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Die St Michaels Kapelle ist die Friedhofskapelle des Alten Friedhofs von Freiburg im Breisgau Sie gehort zur Dompfarrei Freiburg St Michael von SudenStifterbildnis Andreas Zimmermann und seine Frau uber dem Hauptportal im Zweiten Weltkrieg zerstort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Inneres 3 1 Deckengemalde 3 2 Altare 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer allgemeine Freiburger Friedhof umgab ursprunglich das Munster 1515 beschloss die Stadt der Seuchengefahr wegen ihn in die Vorstadt Neuburg zur dortigen Kirche St Nikolaus zu verlegen im Bereich der heutigen Bernhard Ludwig und Karlstrasse Er hiess deshalb Nikolaifriedhof Um 1678 fielen St Nikolaus und Nikolaifriedhof dem Festungsbau von Sebastien Le Prestre de Vauban zum Opfer Als Ersatz wurde 1683 etwas weiter nordlich der heutige Alte Friedhof angelegt In seiner Mitte entstand 1722 die St Michaelskapelle gestiftet vom Obristmeister und Burgermeister Philipp Jakob Spindler 1664 1730 und dem Burger und Barenwirt Andreas Pflug 1725 wurde sie als Armenseelenkapelle wie ublich unter dem Patrozinium des Erzengels Michael eingeweiht Dieser Bau war vermutlich eine offene aus Pfeilern ohne Mauern dazwischen bestehende Halle mit einem ummauerten Chor Spindler stiftete 1730 zusatzlich eine Pfrunde zum Unterhalt eines Geistlichen Ihre heutige Gestalt erhielt die Kapelle 1753 1757 als das Langhaus erweitert wurde wieder dank einer Stiftung durch den Storchenwirt Andreas Zimmermann 1714 1774 Eine heute verschwundene Inschrift aussen uber dem sudlichen Eingang erinnerte daran Den anbau ich besorget hab zum dank die hilf hoff in dem Grab den 6 July 1757 A Z M 1 Bei der Bombardierung Freiburgs am 27 November 1944 wurde die Kapelle stark beschadigt Jedoch waren Altare und Deckengemalde ausgelagert und sie konnte bis 1963 restauriert werden Nur Teile der Aussenbemalung und die alten Wandbilder im Inneren in den Stuckrahmen zwischen den Fenstern und oben an der Sudwand wurden nicht erneuert Gebaude BearbeitenAuf den einschiffigen Saal mit vier Rundbogenfenstern jederseits folgen im Norden der schmalere gerade schliessende Chor die Sakristei und ein Wohngebaude Im Suden offnet sich eine Vorhalle von der das Hauptportal ins Innere fuhrt Zwei Fenster neben dem Portal geben dem Inneren zusatzlich Licht Der sudliche Giebel tragt seit 1970 einen dem Urzustand nahen schlichten Anstrich mit gemalten Architekturgliedern nachdem er im 19 Jahrhundert mit Gerippen und einer grossen Uhr dramatisch bemalt war In der Vorhalle befinden sich Epitaphien und der Simon Goser zugeschriebene Freiburger Totentanz Er wurde nach mehreren Restaurierungen und Kriegsbeschadigung 1963 von Wolfram Koberl neu gemalt 2012 wurden Vorhalle und Totentanz renoviert Im Dachreiter hangt eine Glocke Inneres BearbeitenDas Innere macht heute wieder den Eindruck eines kleinen Rokokokirchleins 2 oder nach alterem Urteil eines heimeligen burgerlich festlichen religiosen Saalraumes 3 das Auge werde befriedigt von der ungemein feinen decorativen Ausbildung der Decke und der Wande 4 Selten seien Friedhofskapellen so reich und liebevoll ausgestattet worden 5 Die Kapelle habe durch ihre Architektur und kunstlerische Ausstattung eine ganz eigene anziehende bergende