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Die fast sichere Konvergenz auch P fast sichere Konvergenz oder fast sichere punktweise Konvergenz ist ein Begriff aus der Wahrscheinlichkeitstheorie einem Teilgebiet der Mathematik Die fast sichere Konvergenz ist neben der Konvergenz im p ten Mittel der stochastischen Konvergenz und der Konvergenz in Verteilung einer der vier wichtigsten Konvergenzbegriffe fur Folgen von Zufallsvariablen und ist das wahrscheinlichkeitstheoretische Pendant zur Konvergenz fast uberall der Masstheorie Die fast sichere Konvergenz findet beispielsweise Verwendung bei der Formulierung des starken Gesetzes der grossen Zahlen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Allgemeiner Fall 1 2 Fur reelle Zufallsvariablen 2 Beispiele 3 Eigenschaften 4 Beziehung zu anderen Konvergenzarten der Stochastik 4 1 Konvergenz in Wahrscheinlichkeit 4 2 Konvergenz in Verteilung 4 3 Konvergenz im p ten Mittel 5 LiteraturDefinition BearbeitenAllgemeiner Fall Bearbeiten Sei W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp ein Wahrscheinlichkeitsraum und M d displaystyle M d nbsp ein separabler metrischer Raum wie zum Beispiel der R n displaystyle mathbb R n nbsp versehen mit der Borelschen s Algebra B M displaystyle mathcal B M nbsp sowie X X n displaystyle X X n nbsp Zufallsvariablen von W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp nach M B M displaystyle M mathcal B M nbsp Die Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp konvergiert dann fast sicher oder P fast sicher gegen X displaystyle X nbsp wenn eine Menge N A displaystyle N in mathcal A nbsp existiert mit P N 0 displaystyle P N 0 nbsp und lim n d X w X n w 0 displaystyle lim n to infty d X omega X n omega 0 nbsp fur alle w W N displaystyle omega in Omega setminus N nbsp Man schreibt dann auch X n f s X displaystyle X n xrightarrow f s X nbsp X n P f s X displaystyle X n xrightarrow P text f s X nbsp oder X n X P displaystyle X n rightarrow X P nbsp f s Fur reelle Zufallsvariablen Bearbeiten Alternativ findet sich fur reelle Zufallsvariablen auch die Formulierung dass die Zufallsvariablen genau dann fast sicher konvergieren wenn P w W lim n X n w X w 1 displaystyle P left omega in Omega colon lim n to infty X n omega X omega right 1 nbsp ist Beispiele BearbeitenBetrachte als Beispiel die Grundmenge der reellen Zahlen im Intervall von 0 bis 1 also W 0 1 displaystyle Omega 0 1 nbsp versehen mit der Borelschen s Algebra B 0 1 displaystyle mathcal B 0 1 nbsp Das Wahrscheinlichkeitsmass P displaystyle P nbsp sei das Diracmass auf der 1 also d 1 A 1 falls 1 A 0 s o n s t displaystyle delta 1 A begin cases 1 amp text falls 1 in A 0 amp mathrm sonst end cases nbsp fur A B 0 1 displaystyle A in mathcal B 0 1 nbsp Gegeben seien zwei Zufallsvariablen von 0 1 B 0 1 d 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 delta 1 nbsp nach 0 1 B 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 nbsp definiert durch X w 1 falls w 1 0 sonst displaystyle X omega begin cases 1 amp text falls omega 1 0 amp text sonst end cases nbsp und Y w 0 fur alle w 0 1 displaystyle Y omega 0 text fur alle omega in 0 1 nbsp Eine Folge von Zufallsvariablen sei definiert durch X n w 1 1 n x 0 1 w displaystyle X n omega left 1 tfrac 1 n right chi 0 1 omega nbsp Dabei bezeichnet x displaystyle chi nbsp die charakteristische Funktion Die Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in N nbsp konvergiert fur n displaystyle n nbsp gegen unendlich fur jedes w 0 1 displaystyle omega in 0 1 nbsp gegen 1 und fur w 1 displaystyle omega 1 nbsp gegen 0 Demnach ist w W lim n X n w X w displaystyle omega in Omega lim n to infty X n omega X omega emptyset nbsp daher konvergieren die X n displaystyle X n nbsp nicht fast sicher gegen X w displaystyle X omega nbsp da fur jedes Wahrscheinlichkeitsmass P 0 displaystyle P emptyset 0 nbsp gilt Es ist