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Die Talmud Tora Schule auch Talmud Tora Realschule andere Schreibweisen Talmud Tora Schule Talmud Tora Schule im Folgenden TTS war eine judische Schule im Hamburger Grindelviertel die von 1805 bis 1942 bestand Seit 2007 beherbergt das Gebaude u a die Joseph Carlebach Schule die Schule der judischen Gemeinde Hamburg In unmittelbarer Nahe befand sich die Bornplatzsynagoge Im Grindelviertel und den umliegenden Stadtteilen Eppendorf Harvestehude und Rotherbaum lebten vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 70 der Hamburger Juden Talmud Tora Schule Darstellung von 1914 rechts die Kuppel der BornplatzsynagogeDie TTS war seinerzeit die grosste judische Schule Norddeutschlands und hatte im Jahr 1937 uber 800 Schuler und 33 Lehrer 1 1932 wurde sie von etwa der Halfte der schulpflichtigen judischen Jungen in Hamburg besucht 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Aufstieg der Schule 1 2 Neubau am Grindelhof 1 3 Die Talmud Tora Schule von 1933 bis 1945 2 Nach dem Krieg 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem es vorher bereits verschiedene kleinere judische Schulen in Hamburg gegeben hatte wurde 1805 die Talmud Tora Schule als erste streng judische Schule Hamburgs gegrundet Die Grundung ging auf die Initiative des Kaufmanns und Talmud Gelehrten Mendel Frankfurter zuruck das Gebaude an der Elbstrasse 122 3 wurde von den Kaufleuten Michel Lehrmann Elias Ruben und Susskind Oppenheim gestiftet Die Schule lag somit mitten in der Neustadt die zu dieser Zeit das Zentrum judischen Lebens in Hamburg war Unterrichtet wurden primar die hebraische Sprache und die Tora daneben wurde auch Schreiben und Rechnen gelehrt Von Anfang an hatte die von der Gemeinde finanzierte Schule auch soziale Aufgaben Der Unterricht war kostenlos fur die Schuler gab es Mahlzeiten und bei Bedarf auch Bekleidung Der Unterricht fand ganztagig statt Schulferien gab es nicht Lediglich an den Nachmittagen vor dem Sabbat und den judischen Festen war unterrichtsfrei Zunachst gab es keinen Schulleiter im heutigen Sinne sondern einen Schulvorstand dessen Leiter in der Regel der Oberrabbiner war Von 1821 bis 1849 war dies Isaak Bernays der die Schule grundlegend reformierte und zusatzlich weltliche Facher einfuhrte Seitdem standen auch Deutsch Geographie und Naturkunde auf dem Lehrplan Bernays Nachfolger wurde 1851 Anschel Stern Unter seiner Leitung wurde die Schule zur Realschule 2 Ordnung ausgebaut 4 Da die Schule im Jahr 1851 bereits auf 230 Schuler angewachsen war reichten die Raumlichkeiten in der Elbstrasse 122 bei weitem nicht mehr aus Die Schule zog daher an den neuen Standort Kohlhofen 20 um Aufstieg der Schule Bearbeiten Ab 1871 wurde die Schule zur Hoheren Burgerschule Dies war die Folge einer erneuten Schulreform die zu einem nochmals erweiterten Unterrichtsangebot fuhrte Nun gehorten auch Franzosisch Englisch Mathematik und Geschichte zum Lehrplan Auf die dreijahrige Grundschule folgte eine sechsjahrige Sekundarstufe Da die Schule von mittlerweile 400 Schulern besucht wurde reichte auch der Platz im Gebaude an den Kohlhofen 20 nicht mehr aus so dass das daneben liegende Grundstuck Kohlhofen 19 dazugekauft werden musste Das zusatzliche Gebaude wurde Ende 1872 seiner Bestimmung ubergeben 1 Nach dem Tod des Rabbi Stern 1888 wurde die Schulleitung einem eigenstandigen Schulleiter ubertragen Erster Amtsinhaber wurde 1889 Joseph Goldschmidt der bereits von 1867 bis 1876 als Lehrer an der TTS tatig gewesen war Goldschmidt galt als strenger Schulleiter trug jedoch weiterhin dazu bei den Ruf der Schule zu verbessern 1892 wurde die Schule zur Realschule Neubau am Grindelhof Bearbeiten Da die Schulerzahlen kontinuierlich stiegen wurden die beiden Gebaude an den