16 Mai 2020 Balthasar Christoph Wust der Altere Gemeinsamer Bibliotheksverbund GBV abgerufen am 16 Mai 2020 Thomas Schibler Jacob Henricpetri In Historisches Lexikon der Schweiz 27 November 2009 abgerufen am 6 Dezember 2021 Normdaten Person GND 1037514408 lobid OGND AKS LCCN no00013225 VIAF 58617691 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Falkeisen Theodor KURZBESCHREIBUNG Schweizer Buchhandler und Verleger GEBURTSDATUM 11 September 1631 GEBURTSORT Basel STERBEDATUM 6 Dezember 1671 STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theodor Falkeisen Verleger amp oldid 242701770