aber w W lim n X n w Y w 1 displaystyle omega in Omega colon lim n to infty X n omega Y omega 1 nbsp Da aber d 1 1 1 displaystyle delta 1 1 1 nbsp ist konvergieren die X n displaystyle X n nbsp fast sicher gegen Y displaystyle Y nbsp obwohl die punktweise Konvergenz nur in einem einzigen Punkt stattfindet Dieser wird aber durch das Diracmass maximal gewichtet Eigenschaften BearbeitenDie fast sichere Konvergenz der Folge X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp ist aquivalent dazu dass P m n w W X m X ϵ n 0 displaystyle P left bigcup m n infty left omega in Omega vert X m X vert geq epsilon right right xrightarrow n to infty 0 nbsp gilt Mit der Bonferroni Ungleichung erhalt man dann das folgende hinreichende Kriterium fur die fast sichere Konvergenz m 1 P X X m ϵ lt displaystyle sum m 1 infty P X X m geq epsilon quad lt infty nbsp fur alle ϵ gt 0 displaystyle epsilon gt 0 nbsp Die Terme der Form P X X m ϵ displaystyle P X X m geq epsilon nbsp konnen dann beispielsweise mit der Markow Ungleichung abgeschatzt werden Beziehung zu anderen Konvergenzarten der Stochastik BearbeitenAllgemein gelten fur die Konvergenzbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie die Implikationen Fast sichere Konvergenz Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Konvergenz in Verteilung displaystyle begin matrix text Fast sichere text Konvergenz end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Wahrscheinlichkeit end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Verteilung end matrix nbsp und Konvergenz im p ten Mittel Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Konvergenz in Verteilung displaystyle begin matrix text Konvergenz im text p ten Mittel end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Wahrscheinlichkeit end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Verteilung end matrix nbsp Die Fast sichere Konvergenz ist also einer der starken Konvergenzbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie In den unten stehenden Abschnitten sind die Beziehungen zu den andere Konvergenzarten genauer ausgefuhrt Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Bearbeiten Aus der fast sicheren Konvergenz folgt die Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Um dies zu sehen definiert man die Mengen B N w W X n X lt ϵ n N und B i 1 B i displaystyle B N omega in Omega colon vert X n X vert lt epsilon quad forall n geq N text und B bigcup i 1 infty B i nbsp Die B N displaystyle B N nbsp bilden eine monoton wachsende Mengenfolge und die Menge B displaystyle B nbsp enthalt die Menge A w W lim n X n X displaystyle A omega in Omega colon lim n to infty X n X nbsp der Elemente auf denen die Folge punktweise konvergiert Nach Voraussetzung ist P A 1 displaystyle P A 1 nbsp und damit auch P B 1 displaystyle P B 1 nbsp und demnach lim N P B N 1 displaystyle lim N to infty P B N 1 nbsp Durch Komplementbildung folgt dann die Aussage Die Umkehrung gilt aber im Allgemeinen nicht Ein Beispiel hierfur ist die Folge von unabhangigen Bernoulli verteilten Zufallsvariablen zum Parameter 1 n displaystyle tfrac 1 n nbsp also X n Ber 1 n displaystyle X n sim operatorname Ber frac 1 n nbsp Dann ist lim n P X n ϵ 0 displaystyle lim n to infty P X n geq epsilon 0 nbsp fur alle ϵ gt 0 displaystyle epsilon gt 0 nbsp und somit konvergiert die Folge in Wahrscheinlichkeit gegen 0 Die Folge konvergiert aber nicht fast sicher man zeigt dies mit dem hinreichenden Kriterium fur fast sichere Konvergenz und dem Borel Cantelli Lemma Bedingungen unter denen aus der Konvergenz in Wahrscheinlichkeit die fast sichere Konvergenz folgt sind Die Konvergenzgeschwindigkeit der Konvergenz in Wahrscheinlichkeit ist ausreichend schnell sprich es gilt i 1 P X i X ϵ lt displaystyle sum i 1 infty P vert X i X vert geq epsilon lt infty nbsp Der Grundraum W displaystyle Omega nbsp lasst sich als abzahlbare