und trostende Atmosphare die sich entschieden von der Kuhle heutiger Leichenhallen unterscheide 6 nbsp Blick Richtung Chor nbsp Chronos nbsp Seifenblasenspiel nbsp Blick Richtung HaupteingangDie Decke sitzt den Schiffswanden uber einer Hohlkehle auf Etwas alterer Stuck mit Renaissancemotiven ziert die Decke des Chors jungerer Rokokostuck die Decke und Wande des Schiffs Der Deckenstuck sei von ungemein wohlerwogener geschmackvoller Zeichnung man freut sich uber die Gewandtheit dieser Kunsthandwerker die solche Ornamente zu modellieren verstanden 3 Die Seitenwande schmuckten vor dem Zweiten Weltkrieg zehn hochformatige auf den Belag gemalte Bilder in gefalliger zierlicher Rokoko Stuckumrahmung Heute sind in die restaurierten Rahmen abstrakte Farbtonungen gesetzt Dasselbe gilt fur die drei kleinen stuckumrahmten Bilder an der sudlichen Eingangswand und das Bild in dem Flachbogen uber dem westlichen Sudfenster Im Flachbogen uber dem ostlichen Sudfenster wird die Krankensalbung gespendet mit der Unterschrift Wer also stirbt wohl zugericht Im Todt nicht forcht das letst gericht nbsp Krankensalbung uber dem ostlichen SudfensterAn den Wanden des Schiffs sind Grabmaler meist adeliger Familien aufgestellt Beidseits an der Chorbogenwand mahnen gemalten Uhrzifferblatter an die Verganglichkeit Unter dem linken Zifferblatt betont der Zeitgott Chronos mit Sense und Sanduhr dies Thema unter dem rechten Zifferblatt das Seifenblasenspiel von drei Kindern Ein schwer auffindbares Monogramm im Bild des Chronos verrat den Maler Johann Caspar Brenzinger Uber der Tur zur Sakristei rechts im Chor fasst Rokokostuck die Kopie einer Johann Christian Wentzinger zugeschriebenen Kreuzigungsgruppe deren Original das Freiburger Augustinermuseum aufbewahrt Der Kreuzesstamm unterteilt die Flache etwas asymmetrisch Der breite muskulose Korper Jesu mit hangendem Haupt ragt ganz uber die Gruppe der Klagenden nach dem Johannesevangelium Joh 19 25 26 EU hinaus links vom Kreuz Maria die Mutter Jesu eine andere Maria und Johannes rechts Maria Magdalena Johannes halt mit dem blossen rechten Arm den von unten hochgeschlagenen Mantelsaum gegen den Korper gepresst ein typisches Motiv von Wentzingers Gestalten 7 Rechts reitet Longinus mit seiner Lanze auf galoppierendem Pferd in den Hintergrund Eine Gedachtnistafel links im Chor erinnert Der wohl Edel gestrenge wohlweise Herr Philippus Jakobus Spindler burgermeister Alhier Stifter dieser Armen Seelen Capellen und pfruend seines Alters 66 Jahr starb und liegt begraben in unser Lieben Frauen Munster zu Freyburg den 8 9bris November 1730 Gott gebe ihm die Ewige Ruh 8 Deckengemalde Bearbeiten Die drei grossen und sechs kleinen Olbilder schuf 1760 Johann Pfunner Sie sind mit Blick in Richtung Sudeingang zu betrachten Das grosse Bild nachst dem Eingang zeigt die Auferweckung des Jungling von Nain 1 Der Maler lasst Jesus nach dem Lukasevangelium Lk 7 13 EU in spiegelverkehrter Schrift zur Mutter sprechen Noli flere Weine nicht Der Jungling schaut aus den Leichentuchern vertrauensvoll zu ihm auf Im grossen Mittelbild ist Jesus dabei sich zur Auferstehung zu erheben 2 Das Ereignis findet nicht in der biblischen Felshohle statt sondern in einer machtigen uberkuppelten Halle bei der der Maler an die Grabeskirche in Jerusalem gedacht haben mag