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Der Stadtwald Lubeck ist das kommunale Forstunternehmen welches die Waldflachen der Hansestadt Lubeck verwaltet und bewirtschaftet Die Lubecker Forsten wurden durch das Konzept der Naturnahen Waldnutzung bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Forstgeschichte 2 Bestand 3 Konzept der Naturnahen Waldnutzung 3 1 Leitideen 3 2 Massnahmen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksForstgeschichte Bearbeiten nbsp Witthauerstein fur den Lubecker Forster Witthauer im LauerholzDie Hansestadt Lubeck besitzt seit 1163 einen uber Jahrhunderte gewachsenen Stadtwald der heute eine Flache von rund 4 000 Hektar umfasst 1 Er liegt zum Teil auf Lubecker Stadtgebiet zum Teil aber auch in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Nordwestmecklenburg Zusatzlich zum Wald in kommunalem Eigentum historisch Kammereiforst betreut die Forstverwaltung der Stadt seit 1875 den Waldbesitz der stadtischen offentlich rechtlichen Stiftungen Heiligen Geist Hospital Westerauer Stiftung und Stiftung St Johannis Jungfrauen Kloster historisch Klosterforst siehe auch Forsthaus Waldhusen mit ca 625 Hektar Als Lubeck durch das Gross Hamburg Gesetz 1937 seine Exklaven verlor waren die Forstflachen davon ausgenommen Insbesondere der seit 1465 in Lubecker Besitz befindliche Forst Ritzerau mit 650 Hektar sowie der Forst Behlendorf 450 Hektar blieben somit stadtisches Eigentum Der Hevenbruch im Forst Ritzerau wird seit 1994 nicht mehr bewirtschaftet und ist heute Naturschutzgebiet Das ostlich der Wakenitz gelegene Klosterforst Revier Schattin von ca 50 Hektar mit dem Kammerbruch lag nach 1945 auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone bzw der DDR verlor bald nach Kriegsende einen Teil seines Eichenbestands durch Reparationshiebe und wurde als auslandisches Eigentum lange nicht bewirtschaftet Ende der 1950er Jahre kam der Plan auf es dem Waldbesitz der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs zuzuordnen 2 Die treuhanderische Bewirtschaftung durch die Landeskirche erfolgte ab 1961 Nach 1970 erschwerte das verscharfte Grenzregime jede Bewirtschaftung das Schattiner Forstamt wurde leergezogen und abgebrochen Erst nach der Wiedervereinigung kam das Revier 1991 wieder unter Lubecker Verwaltung Heute dient der Schattiner Zuschlag als unbewirtschaftete Referenzflache und Urwald von morgen 3 Bestand BearbeitenSchon im 19 Jahrhundert wurde ein exzellenter Bestand an Buchen und Eichen hervorgehoben 4 sowie die Tatsache dass die freie Stadt Lubeck in ihren Kammerei und Klosterforsten seit einer langen Reihe von Jahren schon eine musterhafte Forstwirthschaft fuhrt und beim Abnutz der Walder mit sorgsamer Rucksicht auf die Nachkommen Bedacht nimmt 5 Heute bestehen die Walder zu rund 20 Prozent aus Nadelwaldern und zu rund 80 Prozent aus Laub Misch waldern Buchen nehmen mit rund 35 Prozent die grosste Flache ein gefolgt von rund 25 Prozent Eichen Das stadtische Forstamt beschaftigt 25 Mitarbeiter 2009 6 Grosster Einzelforst im Lubecker Stadtgebiet ist mit 960 Hektar Flache das Lauerholz Konzept der Naturnahen Waldnutzung BearbeitenMit dem Auftrag des Senats den Wald unter dem Eindruck des Waldsterbens der 1980er Jahre naturgemasser zu bewirtschaften wurde Lutz Fahser im Jahr 1986 neuer Forstamtsleiter im Stadtwald Lubeck Dabei setzte er seine Ideen