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Die evangelische Stadtkirche Nossen ist eine barocke Saalkirche in Nossen im Landkreis Meissen in Sachsen Sie gehort zur Kirchengemeinde Nossen im Kirchenbezirk Meissen der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens und enthalt mit den Portalen wertvolle romanische Kunstwerke aus dem Kloster Altzella Stadtkirche Nossen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Gelaut 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Sudportal nbsp Westportal nbsp Sudwestansicht nbsp Ansicht von Osten nbsp Konsole aus dem Kloster AltzellaDie Stadtkirche ist die alteste Kirche des Ortes und wurde erstmals 1254 erwahnt Sie wurde 1540 bei einem Stadtbrand zerstort Fur den 1565 durch Andreas Lorentz begonnenen Neubau schenkte Kurfurst August 1563 zwei spatromanische Portale aus dem 1540 sakularisierten Kloster Altzella die als West und Sudportal verwendet wurden ein weiteres 1563 ubernommenes spatgotisches Portal wurde 1719 im Ostteil der Sudfassade eingebaut Bei weiteren Branden in den Jahren 1577 und 1680 wurde die Kirche erneut beschadigt Nach dem Brand von 1719 blieben nur die Umfassungsmauern sowie der Turmunterbau von 1565 und der Turmaufbau von 1680 erhalten Der Wiederaufbau als eine nach Osten erweiterte Saalkirche wurde unter der Aufsicht des Oberlandbauamts bis 1722 abgeschlossen daran beteiligten sich auch die Patronatsherren des Ritterguts Augustusberg Die stadtebauliche Bedeutung der Kirche entstand bereits bei der Erbauung 1565 durch die Stellung als Mittlerin zwischen Stadt und Schloss und wurde durch den Neubau 1722 hervorgehoben Anderungen am Aussenbau und eine Innenrestaurierung erfolgten 1933 1934 eine Gesamtrestaurierung 1964 1965 und eine Aussenrestaurierung 1991 1995 Weitere kleinere Instandsetzungen und Arbeiten an der Ausstattung erfolgten in den Jahren 2008 2012 1 Architektur BearbeitenDie Kirche ist als verputztes Bauwerk aus Bruch und Backsteinmauerwerk ausgefuhrt das teils von den 1565 abgetragenen Gebauden des Klosters Altzella stammt Die Saalkirche mit gerade geschlossenem Chor stammt im westlichen Teil von 1565 der ostliche wurde 1719 1722 angebaut Ein abgewalmtes Satteldach mit Fledermausgauben schliesst das Bauwerk ab An der Ostseite ist die Sakristei angebaut die 1933 1934 umgestaltet wurde An der auch als Blickfang vom Markt dominierenden sudlichen und westlichen Turmfassade befinden sich die beiden grossen Eingangsportale Das spatromanische Sudportal aus Grillenburger Sandstein aus der Zeit um 1220 1230 befand sich ursprunglich im Kreuzgang des Klosters Altzella als Eingangsportal des Sommerrefektoriums Am Portalgewande wechseln Dreiviertelsaulen mit profilierten Pfosten in gestufter Abfolge die ersteren sind mit sogenannten Schellen verziert Die Archivoltenprofile entsprechen der Gewandestruktur sind leicht spitzbogig geschlossen und umfassen ein ebensolches Tympanon In den Archivolten ist eine Rippe eines Wals angebracht die 2012 restauriert und durch eine Kopie ersetzt wurde 1 Die Reihe der Kapitelle am rechten Gewande sind mit langstieligen gezackten Blattern verziert das jeweils mittlere stosst an eine daruber liegende Knospe die sich aus einer Palmette entwickelt Demgegenuber ist die linke Reihe mit Blattformen verziert die aus Bundeln von Stangeln hervorgehen und unter der Kampferplatte eingerollt oder unter ihren Ecken nach unten geneigt und dabei voll entfaltet sind Im gerahmten Tympanon ist ein ringformiges Flechtbandornament mit acht regelmassig ausgreifenden Schleifen angeordnet der Rahmen ist mit einem Zopf und einem Ringfries verziert Derartige Ornamente wurden im Mittelalter als magischer Abwehrzauber vorzugsweise an Turen und Fenstern angebracht 2 Am Portal sind zahlreiche in die Werksteine als Hilfe fur die Wiederversetzung eingehauene Zahlen zu finden Uber dem Portal ist ein Reliefstein mit der Jahreszahl 1565 angebracht mit Darstellung des Gekreuzigten und kurfurstlichem Allianzwappen davor fuhrt eine sechsstufige Freitreppe aus Sandstein zum Eingang Das spatromanische Westportal zu dem neun Stufen hinauffuhren ist in Sandstein und violettem Porphyr ausgefuhrt und stammt aus der Zeit um 1220 1230 Es bildete ehemals den Eingang vom Kreuzgang zum Kapitelsaal Die Gewande dieses Stufenportals sind mit je vier Saulen mit Blattkapitellen und Kampfern versehen daruber sind spitzbogige Archivolten ohne Tympanon angeordnet Am ostlichen Teil der Sudfassade ist ein einfacheres spatgotisches Sandsteinportal eingebaut Uber dem Kaffgesims sind acht spatromanische Figurenkonsolen eingemauert welche gleichfalls aus Altzella