www.wikidata.de-de.nina.az
Steingrimma war ein ehemaliges Kirchdorf im heutigen Burgenlandkreis in Sachsen Anhalt Der Ort lag rund vier Kilometer sudostlich von Hohenmolsen Im Jahr 1980 wurden in Auswirkung des Braunkohlebergbaus 178 Einwohner umgesiedelt die Gemeinde devastiert und anschliessend vollstandig uberbaggert Die Loschung aus dem Gemeinderegister erfolgte 1981 Die einstige Ortslage ist heute Teil einer Ackerflache Ortslage Steingrimma und Umgebung um 1893 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Weblinks 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie alteste urkundliche Erwahnung ist 1091 als Crymene bekannt mit Wandlungen des Ortsnamens 1378 in Krymmen und ab 1458 in Steinkrymen Der ursprungliche Name wird als Ableitung vom altsorb Kremen dt Kieselstein verstanden womit Steingrimma eine Dopplung darstellt 1 Die in einem dicht bewaldeten Tal gelegene Siedlung war wendischen Ursprungs Durch den Ort floss die Grunau auch Grunebach genannt Bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts betrieben die Einwohner uberwiegend Ackerbau und Viehzucht Die Felder der Gemeinde wurden als ausserst fruchtbar beschrieben Zudem befanden sich schon in sehr fruhen Zeiten in unmittelbarer Nahe des Ortes Tongruben und ein Steinbruch Mittels des wendischen Wortes grim tiefgelegenes von Wasser und nassen Wiesen umgebenes Gelande bedeutend ergibt sich eine weitere Erklarung fur den Ortsnamen Stein Grimma 2 3 Den Auftrag zum Bau einer Rundkapelle im Ort erteilte im 11 Jahrhundert Wiprecht von Groitzsch Die sonst nur in Byzanz bekannte als Rotunde ausgefuhrte Bauform der Kirche galt als einzigartig in der Gegend Wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs wurde der Kirchbau zerstort und im Jahr 1692 von Grund auf neu errichtet Im Kirchturm befanden sich zwei Glocken Der Verbleib der aus den Jahren 1484 und 1733 stammenden Glocken ist unbekannt 1877 wurde eine kleine einmanualige Orgel von Conrad Geissler mit sieben Registern eingebaut versetzt vor 1981 in die Dorfkirche Meyhen Bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts gehorte die Kirche in Steingrimma als Filialkirche zur Parochie Dobergast Nachweislich seit Anfang des 14 Jahrhunderts sehr wahrscheinlich schon fruher besass die meissnische Adelsfamilie von Draschwitz ein Vorwerk in Steingrimma Um das Jahr 1824 zahlte der Ort 21 Hauser 80 Einwohner und zwolf grosse Bauernhofe Die Gemeinde galt als sehr wohlhabend 4 5 6 20 JahrhundertObwohl ab dem Jahr 1908 zwischen Steingrimma und Queisau eine kleine Grube namens Bunge Nebe im Untertagebau mit der Forderung von Braunkohle begann blieb der Ort aufgrund seiner idyllischen Tallage bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugsziel Dass sich unter Steingrimma ein bis zu 75 Meter machtiges Floz mit sehr fester Kohle befand war seit 1911 bekannt 7 Jedoch erreichte erst nach Grundung der DDR der Braunkohlenabbau eine neue Dimension Zur Energieerzeugung setzte die DDR nahezu ausschliesslich heimische Braunkohle ein Die Maximierung der Fordermengen fuhrte zur Inanspruchnahme riesiger Flachen Orte die in den Kohlefeldern lagen wurden konsequent abgebaggert Die grosste Zahl der Ortsabbruche und Umsiedlungen in Mitteldeutschland fiel daher in die Zeit der DDR Jahrhunderte alte Gutshofe Kirchen und Kulturdenkmale wurden zerstort Friedhofe entweiht ganze Walder gerodet Flusse und Bache verlegt kanalisiert oder eingedeicht Der Abbau der Braunkohle erfolgte in der DDR praktisch ohne Rucksicht auf Menschen oder Umweltbelange 8 9 Als erste Nachbargemeinden fielen 1957 Mutschau 1960 Kottichau und 1967 Dobris dem Tagebau Pirkau zum Opfer Die Auskohlung dieses Tagebaus war 1969 abgeschlossen 10 Zu dieser Zeit fiel der Entschluss den Tagebau Profen