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Der Stadtische Vieh und Schlachthof kurz Erlweinscher Schlachthof von Dresden ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gebaudeensemble im Grossen Ostragehege Er befindet sich in isolierter Randlage vom Stadtteil Friedrichstadt zwischen dem Elbstrom und der Friedrichstadter Flutrinne Das Gebaudeensemble wurde im sogenannten Heimatschutzstil erbaut Am Stadtischen Vieh und Schlachthof Architekt Hans Erlwein 1906 1910 Plastik Schweinetreiber Georg Wrba Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Vorbereitungen und Struktur 2 1 Struktur der Anlage 2 2 Verkehrswege 3 Viehhof 4 Amtsschlachthof 4 1 Pferdeschlachthof 4 2 Ladengebaude mit Amtswohnungen 5 Hauptschlachthof 5 1 Kuhlhaus 5 2 Hauptkuttelei und Dungerhaus 5 3 Kessel und Maschinenhaus 6 Betriebssysteme 7 Haupteingangsbereich 8 Kunst und Architektur 9 Ende des Schlachthofbetriebes 9 1 Nachnutzungen 10 Rezeption 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDer alte Schlachthof der Stadt Dresden befand sich auf der gegenuber liegenden Elbseite an der Leipziger Strasse Die wachsende Stadt hatte im 19 Jahrhundert eine stetige Zunahme an Bevolkerung und damit ebenso bei der Nahrungsguterwirtschaft zu verzeichnen Die zunehmenden Mengen von zu verarbeiteten Tierprodukten stellte die bisherige Schlachtpraxis vor gewachsene und neue technologische sowie hygienische Probleme Deshalb eroffnete 1873 die Dresdner Fleischerinnung einen Centralschlachthof und Viehmarkt mit einer angeschlossenen Talgschmelze wo ein taglicher Schlachtbetrieb ein wochentlicher Schlachtviehmarkt und gelegentliche Rossmarkte unter fachlicher Aufsicht ermoglicht wurden Mit der Betriebsaufnahme dieser Einrichtung ging die Zahl von Schlachtungen ausserhalb dieser Anlage stark zuruck Die Stadtgemeinde hatte daraufhin durch den Erlass eines Ortstatutes rechtskraftig untersagt dass neue Privatschlachtereien im Dresdner Stadtgebiet entstanden 1 Um der trotzdem drohenden Seuchengefahr und unsachgemassen Fleischverkaufen in den expandierenden deutschen Stadten wirkungsvoll zu begegnen gab es um 1900 zahlreiche kommunaltechnische Veranderungen und Investitionen Neben dem Ausbau der Trink und Abwasserversorgung gehorte auch der Bau stadtischer Schlachthofe dazu Erste deutliche Zeichen dieser neue ausgerichteten kommunalen Zielstellungen zeichneten sich auf der Deutschen Stadte Ausstellung 1903 in Dresden ab Im Rahmen dieser Ausstellung zeigten 32 deutsche Stadte in der IV Abteilung Gruppe C Nahrungsmittelfursorge ihre Projekte zur Errichtung von Vieh und Schlachthofen sowie chemischen Untersuchungsamtern Darunter befanden sich Vorhaben in Augsburg Berlin Breslau Chemnitz Dresden Dusseldorf Frankfurt am Main Hamburg Konigsberg Leipzig Mainz Munchen und Strassburg Der Umfang den diese Prasentationen einnahmen belegt die Bedeutung solcher Anlagen und den damaligen verwaltungspolitischen Willen diese Aufgabe in kommunaler Hoheit zu uberfuhren 2 nbsp Buste fur Johannes Georg Stockel am Eckgebaude Messering 1Damit reifte in Dresden der Plan zur Errichtung eines grosseren und unter stadtischer Aufsicht stehenden Vieh und Schlachthofes heran Unter Oberburgermeister Otto Beutler wurde der Leiter des Hochbauamtes Hans Erlwein mit den konkreten Planungen beauftragt Weitere in die