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Die Textilarchaologie ist ein Zweig der Archaologie der sich mit archaologischen Funden von Textilien Kleidung und Trachten in allen Einzelheiten ihrer Herstellung und Verwendung beschaftigt Ziel der Forschung ist es Textilfunde fur die Forschung und Prasentation zu konservieren und moglichst viele Erkenntnisse uber die Herstellung die Verarbeitung uber Aussehen und Trageweisen historischer Kleidung sowie die Nutzung von Gebrauchstextilien zu erforschen Weitere Ziele sind soziologische sozialwissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse aus den Textilfunden zu erarbeiten Restaurierte Tunika des 4 Jh aus dem Thorsberger Moor im Archaologischen Landesmuseum Schloss GottorfRestaurierte Hose des 4 Jh aus dem Thorsberger Moor im Archaologischen Landesmuseum Schloss GottorfTextilien erhalten sich im Boden uber langere Zeitraume nur unter extrem seltenen und gunstigen Bedingungen Textile Fasern werden durch die chemischen Eigenschaften ihrer Umgebung verandert oder geschadigt Tierische Materialien aus Proteinen wie Wolle Seide Fell Leder oder Federn erhalten sich in einem leicht sauren Milieu bei einem pH Wert von 5 5 bis 7 wohingegen pflanzliche Materialien wie Flachsfasern Baumwolle und Nesselfasern fur ihre Erhaltung ein neutrales bis basisches Milieu um 10 pH benotigen Ausserdem werden textile Materialien sobald sie in die Erde gelangen von Mikroorganismen Bakterien und Pilzen bis zur volligen Vernichtung zersetzt Aus diesem Grund sind Funde von Kleidung oder Textilien ausserst selten Besondere Lagerbedingungen hemmen jedoch die Aktivitat dieser Kleinlebewesen und ermoglichen den Erhalt der Funde Optimale Lagerbedingungen setzen sich immer aus einer Kombination verschiedener Gegebenheiten zusammen wie dem vollstandigen Abschluss von Sauerstoff und Licht oder eine extreme und konstante Trockenlagerung Des Weiteren konnen Textilien konserviert werden wenn sie in einer fur Mikroorganismen ungunstigen Umgebung lagern in dem Stoffe beispielsweise in Kontakt mit Metalloberflachen liegen deren Korrosionsprodukte die Textilien durchdringen und diese als Metallkorrosionsprodukt indirekt erhalten In diesen Fallen sind die textilen Materialien meist ebenfalls vollstandig vergangen jedoch hat sich ihr plastisches Abbild als Metallsalzauflage wie Rost oder Grunspan auf der Metalloberflache erhalten Selbst wenn sich Textilien unter gunstigsten Bedingungen uber mehrere Jahrhunderte erhalten haben vergingen sie haufig zum Zeitpunkt der Ausgrabung durch den Kontakt mit Licht und Luftsauerstoff Viele Ausgraber beobachteten Textilien aus frisch geoffneten Grabern deren leuchtende Farben sich binnen Sekunden in ein unansehnliches Grau oder Braun veranderten und deren Gewebe augenblicklich zu Staub zerfielen Ungenugende Bergungs und Konservierungsmoglichkeiten verhinderten lange Zeit dass sich die Wissenschaft intensiver damit befassen konnte Ausserdem wurde die Bedeutung vor und fruhgeschichtlicher Textilien nur von wenigen fruhen Ausgrabern erkannt Bekannte Beispiele von vor und fruhgeschichtlichen Textilfunden stammen aus den Mooren Nordeuropas wie den zahlreichen Moorleichen oder den bronzezeitlichen Baumsargbestattungen bei denen sich zum Teil vollstandige Trachtausstattungen erhalten haben Weitere reichhaltige Textilfunde gibt es aus agyptischen Mumienbestattungen oder skythischen Kurganen Auch Ausgrabungen von mittelalterlichen Stadten liefern vor allem in ehemaligen Abfall oder Latrinengruben oft vielfaltige Textilfunde Internationale Fachtagungen wie NESAT und zahlreiche Publikationen widmen sich heute der Textilarchaologie Literatur BearbeitenJohanna Banck Burgess Chancen fur die Textilarchaologie Ein Forschungsprojekt uber die Textilfunde aus den Pfahlbausiedlungen In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Bd 48 2019 Heft 3 S 170 176 PDF Johanna Banck Burgess Ein lange vernachlassigter Fachbereich Textilarchaologie in der Denkmalpflege In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 37 Jg 2008 Heft 2 S 82 87 PDF Elizabeth W Barber Prehistoric textiles The evelopement of cloth in the neolithic and bronze ages with special reference to the Aegean Princeton 1992 ISBN 0 691 00224 X englisch Elizabeth W Barber Women s work The first 20 000 years Women cloth and society in early times New York 1994 ISBN 0 393 03506 0 formal falsch englisch Christoph Eger Goldtextilien spatantiker Zeit aus Nordafrika In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege Band 53 Munchen 2013 S 341 354 Niklot Krohn Goldlahn in der Alamannia Beispiel aus Durbheim Hauslerain Kreis Tuttlingen und Lahr Burgheim St Peter Ortenaukreis In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege Band 53 Munchen 2013 S 355 360 Susan Moller Wiering Symboltrager Textil In Studien zur Sachsenforschung Band 5 8 Isensee Oldenburg 2005 ISBN 3 89995 217 0 Britt Nowak Bock Goldtextilien aus dem fruhen Mittelalter Anmerkungen zum praktischen Umgang und zur wissenschaftlichen Auswertbarkeit In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege Band 53 Munchen 2013 S 261 269 Karl Schlabow Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland In Gottinger Schriften zur Vor und Fruhgeschichte Band 15 Wachholtz Neumunster 1976 ISBN 3 529 01515 6 Karl Schlabow Gewebe und Gewand zur Bronzezeit Neumunster 1983 ISBN 3 529 01703 5 Ina Schneebauer Meissner Technologische Untersuchungen an Goldtextilien des fruhen Mittelalters In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege Band 53 Munchen 2013 S 271 336 Carina Stiefel Ludwig Merowingerzeitliche Goldtextilien in Sud und Westdeutschland im sozialen Kontext In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege Band 53 Munchen 2013 S 337 340 Walter von Stokar Spinnen und Weben bei den Germanen Eine vorgeschichtlich naturwissenschaftliche Untersuchung Leipzig 1938 Weblinks BearbeitenCentre for Textile Research Kopenhagen Studiengang Restaurierung von Textilien und archaologischen Fasern FH Koln Abegg Stiftung DressID EU Projekt zur Erforschung romerzeitlicher Textilien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Textilarchaologie 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