in sudliche Richtung zu erweitern und die Orte Queisau Steingrimma und Dobergast zu devastieren Eine Werksbahn vom Tagebau Profen zum Braunkohlekraftwerk Deuben bestand bereits seit Mitte der 1950er Jahre Das Abbaufeld Profen Sud D1 trug aufgrund des ergiebigen Flozes synonym die Bezeichnung Steingrimmaer Kessel Ende der 1970er Jahre erreichte der Tagebau den Ort Die 178 Einwohner von Steingrimma wurden 1980 uberwiegend in die neu entstandene Plattenbausiedlung Hohenmolsen Nord umgesiedelt gemeinsam mit den rund 430 Einwohnern von Queisau 1979 80 und Dobergast 1983 84 11 12 Nach der im Jahr 1998 abgeschlossenen Auskohlung wurde der Steingrimmaer Kessel mit Abraummassen verfullt und der Kippenboden rekultiviert 13 Die ehemaligen Gemeindegebiete von Steingrimma und Queisau erhielt 1981 katasteramtsrechtlich zunachst Dobergast zugeordnet Wiederum ging die Flur der 1984 devastierten Gemeinde Dobergast zum 1 Januar 1985 auf Grossgrimma uber 14 Ende des 20 Jahrhunderts fiel der Beschluss diesen Ort ebenfalls zu uberbaggern sodass am 1 Juli 1998 eine Eingemeindung der Flur von Grossgrimma zur Stadt Hohenmolsen erfolgte 15 21 JahrhundertLandschaftlich erinnert nichts mehr an das ehemals dicht bewaldete Tal von Steingrimma Anstelle der fruheren Ortslage wird auf rekultiviertem Boden Ackerbau betrieben und Strom mittels Windkraftanlagen erzeugt Ein sogenannter Heimatstein am nahegelegenen Mondsee gedenkt zusammen mit anderen an das Dorf 16 Weblinks BearbeitenFoto Heimatstein am Mondsee Mapcarta abgerufen am 11 Marz 2019Siehe auch BearbeitenListe abgebaggerter OrtschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Landesmuseum fur Vorgeschichte in Halle Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 77 VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1995 S 295 f Ernst Eichler und Hans Walther Sachsen Alle Stadtenamen und deren Geschichte Faber und Faber Verlag 2007 S 68f Carl Edouard Forstemann Mittheilungen aus dem Gebiete historisch antiquarischer Forschungen Verlag Burger 1867 S 319 Friedrich Adolph Schumann Vollstandiges Staats Post und Zeitungs Lexikon von Sachsen Verlag der Gebruder Schumann 1824 S 361 Herbert Kuas Manfred Kobuch Rundkapellen des Wiprecht von Groitzsch Deutscher Verlag der Wissenschaften 1977 S 108 109 Gustav H Heydenreich Kirchen und Schul Chronik der Stadt und Ephorie Weissenfels seit 1539 Leopold Kell Weissenfels 1840 S 219 223 Zeitschrift fur Gewinnung und Verwertung der Braunkohle Braunkohle Band 11 Deutscher Braunkohlen Industrie Verein 1913 S 54 Umsiedlungen Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in der DDR Archiv verschwundener Orte abgerufen am 11 Marz 2019 Rolf Dieter Stoll Christian Niemann Delius Carsten Drebenstedt Klaus Mullensiefen Der Braunkohlentagebau Bedeutung Planung Betrieb Technik Umwelt Springer 2008 S 442 f Carsten Drebenstedt Rekultivierung im Bergbau Technische Universitat Bergakademie Freiberg 2010 S 130 f Mitteldeutsches Braunkohlenrevier Wandlungen und Perspektiven Heft 19 Profen S 31 LMBV abgerufen am 11 Marz 2019 Schulerprojekt Neue Heimat Hohenmolsen Kulturstiftung Hohenmolsen abgerufen am 11 Marz 2019 Flachennutzungsplan Hohenmolsen vom 20 Februar 2003 Stadt Hohenmolsen abgerufen am 11 Marz 2019 Statistisches Bundesamt Hrsg Gemeinden 1994 und ihre Veranderungen seit 01 01 1948 in den neuen Landern Verlag Metzler Poeschel 1995 Gebietsanderungen 1998 Statistisches Bundesamt abgerufen am 11 Marz 2019 Mitteldeutsches Braunkohlenrevier Wandlungen und Perspektiven Heft 19 Profen S 31 LMBV abgerufen am 11 Marz 2019 51 1473 12 1576 Koordinaten 51 8 50 3 N 12 9 27 4 O Normdaten Geografikum GND 1068635487 lobid OGND AKS VIAF 315104643 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steingrimma amp oldid 227133613