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Steinstucken ist eine Ortslage im sudlichsten Teil des Berliner Ortsteils Wannsee im Bezirk Steglitz Zehlendorf und liegt mit rund 300 Einwohnern sudwestlich von Kohlhasenbruck fast vollstandig vom Gebiet Potsdams umschlossen Die Ausdehnung betragt rund einen halben Kilometer in Ost West wie auch in Nord Sud Richtung Bekannt geworden ist Steinstucken vor allem als die einzige permanent bewohnte unter den zehn West Berliner Exklaven in den Jahren des Kalten Krieges Die Kanonenbahn verlauft durch Steinstucken und trennt das Gebiet in zwei Teile Luftaufnahme von Steinstucken 1989Heutige Lage Steinstuckens umschlossen vom Gebiet Potsdams Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung der Exklave 2 Im Kalten Krieg 3 Korridorlosung 4 Exklaven in der Umgebung 5 Mauerfall 6 Sehenswurdigkeiten 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUrsprung der Exklave BearbeitenDer Ort wurde 1680 erstmals als Die Steinstucken urkundlich erwahnt Er war 1683 ein Teil der wusten Feldmark Wendisch Stahnsdorf lag dort im westlichen Teil der Gemarkung und wurde vom Amt Potsdam verwaltet Die Exklave entstand als Bauern des Dorfes Stolpe 1787 ein Stuck Land ausserhalb ihrer eigentlichen Gemeindegrenzen erwarben auf dem sich im 19 Jahrhundert eine Kolonie bildete 1801 entstand dort ein Jagerhaus auch Forsthaus in der Grunen Heide genannt in dem es einen Haushalt Feuerstelle mit sechs Personen gab 1840 erschien es erneut als Forsthaus zu Drewitz gehorig 1860 bestand Steinstucken aus dem Schutzbezirk Steinstucken und dem Forsthaus Steinstucken in dem ein Wohn und zwei Wirtschaftsgebaude standen und sechs Personen lebten In der 1817 angelegten Kolonie gab es mittlerweile funf Wohn und acht Wirtschaftsgebaude mit 34 Personen Die Landvermessung Preussische Uraufnahme bis 1865 und Preussische Neuaufnahme ab 1875 ordnete Grundstucke ausserhalb des Wohnorts ihrer Besitzer steuerlich und rechtlich jener Gemeinde zu in der der Eigentumer wohnte 1 Steinstucken wurde demnach dem Dorf Stolpe zugeordnet das 1898 Teil der Gemeinde Wannsee wurde die wiederum 1920 nach Gross Berlin eingegliedert wurde 2 So wurde Steinstucken zur Berliner Exklave wahrend die Umgebung weiterhin zu den Gemeinden Nowawes und Drewitz im brandenburgischen Kreis Teltow bzw ab 1939 zu Potsdam gehorte Die Forsterei wurde 1929 in die Stadt Nowawes das spatere Babelsberg eingemeindet und dort ab 1932 als Wohnplatz gefuhrt Die Kolonie Steinstucken wurde 1922 ein Ortsteil von Zehlendorf und ab 1932 ein Unterwohnplatz im Ortsteil Wannsee im Verwaltungsbezirk Zehlendorf Der aussere Grenzverlauf von Stolpe und folglich die Exklavensituation Steinstuckens blieben bestehen Bis 1945 war dieser Umstand von untergeordneter Bedeutung 3 Exklaven zwischen Gemeinden sind nicht ungewohnlich Geografisch lag Steinstucken im inzwischen gewachsenen Potsdamer Vorort Neubabelsberg das Alltagsleben war dorthin ausgerichtet trotz der administrativen Zugehorigkeit zu Berlin Im Kalten Krieg Bearbeiten nbsp Denkmal fur den Hubschrauberlandeplatz Steinstucken nbsp US MilitarpostenAm Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadtgrenze 1945 zur Zonengrenze denn Steinstucken kam als Bestandteil des damaligen Bezirks Zehlendorf zum Amerikanischen Sektor wahrend das umgebende Babelsberg zur Sowjetischen Besatzungszone kam Die Grenze blieb allerdings zunachst fur Zivilisten passierbar Am 18 Oktober 1951 versuchte die DDR die Exklave zu annektieren stiess dabei allerdings auf den Widerstand