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Lawrence Henry Gipson geboren am 7 Dezember 1880 in Greeley Colorado gestorben am 26 September 1971 in Bethlehem Pennsylvania war ein amerikanischer Historiker Gipson ist besonders fur seine funfzehnbandige Geschichte des Britischen Empire zur Zeit des Siebenjahrigen Krieges French and Indian War und der amerikanischen Revolution bekannt The British Empire before the American Revolution erschienen 1936 1970 Er galt als einer der herausragenden Vertreter der sogenannten Imperial School der amerikanischen Historiographie die eine objektivere Sicht der Revolution anregte und dabei letztlich eine pro britisch gepragte Neuinterpretation der Ereignisse vorlegte Zwar spielt Gipsons Interpretation der Revolution im geschichtswissenschaftlichen Diskurs heute kaum mehr eine Rolle doch wird sein Werk wegen seiner Detailfulle zumindest als Nachschlagewerk geschatzt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Einordnung 2 2 The British Empire before the American Revolution 2 3 Rezeption 3 Werke 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGipson Sohn eines Journalisten wuchs in Caldwell Idaho auf 1 Hier besuchte er die High School sowie die studienvorbereitende Academy of the College of Idaho schloss aber keine der beiden Schulen ab Nachdem er sich einige Zeit mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen hatte besuchte er ab 1903 die University of Idaho A B 1906 Nach seinem Abschluss dort gewann er eines der ersten Rhodes Stipendien uberhaupt was ihm ein Studium an der Oxford University ermoglichte B A 1907 In Oxford spielte er zunachst mit dem Gedanken sich der Mediavistik zu verschreiben doch beschloss er letztlich sein Studium der Geschichte des britischen Weltreichs zu widmen Der Grund fur diese Entscheidung mag darin liegen dass sich Gipson als Gaststudent aus der amerikanischen Provinz von der Gelehrsamkeit Oxfords nachhaltig beeindruckt zeigte und sich als ihrer wurdig erweisen wollte 2 Nach seiner Ruckkehr in die USA heiratete Gipson 1909 Jeanette Reed und begann seine Lehrtatigkeit am College of Idaho Nach einem einjahrigen Stipendiatenaufenthalt als Farnham Fellow an der Yale University wo er bei Charles McLean Andrews studierte war er 1910 1924 Fachbereichsleiter und Professor fur Geschichte und Politikwissenschaft am Wabash College in Crawfordsville Indiana 1918 promovierte er nach einem weiteren Forschungsjahr in Yale mit einer Arbeit uber den Loyalisten Jared Ingersoll wiederum betreut von Andrews Nach ihrer Veroffentlichung wurde die Dissertation 1920 mit dem Justin Winsor Prize der American Historical Association ausgezeichnet 1924 folgte Gipson einem Ruf an die Lehigh University in Bethlehem Pennsylvania der er bis zu seinem Tod 1971 verbunden blieb Lehigh gegrundet als Ingenieurhochschule sollte zu dieser Zeit zu einer Volluniversitat erweitert werden Gipson fiel dabei die Aufgabe zu einen neuen Fachbereich fur Geschichte und Politik aufzubauen dem er bis 1946 vorstand Als Bedingung fur seine Zusage rang er der Universitatsleitung das Versprechen ab nach getaner Arbeit bei seinem geplanten Werk uber die amerikanische Revolution unterstutzt zu werden Die Vorarbeiten zu diesem geplanten Werk fuhrten Gipson immer weiter in die der Revolution vorausgegangenen Entwicklungen in den Kolonien und dem Britischen Weltreich als Ganzem Aus dem geplanten Einleitungskapitel wurden schliesslich neun Bande als er 1961 den nunmehr zehnten Band seines Magnum Opus veroffentlichte schrieb er im Vorwort dass dies das Buch sei das er vor vierzig Jahren zu schreiben gehofft hatte Die