Von edler ergreifender Schonheit ist die Gestalt des Herrn und kostlich sind die Engelchen die in korperlicher Vollheit ihn in der Nahe betrachten oder korperlos von der Hohe zu ihm herabschauen Halb stehend schlaft ein soldatischer Wachter Das Bild ist bezeichnet Joa Pfunner invenit 1760 9 Das dem Chor nachste grosse Bild stellt die Auferweckung des Lazarus nach dem Johannesevangelium Joh 11 17 44 EU dar 3 Vor den Mund Jesu hat Pfunner wieder in spiegelverkehrter Schrift die Worte Jesu Lazare veni foras Lazarus komm heraus gesetzt Aus dem geoffneten Grabe hebt sich die knochige Gestalt des Lazarus mit formlicher Gier das Machtwort von Jesu Mund nehmend das ihn zu neuem Leben ruft Majestat und Milde einen sich glucklich in Christi Gestalt Helfende Hande sind dem Erweckten nahe andere erscheinen diskret in dammerige Entfernung geruckt und lassen die Hauptgruppe umso markanter in den Vordergrund treten Das Gemalde ist eines der tuchtigsten des Pfunnerschen Pinsels 10 nbsp Ubersicht nbsp 1 Auferweckung des Junglings von Nain nbsp 2 Christus erhebt sich aus dem Grab zwei Rundmedaillons nbsp 3 Auferweckung des Lazarus vier OvalmedaillonsIm linken der beiden kleinen Rundmedaillons 2 scheint die Sonne auf eine Sonnenblume mit dem Spruch Ut respexit erexit Wie sie die Sonne die Blume angeschaut hat hat sie sie aufgerichtet Im rechten Rundmedaillon facht ein Blasebalg Feuer an dazu der Spruch Reddunt suspiria lucem Anblasen bringt das Feuer wieder Im linken dem Eingang naheren der vier Ovalmedaillons 3 entfliegt auf einem Tisch einer Puppe ein Schmetterling dazu der Spruch In egressu nobilior Beim Herauskommen von edlerer Art Im rechten dem Eingang naheren Oval steht eine halboffene Schatulle mit Geschmeide auf einem Tisch dazu der Spruch Ut server tumulor Damit ich erhalten werde werde ich zugedeckt Im linken dem Eingang ferneren Oval wolbt sich uber einem Berg ein Regenbogen mit dem Spruch Solis ad aspectum Auf den Anblick der Sonne hin entsteht der Regenbogen Auf dem rechten dem Eingang ferneren Oval geht uber einem Berg die Sonne auf dazu der Spruch Phoebe redde diem Phoebus bringe den Tag zuruck 11 Sind einige Symbole auch schwer zu deuten sie beziehen sich wie die grossen Bilder auf Tod und Auferstehung Altare Bearbeiten nbsp Die drei Altare der KapelleDie Hauptbilder aller Altare sind Werke Simon Gosers das Hochaltarbild rechts unten signiert mit Simon Geser pinxit 1792 das Bild des linken Seitenaltars auf der Ruckseite mit Simon Goser pinxit ao 1800 das Bild des rechten Seitenaltares unsigniert Wurde der Hochaltar fur die Kapelle geschaffen so kamen die beiden Seitenaltare erst im 19 Jahrhundert aus der Freiburger Pfarrkirche St Martin hierher spatestens bei deren radikaler entbarockisierender Ausraumung unter Oswald Bremeier Stadtpfarrer von 1874 bis 1882 12 Die Skulpturen der Seitenaltare werden Fidelis Sporer zugeschrieben 13 Die Reliquienschreine wurden 1928 bei einer Restaurierung auf dem Speicher gefunden und wieder aufgestellt Im Hauptgemalde des Hochaltars steht Michael mit dem Schwert in der Hand bereit die Armen Seele im Fegefeuer gegen den Teufel zu verteidigen Vor der Dreifaltigkeit leisten Maria und Josef Furbitte Ein geflugelter Engel weist Gebetbuch und Rosenkranz hochhaltend auf die Gebete fur die Verstorbenen hin Das