Vorbereitungen eingebundene Personen waren der Stadtverordnetenvorsteher Johannes Georg Stockel der Ratsreferent und in der Sache beauftragte Sachbearbeiter Stadtrat Wokurka der Vorsitzende des Schlachthofausschusses Burgermeister Hugo Richard May sowie die Stadtverordneten Hermann Robert Krumbiegel und Carl Schumichen 3 Die Verantwortung fur die Ausfuhrung lag in den Handen von Stadtbaurat Hans Erlwein als Architekt und Stadtbaumeister Bernhard Geissler fur technische Aspekte 4 Vorbereitungen und Struktur Bearbeiten nbsp Die ehemalige Einmundung der Weisseritz im Osten des Grossen Ostrageheges um 1809 nbsp Elblandschaft bei Neudorf links und am Ostragehege rechts Christian Gottlob Hammer aquarellierter Stich um 1805 nbsp Das Grosse Ostragehege Caspar David Friedrich Ol um 1832 Die Bauaktivitaten begannen im Jahr 1906 unter Leitung des jungen Stadtbaurates Hans Erlwein der im zuvorliegenden Jahr an den Planungen gearbeitet hatte Bereits in den Jahren 1902 bis 1904 entstand unter seiner Leitung in Bamberg der stadtische Schlachthof wofur er an der Statte seiner ersten beruflichen Jahre in der Offentlichkeit grosse Anerkennung fand Als Vorbedingung fur eine sichere Bauausfuhrung musste das Grosse Ostragehege als altes Uberschwemmungsgebiet mit einem sicheren Bauuntergrund ausgestattet werden Bereits in den Jahren 1891 bis 1893 schuf man auf Betreiben der stadtischen Baubehorden die Friedrichstadter Flutrinne In ihrem westlichen Teil befanden sich Tumpel und witterungsabhangig zwei kleine Wasserlaufe Schefflers Lache Vogelheerds Lache An ihrem ostlichen Ende mundete zu diesem Zeitpunkt noch die Weisseritz in die Elbe Die Stromungsverhaltnisse am Zusammenfluss dieser beiden Wasserlaufe sowie das mitgefuhrte Geroll erzeugte direkt unterhalb der Weisseritzeinmundung als Schwemmkegel eine fluviatile Aufschuttung aber auch eine standige Hochwassergefahr Die Weisseritz war in ihrem alten Unterlauf und vor der industriellen Bebauung des Dresdner Westens von Werdern und Altarmen begleitet 5 In Hochwasserzeiten bildete sich im Grossen Ostragehege Tumpel und eine inselartige Situation worauf der umgangssprachliche Name Ostra Insel fur den spateren Schlachthofbereich zuruckgeht Das Wort Ostra entstammt dem slawischen Sprachraum und deutet auf Insel tschechisch ostrov russisch ostrov hin Diese naturlichen Ausgangsbedingungen galt es im Vorfeld des Bauvorhabens so zu verandern dass ein gesichertes Baufeld fur das Schlachthofprojekt bestand Dazu wurden grosse Teile im Grossen Ostragehege zu einer Terrasse aufgeschuttet und die Weisseritzmundung in den Jahren 1891 bis 1893 in westliche Richtung verlegt Diese Arbeiten von erheblichem Umfang waren deshalb von grundlegender Bedeutung weil die Weisseritz als ein Nebenfluss mit zeitweilig schnell eintretenden Hochwassern bekannt war 6 7 Im 19 Jahrhundert hatten die Landesbehorden umfangreiche Umgestaltungsarbeiten an den Elbufern einschliesslich Stromregulierungsarbeiten in Auftrag gegeben um sowohl die Schiffbarkeit als auch die Hochwassersicherheit zu verbessern und um den Versandungen sowie Verlandungen im flussnahen Landschaftsraum vorzubeugen Struktur der Anlage Bearbeiten Das Areal vom Stadtischen Vieh und Schlachthof hatte zur Zeit seiner Errichtung eine Gesamtflache von 36 1 Hektar Davon entfielen 19 2 Hektar auf den