der Bewohner Nach dem Einschreiten der USA machte sie diesen Akt nach wenigen Tagen ruckgangig 4 Seitdem wurde Steinstucken durch eine Postenreihe abgeriegelt so dass die Steinstuckener Einwohner die umgebenden Ortsteile Neubabelsberg Babelsberg und Potsdam nicht mehr frei betreten durften Der einzig verbliebene Zugang nach West Berlin verlief nun uber einen Waldweg und zwei Grenzubergange nach Kohlhasenbruck Am 1 Juni 1952 verbot die DDR allen West Berlinern das Betreten der DDR mit Ausnahme Ost Berlins und begann mit der Errichtung erster Strassensperren an der Berliner Aussengrenze so auch an den Grenzen Steinstuckens Seit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 wurde Steinstucken zunachst das Ziel zahlreicher Fluchtwilliger aus der DDR weil in diesem Bereich nur Spanische Reiter das Hindernis bildeten Als auch mehr als 20 Grenzsoldaten der DDR an dieser Stelle in den Westen flohen liess die DDR Regierung die Exklave durch eine gesonderte Mauer abriegeln und machte damit auch hier die Grenze nahezu unuberwindlich Nach einem Besuch von Lucius D Clay per Hubschrauber am 21 September 1961 wurde ein standiger US Militarposten in der Exklave eingerichtet Die dort stationierten Soldaten wurden regelmassig per Hubschrauber eingeflogen wofur eigens ein Landeplatz angelegt wurde Auch Fluchtlinge wurden mit dem Hubschrauber ausgeflogen 5 Ein Hubschrauber Denkmal auf dem Spielplatz erinnert daran Weitere Grenzbefestigungen die Steinstucken vom Ortsteil Wannsee abtrennten folgten 1963 6 Ab 1 Mai 1967 sollte von der BVG eine Buslinie nach Steinstucken eingerichtet werden die DDR Grenzposten verboten aber eine Fahrt von Linienbussen uber den Waldweg durch DDR Gebiet am Tag der geplanten Betriebsaufnahme 7 Korridorlosung Bearbeiten nbsp Bernhard Beyer Strasse Korridor Blick nach Osten beidseitig die Mauer nach links zur Stahnsdorfer Strasse uber die Bahnbrucke 1987Im Rahmen des Viermachteabkommens vom 3 September 1971 kam eine Losung fur Steinstucken in Sicht Das Abkommen sah vor dass die Probleme der kleinen Enklaven einschliesslich Steinstuckens durch Gebietsaustausch gelost werden Da jede Anderung der Stadtgrenze den Viermachtestatus der geteilten Stadt beruhrte war diese Vorabvereinbarung notwendig Ein gesondertes Abkommen zwischen West Berlin und der DDR vom 20 Dezember 1971 regelte die Details des Austausches 8 Demnach trat die DDR einen 20 Meter breiten und rund einen Kilometer langen Gebietsstreifen zwischen Steinstucken und Kohlhasenbruck an West Berlin ab Damit war Steinstucken keine Exklave mehr sondern an das Festland West Berlin angeschlossen Vor dem Vollzug des Gebietsaustausches 1972 wurde noch auf DDR Gebiet durch diesen Streifen eine asphaltierte Strasse Bernhard Beyer Strasse gebaut 1972 dann die Buslinie 18 aktuell Bus 118 der BVG bis in den Ort verlangert Da die Grenze auf beiden Seiten dieser Strasse verlief war sie beidseitig von der Mauer umgeben Seitdem endete das abgeschlossene Leben der Exklave ein Besucherstrom von Tagesausfluglern und Touristen war die Folge Besondere Schwierigkeiten bei der neuen Grenzziehung ergaben sich wahrend der Verhandlungen fur den Zugang zum westlichen Teil Steinstuckens da der Ort von einem tiefen Einschnitt der von Wannsee nach Suden fuhrenden Bahntrasse zweigeteilt war Die einzige Brucke uber die Bahn liegt am Nordrand Steinstuckens und gehorte zur DDR Sie stiess ostlich an den von der DDR abgetretenen Korridor der parallel zur Bahn von Kohlhasenbruck West Berlin nach Steinstucken fuhrte Die DDR