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Die Kirche St Peter und Paul ist eine katholische Kirche in Marburg St Peter und Paul Aussenansicht von OstenDie Kirche befindet sich in einer zentralen Lage in Marburg im sogenannten Biegenviertel zwischen dem Horsaalgebaude der Universitat Marburg und der Stadthalle Erwin Piscator Haus Durch den angrenzenden neu entstehenden Universitats Campus ruckt sie weiter in den Mittelpunkt des durch Studenten gepragten stadtischen Lebens von Marburg Sie wurde als Betonkirche mit einem kubusformigen Grundriss und separat stehendem Glockenturm nach Planen der Stuttgarter Architekten Otto Linder und Erwin Lenz in den Jahren 1957 bis 1959 errichtet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grundriss 3 Kirchenausseres 4 Innenraum 5 Ausstattung 6 Krypta 7 Liturgie und Kirchenraum 8 Literatur 9 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Idee eine zweite katholische Kirche neben St Johannes Kugelkirche zu erbauen reicht bis in die Anfange des 20 Jahrhunderts zuruck Bereits 1904 erwarb die katholische Kirchengemeinde Marburg mit dem damaligen Pfarrer Konrad Weber ein Grundstuck in der Biegenstrasse Die dafur angesparten eine Million Goldmark gingen im Ersten Weltkrieg und der anschliessenden Inflation verloren Erst die Folgen des Zweiten Weltkriegs mit der Vertreibung von Millionen Menschen und die ansteigende Zahl der Marburger Katholiken bis auf 20 000 liessen jetzt wieder einen Kirchenneubau in den Vordergrund rucken 1952 1953 erfolgte der Neubau eines Gemeindehauses mit Gemeindesaal als Gottesdienstraum auf dem bereits vorhandenen Gelande in der Biegenstrasse Von 1955 bis 1957 fanden Vorarbeiten und Gesprache mit diversen Architekten und Sponsoren zur Planung der neuen Kirche durch Dechant Nudling und Pfarrer Rutzel statt Im August 1957 lehnten Bischof Adolf Bolte und Domkapitular Eduard Schick den vom Marburger Magistrat gewunschten Bau im neugotischen oder barocken Stil ab und setzen sich mit ihrer Vorstellung von einer zeitgemassen modernen Kirche durch Am 8 September 1957 erfolgte der Spatenstich im 750 Geburtsjahr der Hl Elisabeth durch Josef Kardinal Frings und die Bischofe Bolte und Schick 1957 1958 war wegen einer schwierigen Fundamentierung eine Pfahlgrundung mit 99 Pfahlen erforderlich Am 22 Juni 1958 erfolgte die Grundsteinlegung durch Bischof Eduard Schick und den Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen CV der einen Teil der Kosten ubernommen hatte Am 6 und 7 Juni 1959 fand die Kirchweihe durch Bischof Adolf Bolte mit Salbung und Versenkung der Reliquien der Heiligen Bonifatius und Sturmius in den Altar statt Am 15 November 1959 wurde die Gemeinde St Peter und Paul zur Pfarrei erhoben Grundriss Bearbeiten nbsp St Peter und Paul GrundrissDie kubusformige Gestalt des Kirchenraums bildet eine rechteckige ca 42 Meter lange und 15 Meter hohe Halle der sich ein durch vier Rundstutzen getragenes Seitenschiff anschliesst Einer Lichtwand auf der Sudseite mit facherformig angeordneten Fenstern steht auf der Nordseite eine massive Bruchsteinwand aus rotem Buntsandstein gegenuber Die Ostwand im keilformig angeordneten Eingangsbereich besteht nahezu vollstandig aus einem farbig gestalteten Glasbetonbild Der Chorbereich hat einen ausgestellten zentralen Mittelteil der durch zwei Fensterbander Anschluss an die seitlichen Wandelemente der Westseite findet Zwei Treppenabgange neben dem Chorbereich fuhren zu einer Krypta An die Nordseite schliessen sich die Raume der Sakristei an Kirchenausseres Bearbeiten nbsp St Peter und Paul Aussenansicht von Osten nbsp St Peter und Paul Marburg Kirche und SchlossDie Aussenfassaden des langsrechteckigen Kubus sind durch Beton und Glas gepragt Durch die Gestaltung mit traditionellem Buntsandstein am Turm und im Chorbereich wird den Materialien ihre Strenge genommen und zugleich eine Brucke zum umgebenden Stadtbild geschaffen Die facherformige