Viehhof und 16 9 Hektar auf den Schlachthof Insgesamt bestand der Komplex aus 68 Einzelgebauden Im Eroffnungsjahr 1910 zahlte diese Anlage zu den grossten ihrer Art in Europa Es wurden bei Betriebsaufnahme neben einheimischen Auftragen auch Vieh aus Norddeutschland und Osterreich verarbeitet Die funktionalen Einheiten waren 4 Viehhof Schlachthof Verwaltung und Gastwirtschaft Amtsschlachthof Pferde und Hundeschlachthof Ladengebaude mit Amtswohnungen gewerbliche Anlagen u a Talgschmelze Verbrennungsanlage Blutverwertungsanlage Verkehrswege Bearbeiten nbsp Die Schlachthofbrucke fuhrt uber die Friedrichstadter FlutrinneDie Verkehrsanbindung war auf zwei Wegen gelost worden Fur den Autoverkehr hatte die Stadt uber die Friedrichstadter Flutrinne die Schlachthofbrucke errichten lassen die vor dem Haupteingang in einer Rampenanlage endete und somit den Verkehr in zwei Richtungen links und rechts abfliessend auftrennte Eine weitere Brucke in westlicher Richtung fuhrte ein normalspuriges Gleis aus dem Gebiet vom Konig Albert Hafen heran das an der Westseite der Ostra Insel einmundete und das gesamte Areal an der Nordseite umfasste Die Entladerampe im Schlachthofgelande hatte eine Gesamtlange von 315 Metern Mit allen Verzweigungen zu Nebengleisen hatte die Gleisanbindung zum Schlachthof eine Lange von 4363 Metern und verfugte uber 21 Weichen zwei kleinere Drehscheiben einen Schuppen fur Lokomotiven und eine Gleisbruckenwaage Fur den innerbetrieblichen Verkehr der Produkte und Abfalle war eine schmalspurige Gleisanlage mit einer Streckenlange von 2740 Metern 64 Weichen und 9 Kreuzungen vorhanden Viehhof BearbeitenZur Versorgung des lebenden Viehs existierten 3 Futterstalle fur Grosstiere und 1 Futterstall fur Schweine Bei der Planung wurde darauf geachtet dass in den Stallbereichen fur Eisenkonstruktionen am Boden nur Rundprofile verwendet werden damit das Vieh keine Verletzungen durch Abscheuern erlitt Fur die Markthaltung grosser Tiere existierte eine grosse Halle mit einer Lange von 116 4 Metern und einer Breite von 58 3 Metern Darin konnten 1200 Tiere temporar untergebracht werden Die Kleinvieh Markthalle war genauso lang allerdings 75 Meter breit In ihr waren 396 Buchten eingebaut Eine weitere Halle mit den Massen 48 29 Meter diente der Markthaltung von Schafen Sie hatte eine Aufnahmekapazitat fur 2200 Tiere Im Kopfbau der Schafhalle befanden sich Raumlichkeiten fur Kassen koniglicher und stadtischer Behorden Aufenthaltsraume des Viehhofinspektors der Tierarzte und weiterer technischer Mitarbeiter Fur die unverkauflichen Tiere gab es zwei Uberstanderstallungen Grossvieh Kleinvieh mit einer besonderen Einfriedung Ferner gab es Stalle fur auslandisches Vieh offentliche Toiletten ein kleines Gebaude fur den Pfortner und ein Torwarterhauschen Im Komplex des Viehhofes gab es mehrere begrunte Vorratsflachen die als Reserve fur Erweiterungsvorhaben des Schlachthofs bewusst angelegt waren Amtsschlachthof BearbeitenDieser Bereich diente den Amtstierarzten zur tierarztlichen Begutachtung und der Schlachtung von kranken Tieren Das dort gewonnene Fleisch und im grossen Schlachthof als krank erkannte Rohprodukt erfuhr an dieser Stelle eine Desinfektion und Sterilisierung Danach lagerte man es im eigenen Kuhlhaus vom Amtsschlachthof In diesem Areal befanden sich ein Schlachthaus