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Sugar Act deutsch Zuckergesetz ist die gebrauchlichste Bezeichnung fur ein im April 1764 vom britischen Parlament beschlossenes Zollgesetz 4 Geo III c 15 gemass der Zahlung der Statutes at Large 1 das die britischen Kolonien in Nordamerika betraf Andere Bezeichnungen des Gesetzes sind American Revenue Act Gesetz zum amerikanischen Steueraufkommen oder schlicht Revenue Act Es stellte formal eine Verlangerung und Anderung des Molasses Act dar mit dem 1733 ein Importzoll auf Melasse festgelegt worden war der aber systematisch durch Schmuggel umgangen wurde und wirkungslos blieb Ziel des Sugar Act war es nicht nur dem Melasseschmuggel Einhalt zu gebieten sondern mit den Zollerlosen die durch den Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 angespannten britischen Staatsfinanzen zu entlasten Da der Sugar Act anders als vorige Zollbestimmungen nicht als Handelsregulierung deklariert war sondern ausdrucklich mit der Intention erlassen wurde das Steueraufkommen zu erhohen stellte er einen bedeutsamen Bruch mit der bisherigen Politik der britischen Regierung gegenuber ihren Kolonien dar Insbesondere in den neuenglischen Kolonien rief es heftigen Widerstand hervor und fuhrte zu zahlreichen Sabotageakten gegen die Zollbehorden und die Royal Navy sowie formlichen Protesten der politischen Gremien der kolonialen Selbstverwaltung Diese Auseinandersetzungen verscharften sich 1765 noch mit dem Erlass des Stamp Act und markieren den Beginn der Amerikanischen Revolution Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Grossbritannien nach dem Siebenjahrigen Krieg 1 2 Der Molasses Act von 1733 2 Bestimmungen 2 1 Anderungen der Ein und Ausfuhrzolle 2 2 Reform der Zollverwaltung und gerichtsbarkeit 3 Formliche Proteste der Kolonien 3 1 Massachusetts 3 2 Rhode Island 4 Passiver und aktiver Widerstand der Bevolkerung 4 1 Sabotageakte gegen die Royal Navy 4 2 Sabotageakte gegen die Zollverwaltung 4 3 Boykott britischer Importe 5 Literatur 5 1 Quellen 5 2 Sekundarliteratur 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenGrossbritannien nach dem Siebenjahrigen Krieg Bearbeiten nbsp George Grenville britischer Premierminister von 1763 bis 1765 Das Gesetz war eine der Massnahmen mit denen George Grenville seit April 1763 zugleich Premierminister und Schatzkanzler die Staatsfinanzen zu entlasten und zugleich die Verwaltung des wachsenden Empire effektiver zu gestalten versuchte Dieses verstarkte Eingreifen der Regierung in die Belange der Kolonien beendeten die Ara des salutary neglect also der Politik der wohltuenden Vernachlassigung mit der London in den Jahrzehnten zuvor die weitreichende Selbstverwaltung und besteuerung der Kolonisten befordert hatte Aus dem Siebenjahrigen Krieg war Grossbritannien zwar siegreich hervorgegangen und hatte etwa den grossten Teil des franzosischen Kolonialreichs in Nordamerika hinzugewonnen doch belastete der Krieg die Staatsfinanzen in einem zuvor ungekannten Ausmass Am 31 Januar 1763 beliefen sich die britischen Staatsschulden auf 122 606 336 Pfund Sterling mehr als 4 Millionen Pfund mussten jahrlich allein fur die Tilgung der Zinsen aufgebracht werden 2 In den Kriegsjahren waren im Inland bereits zahlreiche Steuern erhoht und neue eingefuhrt worden die britische Bevolkerung litt unter einer enormen Steuerlast die zunehmend zu Unmut fuhrte Dennoch brachte Grenville eine Reihe von neuen Steuergesetzen durch das Parlament die in England teils zu gewaltsamen Protesten fuhrten so die Erhohung der Steuer auf Cider in den Apfel Anbaugebieten im Sudwesten des Landes 3 Die Haushalte der britischen Kolonien in Nordamerika erholten sich im Gegensatz dazu in den Nachkriegsjahren schnell vor allem da sie fur ihren Beitrag am Krieg also fur Requisitionen und Kontributionen mit Millionen aus der britischen Staatskasse entschadigt worden waren Die Kolonisten waren von unmittelbarer Besteuerung ausgenommen fuhrten Steuern also ausschliesslich an die Regierungen der verschiedenen Kolonien ab Die Zolleinnahmen aus dem Aussenhandel waren die einzigen Abgaben die davon in die britische Staatskasse flossen Schon Grenvilles Vorganger John Stuart 3 Earl