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Die Templerkommende Tempelachim war eine Niederlassung des Templerordens in der heutigen Siedlung Tempelhof der Gemeinde Schladen Werla im Landkreis Wolfenbuttel Niedersachsen 1213 wurde den Templern hier erstmals Grundbesitz verkauft Es folgten bis 1289 weitere Guter sodass eine Kommende und ein Tempelhof aufgebaut wurde 1303 wird ein Komtur erwahnt der die Existenz einer Kommende belegt Nach der Auflosung des Templerordens 1312 durch Papst Clemens V sollten die Templerguter eigentlich dem Johanniterorden ubereignet werden Bischof Albrecht I von Halberstadt zog die Kommende Tempelachim ein und sein Nachfolger Albrecht II liess die Kirche befestigen Sie wurde 1338 von Braunschweiger Burgern ersturmt und entfestigt Tempelhof blieb im Besitz des Hochstifts Halberstadt ab 1648 Furstentum Halberstadt und war Teil des Amtes Hornburg 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Komture Kommendatoren 4 Gebaude 5 Belege 5 1 Literatur 5 2 EinzelnachweiseLage BearbeitenAus der Niederlassung der Templer Tempelhof in der Nahe des Ortes Achim entstand der heutige Ortsteil Tempelhof der Gemeinde Schladen Werla Landkreis Wolfenbuttel Er liegt ca zweieinhalb Kilometer nordwestlich von Hornburg und viereinhalb Kilometer nordostlich von Schladen In der von Marie Luise Heckmann 2014 publizierten Karte der Templerniederlassungen in Deutschland ist Tempelachim nicht verzeichnet bzw wohl irrtumlich nach Achim an die Weser im Landkreis Verden verlegt worden 2 Geschichte BearbeitenDie Kommende in Tempelhof soll nach Bernd Ulrich Hucker von Kaiser Otto IV 1198 bis 1218 bzw 1208 bis 1211 gefordert oder initiiert worden sein 3 1213 erwarben sie dort erstmals Grundbesitz als Propst Walter und der Konvent des Klosters Dorstadt den Templern die villula Ricmiderode im Steinfeld bei Achim verkaufte Die Transaktion erhielt die Erlaubnis von Bischof Hartbert von Hildesheim und die Zustimmung von Graf Heinrich von Schladen sowie des Vogtes Dietrich von Flothe die auf ihre Rechte verzichten Der neue Hof der Templer wurde sehr bald Tempelachim oder Tempel Achim genannt die villula Ricmiderode wurde danach nicht wieder erwahnt 1257 erhielten die Templer von Burggraf Burkhard von Querfurt eine weitere Hufe in Tempelachim und eine halbe Hufe in Oster Achim Achim Aus dem Erbe ihres ersten Gatten Siegfried von Lichtenberg stiftete Margarete von Kranichfeld 1261 dem Templerorden zwei Hufen zu Osterachim dies wurde von Bischof Volrad von Halberstadt bestatigt 4 Bischof Volrad uberliess der Kommende 1263 auch den Zehnten in Oster Achim 5 1289 kauften die Templer den Klosterhof Abbenrode des Klosters Woltingerode fur 70 Mark Silber und wiesen ihn der Kommende Tempelachim zu 6 Am 7 Mai 1303 verkaufte Bruder Friedrich Sylvester Prazeptor der Templer in Deutschland und im Wendland eine jahrliche Rente in Hohe von zehn Mark aus den Ordenshofen Supplingenburg und Tempelachim an einen Johannes genannt Felix und an einen Heinrich genannt beim Kirchhof beide Braunschweiger Burger gegen ein Darlehen von 100 Mark Silber Braunschweiger Gewichts und Wahrung Die Rente war jedes Jahr bis zur Ruckzahlung des Darlehens zu Martini fallig 7 Am 14 April 1305 zog der neue Templerprazeptor Friedrich von Alvensleben die Rente von zehn Mark Silber wieder ein die sein Vorganger am 7 Mai 1303 an Johann Felix und Heinrich vom Kirchhof aus den Hofen Supplingenburg und Tempelachim verschrieben hatte und