ein Stallgebaude Verwaltungsgebaude Kuhlhaus 88 Quadratmeter Fahrzeugschuppen sowie die Kuttelei und ein Dungerhaus Der Amtsschlachthof verfugte uber ein Laboratorium Untersuchungsraume sowie uber Aufenthaltsraume fur die Tierarzte und das technische Personal Ferner gab es im Stallbereich einen Milchsterilisierungsraum eine Futterkuche und getrennte Stallungen fur Grossvieh Kleinvieh und Schweine nbsp Wohngebaude am Schlachthofring heute Messering nbsp Wohnhauser vom Schlachthof und ehemaliger Haupteingang links Pferdeschlachthof Bearbeiten Der Pferdeschlachthof nahm nur einen kleinen Bereich ein und war unmittelbar nordlich vom Amtsschlachthof eingerichtet Hier befand sich ein Stallgebaude ein Schlachtbereich die Kuttelei und ein Kuhlhaus In diesem Schlachthaus gab es einen Sonderbereich fur Hunde Das erforderliche Personal hatte eigene Raumlichkeiten Ladengebaude mit Amtswohnungen Bearbeiten Fur die Bediensteten hatte man mit Errichtung des Stadtischen Vieh und Schlachthofes Wohnungen vorgesehen die am Schlachthofring in mehreren Hausern geschaffen wurden Die Wohnanlage ist mit einigen Grunflachen in den ruckseitigen Hofen aufgelockert Im Erdgeschossbereich verfugten mehrere Wohnbauten uber Geschaftsraume fur Ladengeschafte Hauptschlachthof BearbeitenDieser Funktionsbereich bildete den Hauptbereich der gesamten Anlage Die folgenden Gebaude waren die einzelnen Baugruppen Schlachtstall fur Grossvieh zwei Schlachthallen fur Grossvieh 76 26 3 Meter Schlachthalle fur Kleinvieh 59 6 45 9 Meter Schlachtstall fur Schweine Schlachthalle fur Schweine 73 45 46 2 Meter Verbindungshalle 186 4 20 Meter Kuhlhaus 185 8 50 Meter Kuttelei mit Dungerhaus Kessel und Maschinenhaus Werkstatt Lokomotivdepot Gebaude fur Haute und Talgannahme Pferde und HundestallIn den fur die Schlachtung vorgesehenen Gebauden waren die Wande bis in eine Hohe von 2 Metern mit gelben Fliesen belegt Die Boden bestanden aus Estrich oder sind mit Granitplatten belegt gewesen Die Boden erhielten ein Gefalle und Abflussrinnen Eine grosszugige Wasserversorgung ermoglichte das tagliche grundliche Reinigen der Boden und Wande In den Kopfbauten der Hallen befanden sich die Raume fur die Tierarzte das Aufsichtspersonal und zur Aufbewahrung von Geraten Das Kleinvieh wurde mit der betriebsinternen Schmalspurbahn zu den Wartebuchten 16 je Langsseite gebracht die an der Aussenseite der Schlachthalle fur Kleinvieh angebaut waren Die Schlachthalle fur Schweine hatte 20 Wartebuchten Zur Untersuchung auf Trichinen wurde das frische Schlachtfleisch eines jeden Tieres in Mikroskopierraumen untersucht Deren Kapazitat war so ausgelegt dass an Hauptschlachttagen etwa 100 Beschauer tatig sein konnten Ferner gab es auch hier Raumlichkeiten fur die Tierarzte den Schlachthofinspektor den Hallenmeister und weiteres Aufsichtspersonal Das aus den Hallen zugerichtete Schlachtgut verbrachte man mittels eines Hochbahntransports in die Verbindungshalle Hier entschied es sich welche Mengen sofort auf Fleischerwagen zur weiteren Verwendung in die Stadt transportiert worden oder was in das Kuhlhaus eingelagert wurde Kuhlhaus Bearbeiten nbsp Das Kuhlhaus von 1953 nbsp Das Kuhlhaus 2008Im Kuhlhaus existierte ein Hauptkuhlraum mit einer Temperatur von 4 C Die Vorkuhlraume hatten eine Temperatur von 8 C Zur Zeit seiner Betriebsaufnahme