of Bute unternahm daher Anstrengungen die Zolleinnahmen in den Kolonien zu erhohen und dem bluhenden Schmuggel Einhalt zu gebieten 4 Zwar waren auch zuvor besonders in Kriegszeiten Gelder aus den Haushalten der Kolonien in den britischen Staatshaushalt geflossen doch hatte die britische Schatzkanzlei fur alle Kontributionen formlich die Gouverneure der einzelnen Kolonien ersuchen mussen Die Unzulanglichkeit dieses Vorgehens hatte sich gerade im vergangenen Franzosen und Indianerkrieg gezeigt in dem die Kolonien nur langsam und widerwillig auf Kontributionsforderungen reagierten obwohl sie selbst zum Kriegsschauplatz geworden waren 5 So brachte Bute 1762 ein Gesetz auf den Weg das die Provision fur die Zolloffiziere auf die Halfte der beschlagnahmten Schmuggelware erhohte ferner autorisierte er die Royal Navy verdachtige Schiffe zu durchsuchen im Falle einer erfolgreichen Verurteilung sollten die Offiziere der beteiligten Schiffe die Halfte der Provision der Zollner zu Land erhalten Ein Rundbrief an die Gouverneure aller Kolonien schwor diese darauf ein die Einhaltung der alten wie der neuen Zollbestimmungen zu gewahrleisten 6 Nicht zuletzt war der Gedanke der hinter dem Ziel einer starkeren Besteuerung der amerikanischen Kolonien stand die Uberzeugung dass der Krieg wenn auch nicht vor allem zum Wohle der amerikanischen Kolonisten gefuhrt worden war sie auch entsprechend an seinen Kosten und Folgekosten beteiligt werden sollten Dabei sollten nach dem Willen Grenvilles die Mehreinnahmen aus den amerikanischen Zollen vor allem den Unterhalt des in den Kolonien selbst stationierten Militars finanzieren Nach dem Frieden von Paris wurde ein 10 000 Mann starkes stehendes Heer in Amerika stationiert ein grosser Teil davon in den von Frankreich respektive Spanien abgetretenen neuen Kolonien Kanada sowie Ost und Westflorida da man sich offenbar der Loyalitat der neuen Untertanen nicht allzu sicher schien Die Truppen sollten die westliche Siedlungsgrenze frontier der alten Kolonien gegen befurchtete indianische Angriffe schutzen nach dem Erlass der Koniglichen Proklamation vom Oktober 1763 aber auch die indianischen Gebiete vor einem illegalen Eindringen britischer Siedler Die Kosten fur den Unterhalt der Armee in Nordamerika schatzte Grenville auf rund 220 000 Pfund im Jahr 7 Es schien ihm angemessen dass die Kolonien einen Beitrag zur Finanzierung des Heeres leisten sollten zumal es in ihrem eigenen Interesse vor Ort seinen Dienst verrichtete Insgesamt sollten die neuen Zollbestimmungen nach Berechnungen von Grenvilles Finanzministerium Einnahmen von rund 78 000 Pfund pro Jahr erbringen 8 also kaum mehr als ein Drittel der fur das Heer veranschlagten Kosten fur den Rest wurde Westminster selbst aufkommen Der Molasses Act von 1733 Bearbeiten Grundlage fur die Bestimmungen des Sugar Acts wurde ein Bericht den die oberste Zollkommission die Commissioners of the Customs im September 1763 den koniglichen Schatzmeistern den Lords of the Treasury vorlegte Es lenkte besonderes Augenmerk auf das Versagen des Molasses Act von 1733 das den Handel mit verschiedenen Handelsgutern insbesondere aber den von Melasse in den Kolonien regelte Demnach hatten die Produzenten in den britischen Westindischen Inseln einen Ausfuhrzoll von 4 d pro Gallone zu zahlen die Importeure in den nordamerikanischen Kolonien einen Einfuhrzoll von 6d pro Gallone was gut 100 des gangigen Einkaufspreises entsprach Der Bericht errechnete das gesamte Zollaufkommen aus dem Molasses Act und zeigte so eine merkliche Diskrepanz zwischen den Erlosen aus den westindischen und den nordamerikanischen Zollbehorden auf 9 Zeitraum Zollaufkommen der Westindischen Inseln Zollaufkommen der nordamerikanischen Kolonien1733 1742 97 938 10 4 183 19 51742 1752 159 887 18 10 814 181752 1762 262 827 10 10 653 13gesamt 520 653 19 4 21 652 10Der Bericht stellte also den offensichtlichen und allgemein bekannten Umstand fest dass der Molasses Act systematisch umgangen wurde Besonders ungeniert wurde der Melasseschmuggel in Rhode Island betrieben der Kolonie deren Wirtschaft am starksten von der Rumbrennerei abhangig war der Bericht vermerkte dass aus dieser Kolonie seit 1744 uberhaupt