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Die Synagoge von Travnik war der judische Sakralbau der Stadt Travnik in Bosnien und Herzegowina Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Abriss 3 Baubeschreibung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Synagoge befand sich an der Hauptdurchfahrtstrasse direkt am Aufgang von dem Handlerviertel bosnisch Carsija zur Burg und dem Varos Viertel Der Standort des Vorgangerbaus ist nicht endgultig geklart er befand sich aber vermutlich an derselben Stelle Geschichte BearbeitenDie judische Gemeinde von Travnik war eine der grossten in Bosnien und entstand bereits in der osmanischen Zeit Ahnlich wie in Sarajevo war der Schutz durch den Herrschaftssitz in der Stadt ein wichtiger Grund fur die fruhe Ansiedlung Leider wurden zahlreiche Dokumente der Gemeinde bei Branden und im NDH Staat zerstort so dass keine genauen Belege mehr existieren Der Historiker Hamdija Kresevljakovic schrieb im Jahr 1961 in seinem Werk Esnafi i obrt u Bosni i Hercegovini dass nach dem Angriff des Prinzen Eugen von Savoyen auf Sarajevo bei dem grosse Teile der Stadt durch einen Brand zerstort wurden etliche der dort lebenden sephardischen Juden die Entscheidung trafen nach Travnik uberzusiedeln Das wirkt glaubwurdig da auch der Regierungssitz des Eyalet Bosnien im Jahr 1699 nach Travnik verlegt wurde und dort bis zum Jahr 1850 verblieb 1 2 Es gab allerdings auch schon zuvor sephardische Juden in Travnik etwa die seit 1660 nachweisbare Familie Atijas 3 4 In den Jahren 1768 und 1769 wurde die erste sephardische Synagoge Il Kal Santo erbaut 5 Dies machte sie zur zweitaltesten judischen Synagoge des Landes 3 Die weitere Geschichte ist nur in Bruchstucken bekannt aber offenbar brannte sie spatestens im Jahr 1860 nieder weshalb man an der Stelle einer Holzkapelle aus dem Jahr 1840 einen Neubau errichtete der als zweite sephardische Synagoge in der Stadtgeschichte auch neue Synagoge genannt wurde Offiziell wurde sie aber ebenfalls in Ladino benannt und erhielt den Namen Il Kal Kadosh Daruber hinaus hiess sie im Volksmund schlicht Kalkados und Templ 6 7 8 Il Kal Kadosh entstand am Fusse der Poturmahala einem Stadtviertel unterhalb des Herrschaftssitzes nordlich des Basars wo sich auch die Schule Ladino Maldarim befand Fur die Errichtung des Gotteshauses wurden alle willigen Gemeindemitglieder mit einem Anteil von 34 Arbeitsstunden hinzugezogen da strengglaubige Mitglieder der Gemeinde keine Handwerker anderer Religionen dulden wollten Solange wurden Zusammenkunfte in grosseren Wohnungen der Gemeindemitglieder abgehalten Es entstand ein 150 m grosser Raum mit Mauern aus Lehmziegeln 2 4 Die Einwohnerzahl stieg im Laufe der Zeit an und im Jahr 1879 wurden 379 Juden gezahlt wobei ihre tatsachliche Zahl noch hoher gelegen haben durfte da viele in Sarajevo gemeldet waren was sich daraus erklart dass der Sitz in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts mehrfach wegen schwerer Unruhen in Travnik fur einige Jahre nach Sarajevo verlegt werden musste Zudem wurde Kinder aus Angst vor hoheren Steuern teils unvollstandig gemeldet Auch im Roman Wesire und Konsuln 1945 von Ivo Andric der im fruhen 19 Jahrhundert spielt haben die sephardischen Juden der Stadt eine eigene Rolle Damals lebten ca 50 judische Familien also bereits mehrere hundert Juden in Travnik 2 Es gab aber auch negative Ereignisse in dieser Zeit So wurde judischen Bewohnern von Travnik im Jahr 1818 unterstellt einen Ritualmord begangen zu haben Die Verdachtigten wurden nur auf Druck der Gemeinde hin freigelassen die umgehend Beweise vom Kajmekam eingefordert hatte 5 4 Nach dem Okkupationsfeldzug in Bosnien im Jahr 1878 kamen durch die neue Herrschaft Osterreich Ungarns auch aschkenasische Juden nach Bosnien Sie bildeten in Travnik eine eigene Gemeinde 4 9 Im Jahr 1903 waren von 6 626 Einwohnern 426 Juden Es gab 56 sephardische und 24 aschkenasische Familien 8 Im selben Jahr kam es im September zu zwei grossen Stadtbranden bei denen auch Synagoge