Kohlhofen ebenfalls zu klein so dass sich die Gemeinde uber eine neue Losung Gedanken machen musste Der Hamburger Bankier Moritz M Warburg spendete schliesslich 200 000 Mark fur einen Neubau der Schule Daraufhin beteiligten sich auch zahlreiche andere Gemeindemitglieder so dass schliesslich ein Betrag von 525 000 Mark fur den Neubau zusammenkam Das Gebaude am Grindelhof 30 wurde nach den Planen von Regierungsbaumeister Ernst Friedheim in den Jahren 1909 bis 1911 errichtet und am 20 Dezember 1911 eingeweiht 5 Somit war die Schule ihren Schulern gefolgt Das judische Leben hatte sich in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts mehr und mehr in Richtung Rotherbaum und Harvestehude verlagert Unmittelbar neben dem neuen Schulgebaude lag die Bornplatzsynagoge ebenfalls von Friedheim erbaut und bis 1938 die grosste Synagoge Norddeutschlands 6 Die Schule stand unter der Leitung Goldschmidts bis dieser 1921 altersbedingt in den Ruhestand ging Sein Nachfolger wurde Joseph Carlebach der die Schule erneut reformierte und damit den Grundstein fur den Ausbau zur Oberrealschule legte Carlebach wurde 1926 zum Oberrabbiner von Altona ernannt und ubergab die Leitung der Schule an Arthur Spier der die Reformen fortfuhrte Die TTS wurde am 7 Marz 1932 Oberrealschule und damit berechtigt die Reifeprufung abzunehmen 7 Im Jahre 1929 wurde die Schule um ein Gebaude am Grindelhof 38 erweitert das in unmittelbarer Nachbarschaft des Hauptgebaudes lag Die Talmud Tora Schule von 1933 bis 1945 Bearbeiten nbsp Gedenktafel am GebaudeMit der Machtubernahme der Nationalsozialisten anderte sich die Situation der Schule grundlegend Zunachst wurden fur die Oberstufe auch Madchen zugelassen Gleichzeitig wurden die Schuler bereits im Unterricht auf die kommende Emigration vorbereitet Einige Lehrer die aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem staatlichen Schuldienst entlassen wurden wechselten zur TTS darunter Ernst Loewenberg Wahrend der Novemberpogrome wurden am 10 November 1938 das gesamte Kollegium und einige der alteren Schuler verhaftet 8 Zum 1 April 1939 wurde die TTS zwangsweise unter dem Namen Volks und Hohere Schule fur Juden mit der Israelitischen Tochterschule zusammengelegt Die Leitung ubernahm Alberto Jonas der damalige Direktor der Israelitischen Tochterschule nachdem Spier mit seiner Familie emigriert war Im September desselben Jahres musste das Gebaude am Grindelhof geraumt werden Der Unterricht fand ab sofort in Gebauden im Karolinenviertel statt 8 welche jedoch 1942 ebenfalls geraumt werden mussten Die Schliessung aller judischen Schulen Deutschlands zum 30 Juni 1942 bedeutete auch das Ende der Talmud Tora Schule Die meisten der 28 Lehrer und zuletzt 343 Schuler die 1942 noch die Schule besuchten bzw dort lehrten wurden deportiert und fielen dem Holocaust zum Opfer Nur 76 Schuler und drei Lehrer uberlebten 9 Nach dem Krieg Bearbeiten nbsp Das Gebaude am Grindelhof 30 wird seit 2004 wieder von der judischen Gemeinde genutztDie Stadt Hamburg kaufte das Gebaude nach dem Krieg von der Jewish Claims Conference und nutzte es im Laufe der Jahre fur verschiedene Zwecke unter anderem fur die Fachhochschule Hamburg Fachbereich Bibliothekswesen 2004 wurde es an die Judische Gemeinde Hamburg zuruckgegeben Bereits im August 2002 war der Schulbetrieb unter dem alten Namen in einem Gebaude an der Schaferkampsallee mit zunachst 10 Schulern wiederaufgenommen worden 10 2005 wurde er jedoch vorubergehend eingestellt da die Anzahl der Schuler zu gering war um den Betrieb aufrechterhalten zu konnen Das Gebaude wurde saniert und steht seitdem wieder der judischen Gemeinde fur die Metropolregion Hamburg zur Verfugung 11 die am 10 Juni 2007 12 dort einzog Seit August 2007 lauft dort nach 68 Jahren auch wieder regularer