keine Einnahmen aus dem Molasses Act uberwiesen worden waren 10 Weiter wies der Bericht auf den Umstand hin dass die Zollerlose aus den nordamerikanischen Kolonien sich auf zuletzt rund 1 800 Pfund pro Jahr beliefen wahrend allein der Unterhalt der Zollverwaltung im Jahr 1763 7 600 Pfund kostete Der Bericht schloss mit einem weitreichenden Katalog empfohlener Abhilfemassnahmen die bald Niederschlag im Gesetzestext des Sugar Acts fanden Grenvilles Entwurf wurde im Verlauf der Haushaltssitzungen des Fruhjahres 1764 verabschiedet Am 22 Marz stimmte das House of Commons fast mit Dreiviertelmehrheit fur das Gesetz das House of Lords nickte es fast ohne Debatte ab Am 5 April wurde das Gesetz vom Konig unterzeichnet und trat am 29 September 1764 in Kraft Grenville stiess mit seinen Vorschlagen kaum auf nennenswerten Widerstand Die Opposition um William Pitt hatte sich im Februar des Jahres in der Debatte um die Anklage von John Wilkes verausgabt und diese Machtprobe mit Grenville verloren Im Gegensatz zu diesem politischen Prazedenzfall brachte Grenvilles Haushaltspolitik die Gemuter der Parlamentarier kaum in Wallung seine zumindest nach dem Zeugnis Horace Walpoles recht langatmige Rede zum Budget wurde mit einer Mischung aus Gahnen und Applaus quittiert Die Vorstellung dass die Kolonien mindestens einen Teil der Kosten fur das in ihnen stationierte Heer zu tragen hatten stiess offenbar auf ungeteilte Zustimmung 11 Die Kolonien waren im Parlament nicht reprasentiert Ihre Interessen suchten sie in London uber Agenten zu vermitteln welche die Regierungen ihrer Kolonien uber die politische Lage unterrichteten und dem britischen Kabinett etwa mittels Memoranden und Protestnoten die kolonialen Standpunkte vermittelten Im Falle des Sugar Acts war die Handlungsfahigkeit dieser Mittelsleute jedoch schon deswegen eingeschrankt weil die Wintersturme uber dem Nordatlantik eine zugige Kommunikation verhinderten so dass etwa die von den Regierungen von Massachusetts und Rhode Island vorbereiteten Einwendungen erst in London eintrafen als das Gesetz bereits verabschiedet war Bestimmungen BearbeitenAnderungen der Ein und Ausfuhrzolle Bearbeiten Der Sugar Act fuhrte zahlreiche neue Importzolle auf ausgewahlte Handelsguter wie Kaffee Indigo Piment und Zucker ein Auf Madeirawein der sich in den Kolonien grosser Beliebtheit erfreute wurde ein besonders hoher Zoll von 7 Pfund pro Tonne erhoben Auf diese Art sollten die Amerikaner ermuntert werden ihren zollfreien Wein von englischen Handlern zu erwerben Neben der Einfuhrung neuer Zolle sah der Sugar Act auch die Abschaffung von Ruckzollen auf verschiedene in die Kolonien reexportierte Handelswaren vor etwa auf franzosische Spitze oder chinesische Seide was wiederum den Absatz der dadurch umso billigeren britischen Textilien ankurbeln sollte 12 Fur andere Handelsguter wurden rigide Ausfuhrbeschrankungen eingefuhrt Schon seit der Navigationsakte von 1660 durften bestimmte Handelsguter ausschliesslich nach Grossbritannien und in britische Kolonien ausgefuhrt werden so etwa Zucker Baumwolle Tabak Farbholzer spater auch Reis Mit dem Sugar Act wurde die Liste dieser so genannten enumerated goods um Haute und Pelze Pottasche sowie Holz erweitert Unter all den verschiedenen Massnahmen war der neu festgelegte Importzoll auf Melasse besonders einschneidend Die zahlreichen Brennereien in den Kolonien erzeugten rund 80 ihres Rums aus franzosischer Melasse Besonders in Neuengland stellte die Rumbrennerei einen bedeutenden Wirtschaftszweig dar in Rhode Island war sie die grosste Industrie uberhaupt Umgekehrt stellten die franzosischen Antillen mit ihren riesigen mit hunderttausenden Sklaven bewirtschafteten Zuckerrohrplantagen einen bedeutenden Exportmarkt fur amerikanisches Holz Getreide und Fleisch dar Der seit dem Erlass des Molasses Act zumindest auf dem Papier erhobene Einfuhrzoll von 6d pro Gallone auf importierte Melasse wurde durch Korruption und Schmuggel systematisch umgangen Zollbeamte liessen sich mit einem Bestechungsgeld von bis 1 d pro Gallone beschwichtigen Da offenkundig war dass der Zoll zu hoch war als dass es sich nicht gelohnt hatte ihn zu umgehen senkte der Sugar Act den