lehnte eine komplette Gebietsubertragung fur die Brucke ab da die darunter liegenden Gleise der Deutschen Reichsbahn gehorten Die Brucke und der daruber befindliche Luftraum kamen zusammen mit einem Stuck der Stahnsdorfer Strasse bis zur Einmundung der Teltower Strasse auf der Sudseite zu West Berlin der Luftraum unter der Brucke mit dem darunter liegenden Erdboden verblieb bei der DDR Diese Grenzziehung von 1972 ist noch zwischen den Landern Berlin und Brandenburg gultig hat aber kaum Bedeutung Da auf dem Eisenbahngebiet grundsatzlich die Bundespolizei zustandig ist gibt es zwischen Berlin und Brandenburg in der Polizeizustandigkeit auf der und um die Brucke auch keine Komplikationen Die Korridorlosung anderte bis zum Mauerfall nichts an der Unerreichbarkeit der Grundstucke in der Steinstrasse Sudrand der Rote Kreuz Strasse Westrand und dem westlichen Teil der Stahnsdorfer Strasse Nordrand von diesen Strassen aus Die Mauer stiess unmittelbar an die Grundstucksgrenzen Auch die Burgersteige gehorten zur DDR Bis 1990 waren die sudlichen Grundstucke nur uber Wegerechte im Malergarten und die westlichen und nordlichen Grundstucke nur uber die Teltower Strasse erreichbar Auf den privaten Grundstucken der Steinstrasse gab es einen asphaltierten Notweg Der Anfang und kleine Reste davon sind noch nahe der Einmundung der Bernhard Beyer Strasse in die Steinstrasse zu erkennen Exklaven in der Umgebung BearbeitenIn der Umgebung von Steinstucken gab es zwei weitere West Berliner Exklaven auf DDR Gebiet Die Wuste Mark wurde von einem West Berliner Bauern bewirtschaftet und kam 1988 in einem Gebietsaustausch zur DDR 9 10 In Potsdam Drewitz gehorten die 3 64 Hektar grossen Nuthewiesen im Winkel sudlich der Nuthestrasse und der Bahnstrecke zu West Berlin Das Gebiet war ungenutzt und wurde 1972 an die DDR abgetreten 9 11 Im Rahmen dieses Gebietsaustausches erhielt Steinstucken den Korridor nach West Berlin Mauerfall BearbeitenNach dem Fall der Mauer wurden ab dem Fruhjahr 1990 12 die Grenzanlagen abgebaut Das Leben hat sich seitdem in der Ortslage wieder normalisiert und nach Potsdam Drewitz und Potsdam Babelsberg ausgerichtet Der ungewohnliche Grenzverlauf nach dem Stand des Gebietsaustausches von 1972 ist bislang unverandert nun allerdings nur noch als Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg 13 Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Landhaus BejachDas nach Planen von Erich Mendelsohn 1926 1927 fur Curt Bejach errichtete Landhaus Bejach Denkmal fur den Hubschrauberlandeplatz am Ende der Strasse Am Landeplatz Mauerrest einziges noch erhaltenes T Stuck unter alten Resten der Hinterlandmauer Kleintierzoo des Burgervereins Steinstucken Reste des ehemaligen Ausfluglokals Taubenschlag Denkmalgeschutztes Budner Haus hinter dem Potsdamer Waldchen an der Steinstrasse Der Berliner Mauerweg spart Steinstucken aus Die Erinnerungstafeln zur Geschichte von Steinstucken befinden sich in Kohlhasenbruck an der Kreuzung Konigsweg Bakestrasse Das Anwesen Erdmannshof in dem u a der Architekt Peter Behrens lebte und arbeitete wurde im Jahr 2000 abgerissenSiehe auch BearbeitenListe von Exklaven und EnklavenLiteratur BearbeitenIngo Kruger Steinstucken Neubabelsberg Spaziergange Pharus Plan Berlin 2009 ISBN 978 3 86514 165 1 Gabriele Leech Anspach Insel vor der Insel Ein kleiner Ort im kalten Krieg Berlin Steinstucken 1990 Neuauflage 2005 ISBN 3 930752 36 0 Honore M Catudal Jr Steinstucken A Study in Cold War Politics Mit einem Vorwort von Lucius D Clay Vantage New York 1971 