verblieb gekuhltes Fleisch im Stadtischen Vieh und Schlachthof nur bis zu 8 Wochen Einzelne Kuhlboxen waren zur Vermietung an Fleischereibetriebe vorgesehen Weiterhin existierte ein Pokelraum mit vermietbaren Kabinen eine Fleischhackanstalt zur Wurstfabrikation und ein Verkaufsraum fur Grossschlachter Im Dachgeschoss des Kuhlraumes waren die Aufenthalts und Umkleideraume fur Meister und Gesellen eingerichtet Zur Erzeugung der erforderlichen Kuhlleistung befanden sich im ostlichen Teil des Dachgeschosses Scheibenkuhlapparate Die rotierenden Scheiben brachten die zu kuhlende Luft mit Salzwasser in Verbindung was eine Temperatur von 15 C hatte Im Umluftverfahren wurde die gekuhlte und gereinigte Betriebsluft durch Ventilatoren wieder in die Kuhlraume geleitet Die wirtschaftliche Entwicklung in der Nachkriegszeit machte fur den Schlachthofbetrieb ein neues Kuhlhaus erforderlich das 1953 seinen Betrieb aufnahm Es wurde nordwestlich vom Erlweinschen Komplex errichtet Hauptkuttelei und Dungerhaus Bearbeiten Hier wurden der Inhalt der Magen und Darme entsorgt und zum Abtransport mit der Eisenbahn vorbereitet In den Kutteleien bruhte man die Eingeweide der Rinder Kalber und Schafe Der sich intensiv bildende Wrasen musste mit einer Entnebelungsanlage laufend unterdruckt werden Dazu diente heisse und trockene Luft Kessel und Maschinenhaus Bearbeiten nbsp SchlachthofturmIn diesem Funktionsbereich erzeugte der Schlachthof seinen benotigten Kraftstrom Das Gebaude ist der markanteste und weithin sichtbare Teil der Gesamtanlage und besteht aus einem grosszugig umbauten Schornstein dem so genannten Schlachthofturm Seine Hohe betragt etwa 50 Meter Die Umbauung geschah nicht aus asthetischen Grunden sondern hatte eine wichtige technische Funktion Im Erdgeschoss befanden sich die Kondensatoren der Kuhlanlage Das 2 3 und 4 Obergeschoss beherbergte die Akkumulatoren Das 1 Obergeschoss war zunachst frei geblieben und sollte spater eine Waschstation aufnehmen Im 5 Obergeschoss hatte man einen aus vier Kammern bestehenden Warmwasserbehalter 400 Kubikmeter untergebracht Das 6 und oberste Geschoss war mit dem Kaltwasserbehalter ausgestattet Eine technische Besonderheit dieses Turmgebaudes bestand darin dass die Abluftkanale der Akkumulatorenraume eng an den Schornstein gelegt waren um im Warmeaustauschverfahren eine starke Abkuhlung fur diesen Bereich zu vermeiden Aus dem gleichen Grund wurde das Dach von diesem Gebaude sehr weit schrag nach oben gezogen Im Kellergeschoss des Turmes befand sich das Pumpsystem fur den Kuhlmaschinenbereich und Dampfturbinenkondensation Eine Hochdruckpumpe gewahrleistete eine Betriebswasserversorgung und im Brandfall eine Loschwasserversorgung mit einem Druck von 7 Atmospharen Im Maschinenhaus stand eine Dampfturbinenanlage mit einer Leistung von 675 Kilowatt mit deren Kraft die Kuhlanlage betrieben wurde Gekuhlt wurde mit einer Ammoniak Kompressionsanlage deren Verdampfer sich auch in diesem Gebaude befand Eine Eismaschine konnte 25 000 Kilogramm Eis am Tage produzieren Deren Produkt hatte man bis zur Verwendung in einem Eisstapelraum zwischengelagert Im Jahr 1984 wurden die Energieerzeugungsanlagen durch ein moderneres Heizhaus erganzt Betriebssysteme BearbeitenFur die Betriebssicherheit gab es im gesamten Gelande eine Brandmelder Wachterkontroll