ersten drei Bande von The British Empire before the American Revolution erschienen 1936 1939 noch beim Verlag seines Bruders in Idaho mit dem vierten Band ubernahm der renommierte Verleger Alfred A Knopf die Reihe Nachdem Gipson den Vorsitz der Geschichtsfakultat niedergelegt hatte richtete die Lehigh University 1947 fur ihn eine Forschungsprofessur ein die ihn weitgehend seiner Lehrverpflichtungen entband 1951 1952 lehrte er ein Jahr als Harmsworth Professor of American History an der Oxford University 1952 wurde er emeritiert die Lehigh University unterstutzte ihn jedoch weiterhin bei der Fertigstellung der letzten Bande indem sie ihm eine Stelle als research professor emeritus schuf Finanzielle Unterstutzung erhielt Gipson zudem durch die Rockefeller und die Carnegie Stiftung sowie nicht zuletzt durch seinen Verleger Alfred A Knopf fur den The British Empire before the American Revolution ein absehbares Verlustgeschaft war von keinem Band erschienen mehr als tausend Exemplare ein grosser Teil der Auflage ging an Bibliotheken 3 Wahrend der jahrzehntelangen Arbeit an seinem Uberblickswerk widmete sich Gipson nur selten anderen Projekten wie der Edition der Schriften des Siedlerpioniers Lewis Evans 1939 1954 schrieb er fur die Buchreihe The New American Nation des Verlagshauses Harcourt Brace den Band The Coming of the Revolution 1763 1775 eine kurze Zusammenfassung seines Gesamtwerks Gipson erhielt in seiner akademischen Laufbahn Ehrendoktorwurden der Temple University 1947 der Lehigh University 1951 und der University of Idaho 1953 Fur den sechsten Band von The British Empire before the American Revolution erhielt er 1948 den Loubat Prize der Columbia University fur den siebenten 1950 den Bancroft Prize der zehnte Band wurde 1962 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet 1969 kurz vor seinem Tod widmete ihm die Fachzeitschrift Pennsylvania History ein ganzes Heft Gipson starb 1971 in Bethlehem Pennsylvania Sein gesamtes Vermogen vermachte er der Lehigh University die mit diesen Mitteln das bis heute bestehende Lawrence Henry Gipson Institute for Eighteenth Century Studies einen Forschungsbereich zum 18 Jahrhundert ins Leben rief 4 Werk BearbeitenEinordnung Bearbeiten Wurde die Revolution in der amerikanischen Geschichtsschreibung in der Tradition George Bancrofts aber auch von britischen Whigs wie George Otto Trevelyan zuvor oftmals als heldenhafter Freiheitskampf gegen eine tyrannische Monarchie dargestellt so hinterfragten gerade amerikanische Historiker ab 1900 zunehmend die ideologischen Pramissen und das nationalistische Pathos einer solchen Darstellung Zu Beginn des Jahrhunderts bildeten sich zwei neuartige Schulen der Geschichtsschreibung heraus zum einen die Progressive School um Charles Beard die die Revolution als Klassenkonflikt beschrieb zum anderen die so genannte Imperial School um Charles McLean Andrews Levi Osgood und George L Beer die eine entideologisierte wissenschaftlich objektive Darstellung der Kolonialzeit einforderte Damit einher ging zum einen eine Betonung der Institutionengeschichte entgegen etwa einer ereignisgeschichtlichen oder biographischen Methode zum anderen die Uberzeugung dass die Revolution nur im Gesamtgefuge des britischen Weltreichs dargestellt und gedeutet werden konne Hatten sich die amerikanische Geschichtsschreibung seit ihren Anfangen bei Jeremy Belknap bis hin zu Bancroft und daruber hinaus fast ausschliesslich auf amerikanische Archive verlassen so erschlossen Andrews und spater Gipson das einschlagige Material in Europa insbesondere im Londoner Public Record Office 5 Wahrend noch bei