Zoll auf franzosische Melasse auf 3d je Gallone allerdings in der erklarten Absicht diesen Zoll tatsachlich auch eintreiben zu wollen Der Festlegung auf 3d ging ein Tauziehen der beteiligten Interessengruppen voraus Die Zuckerrohrpflanzer der britischen Karibikinseln hatten hinnehmen mussen dass die franzosischen Zuckerinseln Guadeloupe und Martinique die Grossbritannien im Krieg zwischenzeitlich erobert hatte im Frieden von Paris wieder an Frankreich ubergingen und furchteten umso mehr deren Konkurrenz auf dem neuenglischen Markt Sie traten daher fur einen besonders hohen Schutzzoll von 4d pro Gallone ein Die Agenten der neuenglischen Kolonien hingegen drangten auf einen moglichst niedrigen Zoll Jasper Mauduit etwa der Massachusetts in London vertrat arbeitete zunachst auf einen Zoll von 1d hin 13 als sich dies als allzu unwahrscheinlich erwies sandte er gemeinsam mit den Agenten der Kolonien Rhode Island New Hampshire und New York ein Memorandum an Grenville in dem sie fur einen Zoll von 2d warben 14 doch liess sich Grenville nicht mehr erweichen Reform der Zollverwaltung und gerichtsbarkeit Bearbeiten Die Umsetzung der neuen Steuerpolitik erforderte auch eine grundlegende Reform der Zollverwaltung Vor dem Sugar Act war die Eintreibung der Zolle die Aufgabe von Hafenoffizieren die von der Regierung in London ernannt wurden Viele von ihnen betraten jedoch kaum je amerikanischen Boden sondern delegierten ihre Aufgaben an Untergebene wahrend sie in England ihre Regierungsgehalter genossen Die Hafenaufsichten in den Kolonien setzten sich so meistenteils aus schlecht bezahlten Handlangern zusammen die fur Korruption besonders anfallig waren Bereits vor der Verabschiedung des Sugar Act wurden 1762 alle Zollner aufgefordert sich unverzuglich auf ihren Posten zu begeben oder ihr Amt zu raumen was wie sich zeigte tatsachlich viele einem Umzug nach Amerika vorzogen Die Strafen fur der Korruption uberfuhrte Zollbeamte wurden drastisch verscharft selbst die Gouverneure der Kolonien wurden per Eid verpflichtet fur die Durchsetzung der Gesetze zu sorgen und regelmassig Berichte uber die Zolleinnahmen nach London zu ubersenden 15 Mit dem Sugar Act wurden die Zollbeamten nun mit einer weitreichenden Immunitat ausgestattet Die Schadensersatzanspruche von Reedern und Handlern deren Schiffe und Waren zu Unrecht wegen Schmuggels konfisziert wurden wurden begrenzt auch sollten in solchen Fallen die Prozesskosten nicht mehr auf die Zollner abgewalzt werden konnen 16 Zuvor hatten zumeist ortliche Geschworenengerichte derartige Falle entschieden die allzu oft im Interesse der Handler ihrer jeweiligen Stadt entschieden auch sahen sich ortliche Richter die gegen die Interessen der ortlichen Handlerklasse entschieden oft der Feindseligkeit ihrer Nachbarn oder gar der Gewalt bestellter Mobs ausgesetzt Zwar hatten die Staatsanwalte die Verhandlung auch Admiralitatsgerichten antragen konnen doch wurden Urteile dieser unabhangigen Gerichte nicht nur allzu oft von den ortlichen ordentlichen Gerichten wieder kassiert und die Admiralitatsrichter selbst liefen Gefahr im Falle einer solchen Revision auf Schadensersatz verklagt zu werden 17 Um derartige Einflussnahmen durch lokale Interessengruppen zu unterbinden kundigte der Sugar Act die Einrichtung eines neuen Admiralitatsgerichts an dessen Jurisdiktion ganz Amerika umfassen sollte Dieses neue Gericht der Vice Admiralty Court for All America wurde noch im Mai des Jahres eingesetzt auffalligerweise nicht durch einen Parlamentsbeschluss sondern durch einen koniglichen Erlass Zum Sitz des neuen Gerichts wurde Halifax in der Kolonie Nova Scotia bestimmt die zum einen zu weit entfernt von den grossen Hafenstadten Neuenglands lag als dass sich fur viele Klager der Weg zu einer Verhandlung gelohnt hatte zum anderen als Garnisonsstadt von tausenden britischen Soldaten geschutzt wurde 18 Um den florierenden Schmuggel zu zerschlagen wurden alle Handelsschiffe einem ausgefeilten Kontrollsystem unterworfen wie es in den Hafen Grossbritanniens schon seit langem im Gebrauch war Reeder mussten ab jetzt fur jedes ihrer Schiffe vor dem Auslaufen eine hohe Kaution bei den Zollbehorden hinterlegen Kapitane