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Theobald Hock auch Hoeck oder Hoeckh 23 August 1573 in Limbach nach 1624 war ein politischer Agent und deutscher Lyriker Unterschrift Theobald Hocks Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ausgaben 3 1 Anthologien 4 Literatur Auswahl 5 WeblinksLeben BearbeitenHock besuchte von 1586 bis 1589 die nach Sturmschen Grundsatzen eingerichtete Schola illustris des inzwischen reformierten Klosters Hornbach Die gediegene humanistische Ausbildung wurde ihm durch ein Stipendium seines Landesherrn Johann I von der Pfalz Zweibrucken ermoglicht 1589 befreite ihn sein Landesherr von den mit dem Stipendium verbundenen Pflichten Die Jahre zwischen 1589 und 1600 liegen im Dunkeln Seit 1594 war Hocks Vetter Hans Hock in der kaiserlichen Kanzlei Rudolfs II in Prag tatig Sein Weg konnte Theobald Hock der dem Heer Christians von Anhalt zugewiesen worden war uber Amberg wo Christian von Anhalt als Statthalter des Kurfursten von der Pfalz seinen Sitz nahm in das Umfeld des Prager Kaiserhofes gefuhrt haben Am 23 April 1600 trat Theobald Hock als Sekretar in den Dienst Peter Woks von Rosenberg an dessen Hof zu Krumau ab 1602 in Wittingau Dort war er zunachst mit der Erganzung der Schlossbibliothek und der Dokumentation von Schriften befasst und stieg bald zum Verantwortlichen fur die deutschsprachige politische Korrespondenz Peter Woks auf Er wurde zu einer Schlusselfigur in der Verbindung der bohmisch osterreichischen Standeopposition mit den antihabsburgischen Operationen der pfalzischen Politik unter Fuhrung Christians von Anhalt 1602 hat Peter Wok seinen Sekretar und dessen in Heidelberg Medizin studierenden Bruder Anastasius vom Kaiser in den Adelsstand erheben lassen Beide sind von da an Reichsadlige von Zweibrucken Zum Erwerb von Grund und Boden im Konigreich Bohmen bedurfte es jedoch der Aufnahme in den bohmischen Ritterstand Der am kaiserlichen Appellationsgericht tatige Vetter Hans entnahm den Akten ein altes Dokument radierte die Namenstrager darin aus und machte die Mitglieder der Familie Hock zu Adligen die den deutschen Kaisern seit Friedrich II immer treu gedient hatten 1605 erkannte Kaiser Rudolf II in seiner Eigenschaft als Konig von Bohmen die von Peter Wok von Rosenberg eingereichte Urkunde an und erteilte 1607 den Hocks das gewunschte Diplom In seinem Testament vom 27 Februar 1610 ubereignete Peter Wok das Landgut Sonnberg mit Pfarre und Kollatur und allen dazugehorigen Dorfern und Dorfteilen Theobald Hock Hans Hock wurde als Theobalds Nacherbe eingesetzt Am 10 Marz aber verkaufte er das Gut Sonnberg zu einem symbolischen Preis an Theobald und Hans Hock zu ihrem gemeinsamen Besitz Im Juli 1611 heiratete Theobald Hock vermittelt durch seinen Herrn Agnes Kolchreiter von Cernoduben Die immensen Kosten der Hochzeitsfeier bezahlte Peter Wok Nach dessen Tod nahmen Theobald Anastasius und Vetter Hans Hock ihren Wohnsitz auf dem so gunstig erworbenen Landgut Sonnberg Aufgrund seines unduldsamen protestantischen Eifers als Gutsherr hatte Theobald Hock bald mehrere Klagen am Hals Als er am 10 Juli 1617 dem Gericht in Prag seine Verteidigungsschrift uberbrachte erfuhr er dass die katholischen Verwandten Peter Woks von Rosenberg ihn der Testamentsfalschung bezichtigten Die Anklage gegen ihn lautete schliesslich auf Hochverrat an Kaiser Rudolf auf betrugerische Erschleichung der Aufnahme in den bohmischen Ritterstand und auf Falschung des Rosenbergschen Testaments Theobald Hock wurde verhaftet und in den Weissen Turm zu Prag gesteckt ebenso sein Vetter Hans Am 13 Marz 1618 begannen die Gerichtsverhandlungen gegen Theobald und Hans Hock Nach zehn Verhandlungstagen erging gegen Theobald Hock das Urteil Er wurde sowohl der Testamentsfalschung als auch der Erschleichung des bohmischen Adelstitels fur schuldig befunden und zum Tod verurteilt Vetter Hans entkam als Kronzeuge einer Verurteilung Gegen Theobald Hock wurden ungeachtet seiner Verurteilung die Ermittlungen wegen Hochverrats fortgesetzt Offenbar wollte man die Faden die von der Protestantischen Union nach Bohmen gesponnen wurden uber den ehemaligen Sekretar Hock enttarnen Deshalb wurde er nach seiner eigenen Angabe im Mai 1618 an zwei Tagen auch gefoltert Wahrscheinlich ware es ihm noch langere Zeit ubel ergangen wenn nicht die bohmischen Stande mit dem zweiten