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Die Stadtbefestigung Einbeck war im Mittelalter ein System von Verteidigungsanlagen der Stadt Einbeck Zu ihr gehorte eine um 1300 fertiggestellte gut zwei Kilometer lange Stadtmauer mit zwei Dutzend Mauerturmen und funf Stadttoren Ausserhalb der Mauer wurde die Stadt spater durch Graben Walle und Bastionen teilweise festungsartig nach niederlandischem Vorbild ausgebaut Nach dem Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 begann die Schleifung der Befestigungsanlagen mit der Sprengung der Stadttore Dennoch sind bis heute etwa ein Drittel der Stadtmauer mit mehreren Turmen sowie Graben und Walle erhalten Von der im Vorfeld der Stadt gelegenen Einbecker Landwehr sind heute kaum noch Reste wahrnehmbar Merian Kupferstich von Einbeck mit den Befestigungsanlagen im detailgetreuen Zustand 1654 Inhaltsverzeichnis 1 Stadtmauer im 13 und 14 Jahrhundert 2 Festungsartiger Ausbau im 15 und 16 Jahrhundert 3 Einbecker Landwehr 4 Verfall und heutiger Erhaltungszustand 5 Literatur 6 WeblinksStadtmauer im 13 und 14 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Umgenutzter Stadtmauerbereich am BackerwallBereits die Marktsiedlung als Keimzelle der Stadt Einbeck wurde im 12 Jahrhundert durch einen wasserfuhrenden bis 4 m tiefen und 15 m breiten Befestigungsgraben geschutzt Um 1250 wurde die Neustadt in ein Befestigungssystem einbezogen Dies erfolgte durch einen etwa 2200 Meter langen Erdwall mit einem 16 m breiten und 2 m tiefen wasserfuhrenden Graben der im Bereich der funf Stadtausgange uber Holzbrucken passiert werden konnte Der Bau der Stadtmauer begann etwa in der Mitte des 13 Jahrhunderts und wurde 1264 erstmals urkundlich erwahnt Die Stadtmauer aus gemortelten Kalkbruchsteinen wurde um 1300 fertiggestellt Angesetzt an den Erdwall umschloss sie Alt und Neustadt sowie den Stiftsbezirk St Alexandri Die zinnenlose Mauer hatte eine Lange von etwa 2 2 km und eine Hohe zwischen 6 und 9 m Sie war etwa 1 bis 1 5 m stark Stadtseitig direkt hinter der Mauer verlief eine unbebaute befahrbare Gasse Da der umschlossene Bereich die Bachaue des Krummen Wassers querte wurde das Gewasser auf knapp einem Kilometer Lange Richtung Suden um die Befestigung herumgeleitet Zur Sicherung der Stadtmaueranlage entstanden mindestens 22 Mauerturme deren genaue Anzahl heute nicht mehr rekonstruierbar ist Sie befanden sich in einem regelmassigen Abstand von 60 bis 70 Meter und an Stellen an denen die Stadtmauer abknickte Die Turme waren als quadratische oder halbkreisformig zur Stadtseite offene Schalenturme oder als quadratische geschlossene Flankierungsturme ausgefuhrt Erstmals 1421 wird uber eine Wohnnutzung der Mauerturme berichtet die sich spater auf die Torturme ausdehnte Sie wurde erst in der Mitte des 18 Jahrhunderts wegen des schlechten Bauzustandes der Anlagen aufgegeben Es gab funf Stadttore die ab 1318 erwahnt wurden und der Kontrolle des Verkehrs dienten Sie hatten Durchfahrtsbreiten von zwei bis drei Meter Es handelte sich um das Ostertor und das Altendorfer Tor im Osten das Benser Tor im Suden sowie das Hullerser Tor und das Tiedexer Tor im Westen Die Stadttore waren als Torturme ausgefuhrt die wie die Mauerturme aus weissem Kalkbruchstein mit roter Sandsteineinfassung gemauert waren Die Turme hatten eine Dacheindeckung aus schwarzen Schieferplatten aus dem Harz Festungsartiger Ausbau im 15 und 16 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Grundriss von Einbeck mit den Befestigungsanlagen von 1750Wahrend die Verstarkung der Stadtbefestigung bisher in einer vertikalen Erhohung von Mauern und Turmen bestand fuhrte der Einsatz von Pulverwaffen wie Artillerie im 15 Jahrhundert zu horizontal strukturierten Befestigungsanlagen neuzeitliche Festungen mit Wallen und Graben vor der Stadtmauer die an Bedeutung verlor Der aussere Befestigungsring in Einbeck war in der Mitte des 15 Jahrhunderts funktionsfahig da zu dieser Zeit Mauer und Torturme vermietet wurden sowie Bauplatze an der Innenseite der Stadtmauer vergeben wurden Noch im 14 Jahrhundert wurden die inneren Stadttore mit einem Vortor verstarkt Anfang des 15 Jahrhunderts wurde etwa 70 m vor den inneren Toren ein zusatzliches ausseres Tor angelegt Ein Graben von 25 bis 45 m Breite wurde um die gesamte Stadt ausgehoben und ein Erdwall von knapp drei