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Die Steiner Wienand Affare bezieht sich auf eine Abstimmung im Bundestag vom 27 April 1972 Der Oppositionsfuhrer Rainer Barzel CDU wollte in einem konstruktiven Misstrauensvotum Bundeskanzler werden verfehlte aber die erwartete absolute Mehrheit um zwei Stimmen Der Parlamentarische Geschaftsfuhrer der SPD Bundestagsfraktion Karl Wienand wurde spater beschuldigt den CDU Abgeordneten Julius Steiner bestochen zu haben nicht fur Barzel zu stimmen In den 1990er Jahren wurde bekannt dass Steiner das Bestechungsgeld vom Ministerium fur Staatssicherheit erhalten hatte ob er zusatzlich auch Geld von Wienand erhielt blieb ungeklart Rainer Barzel CDU im Wahlkampf 1972 ein halbes Jahr nach dem gescheiterten Misstrauensvotum Inhaltsverzeichnis 1 Situation 2 Misstrauensvotum 3 Beteiligte Personen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseSituation Bearbeiten nbsp Willy Brandt rechts 1972 mit dem sowjetischen AussenhandelsministerSeit Oktober 1969 war der SPD Vorsitzende Willy Brandt Bundeskanzler einer SPD FDP Koalition Diese hatte nur eine knappe Mehrheit und verlor in den kommenden Jahren mehrere SPD und FDP Abgeordnete an die CDU CSU Fraktion Der CDU Vorsitzende Rainer Barzel glaubte im April 1972 dass er genug Abgeordnete hinter sich habe um in einem konstruktiven Misstrauensvotum die absolute Mehrheit zu erhalten durch entsprechende Erklarungen zweier FDP Abgeordneter Dadurch ware er Bundeskanzler anstelle Brandts geworden Eines der umstrittensten Themen der Zeit waren die Ostvertrage mit denen die neue Bundesregierung unter anderem die Deutsche Demokratische Republik de facto anerkennen wollte Die Unionsparteien hatten grosse Bedenken dagegen Die DDR Fuhrung wollte jedoch dass Brandt im Amt verblieb So verlangte beispielsweise der Staatssicherheits Minister Erich Mielke 1970 auf einer Geheimkonferenz in Moskau dass die Ratifizierung der Ostvertrage mit allen nachrichtendienstlichen Mitteln zu unterstutzen sei Ausserdem habe so berichtet der damalige Spionagechef Markus Wolf der sowjetische Staats und Parteichef Leonid Breschnew personlich die DDR Fuhrung davon uberzeugt Brandt beim Misstrauensvotum unter die Arme zu greifen Misstrauensvotum BearbeitenAm 27 April 1972 fand im Bundestag ein Misstrauensvotum gegen Kanzler Brandt auf Antrag der Unionsfraktion statt Der SPD Fraktionsvorsitzende Herbert Wehner hatte um eventuelle Abweichler sofort zu erkennen vorgeschrieben dass die gesamte SPD Bundestagsfraktion auf ihren Platzen sitzenbleibe und sich nicht an der Abstimmung beteiligen werde Als Bundestagsprasident Kai Uwe von Hassel um 13 22 Uhr die Ergebnisse des Votums verkundete erlangte die Opposition jedoch trotz der oben beschriebenen Verhaltnisse nicht die von allen erwartete Mehrheit sondern verfehlte sie um zwei Stimmen Das Fehlen der beiden Stimmen erschien nachdem sie der Regierung am nachsten Tag bei einer Haushaltsabstimmung wieder fehlten umso erstaunlicher Somit konnte der damalige Kanzler Willy Brandt zunachst weiter regieren Nach einer Vertrauensfrage loste Bundesprasident Gustav Heinemann den Bundestag auf bei der anschliessenden Bundestagswahl 1972 wurde die SPD FDP Koalition im November deutlich bestatigt Beteiligte Personen BearbeitenWelche beiden Abgeordneten 1972 nicht fur Barzel gestimmt hatten blieb zunachst ungeklart Im Juni 1973 gab dann Julius Steiner auf einer Pressekonferenz zu sich bei der Abstimmung enthalten zu haben Er habe dafur vom Parlamentarischen Geschaftsfuhrer der SPD Karl Wienand 50 000 DM bekommen Damit loste er die Steiner Wienand Affare aus da Karl Wienand diese Vorwurfe von sich wies In den 1990er Jahren wurde aus MfS Akten bekannt dass Julius Steiner die 50 000 DM Bestechungsgeld direkt von der Stasi erhalten hatte Dies wurde 1997 vom ehemaligen DDR Geheimdienstchef Markus Wolf in seinem Buch bestatigt 1 Es ist dauerhaft unbekannt ob Steiner sowohl von der DDR als auch von Wienand Geld erhielt oder ob er uber die Zahlung von Wienand log Damals richtete der Bundestag am 15 Juni 1973 den Steiner Wienand Untersuchungsausschuss ein Weil dieser auch nach 40 offentlichen Sitzungen weder die eine noch die andere Vermutung bestatigen konnte wurde er am 27 Marz 1974 ergebnislos aufgelost nbsp Karl Wienand links am 8 Mai 1974 mit Bundeskanzler Schmidt Wienand wurde spater wegen Spionage zugunsten der DDR verurteilt Der zweite Abweichler war nach der neuesten Auswertung der Rosenholz Dateien der CSU Abgeordnete Leo Wagner gegenuber dem die Bundesanwaltschaft schon 2000 diesen Vorwurf erhob da bekannt wurde dass damals auf seinem Konto 50 000 DM aufgetaucht waren Ein mit Wagner befreundeter CSU Politiker behauptete jedoch er habe Wagner diese Summe geliehen Wagner selbst wies die Vorwurfe als unzutreffend und frei erfunden zuruck Da Spionage zu diesem Zeitpunkt bereits verjahrt war fand trotz der Ausserungen eines Stasi Offiziers man habe dem verschuldeten Wagner 1972 ein solches Bestechungsangebot gemacht und der Aussage des letzten Spionagechefs der DDR Werner Grossmann es habe Kontakte zu Wagner gegeben keine gerichtliche Prufung statt Ein ehemaliger KGB Mann enthullte 1995 er habe dem SPD Unterhandler Egon Bahr eine Million D Mark geben wollen mit dem Geld sollte dieser Abgeordnete der Opposition bestechen Bahr lehnte jedoch ab Nach Angaben des Generalbundesanwalts soll Markus Wolf auch versucht haben den abtrunnigen FDP Abgeordneten Erich Mende zur Stimmabgabe gegen Rainer Barzel zu veranlassen Literatur Bearbeiten Die sind ja alle so misstrauisch In Der Spiegel Nr 23 1973 S 24 29 online Einzelnachweise Bearbeiten Markus Wolf Spionagechef im geheimen Krieg Erinnerungen List Munchen 1997 ISBN 3 471 79158 2 S 261 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steiner Wienand Affare amp oldid 237903483