Vereinigung von m Atomen darstellen Dies ist bei Wahrscheinlichkeitsraumen mit hochstens abzahlbarer Grundmenge immer moglich Ist die Folge der Zufallsvariablen fast sicher streng monoton fallend und konvergiert in Wahrscheinlichkeit gegen 0 so konvergiert die Folge fast sicher gegen 0 Allgemeiner besitzt jede in Wahrscheinlichkeit konvergierende Folge eine Teilfolge die fast sicher konvergiert Konvergenz in Verteilung Bearbeiten Die Skorochod Darstellung trifft eine Aussage daruber unter welchen Bedingungen aus der Konvergenz in Verteilung auf die fast sichere Konvergenz geschlossen werden kann Konvergenz im p ten Mittel Bearbeiten Im Allgemeinen folgt aus der Konvergenz im p ten Mittel nicht die fast sichere Konvergenz Betrachtet man beispielsweise eine Folge von Zufallsvariablen mit P X n 0 1 P X n 1 1 1 n displaystyle P X n 0 1 P X n 1 1 tfrac 1 n nbsp so ist fur alle p gt 0 displaystyle p gt 0 nbsp E X n p P X n 1 1 n displaystyle operatorname E X n p P X n 1 tfrac 1 n nbsp was gegen null konvergiert Somit konvergieren die Zufallsvariablen im p displaystyle p nbsp ten Mittel gegen 0 Jedoch kann die Abhangigkeits Struktur der X n displaystyle X n nbsp untereinander das heisst das Zusammenspiel der Trager der X n displaystyle X n nbsp in W displaystyle Omega nbsp so gestaltet sein dass die X n displaystyle X n nbsp nicht fast sicher konvergieren Ein ahnliches aber detaillierteres und konkreteres Beispiel ist im Artikel Konvergenz Stochastik zu finden Konvergiert allerdings eine Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp im p ten Mittel gegen X displaystyle X nbsp und gilt n 1 E X n X p lt displaystyle sum n 1 infty operatorname E X n X p lt infty nbsp dann konvergiert die Folge auch fast sicher gegen X displaystyle X nbsp Die Konvergenz muss also schnell genug sein Alternativ kann man auch nutzen dass bei Gultigkeit des Konvergenzsatz von Vitali die Konvergenz nach Wahrscheinlichkeit und die fast sichere Konvergenz zusammenfallen Sind somit die Voraussetzungen dieses Satzes erfullt so folgt aus Konvergenz im p displaystyle p nbsp ten Mittel die fast sichere Konvergenz da aus der Konvergenz im p displaystyle p nbsp ten Mittel automatisch die Konvergenz in Wahrscheinlichkeit folgt Umgekehrt folgt aus der fast sicheren Konvergenz auch nicht die Konvergenz im p displaystyle p nbsp ten Mittel Betrachtet man beispielsweise auf dem Wahrscheinlichkeitsraum 0 1 B 0 1 U 0 1 displaystyle 0 1 mathcal B 0 1 mathcal U 0 1 nbsp die Zufallsvariablen X n w n 2 1 0 1 n w displaystyle X n omega n 2 cdot mathbf 1 left 0 tfrac 1 n right omega nbsp so konvergiert diese fur w 0 1 displaystyle omega in 0 1 nbsp punktweise gegen 0 und damit auf ganz 0 1 displaystyle 0 1 nbsp fast sicher gegen 0 U 0 1 displaystyle mathcal U 0 1 nbsp bezeichnet hier die Gleichverteilung auf 0 1 displaystyle 0 1 nbsp Es ist aber E X n p n 2 p 1 displaystyle operatorname E X n p n 2p 1 nbsp und die Folge ist demnach unbeschrankt fur alle p 1 displaystyle p geq 1 nbsp kann also nicht konvergieren Allerdings liefert der Satz von der majorisierten Konvergenz ein Kriterium unter dem diese Folgerung korrekt ist Konvergieren die X n displaystyle X n nbsp fast sicher und existiert eine Zufallsvariable Y displaystyle Y nbsp mit E Y p lt displaystyle operatorname E vert Y vert p lt infty nbsp und ist X n Y displaystyle X n leq Y nbsp fast sicher so konvergieren die X n displaystyle X n nbsp im p displaystyle p nbsp ten Mittel gegen X displaystyle X nbsp und auch fur X displaystyle X nbsp gilt E X p lt displaystyle operatorname E vert X vert p lt infty nbsp Literatur BearbeitenChristian Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 1 Auflage Vieweg Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 03183 2 S 216 238 doi 10 1007 978 3 663 01244 3 Achim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fast sichere Konvergenz amp oldid 223735226