Andrews die objektive Darstellung der historischen Fakten durch eine quellenkritische Methodik Vorrang gegenuber ihrer Interpretation hatte so zieht sich durch Gipsons Werk von Beginn an eine merklich probritische Tendenz einige Rezensenten wie etwa Jackson Turner Main erklarten sich diese fur einen amerikanischen Historiker merkwurdige Haltung nicht zuletzt mit der Vermutung dass sich Gipson vielleicht zu sehr auf die englischen gegenuber den amerikanischen Archiven verlassen habe und die offizielle britische Sicht letztlich auf ihn abgefarbt habe 6 Robert Middlekauff sieht im probritischen Tenor Gipsons den entscheidenden Unterschied zu den Imperials der vorangegangenen Generation hatte etwa Andrews das wirtschaftliche und politische Aufbluhen der Kolonien glucklicher Fugung zugeschrieben so war dies fur Gipson ein Verdienst der britischen Regierung die selbstlos und weitsichtig die weitere Entwicklung ihrer Kolonien bewusst geplant habe zum Wohle der Kolonien wie des Empire als Ganzem Gipson stellt die Idee eines salutary neglect auch in politischer Hinsicht in Frage Wahrend Andrews die herkommliche Sicht teilte dass das britische Parlament vor dem Siebenjahrigen Krieg kaum in die inneren Angelegenheiten ihrer Kolonien eingegriffen habe so beharrte Gipson darauf dass derartige Eingriffe durchaus auch vor 1750 alltaglich waren und als selbstverstandlich hingenommen wurden Die Klagen der Revolutionare uber die nach 1750 eingefuhrten Restriktionen erscheinen Gipson daher als rhetorisches Manover ohne jede faktische Grundlage 7 The British Empire before the American Revolution Bearbeiten The British Empire before the American Revolution ist ein umfassendes Uberblickswerk uber die wirtschaftliche gesellschaftliche und politische Entwicklung des Britischen Weltreichs von 1748 bis 1776 unter besonderer Berucksichtigung der Kolonien in Nordamerika und ihrer Revolte die 1776 in der Unabhangigkeitserklarung der Vereinigten Staaten gipfelte Seinen Anspruch auf Vollstandigkeit unterstrich Gipson mit eingestreuten Kapiteln uber die Entwicklungen an der Peripherie des Weltreichs etwa uber Indien Neufundland oder Gibraltar Der erste der funfzehn Bande stellt die politische Entwicklung der britischen Inseln dar insbesondere die engere Bindung Irlands und Schottlands an England im Vereinigten Konigreich die so Gipson fur die britische Kolonisierung Nordamerikas hatte Modell stehen konnen Die Entwicklung der Kolonien bis zum Jahr 1748 ist Gegenstand der Bande II und III Die Bande IV und V schildern die Vorgeschichte des Siebenjahrigen Krieges die Bande VI und VII den Kriegsverlauf In den folgenden vier Banden zeichnet Gipson nach wie die Bestrebungen Grossbritanniens nach dem Pariser Frieden 1763 das Weltreich neu zu organisieren zur amerikanischen Revolution und schliesslich zum Verlust der Dreizehn Kolonien fuhrten Die letzten drei Bande bieten eine Zusammenfassung einen historiographischen Uberblick sowie eine ausfuhrliche Bibliographie und Archivubersicht Aus Gipsons Werk spricht eine unverhohlene Bewunderung fur das Empire das Wappen des Vereinigten Konigreichs ziert als Blindpragung die Buchdeckel aller 15 Bande Band VI ist gar den tausenden Soldaten von den Britischen Inseln gewidmet die im Grossen Krieg fur das Empire fielen und hier in der Neuen Welt in unbekannten Grabern liegen 8 Das Vereinigte Konigreich sei gegen Mitte des 18 Jahrhunderts einzigartig in seiner Freiheitlichkeit gewesen kein anderer Staat habe seinen Bewohnern ein solches Mass an Gewissens und Pressefreiheit lokaler Selbstverwaltung und Rechtssicherheit geboten selbst denen in seinen