Fensteranordnung an der Sudseite und der keilformigen Eingangsbereich im Osten durchbrechen die lineare Anordnung der Aussenwande Der von unten als Flachdach erscheinende obere Abschluss besitzt uber dem Hauptschiff ein Schragdach und eine Lichttone im Chorbereich Eine markante Sichtmarke bildet der 42 Meter hohe mit einem Hahn aus Kupfer versehene Glockenturm Er steht wie ein italienischer Campanile separat ist aber zugleich durch ein pfeilergestutztes den Eingangsbereich schutzendes Vordach mit dem Kirchenschiff verbunden Zwei seiner Aussenseiten sind mit Buntsandstein uberzogen Ihr warmer roter Farbton stellt eine materialubergreifende Verbindung zu dem in Sichtweite befindlichen Marburger Schloss her Eine dreiseitige Treppenanlage fuhrt auf den erhohten Vorplatz zu den beiden schlichten mit Stahlblech uberzogenen Eingangsportalen Rechts an die Kirche angefugt waren das Gemeindehaus und der katholische Kindergarten die sich seit 2022 im Neubau befinden Innenraum BearbeitenDer Innenraum zeigt sich dem Besucher als offener Saal mit einer klaren Raumstruktur gepragt durch die indirekte seitliche Lichtfuhrung die eine nahezu mystische Stimmung erzeugt Beim Betreten der Kirche sind keine Fenster sichtbar Das Licht fallt vor allem durch die facherformig angeordneten Fenster des Seitenschiffs nach vorn in Richtung des erhohten Chorbereichs Seitliche Fensterbander links und rechts der Altarwand und das umlaufende Fensterband in der Lichttonne im Deckenbereich unterstutzen diesen Effekt Das Glas hat der Marburger Kunstler Erhardt Klonk entworfen Die Ostseite ist bestimmt durch ein nur durch die Wand hinter der Orgel unterbrochenes Glasbetonfenster geschaffen von Rudolf Haegele aus Aalen Im Kontrast dazu zeigt sich die machtige 15 Meter hohe Bruchsteinwand im Norden ohne Fensteroffnung oder Gliederung lediglich unterbrochen durch die Turen zu Sakristei und Beichtstuhlen Ihre Buntsandsteinstruktur findet auf den beiden Seiten im Chorbereich und als umlaufendes Band unter der hellen Flachdecke aus Homaton eine Fortsetzung Der warme Farbton des Steins setzt sich von der grau schwarzen Schieferfarbe des Bodens und dem grauweissen Farbton der Wande ab Auf der linken Seite fuhrt eine Treppe zur Orgelempore an der Ostseite uber dem Eingangsbereich Ausstattung BearbeitenDen Chorbereich dominiert die 7 Meter hohe Bronzeplastik des auferstandenen Christus von Hermann Tomada aus Darmstadt Durch die abstrahierende Darstellungsweise scheint die tonnenschwere Gestalt uber dem sarkophagahnlichen machtigen Altarblock nach oben zu schweben Der Ambo ist wie der Altar aus geschliffenem und poliertem dunklem Muschelkalk gefertigt Die Marienstele neben dem Chorbereich wurde vom Schweinfurter Bildhauer Heinrich Soller aus einem Block aus weissem Sandstein gehauen Die zur Seite geneigte Gestalt Mariens verbindet das im Zentrum auf ihrem Schoss sitzende Jesuskind mit den Angehorigen einer Familie Die Sakramentstele aus behauenem Muschelkalk vom Marburger Bildhauer Johannes Schonert enthalt eine Tabernakeltur aus Bronze besetzt mit Bergkristallen und einem Rosenquarz in der Mitte Ihre nach innen gewolbten abgerundeten Vertiefungen offnen sich nach allen Seiten und betonen ihre vertikale Ausrichtung Ein Kreuz aus Prachatitz in Bohmen gestiftet von einer aus dem Sudetenland nach dem Zweiten Weltkrieg geflohenen Familie hangt an der sudlichen Seitenwand Der Kreuzweg im Eingangsbereich zwischen den Portalen wurde von Heinrich Soller aus Betonguss als zusammenhangendes Relief gestaltet Eine zusatzliche letzte Station nimmt Bezug auf das Auferstehungsgeschehen Christi Das Grab ist leer Als weitere Besonderheit wird in einer Szene eine Armenspeisung durch die Hl Elisabeth dargestellt An der Sudseite steht ein Altar zum Gedenken an den Jesuitenpater Rupert Mayer 1876 1945 einer Leitfigur des katholischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus Das Kunstwerk wurde vom