ubertrug ihnen stattdessen und gegen Zahlung von weiteren 50 Mark Silbers den Zehnt und sieben Hufen zu Callem Wustung 8 Papst Clemens V verfugte in seinen zwei Bullen von 1312 in denen er die Auflosung des Templerordens verkundete dass die Templerguter an die Johanniter ubergeben werden sollten Die Ubertragung bzw die Inbesitznahme gestaltete sich fur die Johanniter in vielen Fallen als sehr schwierig Im Oktober 1317 beauftragte das in Frankfurt am Main zusammengekommene Provinzialkapitel der Johanniter Ordensprovinz Alemania den aus Italien stammenden Paolo da Modena damit die ehemaligen Templerguter vom Erzbischof von Magdeburg vom Bischof von Halberstadt den ehemaligen Templern und anderen geistlichen und weltlichen Personen einzufordern 9 Dieser Beschluss besagt recht eindeutig dass es bis zu diesem Zeitpunkt letztes Quartal des Jahres 1317 noch nicht gelungen war die Guter des aufgelosten Templerordens im Bistum Halberstadt zu ubernehmen Die Kommende Tempelachim hatte Bischof Albrecht I von Halberstadt 1304 1324 eingezogen und seinem Amt Hornburg einverleibt Auch Bischof Albrecht II 1325 1358 gab die ehemalige Templerkommende nicht mehr heraus Die Zugehorigkeit von Tempelachim zum Amt Hornburg ist auf jeden Fall fur 1334 bezeugt 10 Wahrscheinlich war es auch Bischof Albrecht II der die Kirche befestigen liess In den Jahren vor bis 1338 benutzten anscheinend oder angeblich Halberstadtische Gefolgsleute den befestigten Hof und die Kirche als Stutzpunkt fur Raubzuge in braunschweigisches Gebiet Die Braunschweiger eroberten 1338 die burgartig befestigte Kirche und entfestigten sie sie wurde dabei anscheinend weitgehend zerstort 11 10 Daraufhin klagte Bischof Albrecht II von Halberstadt gegen die Stadt Braunschweig 12 In dem Streit versuchte sogar Papst Benedikt XII zu vermitteln 13 14 Der Grossprior der Johanniter in Deutschland Conrad von Brunsberg erhielt 1366 vom Generalkapitel in Avignon die Erlaubnis zur Abtragung von Schulden des Ordens die Bruder Hugo von Werdenberg fur die obere Ballei superior provincia sive Bacilia Alamanniae gemacht hatte die zur Ballei Sachsen Mark Wendland und Pommern gehorigen Guter Tempelburg Schoneck Lagow und Aka mit Genehmigung des Herrenmeisters der Ballei Brandenburg zu verkaufen 15 Wahrend die Kommenden Tempelburg Lagow und Schoneck eindeutig zu identifizieren sind gestaltet sich die Deutung von Aka als schwierig Die Stadt Aken Elbe kommt nicht in Frage denn die dortige Komturei war eine Deutschordenskomturei 16 Auch Aachen kommt nicht in Frage da die Stadt naturlich nicht zur Ballei Sachsen Mark Wendland und Pommern gehorte Leopold von Ledebur versuchte daher Aka mit Achim bzw Tempel Achim zu identifizieren Bisher wurde diese Arbeit in der Folgeliteratur ubersehen Ein Verkauf der Templerkommende Tempelachim 1366 liesse die Moglichkeit zu dass die Johanniter nach dem Tod von Bischof Albrecht II 1358 doch noch in den Besitz der ehemaligen Templerkommende gekommen waren und sie rasch danach verkauft hatten vgl die Kommende Quanthof oder die ehemalige Templerkommende Braunschweig oder sich zumindest die Rechte an der Kommende abkaufen liessen Uber einen derartigen Verkauf ist keine Urkunde erhalten Die drei erstgenannten Johanniter Kommenden wurden 1366 schliesslich doch nicht verkauft es ist folglich eher wahrscheinlich dass auch die Kommende Aka nicht verkauft wurde Eine alternative Deutung fur Aka ware die Kommende Zachan die auch besser in den Gebietsrahmen