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Die evangelisch lutherische Stadtkirche St Wenzel am Marktplatz von Naumburg ist die Hauptkirche der Stadt ausserhalb des geistlichen Bezirks der ehemaligen Domfreiheit St Wenzel in Naumburg Saale mit Schlosschen am Markt im VordergrundStadtkirche St Wenzel Luftaufnahme 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Bauwerk 2 Orgel 2 1 Organisten 3 Glocken 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBauwerk BearbeitenAls das markanteste Kirchenbauwerk und Wahrzeichen der Ratsstadt von Naumburg gehort die Wenzelskirche zu den bedeutsamsten Bauwerken an der Saale Der spatgotische Bau von 1426 erhielt 1510 1520 sein Westportal und 1724 im Innern eine barocke Ausstattung nbsp Die 36 Turmerin seit 1513 Angelika Thee in ihrer Turmerwohnung 1987Ungewohnlich ist die architektonische Gestaltung des Bauwerks mit einem langen einschiffigen Chor und einem sehr kurzen dreischiffigen zweijochigen Langhaus Der Chor schliesst mit einem Polygon aus funf Seiten eines Zehnecks das Schiff schliesst nach Westen mit einem Polygon aus funf Seiten eines Sechzehnecks Die Anlage des Dachs ist ebenfalls einmalig Uber den Seitenschiffen und dem westlichen Polygon lauft ein ringformiges Satteldach um das Bauwerk ein zweites durchlaufendes Satteldach uber Mittelschiff und Chor kreuzt sich uber dem Ostteil des Langhauses mit einem dritten quer liegenden Satteldach Dadurch entstehen tiefe Trichter zwischen den Satteldachern uber dem Langhaus die im Dachboden nach aussen entwassert werden 1 Eine Ansicht vom Turm oder uber Satellitenbilddienste veranschaulicht die Anordnung besser als eine Beschreibung Der Chor zeigt die Schmuckformen des Weichen Stils die auch teilweise auf der Nordseite des Langhauses ubernommen wurden Die Fenster sind aussergewohnlich schlank proportioniert und mit reichem Fischblasenmasswerk versehen Weiterhin sind die Strebepfeiler und besonders das Nordportal aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts und das Westportal von 1510 reich mit Fialen und Profilen geschmuckt Charakteristisch ist weiter der Kleeblattbogenfries mit Lilienenden der an der Traufe und an weiteren Stellen vorkommt nbsp Innenraum Blick zum AltarDas Innere ist durch die Umgestaltung in der Barockzeit gepragt nimmt aber die zentralisierende Tendenz des Raumes auf die bereits in der Spatgotik angelegt ist Es besitzt kein Gewolbe sondern erhielt die Decke erst 1724 Hervorhebenswert sind unter anderem der barocke Hochaltar von 1680 sowie Gemalde aus der Werkstatt von Lucas Cranach d A Bemerkenswert ist auch die Grabplatte des August von Leubelfing Page des Schwedenkonigs Gustav II Adolf Der Raum erhalt durch die drei ubereinander angeordneten Emporen im Westen und durch den kulissenahnlichen Altar eine theaterahnliche Wirkung Dennoch ist der Altaraufbau ein bemerkenswert unkonventionelles Werk das sich mit seiner steilen Proportionierung und seinen Offnungen mit Wolkengloriolen gut in den ehemals gotischen Chorraum einfugt Die Kanzel ist ein Werk von 1725 1729 und wurde 1765 66 nochmals uberarbeitet Die Chorbalustrade stammt ebenfalls von 1766 Der Kirchturm der Wenzelskirche ist mit 72 Metern der hochste Turm der Stadt Er hat in seiner Turmerwohnung in 53 Metern Hohe eine offentlich zugangliche Aussichtsplattform Besonders ist dass der Kirchturm nicht der Kirche sondern der Stadt Naumburg gehort dementsprechend auch fur stadtische vom Turmer wahrgenommene Aktivitaten wie die Brandschau genutzt wurde Orgel Bearbeiten nbsp Empore mit Hildebrandt Orgel 2020 nbsp Kursachsisches Wappen am OrgelprospektDie Orgel von Zacharias Hildebrandt ist ein Juwel barocker Orgelbautradition 1743 schlossen die Stadt Naumburg und Hildebrandt einen Kontrakt uber eine Orgel mit 53 Registern Sie wurde im Jahre 1746 unter Verwendung eines prachtvoll mit Akanthusornamentik verzierten