Kolonien Das Empire habe es vermocht in einer pax britannica die verschiedensten Volker Religionen Kulturen und Mentalitaten friedlich miteinander in Einklang zu bringen Nicht nur dass sich nun auch die Kolonien der verfassungsmassig verburgten englischen Freiheiten hatten erfreuen durfen dank einer vorausschauenden merkantilistischen Handelspolitik seien auch sie wirtschaftlich aufgebluht 9 Seinen Zenit erreichte das Empire mit dem Sieg im Siebenjahrigen Krieg als mit dem Pariser Frieden 1763 der Grossteil des franzosischen Kolonialreichs an Grossbritannien fiel Den Ausgang des Krieges fur den Gipson die Bezeichnung The Great War for the Empire pragte wertet er als das eigentliche weltgeschichtliche Ereignis des 18 Jahrhunderts da sich in diesem Konflikt das Schicksal Nordamerikas entschieden habe Dass mit dem Sieg uber Frankreich sichergestellt wurde dass die Zukunft des Kontinents zumindest in Geist und Sprache englisch sein wurde war mithin entscheidender als der Ausgang der amerikanischen Revolution Hatte die amerikanische Geschichtsschreibung zuvor den Krieg als Prolog zur Revolution geschildert so stellte Gipson die Revolution stets als Folge des Krieges dar Dabei stellt Gipson die Opfer in den Vordergrund die Grossbritannien fur die Sicherheit seiner Kolonien erbrachte der Franzosen und Indianerkrieg sei anders als die amerikanische Geschichtsschreibung es oft darstellt keineswegs ein Stellvertreterkrieg gewesen der die Kolonien unversehens in ferne europaische Konflikte verwickelte sondern vielmehr von Beginn an ein amerikanischer Krieg verursacht durch die von materiellem Eigeninteresse getriebenen Vorstosse der Kolonisten ins von den Franzosen beanspruchte Hinterland jenseits der Appalachen Aus eigener Kraft hatten sich die Kolonien jedoch nie der franzosischen Ubermacht erwehren konnen so dass sie sich auf die Unterstutzung durch das Mutterland verliessen 10 Die britische Politik gegenuber ihren Kolonien nach 1763 rechtfertigt Gipson gleichfalls im Hinblick auf die enormen militarischen und schliesslich auch finanziellen Anstrengungen die sie im Krieg zu ihrer Verteidigung unternommen hatte So zeichnet er etwa in Band X detailliert Kolonie fur Kolonie nach wie die einzelnen Kolonien fur ihren Anteil an den Kriegszugen aus der britischen Staatskasse grosszugig entschadigt wurden Bereits 1931 hatte er in einem Artikel die zugige Entschuldung der Kolonie Connecticut dargestellt und war dabei zum Schluss gelangt dass diese Kolonie letztlich durch eine systematische Bilanzfalschung zuungunsten des Board of Trade in der Nachkriegszeit sogar mehr Gelder aus der Londoner Staatskasse abgezweigt hatte als ihr zustand 11 Wahrend die britische Staatsschuld durch die Zinsen auf die Kriegsanleihen in ungekannte Hohen schnellte und die britische Bevolkerung durch immer neue Steuern schwer belastet wurde waren die Kolonien schon um 1765 weitgehend schuldenfrei Handelseinschrankungen wie die verschiedenen Navigationsakten und Zoll und Steuergesetze wie der Sugar Act 1764 und der Stamp Act 1765 mit denen die britische Regierung nun auch die Kolonien besteuerte erscheinen ihm keineswegs unverhaltnismassig Angesichts des beeindruckenden Wachstums der nordamerikanischen Kolonien so Gipson sei es wohl kaum vermessen zu folgern dass diese Einschrankungen den Aufstieg der Kolonien kaum ernsthaft beeintrachtigt hatten Die verfassungsrechtlichen Einwande no taxation without representation der Kolonisten wies Gipson als nicht stichhaltig zuruck 12 Zur vermeintlichen Unterdruckung der Kolonisten bemerkte er The reader should not be misled by some of the pronouncements