der von den drei anderen Kommenden vorgegeben wird passen wurde Zu bedenken ist auch die Moglichkeit dass der Templerhochmeister praeceptor Friedrich von Alvensleben die Kommende Tempelachim noch vor der Auflosung des Templerordens an den Bischof von Halberstadt verkauft hat 1306 verkaufte er den Tempelhof in Halberstadt mit seinem Zubehor an vier Bruder von Freckleben Papst Clemens V verfugte in seiner Bulle vom 2 Mai 1312 dass nur diejenigen Guter dem Johanniterorden ubertragen werden sollten die der Templerorden im Oktober 1308 noch besass Ein Verkauf musste also vor Oktober 1308 stattgefunden haben Aufgrund fehlender Urkunden bleibt auch diese Moglichkeit reine Spekulation Die Kommende Tempelachim war ein grosser Besitz der Templer 1928 bei der Vereinigung mit der Stadt Hornburg umfasste der Gutsbezirk Tempelhof 600 Hektar sowie das entfernt liegende Abbenrode 10 Komture Kommendatoren Bearbeiten1303 Fredhericus de Meyghendorp Kommendator 7 1306 Heinrich von Benstede Kommendator in Achim 17 Gebaude BearbeitenVon den Gebauden der ehemaligen Templerniederlassung Tempelachim ist oberirdisch nichts erhalten 1339 wird die Kirche erwahnt die 1338 von Braunschweiger Burgern gesturmt wurde Sie war einige Jahre vorher befestigt worden Sie wird in den Urkunden als burgartig mit einem Turm beschrieben Sie soll kaum noch als Kirche erkennbar gewesen sein 18 10 Einen Burgwall sudlich des heutigen Wohnplatzes an der Ochsenweide bringt Heutger mit dem befestigten Hof der Templer in Verbindung Er nennt auch eine Flur Tempelfeld bei Tempelhof Die heutige kleine Siedlung Tempelhof muss nicht zwingend exakt an der Stelle des Templerhofes gelegen haben Bei Tempelhof liegt auch eine bronzezeitliche Befestigungsanlage 19 Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Ludwig Haenselmann Urkundenbuch der Stadt Braunschweig 2 Band MXXI MCCCXX I XVIII A Schwetschke und Sohn Braunschweig 1900 im Folgenden abgekurzt Braunschweiger Urkundenbuch Band 2 mit entsprechender Seitenzahl Marie Luise Heckmann Fecit pulsare campanas Kriegsdienste und Frommigkeit deutscher Templer aus der Perspektive ihrer Wohltater In Christian Gahlbeck Heinz Dieter Heimann Dirk Schumann Hrsg Regionalitat und Transfergeschichte Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordostlichen Deutschland und in Polen S Lukas Verlag Berlin 2014 Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte 9 zugleich Band 4 der Schriften der Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg N F ISBN 978 3 86732 140 2 S 91 119 im Folgenden abgekurzt Heckmann Kriegsdienste und Frommigkeit deutscher Templer mit entsprechender Seitenzahl Nicolaus Heutger Die Tempelherren einst und heute zum 50 Jubilaum der Reaktivierung des Tempelherren Ordens in Deutschland 225 S Lukas Verlag Berlin 2007 Vorschau bei Google Books im Folgenden abgekurzt Heutger Tempelherren mit entsprechender Seitenzahl Joe Labonde Die Templer in Deutschland Eine Untersuchung zum historisch uberkommenen Erbe des Templerordens in Deutschland 451 S Bernardus Mainz 2010 ISBN 978 3 8107 0088 9 S 10 Leopold von Ledebur Die Tempelherren und ihre Besitzungen im Preussischen Staate Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens III Die Provinz Sachsen Allgemeines Archiv fur die Geschichtskunde des Preussischen Staates Band 16 242 268 Berlin Posen Bromberg 1835 Online bei archive org im Folgenden abgekurzt Ledebur Tempelherren mit entsprechender Seitenzahl Ferdinand Wilcke