Schulbetrieb 13 Die heutige Joseph Carlebach Schule ist nach Joseph Carlebach dem letzten Oberrabbiner Hamburgs benannt und umfasst eine Vorschule eine jahrgangsubergreifende Grundschule und seit 2011 eine Stadtteilschule 14 Die Oberstufe der Stadtteilschule ist seit 2020 staatlich anerkannt 15 Siehe auch Zentrum judischen LebensLiteratur BearbeitenMoses M Haarbleicher Zwei Epochen aus der Geschichte der Deutsch Israelitischen Gemeinde in Hamburg Otto Meissner Hamburg 1867 besonders S 38 246 255 260 399 443 Ursula Randt Die Talmud Tora Schule in Hamburg 1805 bis 1942 Verlag Dolling und Galitz Hamburg 2005 ISBN 3 937904 07 7 Bericht uber das Schuljahr Talmud Tora Realschule Hamburg ZDB ID 1053062 9 urn nbn de hbz 061 1 187028 Erika Hirsch u a Hrsg Judisches Hamburg Landeszentrale fur politische Bildung in Hamburg Hamburg 2021 ISBN 9783946246480 S 26 28 Weblinks Bearbeitenhagalil com Judische Schulen am Grindel Bildarchiv Hamburg Talmud Tora Schule Homepage Bildungshaus Joseph CarlebachEinzelnachweise Bearbeiten a b Lorenzen et al Talmud Torah School More than just a building Memento vom 15 September 2008 im Internet Archive Randt Talmud tora Schule S 144 Es begann an der Elbstrasse Hamburger Abendblatt 21 August 2002 S 13 Kirsten Heinsohn Red Das judische Hamburg Gottingen 2006 S 240 Ursula Randt Die Einweihung des Neubaus der Talmud Tora Realschule 1911 Matthias Gretzschel Erinnerung an Klein Jerusalem im Herzen von Hamburg Hamburger Abendblatt 19 Dezember 2006 S 8 Diana Zinkler Judische Joseph Carlebach Schule zieht an den Grindelhof Hamburger Abendblatt 15 Januar 2007 S 11 a b Deborah Knur Talmud Tora Neue Schule fur Hamburg Die Welt 29 Mai 2001 Kerstin Hense In Rotherbaum pulsiert das Leben Hamburger Abendblatt 2 Dezember 2006 S 21 Neubeginn am Grindel Hamburger Abendblatt 21 August 2002 S 13 Ulrich Gassdorf Talmud Tora Schule wird saniert Hamburger Abendblatt 15 Juli 2006 S 17 Franziska Coesfeld Die Judische Gemeinde ist wieder zu Hause Hamburger Abendblatt 11 Juni 2007 S 13 Joseph Carlebach Schule Zwolf Kinder machen den Anfang Hamburger Abendblatt 29 August 2007 S 16 Reiner Lehberger Hans Peter de Lorent Schulen in Hamburg Ein Fuhrer durch Aufbau und Geschichte des Hamburger Schulwesens Hamburg 2012 ISBN 978 3 921174 23 4 S 103 104 Erstausgabe Brunswiker amp Reuter Mitteilungsblatt der Behorde fur Schule und Berufsbildung In www hamburg de Behorde fur Schule und Berufsbildung 16 April 2020 abgerufen am 20 April 2020 MBlSchul Nr 4 Stadtteilschulen in Hamburg Staatliche Stadtteilschulen in HamburgAlbert Schweitzer Alter Teichweg Altona Altrahlstedt Am Hafen Am Heidberg Am See Bahrenfeld Bergedorf Bergstedt Blankenese Bramfeld Bruder Grimm Eidelstedt Elisabeth Lange Emil Krause Eppendorf Erich Kastner Finkenwerder Fischbek Falkenberg Flottbek Fritz Schumacher Geschwister Scholl Goethe Gretel Bergmann Gyula Trebitsch Hamburg Mitte Heinrich Hertz Helmuth Hubener Horn Ida Ehre Ilse Lowenstein Irena Sendler Julius Leber Kirchwerder Lessing Lohbrugge Lurup Maretstrasse Max Brauer Max Schmeling Meiendorf Mummelmannsberg Nelson Mandela Niendorf Ojendorf Oldenfelde Otto Hahn Poppenbuttel Richard Linde Weg Rissen Stellingen Stubenhofer Weg Suderelbe Veddel Walddorfer Wilhelmsburg WinterhudeNicht Staatliche Stadtteilschulen in Hamburg Evangelische Schulen Alsterdorf Bergedorf Blankenese Uhlenhorst Wichern Katholische Schulen Altona Bonifatius Franz von Assisi Harburg Marien Neugraben Paulus Waldorfschulen Altona Bergedorf Bergstedt Eimsbuttel Morgenstern Harburg Nienstedten Wandsbek Sonstige Trager Alsterpalais Brecht Joseph Carlebach Neue Schule St Georg 53 568594444444 9 9836583333333 Koordinaten 53 34 6 9 N 9 59 1 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Talmud Tora Schule amp oldid 230104696