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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Sprang Begriffsklarung aufgefuhrt Sprang ist eine textile Handarbeitstechnik zur Herstellung netzartig gewirkter Geflechte aus parallel gespannten Faden Diese Geflechte sind dehnbar und konnen z B als Haarnetz Beutel oder Gurtel verwendet werden Rekonstruktionsversuch eines sachsischen Haarnetzes aus dem 6 Jh n Chr Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Technik 3 Geschichte 3 1 Europa und Nordafrika 3 2 Sudamerika 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksDefinition BearbeitenSprang ist ein Kettenstoffverfahren mit aktiver Kette bei der im Gegensatz zum Weben nur ein System aus parallel aufgespannten Faden verwendet wird ein Schussfaden wird nicht benotigt Durch Uberkreuzen oder Verdrehen der Kettfaden oder einzelner Fadengruppen entsteht ein elastisches mehr oder weniger dichtes Geflecht Je nachdem welche Kettfaden miteinander verkreuzt werden entstehen verschiedene Musterungen oder Bindungsformen Diese werden unterschieden in Einhange Flecht und Zwirnbindesprang Der Begriff Sprang stammt aus dem Schwedischen Technik BearbeitenAls Hilfsmittel zur Herstellung von Geflechten in Sprangtechnik wird eine Befestigungsmoglichkeit fur die Kettfaden benotigt Das muss kein Webstuhl oder Webrahmen sein ein niedrig hangender Ast zwei Stuhllehnen oder ein einfacher rechteckiger Rahmen reichen aus Meist wird die Kette zwischen zwei dunne Stabe oder Schnure gespannt Diese werden im gewunschten Abstand voneinander befestigt dann wird der Faden mit gleichmassiger Spannung uber die Stabe gewickelt Am Anfang und Ende wird der Kettfaden an den oberen Stab geknotet Die vor den Staben liegenden Faden werden dann mit den hinter den Staben liegenden Faden verkreuzt Dabei entstehen oberhalb und unterhalb der Arbeitsposition Verkreuzungen Mit Hilfe der Finger oder eines Stabchens werden diese Verkreuzungspunkte an die Enden der Kette geschoben Beim weiteren Arbeiten wachst so das Geflecht von beiden Enden zur Mitte hin Zum Schluss wird die letzte Reihe in der Mitte auf ein Band gefadelt oder die Netzmaschen werden ineinander geschlauft um ein Aufgehen zu verhindern Geschichte Bearbeiten nbsp Rekonstruktionsversuch des Haarnetzes aus dem Grab von Skrydstrup Gezeigt im Museum Haderslev Danemark nbsp Rekonstruktionsversuch des Haarnetzes der Moorleiche Frau von Arden aus Danemark Europa und Nordafrika Bearbeiten 3000 1500 v Chr Die altesten Hinweise auf Textilien in Sprangtechnik stammen aus dem Neolithikum Jungsteinzeit Auf der Unterseite einiger Tongefasse aus Rietzmeck Kreis Rosslau befinden sich Abdrucke des Geflechts auf dem sie zum Trocknen standen Der Struktur nach handelte es sich dabei wahrscheinlich um Sprang 1400 1300 v Chr Das alteste erhaltene Spranggeflecht fand sich 1871 in einem bronzezeitlichen Grabhugel in Danemark Im Grab der Frau von Borum Eshoj nahe Aarhus fand sich ein komplett erhaltenes Haarnetz aus feiner Wolle Auch aus dem ebenfalls bronzezeitlichen Frauengrab von Skrydstrup liegt ein weiteres komplettes Haarnetz vor 800 500 v Chr Zwei weitere Funde stammen aus danischen Mooren aus der Hallstattzeit Mit den Moorleichen Frau von Haraldskaer und der Frau von Arden wurden jeweils neben anderen Kleidungsstucken wollene Haarnetze gefunden 500 50 v Chr Aus der Latenezeit stammt nicht nur ein Textil Fragment aus einem spanischen Grab das eventuell in Sprangtechnik gefertigt wurde auch aus der Bestattung des Fursten vom Glauberg stammt ein Fund einer Sprangarbeit 1 2 ca 100 n Chr In einer Mullgrube der romischen Siedlung von Vindonissa Schweiz wurde ein Fragment aus Wolle gefunden das als Haarnetz gedeutet wird 400 700 n Chr Die bei