of colonials in their perfectly legitimate striving for political equality after 1763 For when they branded the conduct of the government of Great Britain as tyrannical this accusation came it must be remembered from lips and pens of people who had become the freest most enlightened most prosperous and most politically experienced of all colonials in the world of the eighteenth century The very fact that such statements could be freely printed and circulated was surely not evidence of British tyranny but rather of British indulgence and the flowering within the Empire of ideas of English liberty Der Leser sollte sich nicht von den Behauptungen einiger Kolonisten irrefuhren lassen die nach 1763 in vollkommen legitimer Weise nach politischer Gleichstellung strebten Denn wenn sie die Regierung Grossbritanniens als Tyrannei geisselten muss man bedenken dass diese Anschuldigung aus dem Munde und den Schriften von Mannern kam die unter allen Kolonisten die freiesten aufgeklartesten wohlhabendsten und politisch erfahrensten waren Die blosse Tatsache dass solche Meinungen gedruckt und verbreitet werden konnten ist sicherlich kein Ausweis britischer Tyrannei sondern vielmehr von britischer Nachsicht ein Zeichen dass die Idee der englischen Freiheiten auch im erweiterten Empire Fruchte trug So in The British Empire before the American Revolution Band XIII S 204 205 Besehe man sich die fuhrenden Revolutionare etwa James Otis Jr oder Patrick Henry so wurde deutlich dass die Revolution von den Handlereliten der Hafenstadte und der quasiaristokratischen Pflanzerklasse befeuert wurde denen mindestens so sehr an Besitzstandswahrung wie an den vorgeschobenen politischen Freiheiten gelegen war Die steuerlich privilegierten Amerikaner weigerten sich mithin aus Eigennutz auch nur eine im Vergleich zum Mutterland denkbar geringe Steuerlast zu akzeptieren und so einen Teil der Verantwortung fur das ganze Empire zu ubernehmen 13 Die Treulosigkeit der amerikanischen Handlerklasse gegenuber dem Mutterland unterstrich Gipson auch mit lapidaren Ausfuhrungen daruber wie diese gerade wahrend des Krieges durch verbotenen Handel mit dem Kriegsfeind Frankreich ihren Wohlstand gemehrt hatte In seinem Resume schrieb Gipson 1967 dass er nach all den Jahren der Forschung zu der Schlussfolgerung gelangt sei dass die amerikanischen Kolonisten nicht revoltierten um eine neue soziale Ordnung zu erschaffen sondern um sich von Einmischungen seitens der britischen Regierung zu befreien 14 was sie jedoch erst wagten als das Mutterland sie unter grossen Anstrengungen vor der Bedrohung durch die Franzosen gerettet hatte Der Historiker John Shy sieht die Kolonisten in Gipsons Schilderung so nicht nur als undankbare Kinder dargestellt die endlosen Querelen die die dreizehn Bande fullten vermittelten ihm sinnbildlich die schiere Unmoglichkeit eine rationale Erklarung fur die Revolution zu formulieren Seine Geschichten fuhren dem Leser eindringlich die Widerspenstigkeit der amerikanischen Kolonisten vor Gipson war fasziniert von den Beziehungen zwischen den Kolonien und zwischen den Regionen innerhalb der Kolonien Er schilderte die Geschichte von Land und Grenzstreitigkeiten Pachtkonflikten und Steuereintreibern bis sich das vorrevolutionare Amerika nachgerade als Anarchie darstellt Nie zuvor hat ein Historiker so uberzeugend dargestellt dass die Amerikaner wahnsinnig waren dass ihre Wut in keinem Verhaltnis zu den Missstanden ihre Angste zu den Gefahren stand die Amerikanische Revolution muss mithin zumindest was ihren Anlass angeht als Groteske angesehen werden John Shy The Empire Remembered