der Naturnahen Waldnutzung um die dann 1994 offiziell vorgestellt wurden Die Flachen erfullten die Kriterien der nach Naturland und Forest Stewardship Council FSC noch bevor es diese Zertifizierungen gab Der Ingenieur Knut Sturm setzte das Projekt als Leiter des Stadtwaldes bis 2023 fort Die Lubecker Burgerschaft hatte das stadteigene Forstamt mit einstimmigem Beschluss beauftragt dieses Konzept umzusetzen Damit steht der Wald unter Prozessschutz was minimale forstwirtschaftliche Eingriffe des Menschen unter Nutzung einer naturnahen Vergleichsflache bedeutet Grundidee ist die weitgehende Anpassung der Bewirtschaftung an die naturlichen Prozesse und die Minimierung storender Eingriffe Das forstwirtschaftliche Prozessschutzkonzept bedeutet dass so gewirtschaftet wird dass naturliche Ablaufe in den Waldern weitgehend zugelassen werden bzw im Sinne der Wirtschaftsziele mitbenutzt werden z B naturliche Ansamung Auslese durch naturliche Konkurrenz Einige grosse Stadte in Deutschland haben in ihren Waldern dieses Konzept ubernommen Berlin Munchen Bonn Saarbrucken Wiesbaden Hannover und Gottingen Zur wissenschaftlichen Bearbeitung der Lubecker Walder wurde auch die Naturwald Akademie nach Lubeck geholt die dort 2016 gegrundet wurde Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates der Akademie ist der ehemaliger Leiter des Stadtwaldes Knut Sturm der 2023 von der Stadt Lubeck entlassen wurde 7 Leitideen Bearbeiten Drei Leitideen bestimmen das Lubecker Konzept Die Wirtschaftswalder sollen sich in die risikoarme und produktive Erscheinungsform der naturlichen Waldgesellschaft entwickeln Naturnahe Die Leistungsanforderungen an den Wald durfen die naturliche Leistungsfahigkeit nicht uberschreiten okologisches Ertragsniveau Der wirtschaftliche Einsatz erfolgt nach dem Prinzip des minimalen Eingriffs und dem Prinzip der Vorsicht Minimierung Massnahmen Bearbeiten Die meisten Massnahmen orientieren sich am Prinzip des Minimalen Einsatz die Leistungs und Wirtschaftsziele der Forstwirtschaft nicht als maximierend festlegt Vergleichsflachen auf 10 der Lubecker Gesamtwaldflache mit mind 20 Hektar Grosse dienen als Referenz der Bewirtschaftung der Forstwalder um deren Naturnahe zu beurteilen und zu reflektieren Totholz und Starkholz sollen einen Anteil von 10 der oberirdischen Baummasse ausmachen Biotopbaume gilt es zu erhalten Naturlich vorkommende Baumarten und deren naturliche Verjungung sollen gefordert werden Manuelle Ausbringung von Samen und Anpflanzung sollen nur in Ausnahmefallen stattfinden Nicht heimische Baumarten u a um Fichten Larchen Douglasien und Roteichen werden nicht gefordert Dabei werden als einzige lenkende Eingriffe in den Wald auch nicht heimische und qualitativ schlechte Baume entnommen wenn diese gute heimische Baume bedrangen Auf Entwasserung von Feuchtgebieten und Kahlschlage wird verzichtet Es findet ein waldvertraglicher Einsatz von Verfahren Massnahmen Gerate Maschinen und Stoffe zur Pflege und Nutzung der Walder statt z B durch den Verzicht auf Pestizide 8 Auch soll durch die Nutzung von Ruckepferden anstatt Holzvollernter Harvester Bodenverdichtung vermieden und Arbeitsplatze erhalten werden Die Jagd wird als explizites Instrument zur Reduzierung der Wilddichte auf ein waldvertragliches Niveau angesehen 9 10 Rezeption BearbeitenImmer wieder besuchen prominente Naturschutzer das Projekt 