www.wikidata.de-de.nina.az
Das Sprottebruch ist das grosste Niederungsmoor in Westpolen Kanalisierte Sprotte nordlich uber Krepa zu deutsch Krampf 2006Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Mittelalter 2 2 18 Jahrhundert 2 3 19 Jahrhundert 3 Genossenschaften 4 Reichsarbeitsdienst RAD 5 Im Zweiten Weltkrieg 6 Resumee und Ausblick 7 Literatur 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Sprottebruch bei Przemkow deutsch Primkenau im vormaligen Herzogtum Glogau umfasst ein Gebiet von rund 6000 ha Zwischen der Oder im Osten und deren linken Nebenfluss Bober gelegen konnte sich das Moor als eiszeitliches Staubecken in einer flachen Mulde bilden gespeist durch die Zuflusse der umliegenden Randhohen Namengebend war die Sprotte der bedeutendste Zufluss der das Moor von Ost nach West durchzieht und bei Szprotawa Sprottau in den Bober mundet Geschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Im Jahre 1015 n Chr fand das Sprottebruch Eingang in die Geschichtsschreibung Kaiser Heinrich II war mit einem grosseren Heer deutscher Ritter zu seinem vierten Polenfeldzug aufgebrochen und fugte nach Uberquerung der Oder bei Krossen dem Polenherzog Boleslaw Chrobry eine schwere Niederlage zu Danach trat er mit der Hauptstreitmacht am 1 September 1015 den Ruckmarsch durch sumpfiges Gelande an das er vermutlich durch Knuppeldamme uberwinden konnte Zweihundert Ritter der Nachhut gerieten jedoch in einen Hinterhalt und wurden bis auf zwei Uberlebende aufgerieben Historiker sind sicher dass es sich bei dem sumpfigen Gelande um das Sprottebruch gehandelt hat Vom polnischen Herrschergeschlecht der Piasten wurde 1138 mit Herzog Wladislaw II die Linie der Schlesischen Piasten begrundet Unter seinem Nachfolger Boleslaw I von Schlesien setzte dann um 1175 die Kolonisation mit deutschen Siedlern in Schlesien ein Fur das Sprottebruch bedeutete dies lediglich die Besiedlung der hoher gelegenen Randlagen Das Sumpfgebiet selbst wurde durch die Anlage von Wassermuhlen besonders am westlichen Auslauf eher noch unwirtlicher weil angestautes Wasser zu Seebildung und Schadigung des ortlichen Baumbestandes fuhrte 18 Jahrhundert Bearbeiten Wahrend der folgenden Jahrhunderte hat das Sprottebruch seinen Zustand als naturbelassenes Gebiet weitgehend behalten Nach dem Ubergang Schlesiens an Preussen 1742 infolge des Ersten Schlesischen Krieges blieb es dem Konig Friedrich II vorbehalten hier etwas zu andern Die drei von ihm begonnenen Schlesischen Kriege hatten das Ziel Schlesien unter seine Herrschaft zu bekommen Als Feldherr ist Friedrich der Grosse in die Geschichte eingegangen aber auch dessen Bemuhungen seine Lander landwirtschaftlich zu erschliessen sind uberliefert So verhalf er 1756 der Kartoffel durch Verordnung zum Durchbruch als Nahrungsmittel in Preussen Im selben Jahr begann Preussen den Siebenjahrigen Krieg gleichzeitig ist auch ein Entwurf fur die Entwasserung des Sprottebruchs entstanden Von 1770 bis 1775 haben Arbeiten zur Begradigung der Sprotte und der Bau eines Stichkanals begonnen Die Jahrzehnte nach 1775 brachten keine weiteren Fortschritte bei der Entwasserung des Sprottebruchs Im Gegenteil nachdem 1786 mit Friedrich II der wichtige Mentor verstorben war wurde das bisher Geschaffene vernachlassigt und Uberschwemmungen waren wieder die Regel im Bruch Klagen der Anteilseigner wurden von staatlicher Seite mit Gutachten und Entwasserungsplanen beantwortet deren Durchfuhrung ohne nachhaltige Wirkung blieb 19 Jahrhundert Bearbeiten Mitte des 19 Jahrhunderts ruckten das Sprottebruch und seine Umgebung wieder ins Blickfeld der Geschichte Die komplizierten politischen Verhaltnisse in Skandinavien fuhrten dazu dass Herzog Christian August von Schleswig Holstein Sonderburg