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Die Stiftskirche Saint Pierre im Ortsteil Vieux Lille im Norden der nordfranzosischen Metropole Lille war uber 750 Jahre hinweg das religiose Zentrum der Stadt Nachdem sie bei der Belagerung von Lille 1792 durch die Osterreicher schwer beschadigt worden war wurde sie ab 1794 abgerissen Einziges Relikt der Kirche sind die Reste ihrer Krypta die 1971 zum Monument historique erklart wurde 1 Darstellung von Saint Pierre aus dem 18 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Kunstwerke 4 Galerie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Standort der Stiftskirche Saint Pierre R im Zentrum der Karte aus dem Jahr 1745 Die erste Erwahnung der Stiftskirche stammt aus einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1066 mit der Graf Balduin V von Flandern ihr ein Viertel der alten karolingischen Burg einen Bauernhof in Flers und zwei Drittel der Kirche von Annappes beides heute Ortsteile von Villeneuve d Ascq ubertrug Graf Balduin liess sich nach seinem Tod 1067 im Chor der Kirche bestatten 2 Mit einer weiteren Schenkung durch Radbod II Bischof von Tournai und Noyon im Jahr 1088 begann eine Serie von Erwerbungen die aus Saint Pierre einen der grossten Grundbesitzer der Region machten In der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts erwarb das Stiftskapitel das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Treille Notre Dame de la Treille 3 das im letzten Viertel des 12 Jahrhunderts geschaffen wurde bestehend aus einem Marmorkopf fur Maria sowie einem polychrom weissen Stein fur den Korper Marias und das Kind Ihr Fest am Sonntag nach Dreifaltigkeit wurde mit Wallfahrt Prozession und Jahrmarkt begangen Als Lille nach der Schlacht von Mons en Pevele im Jahr 1304 von den Truppen Philipps IV von Frankreich geplundert wurde wurde Saint Pierre niedergebrannt und die Statue bis auf den Marmorkopf zerstort Spater wurde Saint Pierre ebenso wie die Pfarre Saint Etienne verkleinert um die Pfarren Sainte Marie Madeleine 1233 Saint Andre vor 1245 und Sainte Catherine vor 1283 zu schaffen In dieser Zeit entstand die Schule des Stifts die lange Zeit das Ausbildungsmonopol in Lille aufrechterhielt 1405 wurde Grafin Margarethe III von Flandern in der Kirche bestattet Herzog Philipp der Gute von Burgund auch Graf von Flandern als Enkel und Erbe Margarethes liess die Kirche neu bauen und auch die zerstorte Statue wiederherstellen zumindest bis zu den Knien Er grundete zudem 1425 einen Kinderchor mit dem sich das Stift zu einem Zentrum polyphoner Musik hoher Qualitat entwickelte 1462 wurde das neu gegrundete Hospice Gantois dem Stift angegliedert das 1923 bzw 1967 zum Monument historique erklart wurde bis 1995 in Betrieb war und heute als Hermitage Gantois ein Hotel ist In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts wurde mit Saint Pierre die Verehrung der Mater Dolorosa verbunden die in Lille bereits seit dem 13 Jahrhundert nachgewiesen ist von Herzog Philipp nun aber gefordert wurde Er liess eine holzerne Statue der Notre Dame des Sept Douleurs anfertigen die um 1450 bei der Statue der Notre Dame de la Treille aufgestellt wurde Die Verehrung der Notre Dame des Sept Douleurs wurde so gross dass Papst Klemens IX 1667 1669 der Kirche von Lille eine besondere Messe zu ihren Ehren gestattete die Verehrung wurde erst mit der Zerstorung der Kirche im Jahr 1792 unterbrochen und dann 1844 in der Kirche Sainte Catherine wieder aufgenommen Notre Dame de la Treille hingegen wurde 1634 zur Schutzpatronin der Stadt ernannt weswegen nach der Eroberung Lilles durch Ludwig XIV 1667 