wurden verpflichtet ihre gesamte Ladung vom Hafenzoll begutachten zu lassen und eine vom Zoll versiegelte Frachturkunde cocket mit sich zu fuhren im Zielhafen musste die Ladung wiederum von Zollnern mit dieser Urkunde verglichen werden bevor sie geloscht werden durfte Jede Abweichung von der in der Frachturkunde aufgelisteten Fracht konnte einen Verlust der Kaution und eine Anklage wegen Schmuggels nach sich ziehen 19 Formliche Proteste der Kolonien BearbeitenMassachusetts Bearbeiten Als die Nachrichten von Grenvilles Absichten im Herbst 1763 die Kolonien erreichten losten sie unter den vom Seehandel abhangigen Handlereliten der neuenglischen Kustenstadte besonders in Massachusetts und Rhode Island eine rege publizistische und spater zunehmend politische Tatigkeit aus Da diese Klasse in den Parlamenten und Amtern der Kolonien dominierte 20 konnte sie erwirken dass die Regierungen der Kolonien bald offizielle Petitionen Remonstranzen und Memoranden an die Adresse des britischen Parlaments oder des Konigs aufsetzten Die offentliche Meinung in den Kolonien suchten sie durch eine Flut von zumeist anonymen Zeitungsartikeln und Pamphleten zu beeinflussen In Massachusetts waren die Handler der Hauptstadt Boston federfuhrend beim Widerstand gegen die Einfuhrung des Sugar Acts Waren sie schon zuvor lose organisiert so veranlasste sie das drohende Gesetz sich formlich in einer Society for Encouraging Trade and Commerce zusammenzuschliessen Im Dezember 1763 setzte diese ein an den Rat der Kolonie gerichtetes Memorandum zu Zustand und Zukunft des Handels State of Trade auf von dem sie Kopien an befreundete Handler in anderen Stadten sandten Bald bildeten sich nach dem Bostoner Vorbild ahnliche Zusammenschlusse so in Plymouth Marblehead Salem im Februar dann in New York City spater auch in anderen Kolonien 21 In den nachsten Monaten und Jahren standen diese Handlerclubs in zunehmend intensiver Korrespondenz sie sind so ein direkter Vorlaufer der Committees of Correspondence denen im spateren Verlauf der Amerikanischen Revolution eine Schlusselrolle bei der Koordination des Vorgehens der verschiedenen aufstandischen Kolonien zukam 22 Im Falle des Sugar Acts bewirkte die Intervention der Society indes noch keine offizielle Stellungnahme Eine Kopie des State of Trade wurde zwar an William Bollan geschickt einen der Agenten von Massachusetts in London doch kam bei ihm nur das Begleitschreiben an und das auch erst am 10 April 1764 funf Tage nachdem der Konig das Gesetz unterzeichnet hatte 23 Jasper Mauduit ein weiterer Agent der Kolonie in London begann im Februar und Marz des Jahres in Ermangelung neuer Anweisungen aus Boston auf eigene Faust eine Petition an Grenville zu entwerfen und die Agenten der anderen Kolonien dazu zu bewegen sie zu unterstutzen die Bemuhungen zur Kooperation gestalteten sich aber schwierig Schliesslich unterschrieben neben Mauduit nur drei weitere Agenten fur Rhode Island New Hampshire und New York 24 Es ist zweifelhaft ob die Einreichung jemals Grenvilles Beachtung fand in den Parlamentsdebatten kam sie nicht zur Sprache 25 Rhode Island Bearbeiten In Rhode Island war Stephen Hopkins der Gouverneur der Kolonie selbst die treibende Kraft beim Protest gegen die Einfuhrung des Sugar Acts Hopkins hatte fruh die Bedeutung der Presse bei der Beeinflussung der offentlichen Meinung erkannt und gehorte sowohl zu den Grundern als auch zu den fuhrenden Autoren der Providence Gazette einer der Zeitungen Rhode Islands Hier veroffentlichte er am 14 und 21 Januar 1764 in zwei Teilen anonym seinen Essay on the Trade of the Northern Colonies of Great Britain in North America in denen er in drastischen Worten vor den wirtschaftlichen Folgen des Gesetzes warnte 26 Schliesslich forderte er den Gouverneur der Kolonie also sich selbst auf die Generalversammlung zu einer ausserordentlichen Sitzung einzuberufen 27 Dies erfolgte zwar zunachst nicht doch folgten viele der fuhrenden Handler und Politiker dem Aufruf des Autors sich am 23 Januar im Gerichtshaus des kleinen Dorfes South Kingstown zu treffen Diese bildeten ein Komitee seine Mitglieder wurden nicht bekannt gegeben das nach dem Vorbild der Bostoner Society ein Pamphlet