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Die Schottenkirche St Jakob in Regensburg angrenzend an das gleichnamige Schottenkloster ist ein bedeutendes Bauwerk hochromanischer Kirchenarchitektur in Suddeutschland Bekannt geworden ist vor allem das Mitte des 12 Jahrhunderts entstandene Nordportal der Kirche mit seinem urtumlichen und ratselhaften Figurenbildwerk das Anlass zu verschiedenen Interpretationen gibt Schottenkirche St JakobSchottenportalInnenansichtAnsicht St Jakob von Sudwest um 1640 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 1 1 Vorlaufer Kloster Weih St Peter 1 1 2 Klosterneubau 1 2 Fruhe Neuzeit 1 3 Neuzeit 2 Architektur und Ausstattung 3 Nutzung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Vorlaufer Kloster Weih St Peter Bearbeiten Gegen Ende des 11 Jahrhunderts kamen benediktinische Wandermonche aus Irland miseri peregrini auf das europaische Festland und leiteten damit dort die zweite Welle irischer Klostergrundungen ein Noch vor ihnen von 1050 bis 1070 waren bereits Marianus Scottus und noch vor ihm dessen Landsmann und spaterer Berater Mercherdach als Erste bis nach Regensburg gekommen und hatten dort das kleine Kloster Weih St Peter sudwestlich ausserhalb des damaligen Stadtgebiets vor den Mauern der nach 920 entstandenen Arnulfinischen Stadtmauer erbaut und gegrundet Die damals zugehorigen baulichen Anlagen des Vorgangerklosters sind heute nicht mehr erkennbar denn die Gebaude wurden bereits 1552 bei Vorbereitungen auf erwartete Angriffe im Schmalkaldischen Krieg aus taktischen Grunden zerstort Das nordwestlich benachbarte spater erbaute mittelalterliche Stadttor erinnert mit seinem Namen Weih St Peters Tor noch an das ehemalige Kloster ebenso wie der dort noch heute verlaufende St Peters Weg und der dort angelegte ehemalige Petersfriedhof Um 1080 starb Marianus Scottus und wurde auf dem Klostergelande begraben Klosterneubau Bearbeiten Zu dieser Zeit waren Marianus Scottus bereits so viele irische benediktinische Bruder nach Regensburg gefolgt dass der Bau eines grossen Klosters mit einer Kirche erforderlich wurde Die iroschottischen Monche erwarben deshalb einen grosseren Bauplatz weiter im Westen der dort ebenfalls sudwestlich ausserhalb des Stadtgebiets vor der damaligen Arnulfinischen Stadtmauer lag Um 1090 wurde dort der Grundstein gelegt fur ein grosses Klostergebaude mit Kirche das 1150 oder 1193 fertig gestellt wurde Der Bau war aber von so schlechter Qualitat dass der Verfall schon 30 Jahre spater begann und am Ende nur die Kirchturme und Nebenapsiden erhalten blieben Ein Neubau wurde um 1150 geplant dann begonnen und unter Abt Gregor 1156 1185 dem Bauherren und Auftraggeber um 1180 abgeschlossen 1 In dieser Bauphase entstand das heute so beruhmte nordliche Eingangsportal der Kirche das Schottenportal das als eines der Hauptwerke der deutschen Romanik bezeichnet werden kann 2 Die irischen Monche wurden im Volksmund auch Skoten genannt und dementsprechend wurden die Kirche und das Kloster Schottenkirche bzw Schottenkloster genannt Von Regensburg aus erfolgte auch die Ausbreitung der irischen Benediktiner in Deutschland und daruber hinaus 1134 St Jakob in Wurzburg 1137 38 in Erfurt 1140 St Agid in Nurnberg und 1142 St Jakob in Konstanz 1155 richtete Heinrich Jasomirgott das Wiener Schottenkloster ein und um 1160 das in Eichstatt Innerhalb von 30 Jahren entstanden acht iroschottische Kloster in Deutschland Abschluss und Hohepunkt dieser Entwicklung war das Erste Generalkapitel aller irischen Benediktiner auf deutschem Boden im Jahr 1216 Am Ende des 13 Jahrhunderts hatte sich die Stadt Regensburg im Westen um ca 500 Meter uber die Arnulfinische Stadtmauer hinaus ausgeweitet sodass mit der nach 1300 entstehenden mittelalterlichen