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Die Synagoge aus Gross Umstadt ist eine denkmalgeschutzte profanierte Synagoge die in den Hessenpark bei Neu Anspach transloziert wurde und die seit 2012 als Museum zum Thema judisches Leben im landlichen Hessen und zur Geschichte des Synagoge genutzt wird Synagoge aus Gross Umstadt im Hessenpark Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Nutzung im Hessenpark 4 Mahnmal in Gross Umstadt 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ehemaliger Standort der Neuen Synagoge in Umstadt nbsp Die Hinweistafel zur Synagoge deren Aufbau und Geschichte als Teil der Informationen im StadtrundgangIn Gross Umstadt wurden bereits im Jahre 1548 Juden als Einwohner genannt Seit dem 16 18 Jahrhundert gab es eine judische Gemeinde Im 17 Jahrhundert lebten drei bis funf judische Familien in Gross Umstadt 1834 zahlte man 44 judische Einwohner und 1861 69 2 5 von insgesamt 2741 Einwohnern 1880 81 2 8 von 2844 1905 87 2 4 von 3573 1910 77 2 0 von 3743 Die Gemeinde verfugte uber eine altere Synagoge die auch die Wohnung des Lehrers enthielt Mehrere Versuche im Hinblick auf die Zuwachs der Gemeinde und den Bauzustand des Hauses eine Synagoge neu zu bauen scheiterten 1866 war der Bauzustand so schlecht geworden dass die alte Synagoge zusammenfiel und nicht mehr gerettet werden konnte Aufgrund des Geldmangels der Gemeinde wurde ein Spendenaufruf gestartet Es dauerte jedoch mehrere Jahre bis die Finanzierung fur den Neubau gesichert war Am 21 Mai 1874 wurde die neue Synagoge feierlich durch den Landesrabbiner eingeweiht Das Gotteshaus hatte 45 Platze fur Manner Frauenplatze waren auf der Empore Diese Synagoge war 1913 wieder in einem schlechten baulichen Zustand da sie am Stadtrand auf sumpfigem Gelande errichtet worden war und sich Schwamm in den Mauern gebildet hatte Wahrend der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge verwustet und die Torarolle auf dem Marktplatz verbrannt Im Gegensatz zu vielen anderen Orten wurde nicht versucht die Synagoge durch Brandstiftung zu zerstoren da der nationalsozialistische Burgermeister im Nachbarhaus wohnte Die judische Gemeinde wurde gezwungen das Synagogengebaude Ende 1938 dem Burgermeister zu verkaufen Dieser nutzte das Gebaude als Lagerraum Schon 1942 wohnte kein judischer Mitburger mehr in Gross Umstadt In den 1970er Jahren war das Gebaude baufallig Der Besitzer der Sohn des fruheren Burgermeisters bot der Stadt an das Haus zu kaufen Die Stadt nahm dieses Angebot nicht an Es bildete sich ein Burgerverein der das Haus mit Unterstutzung der Stadt erwerben wollte Um diesen Plan wurde funf Jahre gerungen am Ende entschied sich die Stadt gegen einen Erwerb Stattdessen ubernahm der Hessenpark 1979 das Gebaude Es wurde abgerissen und 1983 bis 1988 als erstes Gebaude der Baugruppe C Sudhessen im Hessenpark neu aufgebaut allerdings nicht in den ursprunglichen Proportionen Es befindet sich abseits der Besucherwege und wurde fast 30 Jahre als Lagerraum genutzt Beschreibung BearbeitenDas Gebaude ist ein massiver Bau aus unregelmassigen Bruchsteinen auf einem fast quadratischen Grundriss mit einer Grundflache von etwa 110 m Das Satteldach ist mit Biberschwanzen gedeckt die Seitenwande enthalten jeweils drei Rundbogenfenster mit einer oberen Einfassung aus Sandstein Man betritt das Gebaude im Erdgeschoss durch einen Vorraum Rechts und links befinden sich zwei kleine Zimmer gerade voraus der grosse Betraum Der Toraschrein in dem die Schriftrollen aufbewahrt werden befindet sich an der Ostseite des Betraums Die kleinen Zimmer dienten als Schulraume Gemeindezimmer