Lieselott Enders Historisches Ortslexikon fur Brandenburg Teltow Historisches Ortslexikon fur Brandenburg Bd 4 Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1976 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berlin Steinstucken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Seite des Landes Berlin uber die Exklaven inkl Karten und Fotos Klaus Schutz und Steinstucken kurzer Beitrag des RBB Wir waren besonders Memento vom 23 Marz 2012 im Internet Archive Portrat eines Bewohners von Steinstucken 2011 Vereinbarung zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und dem Senat uber die Regelung der Frage von Enklaven durch Gebietsaustausch vom 20 Dezember 1971 Memento vom 10 Marz 2016 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Gebietstausch vor 25 Jahren Lenne Dreieck Meine Ecke deine Ecke In Der Tagesspiegel 22 April 2014 Verzeichnis der Strassen mit samtlichen Hausern u Bauplatzen nebst Angabe der Eigentumer Verwalter und Bewohner In Berliner Adressbuch 1922 Teil 4 S 1282 Steinstucken Post Neubabelsberg Bernhard Beyer Strasse Gutsbezirk Potsdamer Forst 1 8 drei bewohnte Grundstucke Jagdschloss Sternstrasse 9 15 bewohnt und bebaut sind 9 10 15 Berlin Wetzlarer Eisenbahn Jagdschloss Sternstrasse Gutsbezirk Potsdamer Forst drei bebaute Grundstucke ohne Nummer und Baustellen Bernhard Beyer Strasse zehn bebaute Grundstucke ohne Nummer und Baustellen Gutsbezirk Potsdamer Forst Teltower Strasse Gutsbezirk Potsdamer Forst 1 3 Siedlungshauser 4 Baustelle 5 Neubau Berlin Wetzlarer Eisenbahn Bewohner und Strassen in Steinstucken In Berliner Adressbuch 1943 Teil 4 S 1430 alle Grundstucke Post Babelsberg 2 Bernhard Beyer Strasse Gutsbezirk Potsdamer Forst 1 8 Siedlungshauser 5 ist Baustelle Steinstrasse 9 15 bebaut und bewohnt 11 Garten Berlin Wetzlarer Eisenbahn Steinstrasse alle gerade Gutsbezirk Potsdamer Forst 22 24 bebaut und bewohnt Baustellen Berlin Wetzlarer Eisenbahn 32 Zweifamilienhaus und Garten Bernhard Beyer Strasse Garten Parzellen 34 Nummer 36 Duddasches Haus sechs Mieter Privatweg 38 50 14 Siedlungshauser Gutsbezirk Potsdamer Forst 32 Eigentumer der bebauten Grundstucke 48 Haushaltsvorstande mit Angehorigen in Steinstucken Manchmal flattert der rote Adler uber Steinstucken Memento vom 1 September 2016 im Internet Archive In Berliner Zeitung 4 Mai 1996 Absurdes Steinstucken Mitteldeutscher Rundfunk abgerufen am 3 Mai 2018 Ein Attentat auf Steinstucken In Die Zeit Nr 22 1963 Panorama Die Berliner Exklave Steinstucken In ARD Mediathek 14 August 1967 abgerufen am 14 Oktober 2023 ab Minute 5 28 Vereinbarung zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und dem Senat uber die Regelung der Frage von Enklaven durch Gebietsaustausch Memento vom 10 Marz 2016 im Internet Archive a b Hoffnung fur Steinstucken In Die Zeit Nr 45 1971 Christian Simon Berlin Grotesk Die Mauer im Absurden Alltag einer Millionenstadt Christian Simon Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 936242 14 0 S 56 Christian Simon Berlin Grotesk Die Mauer im Absurden Alltag einer Millionenstadt Christian Simon Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 936242 14 0 S 57 58 Mauerbesichtigung in Steinstucken 1 Mai 1990 Memento vom 18 August 2011 im Internet Archive Grundstuckslage auf Karte von Berlin 1 5000 K5 Farbausgabe 52 389166666667 13 130833333333 Koordinaten 52 23 N 13 8 O Normdaten Geografikum GND 4256782 8 lobid OGND AKS LCCN n95006765 VIAF 131506963 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinstucken amp oldid 238140241