und Signalanlage Weiterhin hatte man ein Telefonnetz und viele Uhren installiert Im Maschinenhaus standen auch drei Elektrogeneratoren die den Betriebsstrom erzeugten Es bestand ein Hauptnetz und eine Notstromversorgung Als Raumheizsystem hatte man eine Hochdruckdampfheizung mit einem Umwandler fur den Niederdruckbetrieb installiert Sie versorgte auch einzelne technische Anlagen wie beispielsweise die Bruhbottiche in der Schweineschlachthalle Die Kanalisationssysteme wurden nach ihrer Funktion in zwei Bereiche getrennt Eine Tageswasserkanalisation ist fast durchgangig angelegt und entsorgt das witterungsbedingte Oberflachenwasser uber eine in Richtung Westen der Elbe zufliessende Leitung Das Brauchwasser aus den Hallen der Wagenwasche den Wohngebauden und den Bedurfnisanstalten wurde mit einer Schmutzwasserkanalisation aufgenommen in der betriebseigenen Klaranlage gereinigt und geklart in die Elbe geleitet Haupteingangsbereich BearbeitenDer ehemalige Haupteingang zum Gelande des Stadtischen Vieh und Schlachthofs ist eine Platzanlage mit verschiedenen Funktionsgebauden Dazu zahlen eine Gastwirtschaft mit Gartenanlage ein Verwaltungsgebaude das Schauamt und mehrere Ladengebaude Dieser Zugang wird von der heutigen Messegesellschaft nur fur Transporte genutzt und ist kein Besuchereingang Weil es hier keinen Schlachthofbetrieb mehr gibt hat dieser Funktionsbereich an Bedeutung verloren Kunst und Architektur Bearbeiten nbsp Uhr an den Schlachthofhallen nbsp Der Stierbrunnen von Georg Wrba am ehemaligen Haupteingang Zustand 1994 nbsp Mosaikwandbild am alten Kuhlhaus des Schlachthofes nbsp ovales Wandmosaik nbsp Erlwein Buste von Georg WrbaDie Schlachthofanlage von Stadtbaurat Hans Erlwein die aus 68 einzelnen Gebauden bestand wurde nach funfjahriger Bauzeit am 19 August 1910 eingeweiht Das Gebaudeensemble im Heimatschutzstil 8 wurde in Form einer Siedlung errichtet die von einer Ringstrasse umfasst wird Der stadtebauliche Hohepunkt der kleinen Stadt 9 ist ein Platz der von reprasentativen Gebauden wie Hotel mit Gastwirtschaft Pfortnerhaus und Verwaltungsgebaude umgeben ist Der Gebaudekomplex zeigt eine fast einheitliche aber abwechslungsreiche und aufwandige Gestaltung Die Gebaude sind als helle Putzbauten in einem landlichen Architekturstil gestaltet worden Damit versuchte Hans Erlwein nicht nur Wohnhauser sondern auch Industrie und Zweckbauten ein malerisches nostalgisches Erscheinungsbild zu geben Das Ergebnis war ein von Erlwein regional reprasentierter Baustil im ausseren Erscheinungsbild Die Architektur des Schlachthofkomplexes ist von zahlreichen Details in den Fassaden und einer abwechslungsreichen Dachlandschaft gepragt Hans Erlwein bevorzugte einen landlichen Stil mit wo es technisch nicht anders erforderlich war kleinteiligen Grundstrukturen Die Anlage vermittelte den Eindruck eines uberdimensionierten Gutshofes und fugte sich demzufolge sensibel in den Landschaftsraum Grosses Ostragehege ein Das Gesamtbild lebt besonders von den unterschiedlichen Dachformen und hohen Die Dachlandschaft besteht aus tief gezogenen roten Ziegeldachern als Mansard und Walmdachern Walm oder Kruppelwalm Giebeln Gauben Schornsteinen und Luftungsaufsatzen Die meisten Dacher haben eine Walmform und sind gebogen Das ist an den Wohngebauden gut zu beobachten Zahlreiche