Kilometern Lange einer Breite von 20 bis 60 m und einer Hohe von 6 bis 7 m aufgeworfen Zu Beginn des 15 Jahrhunderts wurden mehrere geschlossene Pulverturme gebaut die nur von der Stadtmauer aus zuganglich waren Um 1500 wurden Kanonenbollwerke errichtet um den immer starker werdenden Kanonen zu begegnen Im Ostertor entstand ein Batterieturm der sogenannte Diekturm wurde zur Verstarkung des Benser Tores errichtet und hinter der Munsterkirche im Norden entstanden Ravens Zwinger und die Hohe Batterie Im 17 Jahrhundert zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges wurden die Verteidigungsanlagen festungsartig weiter ausgebaut durch Hornwerke kleinere Erdschanzen und Rondelle Diese blieben aber weitgehend wirkungslos Die Stadt wurde mehrfach beschossen und besetzt Die 1654 entstandene meriansche Stadtansicht zeigt ein geschontes Bild der Stadt denn sie gibt die Zerstorungen nicht wieder und ist in Details wie der Anzahl der Mauerturme nicht korrekt Einbecker Landwehr Bearbeiten Hauptartikel Einbecker Landwehr Die Einbecker Landwehr als ausserer Verteidigungsring bestand aus niedrigen Graben und heckenbestandenen Wallen Sie schloss im 15 Jahrhundert die Einbecker Feldmark in einem nahezu vollstandigen Kreis mit 7 bis 8 Kilometern Durchmesser und etwa 23 Kilometern Umfang ab An den wichtigen Wegen waren die Durchlasse durch insgesamt sieben steinerne Wartturme mit Schlagbaum gesichert Die Landwehr verfiel ab dem 17 Jahrhundert und wurde schliesslich im 19 Jahrhundert ganz aufgegeben Verfall und heutiger Erhaltungszustand BearbeitenDie Einbecker Stadtbefestigung wurde im Dreissigjahrigen Krieg stark beschadigt 1632 und 1641 wurden durch Kanonenbeschuss der kaiserlichen Truppen unter Pappenheim und Piccolomini Teile der Befestigung und mehr als 300 Hauser zerstort Im Siebenjahrigen Krieg wurde die Stadt wiederholt von franzosischen Truppen besetzt die am 10 November 1761 wahrend des Abzuges unter Herzog de Broglie wesentliche Teile der Stadtbefestigung und der Landwehr sprengten darunter Ravens Zwinger den Wall und die Stadtmauer sudlich des Ostertores den Wasserturm und das aussere Altendorfer Tor Die geschleiften Befestigungen wurden daraufhin endgultig nicht wiederhergestellt Der Stadtrat verkaufte 1741 seine Kanonen um den Bau einer Stutzmauer fur den Marktkirchturm zu bezahlen 1760 mussten die letzten stadtischen Kanonen und Morser nach Gottingen abgeliefert werden Die Stadtbefestigung verfiel nach dem Siebenjahrigen Krieg obwohl Einbeck noch Garnisonsstadt war Bis in das spate 19 Jahrhundert wurden Tore Mauern und Walle abgetragen und als Garten genutzt Dennoch sind auch heute noch wesentliche Teile der Stadtbefestigung erhalten besonders im Westen und Suden der Stadt Die Stadtmauer mit den Mauerturmen ist zwischen dem ehemaligen Tiedexer und dem Hullerser Tor mit den vorgelagerten Graben und Wallen vollstandig erhalten Ein halbrunder Schalenturm Storchenturm steht im Sudwesten noch in voller Hohe Der Pulverturm sudlich des ehemaligen Altendorfer Tores ist ebenfalls komplett erhalten wahrend der auch als Pulverturm genutzte Knochenturm nordlich von St Alexandri nur noch als wenige Meter hohe Ruine erhalten ist Im ehemaligen Benser Tor steht noch der Batterieturm Diekturm auf 11 bis 14 m Hohe mit einem Durchmesser von 12 8 m Von der Befestigung des Tiedexer Tores sind Reste einer Geschutzstellung Obere Katze erhalten Grosse Teile der ehemaligen Wallanlagen werden heute als Parks genutzt Die erhaltenen Teile der Stadtbefestigung stehen heute unter Denkmalschutz nbsp Ruine Knochenturm nbsp Umgenutzter Mauerturm am Backerwall nbsp Storchenturm am Krahengraben nbsp Pulverturm 1405 am Sonnenhaken nbsp Diekturm 1500 am Benser Tor nbsp Totenturm nbsp Tiedexer Tor nbsp Kanonenbollwerk am Tiedexer Tor nbsp Wall und Wassergraben der Stadtbefestigung zur Parkanlage umgenutztLiteratur BearbeitenAndreas Heege Einbeck im Mittelalter Isensee Oldenburg 2002 ISBN 3 89598 836 7 Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Band 7 3 Stadt Einbeck bearbeitet von Thomas Kellmann herausgegeben von Stefan Winghart Michael Imhof Verlag Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0511 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtbefestigung Einbeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtbefestigung Einbeck amp oldid 203183270