Prager Fenstersturz den Aufstand gegen die habsburgische Herrschaft begonnen hatten Der Umschwung der Machtverhaltnisse brachte Theobald Hock die Freiheit 1 September 1619 Kurz vorher verfasste Hock mehrere z T gedruckte Defensionsschriften wobei er sich auch auf sein antijesuitisches Commonitorium sive Admonitio de Roberti Bellarmini Scriptis atque Libris berief Nach der Freilassung ubernahm Hock ein Kommando uber bohmische Truppen unter Christian von Anhalt Die letzte uberlieferte Nachricht aus dem Jahr 1624 bezeichnete ihn als Sekretar und Commissarius des Grafen Peter Ernst II von Mansfeld in dessen Auftrag er mit den elsassischen Stadten uber Kontributionen verhandelte Werk BearbeitenTheobald Hock hat nur ein einziges literarisches Werk hinterlassen die 1601 unter dem Anagramm Otheblad Oeckh gedruckte Gedichtsammlung Schones Blumenfeld Die Literaturwissenschaft behandelt Hock in der Regel als Vorlaufer beziehungsweise Vermittler zwischen Humanismus und Barock Diese Sichtweise in epochalen Entwicklungen verstellt den Blick auf Hocks eigentliche Leistung Im Umfeld vornehmlich neulateinisch schreibender Lyriker unternimmt er den Versuch Gedichte in Deutsch zu verfassen Seine Gedichtsammlung steht am Beginn der neuhochdeutschen Kunstlyrik Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen verfugt er in seinen Gedichten uber eine Vielfalt im Vers und Strophenbau Seine Vorbilder sind weniger in der lateinischen Dichtung zu suchen als vielmehr im entstehenden Kunstlied der Prager Dichterkomponisten Jakob Regnart 1540 1599 und Christoph von Schallenberg 1561 1597 Hocks Verse holpern zwar oft noch nach Art der Meistersinger umso bewundernswerter aber erscheinen dann seine sauberen Jamben sein kunstvolles Variieren der Strophenformen und seine Reimtechnik Der Wortschatz seiner Texte umfasst eine breite Spanne von grobianischen oft erotisch anspielenden Ausdrucken bis hin zu Fachausdrucken aus dem Hofleben Die Thematik der Texte Hocks ist vielgestaltig Noch in der Tradition der Meistersinger verspottet er die Bauern beklagt die List und Falschheit der Frauen und kritisiert Zustande der Zeit insbesondere die Privilegierung der untauglichen adligen Hofbeamten denen er die tuchtigen burgerlichen und damit sich selbst gegenuberstellt Hocks Kritik an den Zustanden bei Hof ist fur jemanden der selbst in der hofischen Welt lebt erstaunlich offenherzig Vom protestantischen Christentum und seiner Ethik bezieht er das Lob von Fleiss und Ausdauer sowie die Verkundigung von Duldsamkeit im Leiden und der Ausrichtung des Lebens auf den Tod Die strenge protestantische Moral unterlauft Hock jedoch mit witzigen Formulierungen wie uberhaupt Spott und Ironie viele seiner Gedichte durchdringen Das 16 Jahrhundert ist das goldene Zeitalter der Sprichworter Sie finden sich neben Zitaten aus der Bibel bei Hock zuhauf Diese volkssprachliche Fertigware wird von Hock haufig kunstvoll in seinen Texten verflochten Denn bei allem Predigen und Moralisieren will Hock den Leser auch unterhalten und vergnugen Im selben Gedicht mischen sich oft Ernst und Scherz Lehrhaftes und Belustigendes und dem Spassigen wiederum stehen Verganglichkeitsklagen gegenuber wie sie manch nachfolgender Barockdichter nicht zu schreiben vermochte Schon im Titel Schones Blumenfeld weist Hock auf die Vielfalt und Buntheit der Texte und Themen hin spielt aber auch auf die Wiese als Tummelplatz der Narren an Satire als speculum mundi Spiegelbild der Welt Satire ist bei Hock Charakter Satire Sie zielt nicht so sehr auf allgemeine Laster als vielmehr auf bestimmte Charakterfehler der einzelnen Menschen Ausgaben BearbeitenSchoenes Blumenfeldt Auff jetzigen All gemeinen gantz betrubten Standt furnemlich aber den Hoff Practicanten vnd sonsten menigklichen in sei nem Beruff und Wesen zu guttem und besten gestellet Durch Othebladen Ockhen von Ichamp Eltzapffern Berme orgisschen Secretarien Im Jahr M D CI Expl HAB Wolffenbuttel Schoenes Blumenfeld Ndr d Ausg 1601 hrsg Max Koch Halle Saale Max Niemeyer 1899 Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI und XVII Jahrhunderts 157 159 Schones Blumenfeld Kritische Textausgabe hrsg Klaus Hanson Bonn Bouvier 1975 Schones Blumenfeld Ausgewahlte Gedichte hrsg Bernd Philippi und Gerhard Tanzer Saarbrucken Conte Verlag 2007Anthologien Bearbeiten Vor und Fruhbarock hrsg Herbert