Prospekts von Zacharias Thayssner aus den Jahren 1695 1697 erbaut Johann Sebastian Bach und Gottfried Silbermann nahmen das Instrument am 27 September 1746 ab Es wurde von 1993 bis 2000 durch die Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen aufwandig restauriert und rekonstruiert Dabei wurden der 1912 bis 1915 durch Oskar Ladegast erfolgte Einbau von Kegelladen ins Oberwerk und die von Walcker 1932 33 vorgenommene Pneumatisierung 2 der Traktur wieder ruckgangig gemacht und der ursprungliche Spielschrank reaktiviert Die durch Friedrich Beyer 1834 und Friedrich Ladegast 1864 veranderte Originaldisposition Hildebrandts wurde nachdem Eule bereits in den 1960er Jahren eine Annaherung an den Klang von 1746 vornahm ebenfalls wiederhergestellt Die Wiederherstellung war von besonderer Bedeutung da diese Orgel wie kaum eine andere die Vorstellung Bachs von einer recht grossen und recht schonen Orgel realisiert 3 Die Disposition lautet wie folgt 4 I Ruckpositiv CD c31 Principal 0 8 2 Viol di Gambe 0 8 3 Quintadehn 0 8 4 Rohr Floete 0 8 5 Prestanta 0 4 6 Vagara 0 4 7 Rohr Floete 0 4 8 Nassat 0 3 9 Octava 0 2 10 Rausch Pfeife II11 Mixtur V12 Fagott 16 Tremulant II Hauptwerk CD c313 Principal 16 14 Quintadehn 16 15 Octava 0 8 16 Spitz Floete 0 8 17 Gedakt 0 8 18 Praestanta 0 4 19 Spitz Floete 0 4 20 Sesquialter II21 Quinta 0 3 22 Octava 0 2 23 Weit Pfeife 0 2 24 Mixtur VIII25 Cornet IV26 Bombart 16 27 Trompete 0 8 Tremulant III Oberwerk CD c328 Bordun 16 29 Principal 0 8 30 Hohl Floete 0 8 31 Princ und mar 0 8 32 Praestanta 0 4 33 Gemshorn 0 4 34 Quinta 0 3 35 Octava 0 2 36 Wald Floete 0 2 37 Tertia 0 1 3 5 38 Quinta 0 1 1 2 39 Sif Floete 0 1 40 Scharff V41 Vox humana 0 8 Pedal CD d1Vorderlade42 Principal 16 43 Octaven Bass 0 8 44 Violon Bass 0 8 45 Octaven Bass 0 4 46 Octava 0 2 47 Mixtur Bass VII48 Trompet Bass 0 8 49 Clarin Bass 0 4 Hinterlade50 Subbass 16 51 Violon Bass 16 52 Posaune 32 53 Posaune 16 Koppeln I II III II II P Spielhilfen Sperrventile II III Schwebung III Cymbelstern Holzbecher mit voller Lange 5 Organisten Bearbeiten Folgende Personen wirkten als Organisten an der Wenzelskirche 1616 Christian Engel 1632 1654 Augustin Vocke 1654 1694 Johann Leo 1694 1715 Johann Magnus Knupfer 1715 1733 Benedict Friedrich Theile 1733 1748 Christian Kluge 1748 1759 Johann Christoph Altnikol 1759 1794 Johann Friedrich Grabner 1930er Jahre Wilhelm Nichterlein 6 1971 2008 Irene Greulich 2008 2018 David Franke 2018 2019 Hans Christian Martin 7 seit 2019 Nicolas Berndt 8 Glocken BearbeitenSechs Glocken hangen im Turm Die drei grosseren wurden 1518 von Martin Hilliger aus Freiberg gegossen und hangen seit dem Jahr 2000 restauriert in einem massiven spatgotischen Holzglockenstuhl aus den Jahren 1521 1523 Dieses Dreiergelaut der Wenzelskirche hat uberregionale Bedeutung aufgrund der Tatsache dass es in Sachsen Anhalt das einzige vollstandig erhaltene mittelalterliche Gelaut von einem Meister aus einem Guss ist Die drei Bronze Kirchenglocken sind von hoher gusstechnischer und kunstlerischer Qualitat Sie tragen als Zierde ein jeweils abgewandeltes Blattranken Dekor daruber zwischen Ornamentleisten Schulterinschriften in Majuskeln Die mit einem Durchmesser von 104 5 Zentimeter und einem Gewicht von etwa 678 Kilogramm nach der Restaurierung kleinste Glocke hat die lateinische Inschrift AVE MARIA GRACIA PLENA DOMINVS TECVM BENEDICTA TV IN MVLIERIBVS ET BENEDICTVS FRVCTVS VEN 1518 Gegrusst seist du Maria voll der Gnaden der Herr ist mit dir gebenedeit bist du unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Die nachstgrossere Glocke mit etwa 1 211 Kilogramm Gewicht und 126 2 Zentimeter Durchmesser ziert der Spruch O REX GLORIE CRISTHE VENI CVM SANCTISSIMA PACE AMEN 1518 Christus Konig der Herrlichkeit komme mit deinem heiligsten Frieden Amen 1518 Die in mittlerer Position angebrachte Glocke mit dem Gewicht von 