Cartellverband Katholischer Deutscher Studentenverbindungen CV gestiftet und vom bayerischen Bildhauer Leopold Hafner 1939 aus Aicha vorm Wald geschaffen Unter der Orgelempore befindet sich der Taufstein vom Mainzer Bildhauer Heinz Hemmrich Die Orgel stammt aus der Werkstatt von Matthias Kreienbrink aus Osnabruck Sie entstand 1962 mit 21 Registern und wurde 1978 auf 35 Register erweitert Ein Schwellwerk mit zehn weiteren Registern ist im Spieltisch und als Gehausekasten angelegt wurde aber nie ausgefuhrt Die Ostseite hinter der Orgelempore wird nahezu vollstandig durch eine Glasbetonwand des Kunstlers Rudolf Haegele eingenommen Die in geometrischen Formen angeordneten Glaselemente stellen in ihren vielfaltigen Farben symbolisch das Pfingstgeheimnis mit der Erleuchtung der Junger durch den Heiligen Geist dar Krypta BearbeitenDie Treppenabgange rechts und links neben dem Altar fuhren in die Krypta die der heiligen Elisabeth geweiht ist Der Raum wird von vier Pfeilern gestutzt diese stehen symbolisch fur die vier Evangelisten Im Zentrum der Krypta steht ein schlichter Altar aus Buntsandstein In der Altarplatte sind die Reliquien des heiligen Bonifatius Patron der Diozese und der heiligen Flora romische Martyrerin eingelassen Die Krypta wird durch eine Fensterreihe aus Glasbeton erhellt entworfen und ausgefuhrt durch Rudolf Haegele Die Fenster berichten aus dem Leben der Heiligen Elisabeth In der Mitte findet sich die Heilige mit der Marburger Grabeskirche in der linken Hand In den anderen Fenstern sind die sieben Werke der Barmherzigkeit zu sehen Hungernde speisen Durstende tranken Nackte bekleiden Fremde und Obdachlose aufnehmen Gefangene befreien Kranke pflegen und Tote begraben Im Sockel des Altars befindet sich in einer Nische ein Elisabethreliquiar Es enthalt einen Knochenpartikel der Heiligen der vom damaligen Wiener Erzbischof anlasslich der Kircheneinweihung an St Peter und Paul geschenkt wurde sowie ein Saumstuck ihres Tertiarengewandes aus Oberwalluf Rheingau Reliquiar und Altarkreuz mit den beiden Leuchtern sind Arbeiten von Schwester Lioba Munz OSB aus Fulda Liturgie und Kirchenraum BearbeitenDer von Otto Linder als Wegekirche konzipierte Raum empfangt den Besucher im niedrigen Eingangsbereich unter der Orgelempore mit dem Kreuzweg im Rucken Er kann fur die Unvollkommenheiten und Beschwernisse des irdischen Lebens stehen Der Taufstein als Symbol fur den Beginn eines Lebens im Glauben eroffnet den Weg durch die Kirche mit Blick auf die Plastik des auferstandenen Christus als Ziel Getragen wird der Raum durch die Bruchsteinwand zur Rechten als Symbol fur den Apostel Petrus und die Kirche als Institution und Gemeinschaft der Glaubigen Die Fensterreihe zur Linken steht mit ihrer Lichtfuhrung in Richtung des Chorbereichs fur den Apostel Paulus als Botschafter des Glaubens Mit diesen beiden Seiten haben die Architekten das Patrozinium der Kirche in die Bausprache des Raumes umgesetzt Das linke Seitenschiff wird durch vier Rundstutzen die als Symbole fur die vier Evangelisten stehen gestutzt und fuhrt zu einer Plastik neben dem Altarbereich mit Maria als Fursprecherin und Vermittlerin zu Gott Die Raumkonzeption und die Ausstattungsstucke erganzen sich damit zu einer harmonischen Gesamtheit die typisch fur Otto Linder den Chorbereich als spirituelles Zentrum der Kirche hervorhebt Literatur BearbeitenDie katholischen Kirchen in Marburg 200 Jahrfeier der Wiederzulassung der katholischen Kirche in Marburg Marburg 1988 Ursula Dorn Elisabeth Voss Albert Kochling Katholische Pfarrkirche St Peter und Paul Marburg Fink Lindenberg 2007 ISBN 978 3 89870 327 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Peter und Paul Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Kirchengemeinde St Peter und Paul50 811261 8 774219 184 Koordinaten 50 48 40 5 N 8 46 27 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Peter und Paul Marburg amp oldid 233400457