und Schule beschadigt wurden Die Eisenbahndirektion beglich die Sachschaden da eine Schmalspurlokomotive den ersten Brand ausgelost hatte Im Gemeinderat war damals auch eine Jude vertreten 10 5 11 Danach nahm ihre Zahl durch Abwanderung aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage mit verursacht durch den doppelten Grossbrand der auch viele Geschafte zerstorte aber auch aufgrund des Ersten Weltkriegs ab Zudem gab es vermehrt Heiraten nach Sarajevo und in andere Stadte sowie Abwanderung zum Studienort 4 9 12 13 Im April 1941 wurde die Synagoge durch den NDH Staat geschlossen und die Thorarollen wurden an das Jesuitenmuseum verschenkt Die Synagoge wurde geplundert und Feuer gelegt 2 14 7 Ab August 1941 kam es zu Massenverhaftungen und Deportationen in das KZ Kruscica Als sich dort zusammen mit Juden aus anderen Stadten mehr als 1 500 Menschen befanden kam der Befehl sie in andere Konzentrationslager darunter das KZ Jasenovac das KZ Stara Gradiska und das KZ Đakovo zu verbringen Nur 16 Juden kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg zuruck 271 der 296 judischen Bewohner von Travnik und Umgebung wurden ermordet Die entweihte Synagoge wurde in den 1950er Jahren an die Stadt verkauft und fortan als Metallwerkstatt genutzt Diese Nutzung endete kurz vor dem Bosnienkrieg 3 15 16 Der judische Friedhof im Stadtteil Bojna besteht noch aus mehreren hundert Grabsteinen Der alteste Stein stammt aus dem Jahr 1762 Dort befindet sich auch ein Denkmal fur die ermordeten Juden das im Jahr 1979 eingeweiht wurde 6 17 18 Auch eine Mikveh gab es in Travnik 19 Einige beim Bau eines Wohnhauses im Jahr 1989 gefundene Silber Artefakte der Familie Konforti wurden dem Stadtmuseum ubergeben 7 Abriss Bearbeiten Dadurch dass sich niemand mehr um das verlassene Gebaude kummern konnte verfiel die ehemalige Synagoge langsam und im Marz 2006 wurde erstmals der Einsturz einer Wand an der Westseite gemeldet Daher wurde vorgeschlagen sie zu einem Museum fur die Geschichte der Juden von Travnik umzugestalten da sie einer der letzten Zeugen der judischen Vergangenheit der Stadt war 20 Schon zuvor befand sich an der Synagoge eine Tafel der UNESCO die auf englisch und bosnisch erklarte dass es sich um die ehemalige Synagoge handele Zudem wurde auf dieser kurz ihre Geschichte zusammengefasst Obwohl auch Stadtmuseum und Stadt Interesse an einer Museumslosung bekundet hatten beschloss man zwei Jahre spater den Abriss um dort eine Einkaufsmoglichkeit zu schaffen Dies wurde trotz Protesten von Einheimischen umgesetzt und die Synagoge im September 2008 abgerissen Ein umfassende Dokumentation des Gebaudes oder die Bergung eines angenommenen Grundsteins war daher nicht mehr moglich 21 22 7 16 23 Baubeschreibung BearbeitenTrotz der seit der im Jahr 1850 verabschiedeten Reform des Omer Pascha Latas die auch Neubauten von religiosen Minderheiten ermoglichte entstand nur ein sehr schlichter Bau Wie die meisten Synagogen des Landes war er zweietagig damit die Frauen auf einer Galerie separat beten konnten Ein separater Eingang fuhrte dorthin Fur den Rabbi gab es einen Sockel Rechts und links vom Strasseneingang befanden sich grosse quadratische Fenster die Ostseite war dreiachsig und besass rechteckige Fenster Das Nachbargebaude hinter der Synagoge war die Schule in der auch der Rabbi wohnte 7 2 12 Literatur BearbeitenFranz N Mehling Hrsg Knaurs Kulturfuhrer in Farbe Jugoslawien Lizenzausgabe von Droemer Munchen 1984 Weblinks BearbeitenNew Synagogue Kal Kadosh in Travnik Bosnia Center for Jewish Art abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch Fotos von ehemaliger Synagoge und Schule aus der Zeit vor dem Abriss Travnicki Jevreji In jews ba La Benevolencija abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch Auch abrufbar bei La Benevolencija selbst Travnik i jevreji In jews ba La Benevolencija abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch Rekonstruktion judischer Einwohner als Spaziergang durch die Stadt wobei auch ein Bet tefila