www.wikidata.de-de.nina.az
Das starke Gesetz der grossen Zahlen ist ein mathematischer Satz aus der Wahrscheinlichkeitstheorie der Aussagen daruber trifft wann eine Folge von normierten Zufallsvariablen gegen eine Konstante meist den Erwartungswert der Zufallsvariablen konvergiert Das starke Gesetz der grossen Zahlen wird mit dem schwachen Gesetz der grossen Zahlen zu den Gesetzen der grossen Zahlen gezahlt und gehort zu den klassischen Grenzwertsatzen der Stochastik Der Unterschied zwischen der starken und der schwachen Version ist die Art der betrachteten Konvergenz Das starke Gesetz der grossen Zahlen trifft eine Aussage uber die P fast sichere Konvergenz der Zufallsvariablen das schwache Gesetz der grossen Zahlen hingegen uber die stochastische Konvergenz der Zufallsvariablen Oftmals unterscheidet man mehrere Versionen des starken Gesetzes der grossen Zahlen die sich durch die Allgemeinheit ihrer Formulierung oder die Starke ihrer Voraussetzungen unterscheiden So existiert beispielsweise Borels starkes Gesetz der grossen Zahlen nach Emile Borel Kolmogorovs erstes und zweites starkes Gesetz der grossen Zahlen nach Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow und das starke Gesetz der grossen Zahlen von Etemadi nach Nasrollah Etemadi Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung 2 Interpretation und Unterschied zum schwachen Gesetz der grossen Zahlen 3 Gultigkeit 3 1 Borels starkes Gesetz der grossen Zahlen 3 2 Satz von Cantelli 3 3 Erstes Gesetz der grossen Zahlen von Kolmogorow 3 4 Zweites Gesetz der grossen Zahlen von Kolmogorow 3 5 Starkes Gesetz der grossen Zahl von Etemadi 4 Alternative Formulierungen 4 1 Allgemeinere Formulierung 4 2 Speziellere Formulierung 5 Verallgemeinerungen 5 1 Ergodensatze 5 2 Vektorwertige Abbildungen 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseFormulierung BearbeitenIst eine Folge X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp von Zufallsvariablen gegeben so sagt man dass diese Folge dem starken Gesetz der grossen Zahlen genugt wenn der Mittelwert der zentrierten Zufallsvariablen X n 1 n i 1 n X i E X i displaystyle overline X n frac 1 n sum i 1 n left X i operatorname E X i right nbsp fast sicher gegen 0 konvergiert Das bedeutet dass P lim n X n 0 1 displaystyle P lim n to infty overline X n 0 1 nbsp ist Interpretation und Unterschied zum schwachen Gesetz der grossen Zahlen Bearbeiten Hauptartikel Gesetze der grossen Zahlen Interpretation der Aussagen Aus dem starken Gesetz der grossen Zahlen folgt immer das schwache Gesetz der grossen Zahlen Gultigkeit BearbeitenIm Folgenden sind verschiedene Voraussetzungen unter denen das starke Gesetz der grossen Zahlen gilt aufgelistet Dabei steht die schwachste und auch speziellste Aussage ganz oben die starkste und allgemeinste ganz unten Borels starkes Gesetz der grossen Zahlen Bearbeiten Ist X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp eine Folge von unabhangigen zum Parameter p 0 1 displaystyle p in 0 1 nbsp Bernoulli verteilten Zufallsvariablen so genugt die Folge dem starken Gesetz der grossen Zahlen das heisst der Mittelwert der Zufallsvariablen konvergiert fast sicher gegen den Parameter p displaystyle p nbsp 1 Diese Aussage wurde 1909 von Emile Borel bewiesen 2 und entspricht der Formulierung von Bernoullis Gesetz der grossen Zahlen als starkes Gesetz der grossen Zahlen Satz von Cantelli Bearbeiten Hauptartikel Satz von Cantelli Der Satz von Cantelli liefert die Gultigkeit des starken Gesetzes der grossen Zahlen unter Anforderungen an die vierten Momente und die zentrierten vierten Momente Er wurde 1917 von Francesco Paolo Cantelli bewiesen und gilt als das erste Resultat das die Gultigkeit des starken Gesetzes der grossen Zahl fur Folgen von Zufallsvariablen beliebiger Verteilungen liefert 3 Erstes Gesetz der grossen Zahlen von Kolmogorow Bearbeiten Ist eine unabhangige Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp mit endlicher Varianz gegeben und gilt n 1 Var X n n 2 lt displaystyle sum n 1 infty frac operatorname Var X n n 2 lt infty nbsp so genugt X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp dem starken Gesetz der grossen Zahlen 4 Dabei wird die obige Bedingung auch Kolmogorow Bedingung genannt 5 sie dient der Abschatzung durch die Kolmogorow Ungleichung Diese Aussage wurde 1930 von Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow bewiesen Zweites Gesetz der grossen Zahlen von Kolmogorow Bearbeiten Ist die Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp unabhangig identisch verteilt und ist E X n lt displaystyle operatorname E X n lt infty nbsp dann genugt die Folge dem starken Gesetz der grossen Zahlen 6 Die Aussage wurde 1933 von Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow bewiesen Starkes Gesetz der grossen Zahl von Etemadi Bearbeiten Ist die Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp identisch verteilt und paarweise unabhangig mit E X n lt displaystyle operatorname E X n lt infty nbsp so genugt sie dem starken Gesetz der grossen Zahlen 7 Diese Aussage ist eine echte Verbesserung gegenuber dem zweiten Gesetz der grossen Zahlen von Kolmogorow da aus Unabhangigkeit stets paarweise Unabhangigkeit folgt der Ruckschluss gilt aber im Allgemeinen nicht Diese Aussage wurde 1981 von Nasrollah Etemadi bewiesen 8 Alternative Formulierungen BearbeitenAllgemeinere Formulierung Bearbeiten Etwas allgemeiner sagt man dass die Folge der Zufallsvariablen dem starken Gesetz der grossen Zahlen genugt wenn es reelle Folgen b n n N displaystyle b n n in mathbb N nbsp mit lim n b n displaystyle lim n to infty b n infty nbsp und a n n N displaystyle a n n in mathbb N nbsp gibt so dass fur die Partialsumme S n i 1 n X i displaystyle S n sum i 1 n X i nbsp die Konvergenz S n b n a n 0 displaystyle frac S n b n a n rightarrow 0 nbsp fast sicher gilt 9 Speziellere Formulierung Bearbeiten Manche Autoren betrachten die fast sichere Konvergenz der gemittelten Partialsummen 1 n i 1 n X i displaystyle frac 1 n sum i 1 n X i nbsp gegen E X 1 displaystyle operatorname E X 1 nbsp Diese Formulierung setzt jedoch voraus dass alle Zufallsvariablen denselben Erwartungswert haben Verallgemeinerungen BearbeitenErgodensatze Bearbeiten Eine mogliche Verallgemeinerung des starken Gesetzes der grossen Zahlen sind der individuelle Ergodensatz und der Lp Ergodensatz Diese Ergebnisse der Ergodentheorie lassen sich auf stationare stochastische Prozesse X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp anwenden Somit ist bei diesen Satzen stochastische Abhangigkeit der betrachteten Folge von Zufallsvariablen moglich Vektorwertige Abbildungen Bearbeiten Das Gesetz der grossen Zahlen lasst sich auch fur vektorwertige Abbildungen formulieren Einige Kriterien hierfur liefert der Satz von Mourier Weblinks BearbeitenYu V Prokhorov Strong law of large numbers In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Eric W Weisstein Strong law of large numbers In MathWorld englisch Literatur BearbeitenAchim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Hans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Christian Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 1 Auflage Vieweg Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 03183 2 doi 10 1007 978 3 663 01244 3 Norbert Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie Eine Einfuhrung 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 45386 1 doi 10 1007 978 3 642 45387 8 Klaus D Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2 durchgesehene Auflage Springer Verlag Heidelberg Dordrecht London New York 2011 ISBN 978 3 642 21025 9 doi 10 1007 978 3 642 21026 6 David Meintrup Stefan Schaffler Stochastik Theorie und Anwendungen Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 978 3 540 21676 6 doi 10 1007 b137972 Einzelnachweise Bearbeiten Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 2003 S 249 A V Prokhorov Borel strong law of large numbers In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Yu V Prokhorov Strong law of large numbers In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie 2014 S 251 Meintrup Schaffler Stochastik 2005 S 157 Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2011 S 347 Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 2013 S 114 Nasrollah Etemadi An elementary proof of the strong law of large numbers In Zeitschrift fur Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandte Gebiete Online Ausgabe Probability Theory and Related Fields Continuation of Zeitschrift fur Wahrscheinlichkeitstheorie Bd 55 Nr 1 1981 S 119 122 doi 10 1007 BF01013465 Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 2003 S 249 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Starkes Gesetz der grossen Zahlen amp oldid 238769203