kleine kunstlerische Arbeiten in Form von Kleinplastiken von Georg Wrba Wandbildern von August Strohriegl und Decken und Wandmalereien von Paul Perks belebten seine Bauten wesentlich Damit sollte im Bereich der Wohngebaude eine heimische und kulturvolle Atmosphare geschaffen werden Das bekannteste Beispiel dafur ist der Stierbrunnen von Georg Wrba vor dem ehemaligen Haupteingangsbereich dem Pfortnerhaus am Schlachthofring 6 Er besteht aus einer konischen Stele aus Lausitzer Granodiorit die eine Serpentinitfigur in Form eines Stieres tragt In zwei kleine seitliche Becken kann Wasser abgegeben werden Eine Inschrift ist auf dem darunterbefindlichen Postament zu lesen Der Gesundheit unserer schonen Stadt Dresden 1906 1910 Eine weitere Plastik vom selben Kunstler steht vor dem Gebaude des Schlachthofrings 26 im Garten vom ostlichen Teil der Wohnanlage hinter dem Eckladengebaude Es ist die Plastik des Schweinetreibers auf dem Schweinetreiberbrunnen in Bronze Im Gastwirtschaftsgebaude am Schlachthofring 7 ist an der Saaldecke eine Ausmalung von Paul Perks zu bewundern 10 Zahlreiche Kleinplastiken als Kartusche Einzelsteine oder Pfeilerteil sind in der Gebaudearchitektur anzutreffen Manchmal haben sie einen Hinweischarakter in anderen Fallen scheinen sie nur der Verzierung zu dienen Oft nimmt man diese Kleinkunstwerke erst nach intensiverer Betrachtung wahr Von besonderer Wirkung sind zwei Mosaikfriese an Gebauden im Bereich des fruheren Haupteingangs Ein rechteckiges Mosaikbild an der Stirnseite des alten Kuhlhauses zeigt zwei Bauern und ein Rind Das andere ist eine ovale Arbeit und schmuckt die Wand des ehemaligen Stadtischen Schauamtes am Schlachthofring 6 das einen schreitenden Bauern mit Sau darstellt Die Hallenkonstruktionen sind uberwiegend aus Stahlbeton erbaut was belegt dass Erlwein moderne Bauweisen seiner Zeit fur dieses Grossprojekt aufgriff Um eine optimale Beleuchtung in den Schlachthofhallen zu haben waren die meisten Dacher mit grosszugigen Oberlichtfenstern versehen Um diese Anlagen in zuverlassiger Betriebsfahigkeit zu halten gab es an zahlreichen Gebaudeecken kleine Treppenhauser die einen leichten Dachzugang ermoglichten Ende des Schlachthofbetriebes Bearbeiten nbsp Innenansicht einer Halle mit engem Stutzensystem nbsp Abriss und Umgestaltungsarbeiten im Januar 1999Mit der Ansiedlung neuer fleischverarbeitender Betriebe in der Region Dresden und den neuen Handelsstrukturen nach 1990 veranderten sich fur den Schlachthofbetrieb wesentliche Rahmenbedingungen Auf Grund dieser Entwicklung wurde die Einrichtung 1995 stillgelegt Die bedeutendste Nachnutzung auf diesem Areal ist die Messe Dresden Nachnutzungen Bearbeiten Ein Teil des Dresdner Schlachthofes wird seit 1999 als Ausstellungs und Messeareal genutzt Die Messe Dresden ist der Betreiber dieser Flachen Die Umgestaltung des Schlachthofs und einiger Flachen im Grossen Ostragehege wurden in einem stadtebaulich landschaftspflegerischen Ideenwettbewerb im Jahr 1995 planerisch und variantenreich vorbereitet Der fur die Messe Dresden relevante Bebauungsplan Nr 78 Schlachthofinsel wurde vom Stadtrat Dresden am 23 April 1998 gefasst Zu Umsetzung dieser Beschlusse sind Ende 1998 und im Jahr 1999 umfangreiche bauvorbereitende Arbeiten und Sanierungsaktivitaten in dem denkmalgeschutzten Komplex