mit dem Titel State of Trade aufsetzte 28 Nur einen Tag spater fand sich an gleicher Stelle eine ausserordentliche aber offizielle Sitzung der Generalversammlung ein In den nachsten Tagen erarbeitete sie auf Grundlage des State of Trade eine offizielle Remonstranz der Kolonie an die Adresse des britischen Parlaments Sie erreichte Providence aber erst Mitte Februar wo zunachst kein Schiff bereitstand so dass die Remonstranz London erst im April erreichte als das Gesetz schon unterzeichnet war Die Verantwortung fur diese Verzogerung trug vermutlich Henry Ward der Sekretar der Kolonie mit dem Hopkins seit langer Zeit in einer innigen privaten wie politischen Fehde verbunden 29 Passiver und aktiver Widerstand der Bevolkerung BearbeitenSabotageakte gegen die Royal Navy Bearbeiten Die Umsetzung des Sugar Acts fuhrte bald zu teils gewaltsamen Konflikten zwischen der Bevolkerung der neuenglischen Hafenstadte einerseits und den neuen Zollbeamten und der Royal Navy andererseits Insbesondere der Navy wurde bald ein Ubereifer bei der Bekampfung des Schmuggels nachgesagt Da ihre Offiziere an der von ihnen beschlagnahmten Schmuggelware beteiligt wurden und so eine lukrative Erwerbsquelle witterten brachten britische Kriegsschiffe nun in den Kustengewassern von Georgia bis Massachusetts jede noch so unscheinbare Schaluppe auf selbst in den Hafengewassern und auf dem Delaware River bis nach Philadelphia hinauf 30 Das Verhaltnis zwischen der Zivilbevolkerung und der Navy war von jeher angespannt da insbesondere in Kriegsjahren bisweilen Trupps der Navy anlandeten und nichtsahnende junge Manner einfingen um sie in den Marinedienst zu pressen umgekehrt fanden viele Marinedeserteure auf Handelsschiffen einen Erwerb Das gegenseitige Misstrauen verscharfte sich mit dem Sugar Act noch da die Navy nun selbst wenn sie schon keine Schmuggelware vorfand oft versuchte Matrosen der aufgebrachten Schiffe als vermeintliche Deserteure festzunehmen und in den Dienst zu pressen Die Gegenmassnahmen der Kolonisten nahmen vielerlei Gestalt an zu den harmloseren Aktionen zahlten noch anonyme Briefe Bostoner Kaufleute an die Behorden in London in denen sie sich uber die unanstandigen Weiber beklagten die die Offiziere der Navy angeblich mit sich nach Boston brachten und das dortige Moralempfinden verletzten In vielen Hafen wurde sichergestellt dass keine Lotsen bereitstanden wenn ein Kriegsschiff nach Geleit verlangte Lotsen die diesen Dienst dennoch ubernahmen wurden drangsaliert 31 Verirrten sich kleinere Gruppen von Soldaten der Navy beim Landgang wurden sie oft von Mobs tatlich angegriffen Nicht immer blieb es bei Handgreiflichkeiten auf einem Passagierschiff das zwischen Boston und Neufundland pendelte wurden im Herbst 1764 Soldaten der britischen Kriegsschiffe HMS Cygnet und HMS Jamaica gar mit Axten angegriffen und von Bord geworfen 32 Der Widerstand gegen die Navy wurde von den ortlichen Kolonialbeamten teils tatkraftig unterstutzt so im Falle des britischen Schoners St John der im Sommer 1764 in der Narragansett Bay kreuzte die Kustenschiffer drangsalierte und auch einige Einwohner des Umlands in ihren Dienst gepresst hatte Den Versuch eines Trupps der St John anzulanden um einen Deserteur einzufangen schlug eine Gruppe Einheimischer mit einem Steinhagel zuruck zudem gelang es ihr einen Offizier in ihre Gewalt zu bringen und zu entfuhren Wenig spater beschuldigten einheimische Bauern Soldaten der St John ihnen Huhner und Schweine gestohlen zu haben Der Sheriff von Newport verlangte daraufhin vom Kapitan des Schiffes vergeblich die Auslieferung der Diebe und wandte sich danach an den Rat des Gouverneurs Dieser wies seine Miliz an eine Ausfahrt der St John aus der Narrangansett Bay zu verhindern bis der Fall geklart sei Als die HMS St John dennoch lossegelte eroffneten die Kanoniere des Fort George das Feuer auf das Schiff das jedoch unbeschadet entkommen konnte 33 Sabotageakte gegen die Zollverwaltung Bearbeiten In anderen Fallen wurden die Zollbeamten Ziel der Angriffe So stellte im Fruhjahr 1765 John Robinson der neue Zollner von Newport mit Hilfe der Navy die verdachtige Slup Polly an der Kuste nahe Dighton und machte sich darauf auf