2009 besuchte die BfN Prasidentin Beate Jessel und die Unterabteilungsleiterin im Umweltministerium BMU Elsa Nickel den Lubecker Stadtwald um sich uber das Konzept der Naturnahen Waldnutzung zu informieren Das Lubecker Konzept wurde und wird mitgetragen von grossen Umweltverbanden wie Greenpeace BUND Friends of the Earth und Robin Wood Es erhielt Auszeichnungen unter anderem von der Europaischen Papierindustrie 1996 und vom Bundesumweltministerium 1998 Auch international gilt das Lubecker Konzept als vorbildlich im Sinne der Beschlusse von Rio de Janeiro 1992 Der Leiter des Stadtwaldes wurde seit 1994 in zahlreiche Lander zum Vortrag und Anleiten eingeladen wie z B nach Russland China Finnland Schweden Kanada Chile und Spanien Mehrere Tausend forstliche Fachleute haben seitdem Lubeck besucht Aus diesen Begegnungen sind zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten entstanden Kritiker werfen dem Konzept eine mangelnde Wirtschaftlichkeit mit hohen Holzpreisen durch zu personalintensive Arbeit und nicht ausreichenden Holzgewinn vor 10 11 Dieser Kritik wird Vereinfachung und Vernachlassigung der Okosystemdienstleistungen entgegengehalten 12 Literatur BearbeitenHans Rathje Reimers Der Lubecker Wald und seine Geschichte Band 1 Schriftenreihe Gesellschaft der Freunde des Stadtwaldes Lubeck e V Lubeck 2019 ISBN 978 3 7950 5251 5 Gerhard Schneider Die Lubecker Forsten In Der Wagen 1956 S 81 87 Einzelnachweise Bearbeiten https www lauerholz stadtwald de Siehe Fred Ruchhoft Forstwirtschaft der ostlichen evangelischen Kirchen zwischen 1945 und 1991 Norderstedt Books on Demand 2012 ISBN 978 3 8482 0577 6 S 143f Der Schattiner Zuschlag abgerufen am 11 Oktober 2014 Hans Rathje Reimers Wird der Waldort Schattin ein echter Urwald in Lubeckische Blatter 2012 S 264f Digitalisat Memento vom 17 Oktober 2014 im Internet Archive Archivversion Ottomar Victor Leo Forststatistik uber Deutschland und Oesterreich Ungarn Berlin Julius Springer 1874 S 131 Ernst Wilhelm Maron Forst Statistik der sammtlichen Walder Deutschlands einschliesslich Preussen Berlin Julius Springer 1862 S 182 http www luebeck de bewohner umwelt gesundheit stadtwald aufgaben index html Sturm im Lubecker Stadtwald In hl live de 6 Mai 2023 abgerufen am 6 Mai 2023 Karl Friedrich Weber Das Lubecker Konzept der Naturnahen Waldnutzung Okonomie durch Okologie BUND Helmstedt 21 Marz 2021 bund helmstedt de PDF The effect of hunting regimes on tree regeneration in lowland beech Fagus sylvatica L forests forstpraxis de Abgerufen am 27 November 2021 deutsch a b Stefan Woestmeyer Holger Koopmann die story Wald oder Wuste Was kommt nach dem Fichtensterben ARD Mediathek 25 August 2021 abgerufen am 2 November 2021 Dr Gaby Schafer Bemerkungen 2015 Hrsg Landesrechnungshof Schleswig Holstein Kiel 17 Marz 2015 S 93 99 landesrechnungshof sh de PDF Martin Schmid Wirtschaftlichkeit des Stadtwald Lubeck Gutachten im Auftrag von Greenpeace e V 4 Dezember 2015 greenpeace de PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtwald Lubeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage des Stadtwalds Lubeck auf luebeck de aufgerufen am 25 September 2013 Interview mit Lutz Fahser zum Lubecker Waldkonzept Broschure PDF 2 9 MB der Gesellschaft der Freunde des Stadtwaldes Lubeck e V 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtwald Lubeck amp oldid 238329212