durchgefuhrt worden Dabei riss man Gebaude im Bereich des Amtsschlachthofs ab Eine besondere Massnahme stellte die Entkernung der Hallengebaude vom Schlachthof dar Dabei musste auch das alte Stutzensystem in den Hallen entfernt werden weil es mit der kunftigen Nutzung im Messebereich unvertraglich gewesen ware Im Rahmen des Architektenprojektes Neue Messe Dresden entstand fur Dresden ein neues stadtisches Ausstellungs und Messezentrum Einige Bereiche des ehemaligen Stadtischen Vieh und Schlachthofs blieben Brachflachen oder werden inzwischen in anderer Weise als die traditionelle Zweckbestimmung es vorsah genutzt So fand mit der Ostrale bis 2017 jahrlich eine grosse Ausstellung fur zeitgenossische Kunst im Schlachthofgelande statt Die Zielstellungen der landschaftspflegerischen Wettbewerbsergebnisse sind bisher nur teilweise umgesetzt worden Rezeption BearbeitenDer US amerikanische Schriftsteller Kurt Vonnegut erlebte 1945 die Luftangriffe auf Dresden als Kriegsgefangener im Gelande des Schlachthofs Seine Erlebnisse verarbeitete er in seinem 1969 erschienenen popularsten Roman Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug 11 Literatur BearbeitenAdolph Canzler Alfred Hauschild Ludwig Neumann Die Bauten technischen und industriellen Anlagen von Dresden Dresden Meinhold amp Sohne 1878 Georg Dehio Handbuch deutscher Kunstdenkmaler Dresden Munchen Berlin Deutscher Kunstverlag 2005 ISBN 3 422 03110 3 Illustrierter Fuhrer Deutsche Stadte Ausstellung 1903 3 Aufl Dresden Wilhelm Baensch 1903 Hans Weyer Der neue Stadtische Vieh und Schlachthof zu Dresden Leipzig Carl Scholtze 1911 Volker Helas Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Sachsen Stadt Dresden Friedrichstadt Verlag der Kunst Dresden 1994 ISBN 3 364 00280 0 Ulrich Hubner et al Symbol und Wahrhaftigkeit Reformbaukunst in Dresden Verlag der Kunst Dresden Ingwert Paulsen jun Husum 2005 ISBN 3 86530 068 5 Gilbert Lupfer Bernhard Sterra und Martin Worner Hrsg Architekturfuhrer Dresden Dietrich Reimer Verlag Berlin 1997 ISBN 3 496 01179 3 Walter May Werner Pampel und Hans Konrad Architekturfuhrer DDR Bezirk Dresden VEB Verlag fur Bauwesen Berlin 1979 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtischer Vieh und Schlachthof Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Canzler Hauschild Die Bauten 1878 S 571 573 Fuhrer Deutsche Stadte Ausstellung S 19 Hans Weyer Schlachthof 1911 S 16 a b Hans Weyer Schlachthof 1911 S 1 H Ebert H Grahmann K Pietzsch Erlauterungen zu Geologischen Karte von Sachsen im Massstab 1 25 000 Nr 66 Blatt Dresden 3 Auflage Leipzig 1934 S 130 Canzler Hauschild Die Bauten 1878 S 450 H Ebert H Grahmann K Pietzsch Erlauterungen zu Geologischen Karte von Sachsen im Massstab 1 25 000 Nr 66 Blatt Dresden 3 Auflage Leipzig 1934 S 131 Lupfer et al Objektnr 142 Ehem Stadtischer Vieh und Schlachthof Schlachthofring 1910 Hans Erlwein Hubner et al S 40 Hans Erlwein 1872 1914 Stadtbaurat in Dresden 1905 1914 Helas S 179 192 Schlachthofring Kurt Vonnegut So geht das Nicht mehr online verfugbar Landeshauptstadt Dresden 7 Januar 2013 archiviert vom Original am 20 Februar 2014 abgerufen am 19 Februar 2014 51 070243655556 13 714542388889 Koordinaten 51 4 12 9 N 13 42 52 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtischer Vieh und Schlachthof Dresden amp oldid 223360120