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Der Tempelbezirk Pesch im Volksmund auch Heidentempel genannt ist eine aus mehreren Bauwerken bestehende gallo romischen Tempelanlage die auf der Anhohe Addig zwischen den Orten Bad Munstereifel Nothen und Nettersheim Pesch in der Eifel wahrend des 1 bis 4 nachchristlichen Jahrhundert bestand Die heute in ihren Grundmauern teilrekonstruierten Uberreste des Matronenheiligtums wurden in den Jahren 1913 bis 1918 von Hans Lehner ergraben eine Nachuntersuchung fand im Jahre 1962 statt und brachten eine Vielzahl von Weiheinschriften zu Ehren der Matronae Vacallinehae Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Der Kult 3 Die heutige Anlage 4 Bauphasen 4 1 Periode I 4 2 Periode II 4 3 Periode III 5 Kulthof 6 Tempel 7 Basilika 8 Profanbauten 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer gallo romische Tempelbezirk wurde auf einer Anhohe uber dem Zusammenflusses von Wespelbach und Hornbach errichtet Er gehort zu den besterhaltenen romischen Kultanlagen in Nordrhein Westfalen Hier lassen sich wichtige religions und sozialhistorische Erkenntnisse fur die Provinz Niedergermanien gewinnen Die grosste Ausdehnung der Anlage bildet ein geostetes Rechteck von 100 mal 34 Metern aus dem 4 nachchristlichen Jahrhundert Die architektonischen Anfange lassen sich auf das 1 Jahrhundert nach Christus datieren die Blute wurde im 4 Jahrhundert erreicht die Zerstorung wurde fur den Anfang des 5 Jahrhunderts festgestellt Der Kult Bearbeiten nbsp Weihestein der Atilia Amanda an die Matronae Vacallinehae 1 nbsp Weihestein des Lucius Caldinius Firminius an die Matronae Vacallinehae 2 nbsp Weihestein der Flaccinia Lefa an die Matronae Vacallinehae 3 Vermutlich war die Kultstatte ursprunglich ein Baumkultort der in seiner Ausbauphase den Matronae Vacallinehae oder Vocallinehae geweiht wurde Diese Matronen waren moglicherweise die Schutzpatroninnen einer Vacalli genannten Gruppe oder Sippe der Umgebung Diese keltisch germanischen Muttergottheiten tauchen vor allem in Oberitalien Gallien Niedergermanien und Britannien auf und sind meist hervorgegangen aus Baumkulten Besonders weit verbreitet ist der Matronenkult im romischen Rheinland Die Namensgebung resultiert meist aus Orts Fluss oder Familiennamen Das heute vor der Anlage aufgestellte Kultbild der aufanischen Matronen ist ein Abguss eines Weihesteins aus dem benachbarten Kultort in Nettersheim aus dem fruhen 3 nachchristlichen Jahrhundert siehe Tempelbezirk Gorresburg Weitere Kultorte der Vaccalineischen Matronen in der Umgebung sind in Iversheim Antweiler Lessenich Satzvey und Bonn Endenich zu finden Der mannliche Gegenpart zu den drei weiblichen Matronae ist oft Merkur dessen Kult durch Mannerbunde den sogenannten Kurien oftmals am gleichen Ort gepflegt wurde wie dies auch der Befund hier vermuten lasst In fast dreihundert gefundenen Inschriftenfragmenten spiegelt sich religioses Leben und Kulttatigkeit in vier Jahrhunderten wider Darunter fanden sich uberwiegend Weihungen und Votivgaben von Einheimischen an Matronen aber auch Spuren bedeutenderer Gottheiten wie Fragmente eines Jupiter und eines Kybele Kultbildes zeigen Die heutige Anlage BearbeitenDie heute erhaltenen Reste gehen auf die letzte der drei Bauperioden zuruck Weder die alteren noch die ursprunglich aus Holz errichteten Bauteile sind in der Rekonstruktion wiedergegeben Bei der Anlage handelt es sich um eine archaologisch denkmalpflegerische