Augustenburg ein Neffe des danischen Konigs des Landes verwiesen und grosszugig von der danischen Krone fur die zuruck gelassenen Guter entschadigt wurde Die Herzogsfamilie Christian Augusts ging nach Schlesien und erwarb 1853 die Herrschaft Primkenau sudlich an das Sprottebruch angrenzend Der Elan eines Neubeginns und die reichlich vorhandenen finanziellen Mittel der neuen Herrschaftseigner brachten wieder Bewegung in die Entwasserung des Sprottebruchs Der Herzog kaufte sogleich die Zeisdorfer Muhle und vermochte damit den Wasserstand am westlichen Austritt der Sprotte aus dem Bruch zu regulieren Er liess den Sudkanal anlegen der von Ost nach West durch seinen Bruchbesitz fuhrte So konnten innerhalb von zehn Jahren 1500 Morgen Ackerland dem Bruch abgerungen werden Die Vorreiterrolle der Herzogsfamilie liess die zustandigen staatlichen Stellen zunachst in abwartender Haltung verharren Mit den Jahren zeitigten die Anstrengungen der Augustenburger aber auch Nachteile fur benachbarte Grundbesitzer und liessen erkennen dass man in grosseren Dimensionen denken und arbeiten musste Genossenschaften BearbeitenDa die Primkenauer Herrschaft nur 28 des Bruchgebietes ihr eigen nannte fuhrte die Suche nach einer umfassenden Losung 1876 zur Grundung einer Wassergenossenschaft deren Mitglieder das gesamte Gebiet von 6000 ha in ihrem Besitz hatten Im Einzelnen waren dies 15 Guter und weitere 2000 Eigentumer aus 26 Gemeinden Die Interessenvertretung so vieler in einer Genossenschaft war kompliziert und machte diese nicht gerade sehr schlagkraftig Zahlreiche Gutachten Plane und Entwurfe befassten sich mit der Entwasserung des Bruchs Etwa ein Dutzend Wasserbau Experten haben sich im Laufe vieler Jahre an diese Aufgabe herangewagt Teilerfolge waren die Absenkung und letztlich die Beseitigung des Muhlenstaus bei Zeisdorf Immer wieder wurde an der Verbreiterung und Vertiefung der Sprotte und der nordlich verlaufenden Kleinen Sprotte gearbeitet Erfolgversprechend war auch die Anlage eines Hauptentwasserungskanals in Ost West Richtung an der tiefsten Stelle des Bruchs der 1920 realisiert wurde und die Absenkung des Wasserstandes um bis zu einem Meter brachte Nach diesen Erfolgen konnten Ende der 1920er Jahre erste Bodenverbesserungs Genossenschaften gegrundet werden die ein knappes Drittel des Bruchgebietes bearbeiten wollten Die beginnende Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflache bewog die Primkenauer Herrschaft 1929 ein Naturschutzgebiet von 625 ha einzurichten Damit sollte ein Stuck Urlandschaft erhalten bleiben als Zufluchtstatte fur die Tier und Pflanzenwelt Reichsarbeitsdienst RAD BearbeitenDas letzte Kapitel im fast zweihundertjahrigen Bemuhen das Sprottebruch fur die Landwirtschaft nutzbar zu machen schlugen die Nationalsozialisten auf Sie strebten angeblich die Nahrungsfreiheit des deutschen Volkes an 1 Rund um das Sprottebruch wurden ab 1934 Lager des Reichsarbeitsdienstes RAD aufgebaut und 1937 waren elf Abteilungen direkt mit 2300 Mann im Bruch tatig Mit diesen zahlreichen billigen Arbeitskraften wurden Strassen und Wege geschaffen die Voraussetzung fur die grossflachige Melioration In nur 18 Monaten konnte der Hauptdamm Primkenau Quaritz Quaritz hiess ab 1937 Oberquell gebaut werden der eine Strassenverbindung in Nord Sud Richtung moglich machte Im Ganzen wurden 36 km Wege und zahlreiche Brucken geschaffen Die danach einsetzende Bodenbearbeitung begann mit der Beseitigung versunkener Baumstamme deren Lage durch Abtasten mit Stahlsonden festgestellt werden musste Dann bearbeiteten Dampfpfluge und Tellereggen den Boden bevor als erste Zwischenfrucht Hanf mit grossem Erfolg angebaut wurde Innerhalb weniger Jahre wandelte sich das Sprottebruch zum wichtigsten Hanfanbaugebiet