Geschichte des Ordens der Tempelherren nebst Bericht uber seine Beziehungen zu den Freimaurern und den neuern pariser Templern Band 2 2 umgearbeitete und verbesserte Auflage Schwetschke scher Verlage Halle 1860 Online bei Google Books Gustav Schmidt Hrsg Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischofe Band 2 1236 1303 671 S Hirzel Leipzig 1884 Im Folgenden abgekurzt Urkundenbuch Hochstift Halberstadt Band 2 mit entsprechender Seitenzahl Michael Schupferling Der Tempelherren Orden in Deutschland 264 S J Kirsch Bamberg 1915 Dissertation philos Fakultat der Universitat Freiburg in der Schweiz S 93 Einzelnachweise Bearbeiten Das Amt Hornburg wurde im Zuge der Neuordnung des Salzgitter Gebietes am 1 August 1941 von der preussischen Provinz Sachsen abgetrennt und dem braunschweigischen Landkreis Wolfenbuttel zugeordnet Heckmann Kriegsdienste und Frommigkeit deutscher Templer Karte S 96 97 Bernd Ulrich Hucker Otto IV der wiederentdeckte Kaiser eine Biographie Insel Verlag Berlin amp Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 458 34257 5 S 384 Schnipsel bei Google Books Urkundenbuch Hochstift Halberstadt Band 2 S 247 Urk Nr 1028 Online bei archive org Urkundenbuch Hochstift Halberstadt Band 2 S 276 Urk Nr 1076 Online bei archive org Heutger Tempelherren S 81 Vorschau bei Google Books a b Braunschweiger Urkundenbuch Band 2 S 266 Online bei archive org Braunschweiger Urkundenbuch Band 2 S 287 Online bei archive org Christian Gahlbeck Lagow Lagow oder Sonnenburg Slonsk Zur Frage der Residenzbildung in der Ballei Brandenburg der Johanniter von 1312 bis 1527 In Christian Gahlbeck Heinz Dieter Heimann Dirk Schumann Hrsg Regionalitat und Transfergeschichte Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordostlichen Deutschland und in Polen S 271 337 Lukas Verlag Berlin 2014 Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte Band 9 zugleich Band 4 der Schriften der Landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg Neue Folge ISBN 978 3 86732 140 2 S 302 a b c d Uwe Ohainski Tempelhof Templer In Josef Dolle Hrsg unter Mitarb von Dennis Knochenhauer Niedersachsisches Klosterbuch Verzeichnis der Kloster Stifte Kommenden und Beginenhauser in Niedersachsen und Bremen von den Anfangen bis 1810 Teil 3 Marienthal bis Zeven Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2012 ISBN 978 3 89534 959 1 S 1409 1410 Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt Band 21 Selbstverlag der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle 1886 Schnipsel bei Google Books Braunschweiger Urkundenbuch Band 3 S 461ff Online bei TU Braunschweig Brigide Schwarz Regesten der in Niedersachsen und Bremen uberlieferten Papsturkunden 1198 1503 673 S Hahnsche Buchhandlung Hannover 1993 ISBN 978 3 7752 5861 6 Schnipsel bei Google Books S 203 Braunschweiger Urkundenbuch Band 3 S 482 Online bei TU Braunschweig Leopold von Ledebur Das Johanniter Ordenshaus Aka Wochenblatt der Johanniter Ordens Balley Brandenburg 2 14 64 Berlin 1861 Online bei Google Books Ernst Herbst Die Kommende Aken Friedrich Schlemm Geschichte der Freimaurerei in Halberstadt 134 S Dolle Halberstadt 1846 Online bei Google Books S 14 Braunschweiger Urkundenbuch Band 3 S 462 Zeile 17 Online bei TU Braunschweig Befestigungsanlagen Burgen In Geodatenportal Niedersachsen52 050833333333 10 585833333333 Koordinaten 52 3 N 10 35 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Templerkommende Tempelachim amp oldid 239455707