Leseraum Bibliothek und fur das Morgengebet Im Obergeschoss befindet sich die Frauenempore Zwei hebraische Inschriften befinden sich an der Aussenseite Uber dem Eingang ist der hebraische Text aus Gen 28 17 EU Wie Ehrfurcht gebietend ist diese Statte hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und hier ist die Pforte des Himmels und uber dem ersten Fenster auf der rechten Seitenfassade der Text Haus des Gebets Israel angebracht Nutzung im Hessenpark Bearbeiten nbsp Eine Torarolle aus der Ausstellung in der SynagogeIn den fast sechs Jahren des Wiederaufbaus wurde das Gebaude mit viel zu grossen Proportionen im Hessenpark errichtet Ab 1988 wurde das Haus nur fur interne Zwecke genutzt und war fur das Publikum nicht geoffnet Nach einer Sanierung wurde die Synagoge am 3 Mai 2012 feierlich als Ausstellungshaus geoffnet Eine bewegende Ansprache zur Eroffnung hielt der einzige damals noch lebende judische Burger mit Umstadter Wurzeln der Rabbi Ernst M Stein aus England Mehr als achtzig Gross Umstadter Burger wohnten der Eroffnung bei 1 In Kooperation mit dem Judischen Museum Frankfurt am Main wurde auf 140 Quadratmetern eine mehrjahrige Ausstellung zum Thema Judisches Leben im landlichen Hessen und Geschichte des Synagogengebaudes gezeigt die ab Mai 2016 in einer neu konzipierten Dauerausstellung wiedereroffnet wurde 2 Die neue Ausstellung wurde vom Hessenpark in Kooperation mit dem Judischen Museum Frankfurt dem Fritz Bauer Institut und dem Runden Tisch Judisches Leben in Gross Umstadt realisiert Dabei wird im kleinen Vorraum der Synagoge eine Zusammenfassung des Themas Judisches Landleben gezeigt in der vier judische Familien exemplarisch vorgestellt werden deren Familienbiografien ab der Mitte des 19 Jahrhunderts rekonstruiert wurden Auf der Empore befindet sich eine Dokumentation der vier grossen sudhessischen Landsynagogen in Dieburg Zwingenberg Gross Umstadt und Michelstadt Im Hauptraum werden die funf Themen Judischer Glaube Alltag Judisches Erwerbsleben Judische Kultur und die Bereiche Emanzipation Integration und Verfolgung gezeigt Die Ausstellung wurde nach modernen Gesichtspunkten und Methoden aufgebaut die Infotische bieten u a Horstationen Klappen zum Stobern Schubladen zur Vertiefung Blatterkasten und anderes mehr Das begriffliche Entdecken und Verstehen soll dadurch angeregt werden Die Ausstellung von 2012 bis 2016 wurde danach der Stadt Gross Umstadt vom Hessenpark uberlassen und wird im Museum Gruberhof des Gross Umstadter Museums und Geschichtsvereins e V weiter gezeigt 3 Mahnmal in Gross Umstadt BearbeitenIn Gross Umstadt erinnert ein Mahnmal vor dem Darmstadter Schloss an das ehemalige Gebaude und dessen Schandung 1938 Der links eingesetzte Sandstein ist eine Nachbildung des hebraisch beschrifteten Portalsteins der ehemaligen Umstadter Synagoge Ubersetzt aus dem 1 Buch Mose 28 17 Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort Hier ist nichts anderes als ein Gotteshaus und dies ist die Pforte des Himmels 4 Auf der rechten Seite steht die Gedenkinschrift Zu Ehren unserer judischen Mitburger und zur Erinnerung an die Synagoge die 1874 erbaut und am 9 Nov 1938 durch Rassenwahn entweiht wurde Auf der Stele seitlich hinter dem Mahnmal sind die Namen aller ehemaligen judischen Mitburger verzeichnet die Pogromen und den Nurnberger Gesetzen zwischen 1933 und 1945 zum Opfer fielen und die bei der Aufstellung bekannt waren Heute sind 45 Umstadter Burger judischen Glaubens bekannt die dem Naziterror und Antisemitismus zum Opfer gefallen sind Ihrer wird nach und nach mit Stolpersteinen bei ihren letzten Wohnungen gedacht 26 Stolpersteine