dieser die fehlenden Beine der Statue zur Festigung seiner Macht in der Stadt erneuern liess Bei der Zerstorung und Abtragung von Saint Pierre barg ein Stiftsgeistlicher die Statue 1801 kam sie in die Kirche Sainte Catherine wo sie zunachst unbeachtet blieb Mit dem Renouveau catholique wurde auch die Verehrung von Notre Dame de la Treille wieder aufgenommen ihr zu Ehren wurde dann ab 1854 die Kathedrale von Lille die Basilique cathedrale Notre Dame de la Treille gebaut Die 1792 bei der Belagerung durch die Osterreicher im Ersten Koalitionskrieg schwer beschadigte Kirche wurde 1794 als Nationalgut verkauft und danach abgerissen An ihrem Standort wurde die heutige Rue Alphonse Colas sowie ein Palais de Justice errichtet bei dessen Bau im Jahr 1833 die Uberreste der Krypta wiederentdeckt wurden Architektur BearbeitenIm 13 Jahrhundert wurde der romanische Bau durch einen grosseren gotischen ersetzt der sich an der Kathedrale von Soissons orientierte 1635 liessen die Kanoniker fur die Mater Dolorosa einen sieben Stationen umfassenden Leidensweg bauen mit dem sie ihrer Verehrung Rechnung trugen Von der Anlage sind heute lediglich die Krypta als Monument historique seit 1971 erhalten Rue des Prisons in einem Privatgarten zwei Bogen aus der letzten Bauphase des Klosters sowie ein Keller der sich unter dem Keller einer Privathauses befindet beide an der Place du Concert Kunstwerke BearbeitenDie meisten der erhalten gebliebenen Kunstgegenstande aus der Kirche befinden sich heute in Museen oder anderen Kirchen der Stadt Ein Teil wurde bereits 1792 in den ehemaligen Couvent des Recollets Rue des Arts gebracht 4 Darunter sind Jesus Christ remettant les clefs a Saint Pierre von Charles de La Fosse heute im Palais des Beaux Arts de Lille das Gemalde war Teil des Hochaltars Sainte Cecile Altarbild von Arnould de Vuez ebenfalls im Palais des Beaux Arts Peter und Paul Buste von Quellinus heute in der Kirche Saint Andre in Lille Skulptur Sainte Anne et sa fille la Vierge Marie heute in der Kirche Saint Vincent in Marcq en BarœulGalerie Bearbeiten nbsp Grundriss der Kirche nbsp Die KryptaSiehe auch BearbeitenGrabmal fur Ludwig II von Flandern und Margaretha von Brabant sowie Margaretha III Literatur BearbeitenLouis Trenard Hrsg Histoire d une metropole Lille Roubaix Tourcoing Collection Univers de la France et des pays francophones Toulouse 1977 E Hautcœur Cartulaire de l eglise collegiale et du chapitre de Saint Pierre de Lille 1894 E Hautcœur Histoire de l eglise collegiale et du chapitre de Saint Pierre de Lille 1896 Bruno Brouckaert Une fondation princiere La maitrise de la Collegiale Saint Pierre de Lille 15e siecle Editions de l Universite catholique de Lille 1944Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Pierre Lille Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ansichten der Stiftskirche Saint Pierre und zu den Ausgrabungen Bibliotheque municipale de Lille Einzelnachweise Bearbeiten Base Merimee PA 00107574 Die Uberreste Balduins wurden hier bei Ausgrabungen am Beginn des 21 Jahrhunderts wiederentdeckt Der Name wird von einem in karolingischen Dokumenten erwahnten Weingut Treola in der Nahe der heutigen Stadt Lille hergeleitet dessen Lokalisierung jedoch unsicher ist Adriaan Verhulst The Rise of Cities in North West Europe S 104 Armand Gaston Camus Voyage fait dans les departements nouvellement reunis et dans les departements du Bas Rhin du Nord du Pas de Calais et de la Somme a la fin de l an X 1803 BnF 36280083q 50 64194 3 06222 Koordinaten 50 38 31 N 3 3 44 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Pierre Lille amp oldid 237441709