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Die St Matthaus Kirche ist eine evangelisch lutherische Kirche in Rodenkirchen Gemeinde Stadland Landkreis Wesermarsch Niedersachsen Sie steht auf einer etwa funf Meter hohen Wurt aus Klei Das Gotteshaus ist eine aus Portasandstein erbaute turmlose Saalkirche des 13 Jahrhunderts damals die Hauptkirche des rustringischen Stadlandes Ihr Ruhm beruht allerdings auf ihrer nachreformatorischen Ausstattung vor allen dem Altarretabel und der Kanzel zwei Hauptwerken Ludwig Munstermanns dem bedeutendsten Bildschnitzer des Manierismus in Norddeutschland Matthauskirche Nordgiebel roma nischer Sand stein bau mit eher fruh gotischem Back stein giebel Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Ausstattung 2 1 Altar 2 2 Kanzel 2 3 Taufstein 3 Orgel 4 Glocke 5 Verwaltung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenFur die Anfange der Kirche liegen keine verwertbaren Quellen vor entsprechend unklar ist die fruhe Baugeschichte Da der Name Rodenkerken das erste Mal 1244 urkundlich erwahnt wurde wird eine Kirche damals schon bestanden haben die alteren Teile des bestehenden Baus werden jedenfalls meist ins 13 Jahrhundert datiert 1 Dieser war noch uberwiegend romanisch gepragt Ausser der Hauptapsis in der Ostwand des Langhauses gab es Nebenapsiden an den Querhausarmen Daruber befanden sich jeweils zwei Rundfenster Im 14 Jahrhundert erhielt die Kirche zwei weitere Portale an den Langhausseiten und im 15 Jahrhundert wurde sie durch einen gerade geschlossenen Chor vergrossert Das zunachst rein spatgotische ostliche Chorfenster wurde in der Renaissancezeit auf den neuen Altar abgestimmt Seither besteht die Verglasung aus vier rechteckigen Bahnen Kampfe um diese Kirche in den Kriegen der Stadt Bremen und der Grafen von Oldenburg gegen die von hier aus Widerstand leistenden friesischen Hauptlinge brachten Zerstorungen und Veranderungen mit sich so wurden die ursprunglich gewolbten Ostteile schliesslich nur noch flach gedeckt Die Form der Fensteroffnungen ist nicht mehr ursprunglich und die Westwand mit davorgesetztem Glockenhaus stammt aus dem Jahr 1901 nbsp Nordseite nbsp Chorgiebel und Querhausarme nbsp Sudseite Giebeldreieck vereinfacht ersetztAusstattung Bearbeiten nbsp Innenansicht der Kirche in Rodenkirchen nach OstenAus mittelalterlicher Zeit haben sich nur 12 geschnitzte Apostel 2 Halfte 15 Jahrhundert aus einem verlorenen Altar jetzt an der Brustung der Orgelempore erhalten Zu den Arbeiten der Munstermann Werkstatt im 17 Jahrhundert gehoren Altar Kanzel und die Umarbeitung des ursprunglich romanischen Taufsteins ferner das Epitaph der Eheleute Dethmers von 1637 das 1649 von Siabbe und Rinet Tantzen gestiftete aufwendig im Ohrmuschelstil gerahmte Gemalde des Jungsten Gerichts und auch die Nummerntafel von 1691 Uber der Orgelempore von 1738 erhebt sich der 1758 datierte Orgelprospekt Altar Bearbeiten nbsp Rodenkirchen St Matthaus Altar von L Munstermann 1629Der Altaraufsatz 2 ist ein weitgehend eigenhandiges signiertes Schild am Gesims oberhalb der Predella und 1629 datiertes Werk des Hamburger Bildhauers Ludwig Munstermann Nachdem die Werkstatt wohl schon seit 1618 am Altar gearbeitet hatte erfolgte die erst nach und nach finanzierbare Bemalung erst nach zwischen 1630 und 1639 Das innere Gerust des Aufbaus besteht aus Eiche Ornamente und Figuren sind aus Linde geschnitzt Die Hohe betragt 591 cm die Breite 455 cm In starker raumlicher Auflosung und Durchlichtung des filigranen Aufbaus entfaltet sich in zwei Hauptgeschossen um die Darstellungen des Abendmahls und der Kreuzigung