wurden in Umstadt und im Stadtteil Klein Umstadt bisher verlegt 5 Erinnerung nbsp Mahnmal mit Menora zur Erinnerung an die alte Synagoge 6 nbsp Gedenkstele mit den Namen aller Umstadter Juden die wahrend der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben kamen Am ehemaligen Standort der Synagoge ist eine Informationstafel angebracht ein Ziel des angebotenen Stadtrundganges durch das Zentrum Gross Umstadts Der Runde Tisch Judisches Leben in Gross Umstadt hatte zu einer Spendenaktion aufgerufen um die Identifikation und Verbundenheit mit dem judischen Schul und Bethaus als zentralen Ort der Erinnerung an die judische Landbevolkerung in Hessen und die Geschichte der judischen Gemeinde von Gross Umstadt aufzuzeigen Die Spendengelder wurden fur die Recherchearbeit zur Geschichte und die technische Umsetzung der Dauerausstellung eingesetzt Literatur BearbeitenVerein zur Bewahrung der Gross Umstadter Synagoge Hrsg Gross Umstadt Zur Geschichte der Juden und ihrer Synagoge Gross Umstadt 1988 181 Seiten Thea Altaras Synagogen in Hessen Was geschah seit 1945 Verlag Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Koster Konigstein im Taunus 1988 ISBN 978 3 7845 7790 6 S 143 f Georg Brenner Wilfried Kobler Sie waren Umstadter Geschichte der judischen Bevolkerung in Umstadt Raibach Klein Umstadt Kleestadt und Semd und die Geschichte des religiosen und rassistischen Antisemitismus in Deutschland Schriftenreihe des Umstadter Museums und Geschichtsvereins e V Band 3 Hrsg Magistrat der Stadt Gross Umstadt Gross Umstadt 2010 222 Seiten Synagoge bald auch innen zu besichtigen in FAZ vom 29 August 2011 S 36 Das Ende eines langen Kampfes in FAZ vom 10 Juli 2013 S 45Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hessenpark Synagoge aus Gross Umstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Synagoge auf der Seite des Hessenparks Synagoge Gross Umstadt bei Alemannia Judaica Stadt Gross Umstadt Judisches Leben und Spendenaktion fur die Umstadter SynagogeEinzelnachweise Bearbeiten Das Geheimnis der Versohnung heisst Erinnerung Spendenaufruf des Vereins Runder Tisch Judisches Leben in Gross Umstadt 10 Juni 2013 PDF Dokument 3 29 MB abgerufen am 18 Mai 2016 uber Geschichtsverein Gross Umstadt Dauerausstellung im Freilichtmuseum Hessenpark Sie waren hier Judisches Landleben in Sudhessen Memento vom 31 Mai 2016 im Internet Archive PDF Datei 301 4 kB abgerufen am 31 Mai 2016 Neue Dauerausstellung im Hessenpark Memento vom 31 Mai 2016 im Internet Archive Information der Stadt Gross Umstadt 31 Marz 2016 abgerufen am 31 Mai 2016 vgl Die Synagoge in Gross Umstadt auf www alemannia judaica de Verzeichnis Umstadter Stolpersteine der PDP Ortsgruppe Webseite der Stadt Gross Umstadt PDF Datei 552 kB abgerufen am 13 November 2019 Links mit Portalinschrift aus 1 Mose 28 17 Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort Hier ist nichts anderes als ein Gotteshaus und dies ist die Pforte des Himmels vgl Die Synagoge in Gross Umstadt auf www alemannia judaica de Rechts daneben die Gedenkinschrift Zu Ehren unserer judischen Mitburger und zur Erinnerung an die Synagoge die 1874 erbaut und am 9 Nov 1938 durch Rassenwahn entweiht wurde Judische Museen in Hessen Aktives Museum Spiegelgasse in Wiesbaden Judisches Museum Frankfurt Judisches Museum Rotenburg an der Fulda Judisches Museum Vogelsberg Landsynagoge Heubach Regionalmuseum Alsfeld Stadtmuseum Hofgeismar Synagoge Gross Umstadt Synagoge Hadamar Synagoge Michelstadt 50 273992 8 525316 Koordinaten 50 16 26 4 N 8 31 31 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Gross Umstadt amp oldid 238996274