weitem grosste Anzahl erhaltener Sprangtextilien stammt aus koptischen Grabern Von 1880 an wurden diese in Oberagypten hauptsachlich nahe Achmim ausgegraben In ihnen wurden verschiedene gut erhaltene Kopfbedeckungen und Beutel aus naturfarbenem Leinen oder gefarbter Wolle gefunden Technisch sind die koptischen Sprangarbeiten sehr weit entwickelt und kompliziert Diese aussergewohnlichen Funde sind dem Umstand zu verdanken das die Kopten ihre Toten vollstandig bekleidet und mit zahlreichen Beigaben aus dem alltaglichen Leben begruben Die Graber wurden oberhalb der Uberschwemmungszone des Nils in trockenem Sand angelegt so dass das organische Material kaum der Zersetzung durch Bakterien ausgesetzt war So blieben Wolle Leinen Leder und Holz erhalten 6 Jh n Chr In einem Moor bei Tegle Norwegen wurden ein Paar wollene Beinlinge Gamaschen aus Sprang gefunden Beide Gamaschen wurden als ein Teil gearbeitet dann aufgetrennt und an den Kanten mit Brettchengewebe versaubert Die Oberflache ist mit einem Muster aus Dreiecken verziert Die Gamaschen reichen vom Knochel bis ans Knie haben keinen Fussteil und sind als Rohre gearbeitet ca 850 n Chr Aus dem Schiffsgrab von Oseberg stammt ein holzerner Rahmen der eventuell als Flechtrahmen fur Sprangarbeiten verwendet wurde Eine Deutung als Webrahmen fur Bildwirkerei ist aber genauso moglich In York wurde eine Gamasche ahnlich denen aus dem 6 Jh gefunden sie besteht aus Wolle und hat ein Streifenmuster Kleine Fragmente von Sprangarbeiten wurden in einigen Graber in Birka Schweden gefunden Sudamerika Bearbeiten 1100 v Chr Sprang war nicht nur in Europa verbreitet auch in Sudamerika wurde diese Textiltechnik verwendet 1957 wurden einige zylindrische Beutel und verschiedene Fragmente aus Baumwolle in Asia an der peruanischen Kuste gefunden Sie stammen aus der spaten vor keramischen Zeit 500 300 v Chr Zwei Sprangfragmente die vielleicht zu Kopfbedeckungen gehorten stammen aus den Grabern von Paracas Cavernas Peru Beide sind aus orangefarbener Wolle hergestellt und komplett mit Fischen Schlangen und Vogeln gemustert 300 v Chr 500 n Chr Von der Nazca Kultur in Peru stammen zahlreiche Textilien in Sprangtechnik Sie wurden in der Nahe der namensgebenden Stadt Nazca gefunden Die Bandbreite reicht von sehr aufwendig und fein gearbeiteten Schals bis zu einfachen Taschen und Beuteln 1100 1300 n Chr Ein schmales Band aus Baumwolle stammt aus Mule Creek Cave in New Mexico 1100 1300 n Chr In Tonto Monument Arizona wurde ein Hemd mit kompliziertem Lochmuster gefunden An der Unterkante befinden sich Fransen Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Vorder und Ruckenteil um Halften derselben Sprangarbeit Literatur BearbeitenAnnemarie Seiler Baldinger Systematik der Textilen Techniken Wepf amp Co Basel 1991 ISBN 3 85977 185 X Peter Collingwood The Techniques of Sprang Faber amp Faber Books London 1974 ISBN 0 571 10144 5 englisch Margrethe Hald Sprang In Ancient Danish Textiles from Bogs and Burials National Museum of Denmark Kopenhagen 1980 ISBN 87 480 0312 3 S 245 277 englisch Dagmar Drinkler Eng anliegende Bekleidung in Antike und Renaissance In Zeitschrift fur Kunsttechnologie und Konservierung 24 2010 5 35 Einzelnachweise Bearbeiten Holger Baitinger Bernhard Pinsker Hrsg Das Ratsel der Kelten vom Glauberg Theiss Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1592 8 Die Keltenfursten vom Glauberg Ein fruhkeltischer Furstengrabhugel am Hang des Glauberges bei Glauburg Glauberg Wetteraukreis Archaologische Ges in Hessen Wiesbaden 1996 Weblinks BearbeitenHandarbeitsforum mit Rubrik zu Sprang Sprang Infoseite engl zu romischen Haarnetzen aus Agypten engl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprang amp oldid 234593399