Lawrence Henry Gipson Historian S 129 130 Zum Abschluss der Reihe sinnierte Gipson schliesslich uber kontrafaktische Spekulationen wie die Fragen ob sich die Revolution hatte abwenden lassen und ob die USA ahnlich wie spater Kanada oder Australien in einer Art Commonwealth nicht auch in einem weltumspannenden englischsprachigen Empire ein Auskommen gefunden hatten 15 Rezeption Bearbeiten Gipsons Stellung in der amerikanischen Geschichtswissenschaft stellt sich zwiespaltig dar zwar wurden seine Verdienste insbesondere seine Rechercheleistung in staubigen Archiven von seinen Rezensenten allgemein anerkannt und gewurdigt Michael Kammen bezeichnete Gipson 1966 in einer Rezension gar als Doyen der anglo amerikanischen Historiker 16 Andererseits stellte etwa Bernard Bailyn fest dass das Monument das Gipson geschaffen habe keinen Schatten wirft Ein Grund dafur dass Gipsons Name im geschichtswissenschaftlichen Diskurs schon zu Lebzeiten kaum fiel mag zum einen sein dass seine Thesen unter der schieren Masse von Details kaum auszumachen waren bevor Gipson sie 1966 im Band XIII zusammenfasste Doch als er seine Reihe abschloss erschien sie auch aus inhaltlichen und methodischen Grunden bereits veraltet Gipson als Vertreter der Imperial School als Letzter seiner Art Der Hauptgrund fur diese verhaltene Resonanz ist jedoch Gipsons unverhohlene Begeisterung fur den britischen Imperialismus Seine probritische Neuinterpretation der amerikanischen Kolonialzeit ist merklich vom Zeitgeist der Mitte des 20 Jahrhunderts gepragt als eine neuerliche Allianz der englischsprachigen Nationen in den beiden Weltkriegen und daruber hinaus eine neue angelsachsisch dominierte Ara der Weltgeschichte einzuleiten versprach Schon in den 60er Jahren erschien sein Lobpreis des Empire jedoch merklich unzeitgemass Umspannte das zweite Britische Empire bei Erscheinen des ersten Bandes von The British Empire before the American Revolution 1936 noch grosse Teile des Globus so hatte es sich beim Abschluss der Reihe in den spaten 1960er Jahren weitgehend aufgelost Nicht nur mit der politischen Entwicklung sondern auch mit methodischen und theoretischen Entwicklungen in der Geschichtswissenschaft vermochte Gipson kaum Schritt zu halten 17 Seine abschliessende Betrachtung der Grunde der Revolution schrieb er 1967 just in dem Jahr da mit Bernard Bailyns The Ideological Origins of the American Revolution eine diametral entgegengesetzte Interpretation der Revolution erschien die den geschichtswissenschaftlichen Diskurs um die Revolution seither pragt Hatte Gipson wie englische Tory Historiker vor ihm die Revolution als im Grunde konservative Bewegung gekennzeichnet so betonen die Neo Whigs wie Bailyn gerade den innovativen oder gar radikalen Charakter der Gesellschaftskonzeption die aus der Revolution erwachsen sei Bailyn warf Gipson in seiner Rezension des XII Bandes vor diesen ideologischen Hintergrund als treibende und formende Kraft der Revolution vollkommen zu vernachlassigen 18 Zwar nahm Gipson Bailyns Arbeiten im historiographischen Uberblick im Folgeband darauf kurz zur Kenntnis doch warfen ihm Kritiker weiterhin vor sich nicht mit diesen und anderen neuen Erklarungsansatzen zur Revolution wie etwa denen der neuen Sozialgeschichte der 1960er Jahre auseinanderzusetzen Francis Jennings etwa der 1988 eine ethnohistorisch ausgerichtete Geschichte des Siebenjahrigen Krieges in Amerika vorlegte kritisierte Gipson im vorangestellten Forschungsuberblick scharf fur seine probritische Tendenz seine Herabwurdigung des quakerischen Pazifismus in den Kapiteln uber Pennsylvania sowie fur seine