des Deutschen Reiches Auf Dauer war jedoch geplant das kultivierte Gebiet uberwiegend als Grunland zu nutzen Dafur war es so gut geeignet dass 1936 vier Grasschnitte eingefahren werden konnten Folgerichtig wurde angestrebt im Sprottebruch das bevorzugte schlesische Rindviehzuchtgebiet einzurichten RAD Abteilungen die das Bruch meliorierten 2 105 Thomas Trautenberger in Sprottischwaldau 3 105 Eduard von Fransecky und Neuvorwerk in Primkenau 4 105 Gaan von Salzburg in Baierhaus Oberleschen Gaan von Salzburg war 1277 ein Siebenburger Aufstandsfuhrer 1969 Theaterstuck 6 105 Birkenberg in Ilowa Halbau 7 105 in Sprottischwaldau 8 105 Martin Eisenburger in Armadebrunn Martin Eisenberger war 1640 Burgermeister von Schassburg und Freiheitsheld in Siebenburgen 1 106 Sprottebruch in Primkenau 2 106 in Reuthau Kr Sprottau 4 106 Kurt Johannes und Lange Erlen in Sprottebruch bei Primkenau 7 106 Sprottebruch in Hierlshagen 2 1936 nach Konstantin Hierl benannt 8 106 Sachsenlager in Hierlshagen 9 106 Luisenhohe in Primkenau 10 106 Konrad von Thierberg d J in Hierlshagen 11 106 Freiherr von Heynitz in HierlshagenIm Zweiten Weltkrieg BearbeitenAm 15 August 1937 konnte noch mit grossem Propagandaaufwand das erste im Sprottebruch neu gegrundete Dorf mit 42 Bauernhofen eingeweiht und nach Konstantin Hierl auf den Namen Hierlshagen polnisch Ostaszow getauft werden Weitere Bauerndorfer waren geplant im Osten des Bruchs bei Kosel 24 Hofe und das Westdorf mit rund 50 Hofen Bereits 1938 kam die Entwicklung ins Stocken weil zwei RAD Abteilungen zu Bauarbeiten an den Westwall verlegt und noch vor Kriegsbeginn 1939 weitere Abteilungen abgezogen und zu Pioniereinheiten und Bautruppen umfunktioniert wurden Wahrend des Zweiten Weltkrieges mussten die meisten Arbeitsvorhaben ruhen da die RAD Abteilungen an den Fronten eingesetzt waren Eingelagertes Baumaterial fur das Bauerndorf bei Kosel blieb ungenutzt Zement verdarb in einer Gutsscheune Am 30 Januar 1945 dann das bittere Ende Wahrend die Dorfer sudlich des Bruchs bereits brannten verliessen die letzten Arbeitsdienstmanner das Sprottebruch und brachten sich vor der nahenden Front in Sicherheit Resumee und Ausblick BearbeitenUberblickt man den Zeitraum von 180 Jahren 1757 1937 so sind immer wieder Hemmnisse auszumachen die die vielfaltigen Anstrengungen in Frage stellten Zuerst waren es zaghafte unzureichende Plane bei der Entwasserung dann Rucknahme von Planungen wegen fehlender Geldmittel Auch Uneinigkeit der zahlreichen Eigentumer und Naturereignisse die zu Uberschwemmungen fuhrten brachten Ruckschlage Letztendlich waren Kriege dafur verantwortlich dass hochfliegende Plane nicht vollendet werden konnten In einer Zeit des weltweiten Guteraustausches ist es heute nicht mehr zwingend erforderlich Moore landwirtschaftlich zu nutzen Wirtschaftlichkeitsberechnungen sprechen ebenfalls dagegen Immer grosser wird die Zahl der Naturschutzer mit ihrer Forderung noch bestehende Moore als in Jahrhunderten gewachsene Naturdenkmaler zu erhalten und ehemalige Moorgebiete wieder zu vernassen Literatur BearbeitenThietmar von Merseburg Chronik 1009 1018 Helmrich Die Entwasserung des Sprottebruchs in Sprottauer Jahrbuch 1930 Seite 61 83 Richard Nitschke Kulturarbeiten im Sprottebruch in Schlesische Heimat 4 Heft 1937 Seite 193 197 Kameradschaftsbriefe des ehemaligen Arbeitsgaus X Niederschlesien 1952 1975 ediert von Erich Halbscheffel Felix Matuszkiewicz Aus Primkenaus Vergangenheit in Unsere Sagan Sprottauer Heimat Koln Rodenkirchen 1956 Seite 17 21Einzelnachweise Bearbeiten Richard Nitschke Kulturarbeiten im Sprottebruch Schlesische Heimat 4 Heft 1937 Seite 193 Seit 1945 polnisch Ostaszow Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprottebruch amp oldid 234785680