Stadtmauer ausser der neu entstandenen Westenvorstadt nun auch das bereits bestehende Jakobskloster von der neuen Stadtmauer nahezu rundum eingeschlossen und damit geschutzt werden konnte Unmittelbar nordlich und westlich vor der Kirche entstanden die umfangreichen festungsartigen Anlagen fur die dort verlaufende wichtige Handelsstrasse nach Westen Erbaut wurde eine Stadttoranlage genannt Jakobstor mit einem hohen Turm ahnlich dem Ostentorturm Ein weiterer Turm sollte die zwei niedrigeren Bruckentorturme und die Zugbrucke schutzen die den Ubergang uber den dort sehr breiten Stadtgraben ermoglichten Bis auf die beiden Bruckentorturme wurden um 1800 alle Toranlagen abgebrochen weil sie den Verkehr auf der Strasse und auch den Blick auf das Klostereingangstor stark behinderten Im 15 16 Jahrhundert bildete sich eine schottische Kaufmannsbruderschaft bei St Jakob die einen Altar zu Ehren des schottischen Nationalpatrons St Andreas stiftete 1515 ging das Kloster an die schottischen Benediktiner uber Fruhe Neuzeit Bearbeiten Unter Abt Ninian Winzet dem Beichtvater Maria Stuarts erlebte das Kloster ab 1577 einen Aufschwung Jetzt diente es wieder der Seelsorge als Herberge der schottischen Gemeinde und der durchreisenden Handler der Rompilger sowie der Erziehung junger Schotten Abt Placidus Fleming 1672 1720 grundete ein Missions Seminar fur junge Schotten die in ihre Heimat zuruckkehren sollten Der Missionsgedanke stand nicht mehr im Vordergrund es gingen jedoch Wissenschaftler hervor wie Abt Bernard Stuart Mathematiker Physiker und Architekt sowie der Physiker und Palaontologe Ildephons Kennedy Neuzeit Bearbeiten Teile des romanischen Kreuzganges nbsp Saulen mit sogenannten Pfeifenkapitellen links vom Chor nbsp Saulen zusammengesetzt als Steinbalustrade rechts vom Chor 1803 entging die Schottenabtei mit wenigen anderen deutschen Klostern der Sakularisation Im Zuge der Sakularisation untersagte Erzbischof Dalberg zwar die Aufnahme weiterer Novizen 1827 wurde das Kloster dann aber von Konig Ludwig I wiederhergestellt 3 Erst um 1862 wurde durch papstliches Breve das Kloster aufgelost und durch Bischof Senestrey das Priesterseminar eingerichtet Von 1866 bis 1872 mussten die Gebaude um und teilweise neu gebaut werden Dabei wurden Teile des romanischen Kreuzgang Ostflugels aufgedeckt und die Saulchen in der Kirche wiederverwendet Der Nordturm wurde dabei fast vollstandig abgetragen mit gleichem Material aber wiederaufgebaut 3 1874 wurde die Seminarkirche konsekriert Eine umfangreiche Innen und Aussenrestaurierung mit Neugestaltung der Altarinsel fand 1988 ihren Abschluss Im Jahr 1999 wurde aus konservatorischen Grunden fur das Schottenportal ein Glasvorbau nach einem Entwurf des Architekturburos Bohm errichtet Architektur und Ausstattung BearbeitenDas sogenannte Schottenportal im Eingangsbereich zahlt zu den bedeutendsten romanischen Baudenkmalern Deutschlands Es handelt sich um ein rundbogiges Portal mit dreistufigem Gewande 4 Uber die Bedeutung der ratselhaften Bilderzyklen am Portal gibt es viele Deutungen von denen jedoch keine als gesichert angesehen werden kann Dargestellt sind Menschen und Tierfiguren 4 Sicher kann nur gesagt werden dass der Zyklus Weltgericht Himmel und Holle thematisiert Die zwolf Figuren stellen die Ausgestossenen dar denen die Aufnahme ins Himmelreich verwehrt bleibt Die Figuren stehen fur von der mittelalterlichen Gesellschaft verachtete und stigmatisierte Personen und Gewerbe wie Kuppler Verbrecher Prostituierte Gaukler Tanzerinnen Prasser und Faule nbsp Monch Rydan mit SchlusselIm Kircheninneren befindet sich rechts am Portal die horizontale Reliefplastik eines Monches namens Rydan mit einem Schlussel Dieser Monch hat vermutlich tatsachlich gelebt