eine figurenreiche Verbildlichung der Heilsgeschichte an der auch Propheten und Reformatoren teilhaben Bemerkenswert ist die ungewohnliche Perspektive des Buhnenraumes fur die Abendmahlsdarstellung die sich bis zu einer Tiefe von uber zwei Metern bis auf die Sohlbank des Chorfensters ausdehnt 3 Bekront wird das komplexe Gebilde vom auferstandenen Christus Die Wirkung des Werks beruht einerseits auf dem prunkvollen und schmuckhaften Ornamentreichtum andererseits im verschwenderischen Einsatz kraftiger Farben deren Effekte noch durch lustrierende Techniken auf Silberfolie aufgetragene Farblasuren gesteigert wurden Freilich entspricht das heutige Erscheinungsbild nur bedingt der Munstermannschen Originalfarbigkeit die auch die jungsten Restaurierungen nicht mehr unter den Ubermalungen des 18 bis 20 Jahrhunderts hervorholen konnte 4 Kanzel Bearbeiten nbsp Rodenkirchen St Matthaus Kanzel von L Munstermann 1631Ludwig Munstermann ist auch der Schopfer der Kanzel mit Schalldeckel und ursprunglicher Treppe 5 Eine Inschrift am Kanzelboden nennt das Jahr der Fertigstellung 1631 und die Werkstattmitarbeiter darunter Munstermanns Sohne Johan und Claus Die Kanzelstutze in Form eines rechts belaubten links durren Baumes wiederholt ein seit Cranach haufig benutztes dichotomes Bildschema 6 der lutherischen Ikonographie Unter dem Baum sitzt Adam ihm zur Seite Moses und Johannes der Taufer Diese typologische Gegenuberstellung von Altem und Neuem Testament der theologischen Kategorien von Gesetz und Gnade Verdammnis und Erlosung setzt sich oben fort mit Propheten und Evangelisten der Ehernen Schlange und der Kreuzigung dem Sundenfall und der Auferstehung Im Schalldeckel ist das Pfingstwunder mit Maria und den 12 Aposteln dargestellt in den Giebelkartuschen die Kirchenvater daruber Putten mit den Leidenswerkzeugen in der Laterne die Dreifaltigkeit und als Bekronung ein Engel mit dem Kirchenmodell Aus dem theologischen Programm fallen die Personifikationen der Funf Sinne an der Kanzeltreppe einem noch quasi weltlichen Bereich heraus Auch bei der Kanzel ist wie beim Altar die farbige Fassung nur das Ergebnis einer Rekonstruktion die 1964 aufgrund von freigelegten Farbresten der Erstfassung von 1638 7 vorgenommen wurde Taufstein Bearbeiten Steinernes Taufbecken in Kelchform am Fuss Beschlagwerkornament an der Kuppa zwischen Hermen in sechs ovalen Feldern Pelikanemblem Wappen und vier Hausmarken der Stifter deren Namen auf dem umlaufenden Rand erscheinen Die unsignierte Arbeit entstand wohl um 1630 zusammen mit einem inzwischen verlorenen Deckel in der Werkstatt des Ludwig Munstermann 8 Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelDie erste zweimanualige Orgel wurde 1758 von dem Orgelbauer Johann Hinrich Klapmeyer erbaut 1906 wurde in dem historischen Gehause nach einem Wasserschaden ein neues Instrument mit 15 Registern eingebaut unter Wiederverwendung von acht historischen Registern Das heutige Instrument wurde 1986 von dem Orgelbauer Alfred Fuhrer Wilhelmshaven erbaut Es hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal und wurde nach der Disposition der Orgel von 1758 angelegt von der noch funf Register erhalten sind Die Trakturen sind mechanisch 9 I Hauptwerk C f31 Quintaton 16 1758 2 Principal 8 1758 3 Rohrflote 8 4 Oktave 4 1758 5 Quinte 2 2 3 6 Oktave 2 1758 7 Mixtur IV 2 8 Trompete 8 9 Vox humana 8 II Brustwerk C f310 Gedackt 8 1758 11 Flote 4 12 Waldflote 2 13 Sesquialtera II 2 2 3 14 Scharff III 1 2 Blocktremulant Pedalwerk C f115 Subbass 16 16 Oktave 8 17 Oktave 4 18 Posaune 16 19 Trompete 8 20 Trompete 4 21 Cornett 2 Koppeln