Gemalde ging aus einer glucklichen Inspiration hervor Es ist im Gesamteindruck eine schone Schopfung nach Idee Komposition und Farbengebung Vielleicht dringt in dem einen oder anderen Gesicht zuviel Sussigkeit durch 14 Die beiden Seitentafeln der heilige Petrus links und die heilige Maria Magdalena rechts werden einem Maler Anton Kusswieder 1739 1833 zugewiesen 13 Das Antependium zeigt den Propheten Ezechiel gemass seiner Vision Ez 37 1 14 EU inmitten eine Feldes mit Gebeinen und sich aus dem Boden erhebenden Toten Das Bild des linken Seitenaltars ist die Wiederholung eines Gnadenbildes des italienischen Malers Pompeo Batoni Maria halt das Jesuskind das auf einem Kissen auf ihrem Schoss steht Die Statuen sind die heiligen Aloisius von Gonzaga links und Antonius von Padua rechts Das unsignierte Bild des rechten Seitenaltars zeigt den heiligen Johannes Nepomuk von dem die Kapelle eine Reliquie besass Wie ublich tragt er ein Rochett Ein Engel hinter ihm halt in der einen Hand die Palme des Martyriums in der anderen ein Vorhangeschloss als Symbol der Verschwiegenheit Die Statuen sind die heilige Katharina von Alexandrien auf ihrem Rad stehend links und Barbara von Nikomedien ohne Attribut rechts Die zwei Bilder der Seitenaltare zeigen die Erfullung des Goserschen Klassizismus 15 Literatur BearbeitenJosef Dotter Die Malereien in der Kapelle auf dem alten Friedhof zu Freiburg i Br In Schau ins Land 64 1937 S 3 36 Digitalisat Joachim Faller Zur Aussenbemalung der St Michaelskapelle auf dem Freiburger Alten Friedhof In Schau ins Land 127 2008 S 47 59 Digitalisat Friedrich Kempf Die St Michaels Kapelle auf dem alten Friedhofe In Freiburg im Breisgau Die Stadt und ihre Bauten Freiburg 1898 S 382 385 Digitalisat Bernd Mathias Kremer Mahnung an die Verganglichkeit In Konradsblatt 96 Nummer 44 2012 S 20 23 Ingrid Kuhbacher Sie lebten in Freiburg Erinnerungen beim Gang uber den Alten Friedhof 4 Auflage Schillinger Verlag Freiburg i Br 2006 ISBN 3 89155 057 X Hans Georg Wehrens Der Totentanz im alemannischen Sprachraum Muos ich doch dran und weis nit wan Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2563 0 S 247 250 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Michaels Kapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alter Friedhof auf der Internetseite Freiburg Schwarzwald deEinzelnachweise Bearbeiten Faller S 49 Kuhbacher S 84 a b Dotter S 8 Kempf Julius Dorneich Der Alte Friedhof in Freiburg im Breisgau Herder Freiburg 1974 S 41 Kremer S 20 Ingeborg Krummer Schroth Johann Christian Wentzinger Bildhauer Maler Architekt 1710 1797 Schillinger Freiburg 1987 ISBN 3 89155 058 8 S 47 Dotter S 4 Dotter S 9 Hermann Ginter Sudwestdeutsche Kirchenmalerei des Barock Dr Benno Filser Verlag Augsburg 1930 S 111 Dotter S 12 15 Dotter S 34 35 Hermann Brommer St Martin die zweite Hauptkirche der Stadt In Kath Pfarramt St Martin Freiburg i Br Hrsg St Martin in Freiburg i Br Verlag Schnell und Steiner Munchen und Zurich 1985 ISBN 3 7954 0460 6 S 138 262 hier S 207 208 a b Ingeborg Krummer Schroth Bilder aus der Geschichte Freiburgs Karl Schillinger Verlag Freiburg 1970 Dotter S 27 Dotter S 34 48 000799 7 856979 Koordinaten 48 0 2 9 N 7 51 25 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Michaels Kapelle Freiburg im Breisgau amp oldid 209812691