vermutlich aus der Allerheiligenkapelle stammen wo sie als Gewolbeanfanger dienten Die Fenster sind zweireihig angeordnet die unteren kleinen kreisformigen der Sudseite stammen von 1934 die oberen sind spitzbogig aus den Jahren 1565 und 1722 ihre Fensterbanke sind in das umlaufende Kaffgesims einbezogen Der im Grundriss quadratische Turm ist in die Westseite der Kirche eingestellt und mit Sockel und Kaffgesimsen versehen Das Obergeschoss geht in ein Achteck uber und schliesst mit einem verschieferten Helm ab Das Innere ist mit einer Flachdecke uber einer Hohlkehle abgeschlossen der Rahmenstuck der Decke stammt von 1934 An drei Seiten sind dreigeschossige Holzemporen angeordnet die untere aus der Zeit 1722 die oberen stammen aus dem 19 Jahrhundert An der Sudseite ist die leicht aus der Flucht der unteren Empore vortretende ubergiebelte und verglaste Herrschaftsloge mit Inschrift im Giebel angebracht die an den Patronatsherren Hans Adolph von Haugwitz 1714 erinnert Mit den auf Blechschilden gemalten Wappen auf der Brustung wird auf die von Klengel von Haugwitz und von Ronow und Bieberstein verwiesen an den Emporen ist auch das kurfurstliche Wappen und das der Stadt Nossen an der Ratsempore zu finden Die ausschwingende Orgelempore ist mit Balusterbrustung versehen Der Ostschluss aus dem Jahr 1934 ist mit einer grossen rundbogigen Altarnische einem kreisrunden Fenster uber dem Sprenggiebel des Altars und je einem kleinen Rundbogenfenster an seinen Seiten gestaltet Ausstattung Bearbeiten nbsp Barocker Taufstein von 1723Der Kanzelaltar stammt aus dem Jahr 1732 und steht auf einer spatgotischen Mensa Der schlanke Aufbau aus Holz ist grau und marmoriert gefasst der Ornamentdekor vergoldet und mit einem korinthischen Saulenpaar auf Postamenten versehen die nachgeordneten Pilaster sind mit seitlichen ornamentverzierten Volutenanlaufen versehen der obere Abschluss des Altaraufbaus mit Giebelstucken dazwischen befindet sich eine vergoldete Gloriole Der Kanzelkorb tritt achteckig vor sein Zugang von hinten ist durch eine geschnitzte Draperie betont sein reich geschnitzter Schalldeckel mit Lambrequins Der Taufstein von 1723 ist aus Sandstein in wuchtiger barocker Achteckform gestaltet an den Wandungen befinden sich aufgemalte Bibelspruche und die Stifterinschrift Der Orgelprospekt des Spatrokoko stammt vermutlich von 1796 ist weiss und gold gefasst und wurde seitlich beim Neubau 1934 durch Eule Orgelbau Bautzen erweitert Seitlich des Prospekts ist je ein rundes Leinwandbild aus dem 19 Jahrhundert im Goldrahmen mit Darstellung der Geburt Christi und des zwolfjahrigen Christus im Tempel von Wilhelm Walther angebracht Die heutige Orgel von 1934 ist mit 30 Registern auf drei Manualen und Pedal versehen 1 Gelaut BearbeitenIm Marz 2005 wurden bei der Glockengiesserei Bachert Karlsruhe drei neue Bronzeglocken gegossen die am 18 Juni 2006 mit einem grossen Fest geweiht und am 20 Juni aufgezogen worden sind Seit der Inbetriebnahme am 3 Juli 2006 hat die Kirchgemeinde Nossen wieder ein vollstandiges und klangschones Bronzegelaut 1 Der Glockenstuhl ist aus Eichenholz wie auch die Glockenjoche und wurde 2005 erneuert 3 Im Folgenden eine Datenubersicht des Gelautes 3 Nr Gussdatum Giesser Material Durchmesser Masse Schlagton1 2005 Glockengiesserei A Bachert Bronze 1252 mm 1196 kg e 2 2005 Glockengiesserei A Bachert Bronze 1088 mm 880 kg g 3 2005 Glockengiesserei A Bachert Bronze 877 mm 450 kg h Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 646 648 Rainer Thummel Glocken in Sachsen Klang zwischen Himmel und Erde Hrsg Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens 2 aktualisierte und erganzte Auflage Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2015 ISBN 978 3 374 02871 9 S 338 Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus Peter Meissner Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Nossen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde NossenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Informationen zur Orgel auf der Website der Gemeinde Abgerufen am 17 Marz 2019 Friedrich und Helga Mobius Ecclesia ornata 1 Auflage Union Verlag Berlin 1974 a b Rainer Thummel Glocken in Sachsen Klang zwischen Himmel und Erde Hrsg Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens 2 aktualisierte und erganzte Auflage Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2015 ISBN 978 3 374 02871 9 S 338 Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus Peter Meissner 51 058524 13 300158 Koordinaten 51 3 30 7 N 13 18 0 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche Nossen amp oldid 237994807