II I I P II PGlocke BearbeitenIm Turm hangt eine schwere Glocke die 1863 von Andreas van Bergen aus Stickelkamp Hesel durch Umguss einer alteren Glocke aus dem Jahre 1849 gefertigt wurde Die Vorgangerglocke hat selbst zwei Umgusse erlebt Die erste Glocke goss Johan Fresen aus Osnabruck 1489 10 Die Glocke hat einen Durchmesser von 1 70 Meter Die Inschrift lautet nach dem Lied von der Glocke von Friedrich Schiller Was unten tief dem Erdensohne Das wechselnde Verhangnis bringt Das schlagt an die metallne Krone Die es erbaulich weiter klingt 11 Verwaltung BearbeitenDie Kirchengemeinde unterhalt fur den unmittelbaren ortlichen Kontakt ein Kirchenburo in Rodenkirchen 12 Weitergehende Funktionen nimmt die Regionale Dienststelle des Kirchenkreises Wesermarsch mit Sitz in Nordenham wahr 13 Siehe auch BearbeitenListe der Kirchen in der Landeskirche OldenburgLiteratur BearbeitenDie Bau und Kunstdenkmaler des Herzogtums Oldenburg 5 Heft Oldenburg Stalling 1909 S 35 42 Hans Bernd Rodiger Waldemar Reinhardt Friesische Kirchen Rustringen Friesische Wehde Butjadingen Stedingen und Stadt Wilhelmshaven Band 4 Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 1982 S 80 ff Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Munchen 1992 S 1141 f Wilhelm Gilly Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land Baugeschichte und Bestandsaufnahme Isensee Verlag Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 126 6 S 120 ff Wilhelm Knollmann Dietmar Jurgen Ponert Rolf Schafer Ludwig Munstermann Oldenburg 1992 S 55 ff 71 f 74 f 81 ff 205 216 Taf 34 57 Dietmar J Ponert Ludwig Munstermann Der Meister die Werkstatt die Nachfolger Oldenburg 2016 S 409 465 Holger Reimers Ludwig Munstermann Zwischen protestantischer Askese und gegenreformatorischer Sinnlichkeit Marburg 1993 S 312 316 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum 2 Auflage Ostfriesische Landschaftliche Verlags und Vertriebs GmbH Aurich 2009 ISBN 978 3 940601 05 6 S 134 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Matthaus Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt der St Matthaus Kirche in Rodenkirchen Die Rodenkirchener Prediger von der Reformation bis 1903 St Matthaus im Denkmalatlas NiedersachsenEinzelnachweise Bearbeiten Dehio Ostteile erbaut um 1230 50 das Schiff um 1270 80 Hoffmann Sudwand des Langhauses enthalt Reste der Einraumkirche des fruhen 13 Jahrhunderts Querhaus aus dem spaten 13 Jahrhundert Knollmann S 205 Reimers S 309 312 Ponert Schafer 2016 S 409 433 Schnittzeichnung bei Knollmann S 206 Knollmann S 205 Reimers S 163 ff Reimers S 312 314 Rolf Schafer Munstermanns Werke in theologischer Sicht in Knollmann S 81 83 Jurgen Ponert Kanzel in Rodenkirchen in Knollmann S 210 216 Dietmar J Ponert und Rolf Schafer Ludwig Munstermann Regensburg 2016 Textband S 436 455 Tafelband S 158ff Lukas Cranach d Altere Rechtfertigungsbild Verdammnis und Erlosung Olgemalde 1529 Gotha Schlossmuseum Ponert in Knollmann S 212 Dietmar J Ponert und Rolf Schafer Ludwig Munstermann Regensburg 2016 Textband S 434 435 Tafelband S 157 158 Nahere Informationen zur Orgel A Rauchheld Glockenkunde Oldenburgs in Oldenburger Jahrbuch 29 1925 Seite 179 Wolfgang Runge Kirchen im Oldenburger Land Band 1 Holzberg Oldenburg 1984 Kirchenburo mit Adresse PDF Regionale Dienststelle Wesermarsch Archivierte Kopie Memento des Originals vom 18 Juni 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kirche oldenburg de53 401361111111 8 4517777777778 Koordinaten 53 24 4 9 N 8 27 6 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Matthaus Kirche Rodenkirchen amp oldid 232446106