Rekonstruktion des Kultplatzes der Sicherung der archaologischen Befunde und Darstellung der architektonischen Situation vereinen soll Zu dem Zweck zeigen sich dem Besucher ein bis zwei Meter hohe Aufmauerungen auf Befunden von einigen Zentimetern Hohe Zur Visualisierung der Kultpraxis sind verschiedene Weihestein Abgusse den Gebauden beigestellt Bauphasen BearbeitenDie Bauten der 1 und 2 Periode wurden mit der 3 Periode abgebrochen Bis auf den unverandert gebliebenen Brunnen ist von den altesten Bauphasen nichts sichtbar erhalten Uber die Nutzung der altesten Baukorper kann aufgrund der schlechten Befundlage nur spekuliert und durch Reste der letzten Bauperiode geschlossen werden Periode I Bearbeiten Mitte bis 2 Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr Es gab einen zentralen alteren Kultplatz der eine rechteckige Einfriedung erhielt Nordlich von diesem lagen zwei quadratische Tempelgebaude sudlich war ein Speicherbau angelegt Der gesamte Bezirk war mit einem Zaun umfasst Ostlich der Anlage jenseits eines vermuteten Platzes war ein ausserhalb gelegener Brunnen der moglicherweise als Wasserquelle und zugleich zur rituellen Reinigung diente Periode II Bearbeiten 2 Halfte des 2 Jahrhunderts n Chr Der nordlichste der beiden alteren Tempel wurde durch einen grosseren Tempelbau ersetzt und die Gesamtanlage wurde vermutlich anstelle des Zauns mit einer Umfassungsmauer eingefriedet Periode III Bearbeiten 2 Viertel des 4 Jahrhunderts n Chr Die letzte Periode kennzeichnet sich durch einen volligen Neubau der Anlage Dabei wurden alle alteren Gebaude abgerissen und der gesamte Kultplatz planiert Der Neubau orientiert sich jedoch vollkommen an der Form und Ausrichtung des alten Komplexes es wurde jedoch nicht nur grosser sondern auch planmassiger gebaut Es handelt sich um die heute erhaltene und teilweise konservierte Tempelanlage mit einer Ausdehnung von 100 zu 34 Metern In Anlehnung an die Vorgangerbauten wurden drei Kultbauten mit gleicher Flucht und gleichen Abstanden von etwa 8 80 m 30 romische Fuss im Westen des vergrosserten Kultbezirks errichtet Die auf der ganzen Breite vorgelagerte Platzanlage stand fur Prozessionen und Kultfeste zur Verfugung Kulthof BearbeitenAnstelle des ursprunglichen zentralen Hofs wurde ein neuer angelegt der mit einer Begrenzungsmauer umgeben war die viele Weihesteinfragmenten der alteren Bauphasen enthielt Ein breiter reprasentativer Eingang lag auf der Ostseite und wurde in den Ecken von zwei kleinen Raumen flankiert die vermutlich kleinere und kostbare Weihe und Votivgaben aufnahmen wahrend grossere im Hof selbst errichtet wurden Seitlich im nordostlichen Bereich des Hofes gelegen war ein von Saulen umgebener Sechsecktempel mit einem Durchmesser von 1 6 Metern der als prominenter Kultort innerhalb des Kulthofes angesehen werden kann und moglicherweise das steinerne Kultbild eines Baumes als Ursprung der Kultstatte aufnahm Tempel Bearbeiten nbsp Der teilrekonstruierte galloromische UmgangstempelNordlich des Hofes wurde anstelle eines alteren Tempels ein gallo romischer Umgangstempel erbaut dessen Cella nachweislich farbig ausgemalt war Auch hier findet sich ein ostlicher Eingang der ehemals flankiert von Halbsaulen war Innerhalb der Fundamentstickung wurden ebenfalls viele altere Weihesteinfragmente aufgefunden Der Umgang von etwa 3 m Breite besass eine Saulenhalle mit einer denkbaren Hohe von drei Metern Hier fand sich vermutlich das Kultbild der Vacallinehischen