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Die Frau von Haraldskaer danisch Drottning Gunhild dt Konigin Gunhild ist eine eisenzeitliche Moorleiche die 1835 im Moor von Haraldskaer nahe Skibet gehorenden Rittergut Haraldskaer ca 6 km westlich von Vejle in Jutland Danemark gefunden wurde Lange Zeit kursierten Spekulationen es handele sich hierbei um die sterblichen Uberreste der sagenhaften norwegischen Konigin Gunnhild Frau von Haraldskaer im Eichensarg Inhaltsverzeichnis 1 Auffindung 2 Fruhe Spekulationen um die Identitat 3 Befunde 3 1 Kleidung 4 Deutung 5 Die Frau von Haraldskaer in der Literatur 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAuffindung BearbeitenArbeiter entdeckten die Frau von Haraldskaer am 20 Oktober 1835 beim Ausheben eines Grabens Der Erhaltungszustand der Toten war aufgrund der anaeroben Bedingungen am Fundort ausserordentlich gut Die Frau war auf dem Rucken liegend durch holzerne Haken an den Knien und Ellenbogen im Torf fixiert Dicke Aste uber Brust und Unterleib waren ebenfalls mit Haken befestigt 1 Die Frau lag mit dem Kopf in Richtung Osten und Blick nach Westen Nach Entfernung aller Haken konnte der Leichnam sowie einige Kleidungsreste geborgen werden Ihre Haut war vollkommen intakt Sie war unbekleidet jedoch lagen ein lederner Umhang sowie drei wollene Kleidungsstucke auf der Leiche 2 Diese Moorleiche ist eine der ersten die von Wissenschaftlern geborgen und untersucht werden konnte Ihre sterblichen Uberreste waren bis zum Herbst 2012 in einer Vitrine in der St Nikolaus Kirche in Vejle ausgestellt Seitdem befindet sie sich in Vejles Kulturhistorischem Museum Spinderihallerne 3 Fundort 55 42 9 9 N 9 26 22 O 55 702739 9 439455 Koordinaten 55 42 9 9 N 9 26 22 OFruhe Spekulationen um die Identitat Bearbeiten nbsp St Nikolaus Kirche in VejleNach der Entdeckung der Moorleiche kreisten erste Vermutungen uber ihre Identitat um die Person der norwegischen Konigin Gunnhild aus dem 10 Jahrhundert Die Jomsvikinga saga erzahlt der danische Konig Harald I Blauzahn hatte Gunnhild ermorden und im Moor versenken lassen Allerdings gibt es noch andere Uberlieferungen nach denen Gunnhild bei ihrer Tochter auf Orkney gestorben sein soll Die Identifikation der Moorleiche mit Gunnhild wurde dadurch untermauert dass die Frau ein kostbares Gewand trug und der Fundort in alter Zeit Gunnelsmose also Gunnhilds Moor genannt worden war Das Rittergut Haraldskaer soll ausserdem von Harald Blauzahn gegrundet worden sein und es liegt nahe dem alten danischen Konigshof in Jelling Der Glaube die Leiche Konigin Gunnhilds gefunden zu haben war so popular dass der danische Konig Friedrich VI selbst den Eichensarg stiftete in dem die Frau von Haraldskaer in der St Nikolaus Kirche im Zentrum Vejles ruhte Seit dem 9 Marz 2013 ist die Moorleiche im Vejles neuem Kulturmuseum zu sehen 4 Der junge Student und spater beruhmte Archaologe Jens Jacob Asmussen Worsaae ein Pionier der archaologischen Stratigraphie widersprach schon kurz nach der Auffindung der Deutung der Moorleiche als Konigin Gunnhild 5 Nach seiner Auffassung handelte es sich um einen Fund aus der vorromischen Eisenzeit was zu einer heftig ausgetragenen Kontroverse fuhrte Erst die 1977 vorgenommene Altersbestimmung mittels Radiokohlenstoffdatierung 14C Datierung nach der die Moorleiche aus der Zeit um 490 v Chr stammt gab Worsaae endgultig Recht 6 7 Der aus diesen Spekulationen resultierenden grossen Popularitat und der sorgfaltigen Behandlung seit der Auffindung ist der immer noch sehr gute Erhaltungszustand der Frau zu verdanken dies ganz im Gegensatz zu dem wesentlich spater 1950 gefundenen Tollund Mann der durch ungenugende Konservierung und unsachgemasse Aufbewahrung nur noch in wenigen Teilen wie dem Kopf erhalten ist Obwohl die Frau von Haraldskaer nicht von koniglicher Abstammung ist blieb sie auch nach 1977 zunachst noch im Querschiff der St Nikolaus Kirche aufgebahrt Befunde Bearbeiten nbsp Rittergut