den Weg nach Newport um eine Anklage gegen den Schiffseigentumer vorzubereiten und eine Mannschaft fur die Uberfuhrung des beschlagnahmten Bootes zu rekrutieren Kurz darauf uberlisteten Manner mit geschwarzten Gesichtern die zuruckgelassene Wachmannschaft loschten die Ladung mitsamt der Segel Seile und Anker und schlugen Locher in den Rumpf des Bootes Als Robinson zuruckkehrte nahm ihn ein Sheriff fest der Schiffseigentumer hatte ihn beim ortlichen Gericht auf 3 000 Pfund Schadensersatz fur den Verlust der Ladung und die Schaden an seinem Boot verklagt Robinson wurde genotigt unter den Augen eines johlenden Mobs acht Meilen bis Taunton zu laufen wo er fur zwei Tage im Gefangnis verbringen musste bis sich schliesslich ein Burge fur ihn fand 34 Trotz der gestiegenen Gefahr gefasst zu werden bluhte der Schmuggel also weiterhin wie mindestens die offiziellen Statistiken zum Steueraufkommen in den Jahren nach 1764 nahelegen 35 Die geubten Schmuggler landeten an abgelegenen Kustenabschnitten an und transportierten die Ladung uber Land zu den Destillerien Die neue Generation von Zollbeamten zeigte sich gegenuber Bestechungsversuchen zwar nicht so offen wie die alte doch fanden sich Alternativen So stationierten die amerikanischen Importeure Agenten auf den Westindischen Inseln um die dortigen Zollner zu bestechen und so an falsche Papiere zu gelangen Die Melasse wurde in diesem Arrangement zunachst von den niederlandischen oder franzosischen auf die britischen Zuckerinseln gebracht dort zu einheimischen Erzeugnissen umdeklariert und anschliessend nach Norden verschifft 36 Boykott britischer Importe Bearbeiten Schliesslich zeigten sich 1764 erste Ansatze zu einem organisierten Boykott britischer Waren dieses so genannte non importation movement wurde im weiteren Verlauf der Amerikanischen Revolution zu einem gewichtigen wirtschaftlichen Druckmittel der Kolonien gegenuber dem Mutterland In Neuengland ermunterten Zeitungsartikel die weibliche Bevolkerung ihre Eitelkeit zu uberwinden auf importierte Stoffe und Spitze zu verzichten und stattdessen vor Ort produzierte Kleidung zu kaufen In Philadelphia gelobten die Freiwilligen Feuerwehren dem Verzehr von importiertem Bier zu entsagen um die Brauereien der Stadt zu unterstutzen und kein Lammfleisch mehr zu essen um die heimische Wollproduktion anzukurbeln 37 In New York bildete sich eine Society for the Encouragement of the Arts Agriculture and Economy und lobte Pramien fur die erfolgreiche Herstellung von Waren aus die bislang importiert worden waren Robert R Livingston bemerkte dass es in der Stadt nun verpont war sich in importierten Kleidern zu zeigen selbst Cadwallader Colden der Gouverneur der Kolonie folgte dieser neuen politischen Mode 38 Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten An act for granting certain duties Wortlaut des Gesetzes in Pickerings Statutes at Large Bd XXVI J Bentham Cambridge 1764 Zeitgenossische Dokumente zum Sugar Act und seinen Folgen finden sich in zahlreichen englischen und amerikanischen Archiven Fur die offiziellen Dokumente der Parlamente und Gouverneure der meisten Kolonien liegen umfangreiche Quelleneditionen vor Einschlagige Editionen fur den Universitatsgebrauch mit einer Auswahl wichtiger Zeugnisse sind etwa Bernard Bailyn Hrsg Pamphlets of the American Revolution 1750 1776 Band I Belknap Press of Harvard University Press Cambridge 1965 Edmund S Morgan Hrsg Prologue to Revolution Sources and Documents on the Stamp Act Crisis 1764 1766 University of North Carolina Press Chapel Hill 1959 Reprint 2004 ISBN 0807856215Einige Quelleneditionen sind auch online verfugbar so The Sugar Act einige zeitgenossische Pamphlete auf den Seiten der Massachusetts Historical Society Sekundarliteratur Bearbeiten Thomas C Barrow Trade and Empire The British Customs Service in Colonial America 1660 1775 Harvard University Press Cambridge Mass 1967 John L Bullion A Great and Necessary Measure George Grenville and the Genesis of the Stamp Act 1763 1765 University of Missouri Press Columbia 1982 ISBN 0826203752 Lawrence Henry Gipson The British Empire before the American Revolution Band X The Triumphant Empire Thunder Clouds Gather in the West 