Matronen Basilika Bearbeiten nbsp Rekonstruierte Grundmauern der BasilikaIm Suden des Hofes wurde am Ort eines alten Speicherbaus eine quadratische Basilika errichtet die aussen verputzt war und innen Malereischmuck aufwies Im Westen hatte sie eine Apsis die eventuell unterkellert war Es handelt sich bei dem Bau um eine dreischiffige Basilika mit je drei unkannelierten Saulen und je zwei Halbsaulen an den Abschlussen der Aussenwande Die Saulenbasen sind durch Mauerchen verbunden und trugen moglicherweise Schranken Der breite ostliche Eingang war innen und aussen von Saulen flankiert Das reprasentative Gebaude stellt vermutlich den Versammlungsbau des ortlichen Mannerbundes mit dem Mercurius Kult dar Profanbauten BearbeitenEin moglicherweise in Fachwerktechnik errichtetes Gebaude mit breitem Zugang befand sich sudlich der Basilika Moglicherweise wurden hier Vorratsguter und Gerate aufbewahrt Die Fundamente wurden nicht konserviert und sind daher heute nicht mehr erkennbar Ein weiteres Gebaude befand sich in der sudostlichen Ecke der Kultanlage Auch die Reste dieser mutmasslichen Unterkunft des Kultpersonals wurde nicht konserviert Die Ostseite der Anlage ist als Eingangs und Schauseite durch eine begrenzende Portikus von 120 Metern Lange hervorgehoben Sie war als Holzkonstruktion ausgefuhrt und bezog den alteren Brunnen mit ein Sie diente wohl als Wandelhalle und Pilgerunterkunft sowie als Handelsplatz fur Devotionalien Die Halle ist heute im Gelande durch eine Heckenbepflanzung nachvollziehbar Literatur BearbeitenGeza Alfoldy Die Inschriften aus dem Tempelbezirk bei Pesch Kr Schleiden In Epigraphische Studien Band 5 Rheinland Verlag Pulheim 1968 S 33 89 Frank Biller Kultische Zentren und Matronenverehrung in der sudlichen Germania inferior Osnabrucker Forschungen zu Altertum und Antke Rezeption Bd 13 Verlag Marie Leidorf Rahden Westfalen 2010 ISBN 978 3 89646 734 8 S 198 240 Werner Hilgers Pesch Romischer Tempelbezirk In Walter Solter Hrsg Das romische Germanien aus der Luft Gustav Lubbe Verlag Bergisch Gladbach 1983 ISBN 3 7857 0298 1 S 236 237 Heinz Gunter Horn Das Matronenheiligtum bei Pesch In Nordostliches Eifelvorland Euskirchen Zulpich Bad Munstereifel Blankenheim Teil II Exkursionen Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz u a Hrsg Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern Band 26 Verlag Philipp von Zabern Mainz am Rhein 1974 S 76 86 Heinz Gunter Horn Bad Munstereifel Nothen Romischer Tempelbezirk In Heinz Gunter Horn Hrsg Die Romer in Nordrhein Westfalen Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0312 1 S 342 345 Hans Lehner Die antiken Steindenkmaler des Provinzialmuseums in Bonn Friedrich Cohen Bonn 1918 Hans Lehner Der Tempelbezirk der Matronae Vacalinehae bei Pesch In Bonner Jahrbucher Heft 125 1919 S 74 ff Digitalisat Rudolf Portner Mit dem Fahrstuhl in die Romerzeit Stadte und Statten deutscher Fruhgeschichte Econ Verlag Dusseldorf Wien 1959 ISBN 3 430 17529 1 S 125 f Walter Sage Nachgrabungen in der Basilika des Heidentempels bei Pesch In Bonner Jahrbucher Heft 164 1964 S 288 ff Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempelbezirk Pesch Sammlung von Bildern Inschriften vom Tempelbezirk in Pesch in der Epigraphischen Datenbank HeidelbergEinzelnachweise Bearbeiten CIL 13 12021 CIL 13 12024 CIL 13 12024 50 534 6 702944 Koordinaten 50 32 2 4 N 6 42 10 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempelbezirk Pesch amp oldid 228995347