2 309 Kilogramm und dem Durchmesser von 155 4 Zentimeter hat einen Vers aus Psalm 112 als Inschrift SIT NOMEN DOMINI BENEDICTVM EX HOC NVNC ET VSQUE IN SECVLVM A 1518 Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit Amen 1518 Diese Glocke tragt zwei Reliefs Auf der Ruckseite ist der Kirchenpatron Wenzel mit dem Naumburger Stadtwappen zu sehen auf der Vorderseite eine gekronte Mondsichelmadonna im Strahlenkranz In der Laterne des Turmes sind sowohl die beiden neuen Uhrglocken zu Hause als auch die alte Schulglocke die 1763 C W Becker in Naumburg gegossen hat kurz vor Ende des siebenjahrigen Krieges ANXIO CLAMORE PERII PACE REDEO Ich sprung bey bangen Kriegsgeschrey am Friedensfest erschien ich neu oberhalb davon das Relief des Stadtpatrons Wenzel mit dem Stadtwappen Die beiden Schalen wurden 2001 von der Kunst und Glockengiesserei Lauchhammer gegossen die Stundenglocke mit 80 Zentimeter Durchmesser und 180 Kilogramm Gewicht die Viertelstundenglocke bringt es auf 60 Zentimeter Durchmesser bei 75 Kilogramm Gewicht 9 In der Turmlaterne hangt neben zwei Uhrschlagschalen die Tor Schul und Beichtglocke aus dem Jahre 1763 10 Nr Bezeichnung Gussjahr Giesser Durchmesser mm Gewicht kg Nominal 16tel Glockenstuhl1 1518 Martin Hilliger Freiberg 1554 2309 des1 4 Glockenstube2 1518 Martin Hilliger 1262 1211 f1 3 Glockenstube3 Angelus oder Marienglocke 1518 Martin Hilliger 1045 678 as1 1 Glockenstube4 Tor Schul und Beichtglocke 1763 C W Becker Naumburg 530 85 ges2 5 LaterneStundenglocke 2001 Kunst und GlockengiessereiLauchhammer 800 180 d1 LaterneViertelstundenglocke 2001 600 75 fis1 LaterneLiteratur BearbeitenUrsula Dittrich Wagner Text Peter Franke Fotos Die Wenzelskirche zu Naumburg Saale DKV Kunstfuhrer Bd 594 Deutscher Kunstverlag Munchen 2002 Sibylle Harksen Die Wenzelskirche zu Naumburg Das christliche Denkmal Bd 97 Union Verlag Berlin 1976 Karl Schoppe Aus der Geschichte der St Wenzelskirche zu Naumburg a d S 2 Aufl Sieling Verlag Naumburg 1930 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Wenzel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen von Eule Orgelbau zur Hildebrandt Orgel in St Wenzel Evangelische Kirchengemeinde Naumburg Saale Naumburg Tourismus Website St Wenzel Naumburg Hildebrandt Orgel Ausfuhrliche Vorstellung der Glocken von St Wenzel Horbeispiel Dritter Satz von Johann Sebastian Bachs Sonate 6 G Dur BWV 530 auf der Hildebrand Orgel der WenzelskircheEinzelnachweise Bearbeiten Walter May Stadtkirchen in Sachsen Anhalt 1 Auflage Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1979 S 206 Basiswissen Kirchenmusik IV Orgelliteraturspiel Orgelbaukunde Winfried Bonig Ingo Bredenbach abgerufen am 23 Oktober 2021 Winfried Schrammek Johann Sebastian Bachs Vorstellung von einer recht grossen und recht schonen Orgel In Stadt Naumburg Hrsg Die Hildebrandt Orgel zu Naumburg St Wenzel Festschrift anlasslich der Wiedereinweihung nach erfolgter Restaurierung Naumburg 2000 S 27 Informationen zur Orgel bei organindex de Abgerufen am 27 Februar 2021 SWR2 SWR2 Ein Riesen Register fur Bach Die Naumburger Hildebrandt Orgel Abgerufen am 2 November 2021 Bericht uber ein Konzert in Naumburg Neue Zeitschrift fur Musik 108 Jahrgang 1941 Abgerufen am 18 Juli 2022 Organisten Hildebrandt Orgel Naumburg Abgerufen am 24 August 2018 Organisten Hildebrandt Orgel Naumburg Abgerufen am 8 April 2021 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 3 Oktober 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mv naumburg de abgerufen am 2 Oktober 2017 Constanze Treuber u a Gegossene Vielfalt Glocken in Sachsen Anhalt Hinstorff Rostock 2007 S 118 ISBN 978 3 356 01180 7 1 CD 51 151732333333 11 809744833333 Koordinaten 51 9 6 2 N 11 48 35 1 O Normdaten Geografikum GND 4524140 5 lobid OGND AKS VIAF 238117743 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche St Wenzel Naumburg amp oldid 232226380