1763 1766 Alfred A Knopf New York 1961 Allen S Johnson The Passage of the Sugar Act In The William and Mary Quarterly 3 Folge Heft 16 4 1959 S 507 514 Edmund S Morgan und Helen M Morgan The Stamp Act Crisis Prologue to Revolution University of North Carolina Press Chapel Hill 1953 Neue erweiterte Ausgabe University of North Carolina Press Chapel Hill 1995 ISBN 0807845132 John Philipp Reid Constitutional History of the American Revolution Band II The Authority to Tax University of Wisconsin Press Madison 1987 ISBN 0 299 11290 X P D G Thomas British Politics and the Stamp Act Crisis The First Phase of the American Revolution 1763 1767 Clarendon Press 1975 ISBN 0198224311 Frederick Bernays Wiener The Rhode Island Merchants and the Sugar Act In The New England Quarterly 3 3 1930 S 464 500 Einzelnachweise Bearbeiten Der Langtitel lautet An act for granting certain duties in the British colonies and plantations in America for continuing amending and making perpetual an act passed in the sixth year of the reign of his late majesty King George the Second intituled An act for the better securing and encouraging the trade of his Majesty s sugar colonies inAmerica for applying the produce of such duties and of the duties to arise by virtue of the said act towards defraying the expences of defending protecting and securing the said colonies and plantations for explaining an act made in the twenty fifth year of the reign of King Charles the Second intituled An act for the encouragement of theGreenlandand Eastland trades and for the better securing the plantation trade and for altering and disallowing several drawbacks on exports from this kingdom and more effectually preventing the clandestine conveyance of goods to and from the said colonies and plantation and improving and securing the trade between the same and Great Britain Danby Pickering Hrsg The Statutes at Large Bd XXVI J Bentham Cambridge 1764 S 33ff Gipson The Triumphant Empire S 200 Gipson The Triumphant Empire S 185 193 Zu den Gesetzesvorhaben Butes im Jahr 1763 siehe John L Bullion A Great and Necessary Measure S 27 42 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 22 Gipson The Triumphant Empire S 202 203 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 22 Gipson The Triumphant Empire S 241 Gipson The Triumphant Empire S 204 205 Gipson The Triumphant Empire S 219 Fred Anderson Crucible of War The Seven Years War and the Fate of Empire in British North America 1754 1766 Knopf New York 2000 S 572 574 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 24 26 Gipson The Triumphant Empire S 226 227 Gipson The Triumphant Empire S 220 221 Gipson The Triumphant Empire S 225 Gipson The Triumphant Empire S 220 221 Gipson The Triumphant Empire S 227 228 Gipson The Triumphant Empire S 228 229 Gipson The Triumphant Empire S 230 31 Thomas C Barrow Trade and Empire S 182 184 Charles M Andrews The Boston Merchants and the Non Importation Movement in Publications of the Colonial Society of Massachusetts Transactions XIX 1916 17 S 159 259 hier S 159 Charles M Andrews The Boston Merchants and the Non Importation Movement in Publications of the Colonial Society of Massachusetts Transactions XIX 1916 17 S 160f Wiener The Rhode Island Merchants S 499 500 Andrews The Boston Merchants S 167 Gipson The Triumphant Empire S 225 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 28 Gipson The Triumphant Empire S 213 216 Wiener The Rhode Island Merchants S 483 484 Wiener The Rhode Island Merchants S 487 491 Wiener The Rhode Island Merchants S 483 484 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 29 30 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 30 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 44 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 44 45 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 45 48 Gipson The Triumphant Empire S 241 242 Gipson The Triumphant Empire S 216 18 Morgan und Morgan The Stamp Act Crisis S 33 Edwin G Burrows und Mike Wallace Gotham A History of New York City to 1898 Oxford University Press Oxford und New York 1999 S 196 197 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sugar Act amp oldid 232803046