mutwillige Vernachlassigung der Indianer als Akteure insgesamt enthielten die 15 Bande von The British Empire before the American Revolution eine beunruhigende Menge falscher Informationen 19 Werke BearbeitenEine vollstandige Bibliographie aller Veroffentlichungen Gipsons bis zum Jahr 1969 findet sich bei Jean M Stauffer The Writings of Lawrence Henry Gipson In Pennsylvania History Band 36 1969 Heft 1 S 70 79 Im Folgenden sind alle in Buchform erschienenen Werke Gipsons aufgefuhrt The British Empire before the American Revolution 15 Bande 1936 1970 Band 1 3 Caxton Printers Caldwell Idaho Band 4 15 Alfred A Knopf New York I Great Britain and Ireland 1936 II The Southern Plantations 1936 III The Northern Plantations 1936 IIV Zones of International Friction North America South of the Great Lakes Region 1748 1754 1939 V Zones of International Friction The Great Lakes Frontier Canada the West Indies India 1748 1754 1942 VI The Great War for the Empire The Years of Defeat 1754 1757 1946 VII The Great War for the Empire The Victorious Years 1758 1760 1949 VIII The Great War for the Empire The Culmination 1760 1763 1954 IX The Triumphant Empire New Responsibilities within the Enlarged Empire 1763 1766 1956 X The Triumphant Empire Thunderclouds Gather in the West 1763 1766 1961 XI The Triumphant Empire The Rumbling of the Coming Storm 1766 1770 1965 XII The Triumphant Empire Britain Sails into the Storm 1770 1776 1965 XIII The Triumphant Empire Part I The Empire beyond the Storm 1770 1776 Part II A Summary of the Series Part III Historiography 1967 XIV A Bibliographical Guide to the History of the British Empire 1748 1776 1969 XV A Guide to Manuscripts Relating to the History of the British Empire 1748 1776 1970 Andere Jared Ingersoll A Study of American Loyalism in Relation to British Colonial Government Yale University Press New Haven 1920 Lewis Evans The Historical Society of Pennsylvania Philadelphia 1939 Hrsg The Moravian Indian Mission on White River Indiana Historical Bureau Indianapolis 1938 Some Reflections upon the American Revolution and Other Essays in American Colonial History Lehigh University Press Bethlehem PA 1942 The American Revolution as an Aftermath of the Great War for the Empire 1754 1763 and Other Essays in American Colonial History Second Series of Essays Lehigh University Press Bethlehem PA 1950 The British Empire in the Eighteenth Century Its Strengths and Its Weakness Oxford University Press Oxford 1952 The Coming of the Revolution 1763 1775 Harper amp Brothers New York 1954 Den Nachlass und die Bibliothek Gipsons verwahrt das Lawrence Henry Gipson Institute der Lehigh University in Bethlehem Pennsylvania Literatur BearbeitenPatrick Griffin In Retrospect Lawrence Henry Gipson sThe British Empire before the American Revolution In Reviews in American History Band 31 2003 Heft 2 S 171 183 A R M Lower Lawrence H Gipson and the First British Empire An Evaluation In Journal of British Studies Band 3 1963 S 57 78 Jackson Turner Main Lawrence Henry Gipson Historian In Pennsylvania History Band 36 1969 Heft 1 S 22 48 auch in William G Shade Revisioning the British Empire in the Eighteenth Century Essays from Twenty five Years of the Lawrence Henry Gipson Institute for Eighteenth Century Studies Associated University Press Cranbury NJ 1998 S 27 54 Robert Middlekauff The American Continental Colonies in the Empire In Robin W Winks The Historiography of the British Empire Commonwealth Trends Interpretations and Resources Duke University Press Durham NC S 25 45 Richard B Morris The Spacious Empire of Lawrence Henry Gipson In The William and Mary