Cysarz Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964 Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen Reihe Barock Barocklyrik Band 1 Ndr d Ausg Leipzig 1937 Deutsche Lyrik von den Anfangen bis zur Gegenwart in 10 Banden hrsg Walter Killy Band 4 Munchen Deutscher Taschenbuch Verlag 2001 Deutsche Dichtung des Barock Auf der Grundlage der Ausgabe von Edgar Hederer hrsg Karl Pornbacher Munchen Carl Hanser 6 rev u erw Aufl 1979 Lyrische Anthologie hrsg Carl Roos Kobenhavn Gyldendal 1942 Deutsche Texte 2 Das Zeitalter des Barock Texte und Zeugnisse hrsg Albrecht Schone Munchen C H Beck 1963 Lyrik des Barock hrsg Marian Szyrocki 2 Bande Reinbek bei Hamburg Rowohlt 1971 Rowohlts Klassiker Band 38 und 39 Literatur Auswahl BearbeitenVaclav Bok Zur Vertretung der deutschsprachigen Literatur in der Bibliothek der Herren von Rosenberg In Studien zum Humanismus in den bohmischen Landern Koln u Wien 1991 Erganzungsheft S 49 55 Vaclav Bok Bemerkungen zu Leben und Werk Theobald Hocks von Zweibrucken In Das Leben am Hof und in den Residenzstadten der letzten Rosenberger Opera historica Band 3 1993 S 233 242 Editio Universitatis Bohemiae Meridionalis Walter Brauer Theobald Hock In Zeitschrift fur deutsche Philologie Band 63 1938 S 254 284 Herbert Cysarz Deutsche Barockdichtung Renaissance Barock Rokoko Leipzig H Haessel 1924 Eckehard Czucka Poetologische Metapher und poetischer Diskurs Zu Theobald Hocks gt Von Art der Deutschen Poeterey lt In Neophilologus Band 71 1987 S 1 23 Czucka Eckehard 2019 Buch ohne Leser Theobald Hocks Schones Blumenfeldt Ein Forschungsbericht 1601 bis 2018 In Ralf Georg Bogner und Sikander Singh Hg Theobald Hocks Schones Blumenfeldt 1601 Texte und Kontexte Passagen S 15 241 Paul Derks Hock von Zwaybruck Theobald In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 295 f Digitalisat Kurt Fleischmann Theobald Hock und das sprachliche Fruhbarock Reichenberg Franz Kraus 1937 urspr Diss Prag 1936 Arthur Hubscher Zu Theobald Hock Biographisches und Textkritisches In Zeitschrift fur deutsche Philologie Band 52 1927 S 123 126 Max Hermann Jellinek Theobald Hocks Sprache und Heimat In Zeitschrift fur deutsche Philologie Band 33 1901 S 84 122 Max Hermann Jellinek Beitrage zur Textkritik und Erklarung des Schonen Blumenfelds In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur Band 69 1932 S 209 216 Erika Kanduth Der Petrarkismus in der deutschen Lyrik des Fruhbarock Diss Wien 1953 Arnost Kraus Theobald Hock Prag 1936 Abhandlungen der tschechischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Abteilung 1935 3 Wilhelm Kuhlmann Vom Weiterleben eines Verschollenen Theobald Hock als Commissarius Ernst von Mansfelds am Oberrhein 1621 22 in Wolfenbutteler Barock Nachrichten 8 1981 H 1 S 189 Albert Leitzmann Zu Theobald Hock In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Band 51 1927 S 195 205 Karlheinz Schauder Von Limbach nach Prag Das abenteuerliche Leben von Theobald Hock In Saarpfalz Jahrbuch 2016 Homburg Ottweiler 2015 S 31 38 mit Anhang von Ernst Wohlschlager Der Forderverein der Pfarrkirche St Johannes der Taufer in Sonnberg Zumberk S 39 40 Edward Schroder Theobald Hock In Zeitschrift fur deutsches Altertum Band 62 1925 S 20 Erich Trunz Deutsche Literatur zwischen Spathumanismus und Barock Acht Studien Munchen C H Beck 1995 Brunhilde Vetters Studien zum lyrischen Werk Theobald Hocks Diss Wien 1952 Werk und Literaturverzeichnis Gerhard Dunnhaupt Theobald Hock In Personalbibliographien zu den Drucken des Barock Band 3 Hiersemann Stuttgart 1991 ISBN 3 7772 9105 6 S 2112 2114 Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Theobald Hock im VD 17 Literatur von und uber Theobald Hock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur zu Theobald Hock in der Saarlandischen Bibliographie Hock Theobald in der Datenbank Saarland Biografien Hockius Theobald von Zweybrucken In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 13 Leipzig 1735 Sp 334 Normdaten Person GND 129212822 lobid OGND AKS LCCN no2008106002 VIAF 2600403 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hock TheobaldALTERNATIVNAMEN Theobald Hock von ZweibruckenKURZBESCHREIBUNG politischer Agent und LyrikerGEBURTSDATUM 23 August 1573GEBURTSORT LimbachSTERBEDATUM nach 1624 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theobald Hock amp oldid 219213016