Gebetshaus im Basarbereich beim Bahnhof erwahnt wird das bis zum Ersten Weltkrieg in Betrieb war Auch abrufbar bei La Benevolencija selbst Einzelnachweise Bearbeiten Mehling S 388 a b c d e Behija Zlatar Dolazak Jevreja u Sarajevo In benevolencija eu org 1995 abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch bezuglich der Il Kal Kados veralteter Forschungsstand da nicht A 19 Jh sondern 1860 erbaut siehe zur richtigen Chronologie die Aussagen von Ivan Ceresnjes im Artikel Yet More on Travnik Synagogue von Ruth Ellen Gruber da Ceresnjes annimmt dass sie auf den Fundamenten des Vorgangers entstand ist es aber auch denkbar dass die Synagoge A 19 Jh abbrannte 1840 durch einen Holzbau ersetzt wurde und 1860 erneut abbrannte a b c Avram Pinto Jevreji Travnika El Mundo Sefard abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch a b c d e Josef Konforti Jevreji U unutrasnjosti Bosne i Hercegovine Travnicki Jevreji El Mundo Sefard abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch a b c Predrag Finci Jevreji u BiH Skica za mogucu povijest In slobodna bosna ba 12 August 2013 abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch a b Samuel D Gruber Jewish Heritage Sites of Bosnia Herzegovina In surface syr edu Syracuse University 2011 abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch a b c d e Ruth Ellen Gruber Yet More on Travnik Synagogue In jewish heritage travel blogspot com 8 September 2008 abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch a b Joseph Jacobs amp Samuel Wessel Travnik In jewishencyclopedia com Abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch veralteter Forschungsstand sie rekonstruieren daher offenbar ohne die Kenntnis der Geschehnisse des 17 amp 18 Jahrhunderts die Geschichte ganzlich anders a b Nacionalno budjenje u Travniku In benevolencija eu org Abgerufen am 26 Oktober 2021 bosnisch Abwanderung durch Heirat begann schon E 19 Jh zuzunehmen wurde aber durch die Not nach dem Krieg noch verscharft Josef Konforti Jevreji Travnika In benevolencija eu org 1975 abgerufen am 26 Oktober 2021 bosnisch Avram Pinto Jevrejske Zajednice van Sarajeva In benevolencija eu org 1987 abgerufen am 22 Oktober 2021 bosnisch a b Travnik pocetkom XX vijeka In benevolencija eu org Abgerufen am 26 Oktober 2021 bosnisch Josef Konforti Travnik populacija In benevolencija eu org Abgerufen am 26 Oktober 2021 bosnisch Josef Konforti Zivot i obicaji u Travniku In benevolencija eu org Abgerufen am 26 Oktober 2021 bosnisch Eli Tauber Holokaust u Bosni i Hercegovini bosnisch PDF Ausgabe hrsg v Institut za istrazivanje zlocina protiv covjecnosti i međunarodnog prava Sarajevo 2014 S 368 407 414 681 719 721 a b Ruth Ellen Gruber Endangered Synagogues In jewish heritage travel blogspot com 10 Oktober 2008 abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch Travnik i Zidovi Kao da ih nikada i nije bilo In vitez info 16 November 2015 abgerufen am 25 Oktober 2021 kroatisch mit Bildern des Friedhofs aus dem Jahr 2015 I Levi Otkrivanje spomen obiljezja travnickim Jevrejima In benevolencija eu org 1979 abgerufen am 26 Oktober 2021 bosnisch Mikveh in Travnik site Bosnia Center for Jewish Art abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch Fotos der Ruine sowie Grund und Aufrisse von 1910 Eli Tauber Tragom jednog natpisa Obrusava se nekadasnja sinagoga PDF In Jevrejski glas Marz 2006 abgerufen am 25 Oktober 2021 bosnisch Seite 3 Ruth Ellen Gruber Former Bosnian Synagogue Threatened In jewish heritage travel blogspot com 2 September 2008 abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch Ruth Ellen Gruber More on Travnik Synagogue In jewish heritage travel blogspot com 5 September 2008 abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch Rusenje sinagoge u Travniku Jevrejska zajednica ne moze uciniti nista In klix ba 1 September 2008 abgerufen am 25 Oktober 2021 englisch 44 227016 17 668888 Koordinaten 44 13 37 3 N 17 40 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Travnik amp oldid 224169978