Quarterly Third Series Band 24 1967 S 169 189 John M Murrin The French and Indian War the American Revolution and the Counter Factual Hypothesis Reflections on Lawrence Henry Gipson and John Shy In Reviews in American History Band 1 1973 S 307 318 William W Shade Lawrence Henry Gipson s Empire The Critics In Pennsylvania History Band 36 1969 Heft 1 S 49 69 John Shy The Empire Remembered Lawrence Henry Gipson Historian In John Shy A People Numerous and Armed Reflections on the Military Struggle for American Independence Oxford University Press New York 1976 S 109 131 J Barton Starr Lawrence Henry Gipson In Dictionary of Literary Biography Band 17 Gale Research Co Detroit 1983 S 187 190 Einzelnachweise Bearbeiten Biografische Angaben im Folgenden nach J Barton Starr Lawrence Henry Gipson John Shy The Empire Remembered Lawrence Henry Gipson Historian S 112 Vgl Gipsons autobiografische Reflections 1 2 Vorlage Toter Link dpubs libraries psu edu Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Pennsylvania History 36 Heft 1 1969 S 10 15 John Shy The Empire Remembered Lawrence Henry Gipson Historian S 114 The Lawrence Henry Gipson Institute auf lehigh edu Patrick Griffin In Retrospect Lawrence Henry Gipson sThe British Empire before the American Revolution S 172 Gipsons Formulierung dieses Ansatzes findet sich in Gipson The Imperial Approach to Early American History In Ray Allen Billington Hrsg The Reinterpretation of Early American History Essays in Honor of John Edwin Pomfret The Huntington Library San Marino CA 1966 Jackson Turner Main Lawrence Henry Gipson Historian S 27 Robert Middlekauff The American Continental Colonies in the Empire S 29 30 40 42 The British Empire before the American Revolution Band VI S v The British Empire before the American Revolution Band XIII S 175 176 The British Empire before the American Revolution Band III S 4ff Connecticut Taxation and Parliamentary Aid Preceding the Revolutionary War In The American Historical Review 36 1931 Nr 4 S 721 739 The British Empire before the American Revolution Band XIII S 190 194 S 198 202 Vgl Lawrence Henry Gipson The American Revolution as an Aftermath of the Great War for the Empire 1754 1763 In Political Science Quarterly 65 1950 Heft 1 S 103ff The British Empire before the American Revolution Band XIII S 215 The British Empire before the American Revolution Band XIII S 211 212 Vgl John M Murrin The French and Indian War the American Revolution and the Counter Factual Hypothesis Reflections on Lawrence Henry Gipson and John Shy In Reviews in American History Band 1 1973 S 307 318 Michael G Kammen Rezension von The Triumphant Empire The Rumbling of the Coming Storm 1766 1770 und The Triumphant Empire Britain Sails into the Storm 1770 1776 In The New England Quarterly 39 1966 Nr 4 S 554 Patrick Griffin In Retrospect Lawrence Henry Gipson s The British Empire before the American Revolution S 172 S 176 177 Vgl Bailyns Rezension von Band XII in der New York Times vom 3 Juli 1966 auch abgedruckt in William W Shade Lawrence Henry Gipson s Empire The Critics S 68 69 Francis Jennings Empire of Fortune Crowns Colonies and Tribes in the Seven Years War in America W W Norton New York London 1990 S xxi nbsp Dieser Artikel wurde am 8 Mai 2011 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 101654227 lobid OGND AKS LCCN n85031378 VIAF 47134437 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gipson Lawrence HenryKURZBESCHREIBUNG amerikanischer HistorikerGEBURTSDATUM 7 Dezember 1880GEBURTSORT Greeley ColoradoSTERBEDATUM 26 September 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