und stellt verschiedenen Deutungen zufolge den Baumeister des Portals oder einen Pfortner dar Die Schottenkirche ist eine dreischiffige Basilika mit drei Apsiden und Ostturmen uber dem Joch der Nebenchore und westlichen Querhaus Der Chor hebt sich vom Langhaus durch die Stutzen ab Im Chor finden sich Pfeiler im Langhaus Saulen Der Chor hat ein rechteckiges Joch sowie eine halbrunde Apsis Die Nebenchore haben ein quadratisches Joch und ebenfalls eine halbrunde Apsis Das Mittelschiff ist mit einer holzernen Kassettendecke ausgestattet die wohl aus dem Jahr 1647 stammt Im Westen wurde uber alle drei Schiffe eine unterwolbte Empore errichtet 5 Auf der Empore steht eine Orgel der Firma Binder und Siemann aus dem Jahr 1899 Opus 79 mit 18 Registern auf zwei Manualen und Pedal die 2022 von Orgelbau Andreas Utz restauriert wurde Sie besitzt folgende Disposition nbsp Seitenansicht der BinderorgelI Hauptwerk C f3 Anm 1 1 Bordun 16 2 Principal 8 3 Gamba 8 4 Gedeckt 8 5 Flote 8 6 Salicional 8 7 Octave 4 8 Flote 4 9 Octave 2 10 Mixtur IV Anm 2 2 2 3 II Nebenwerk C f311 Geigenprincipal 8 12 Lieb Gedeckt 8 13 Dolce 8 14 Aeoline 8 15 Fugara 4 Pedal C d116 Violon Anm 3 16 17 Subbass 16 18 Octavbass 8 Koppeln Superoctavkoppel I II I I P II P Spielhilfen 3 feste Kombinationen Ausgebaut bis f4 Mit Terz C Es akustischNutzung BearbeitenSt Jakobus ist die Seminarkirche des Regensburger Priesterseminars Dieses wurde unter Bischof Ignatius von Senestrey im sakularisierten Schottenkloster untergebracht Aus diesem Grund befindet sich sein Grab als einziges der Bischofe seit Carl von Dalberg nicht im Dom sondern zwischen dem Haupt und Volksaltar in der Schottenkirche Siehe auch BearbeitenSchottenkloster St Jakob Regensburg Bistum Regensburg Priesterseminar RegensburgLiteratur BearbeitenLore Conrad Die Bildsymbolsprache der romanischen Schottenkirche in Regensburg 6 Auflage Regensburg 1993 ISBN 3 9800355 5 7 Richard Strobel Romanik in Altbayern Wurzburg Echter Verlag 1994 ISBN 3 429 01616 9 Helmut Flachenecker Schottenkloster Irische Benediktinerkonvente im hochmittelalterlichen Deutschland Schoningh Paderborn 1995 ISBN 3 506 73268 4 digi20 digitale sammlungen de abgerufen am 23 Juli 2015 Volkmar Greiselmayer Anmerkungen zum Nordportal der Schottenkirche St Jakob in Regensburg in Romanik in Regensburg Regensburg 1996 S 154 167 Mona Stocker Die Schottenkirche St Jakob in Regensburg Skulptur und stilistisches Umfeld Regensburg 2001 ISBN 3 930480 56 5 Richard Strobel Schottenkirche St Jakob Regensburg Regensburg Schnell amp Steiner 2006 ISBN 3 7954 4437 3 Stefan Weber Iren auf dem Kontinent Das Leben des Marianus Scottus von Regensburg und die Anfange der irischen Schottenkloster Mattes Heidelberg 2010 ISBN 978 3 86809 034 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jakob Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schottenkirche St Jakob offizielle Website Einzelnachweise Bearbeiten Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 417 f Peter Morsbach Achim Hubel Das Regensburger Schottenportal zerfallt Hrsg Vereinigung Freunde der Altstadt Morsbachverlag Regensburg 2020 ISBN 978 3 96018 094 4 a b Felix Mader Die Kunstdenkmaler der Oberpfalz XXII Stadt Regensburg II Die Kirchen der Stadt Mit Ausnahme von Dom und St Emmeram Munchen 1933 S 304 a b Felix Mader Die Kunstdenkmaler der Oberpfalz XXII Stadt Regensburg II Die Kirchen der Stadt Mit Ausnahme von Dom und St Emmeram Munchen 1933 S 309 Felix Mader Die Kunstdenkmaler der Oberpfalz XXII Stadt Regensburg II Die Kirchen der Stadt Mit Ausnahme von Dom und St Emmeram Munchen 1933 S 304 308 49 018611111111 12 088333333333 Koordinaten 49 1 7 N 12 5 18 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Jakob Regensburg amp oldid 239093170