Haraldskaer im Jahre 1857 nbsp Frau von HaraldskaerDie anfanglich auf etwa 50 Lebensjahre geschatzte Frau ist einschliesslich Skelett intakter Haut und innerer Organe vollstandig erhalten Alle Gelenke sind von einer dunnen Schicht der getrockneten Haut umgeben und vermitteln den Eindruck als sei die Frau erst vor kurzem verstorben Ihre lederartige Haut ist sehr runzelig was darauf hindeutet dass die Frau zu Lebzeiten moglicherweise recht beleibt war was auch durch ihre gut erhaltenen Bruste bestatigt wird Durch die Einwirkung der Tannine aus den Moorsauren weisen ihre Haut und die langen Haare die fur Moorleichen typische tiefbraune Farbung auf Ihr Gebiss ist vollstandig und sie hatte einen allgemein guten gesundheitlichen Zustand Ihr Skelettapparat zeigt keine degenerativen Veranderungen wie Arthritis oder Anzeichen schwerer Arbeit wie sie sonst haufig an Leichen aus dieser Zeit nachweisbar sind Ein Knie weist einen tiefen Einstich durch ein spitzes Objekt auf Im Jahre 1979 folgte eine intensivere forensische Untersuchung der Leiche im Universitatskrankenhaus von Aarhus Zu diesem Zeitpunkt war der Korper durch weiteres Austrocknen merklich geschrumpft wodurch sich ihre Haut starker in Falten legte Die Leiche mass 133 cm wohingegen sie nach Angabe der fruheren Berichte bei ihrer Auffindung 1835 noch eine Lange von 150 cm hatte Die computertomographische Untersuchung ihres Schadels ermoglichte eine genauere Eingrenzung ihres Alters auf 40 Lebensjahre zum Zeitpunkt ihres Todes Im Jahr 2000 erfolgte eine weitere forensische Untersuchung der Frau durch Lone Hvass vom Helsingor Museum Miranda Aldhouse Green von der Cardiff University und dem Gerichtsmedizinischem Institut der Universitat Aarhus Demnach bestand der Mageninhalt der Frau aus ungeschalter Hirse und Brombeeren Am Hals fand man Abdrucke eines Seils die den Schluss zulassen dass die Frau erdrosselt oder erhangt wurde Eine weitere Untersuchung der Leiche im Krankenhaus von Aarhus begann am 1 April 2005 Kleidung Bearbeiten Neben der Leiche selbst haben sich umfangreiche Kleidungsreste aus tierischen Rohmaterialien erhalten Ein Pelzumhang war aus vielen Pelzstucken in einer sorgfaltigen Kurschnerarbeit zusammengenaht Zu diesem Umhang gibt es mehrere erhaltene Vergleichsfunde wie den der Frau von Elling des Jungen von Kayhausen des Madchens von Drobnitz oder des Mannes aus Jurdenerfeld Weiter befanden sich drei Kleidungsstucke aus Schafwolle im Grab Diese Textilien waren durch eingewebte dunklere Faden gemustert und mit Fransen verziert Ob die Leiche ursprunglich nackt in das Moor gelangte ist nicht sicher da moglicherweise vorhandene Kleidungsteile aus pflanzlichen Rohstoffen wie Leinen oder Nessel im sauren Milieu des Moores vergangen sein konnen Ein Haarnetz in Sprangtechnik das heute als Kopfbedeckung der Moorleiche gilt kann diesem Fund allerdings nicht sicher zugeordnet werden Es wurde erst spater als Teil des Haraldskaerfundes erwahnt Deutung BearbeitenAufgrund der sorgfaltig ausgefuhrten Korperbestattung in einem Moor zu einer Zeit als die Brandgrabersitte in dieser Region allgemein verbreitet war gehen die Wissenschaftler von einer Opferung oder rituellen Totung der Frau von Haraldskaer aus Die Frau von Haraldskaer in der Literatur BearbeitenDer danische Autor und Amateurarchaologe Steen Steensen Blicher besuchte 1836 die Fundstelle als einer der ersten Besucher Der Fund inspirierte ihn zu seiner Novelle Grovhojen einer Parodie uber einen falschen archaologischen Fund 1841 uberdachte er jedoch seine Meinung zu dem Fund der Frau von Haraldskaer und veroffentlichte sein Gedicht Dronning Gunhild Konigin Gunnhild ein Klagelied uber die tote Konigin im Moor 1846 nutzte der danische Dramaturg Jens Christian Hostrup ein Freund des Archaologen Worsaae den Streit um die Identitat der Frau von Haraldskaer als Stoff fur seine Komodie in vier Akten En Spurv i Tranedans auf Deutsch etwa Ein Spatz im Kranichtanz in der ein Rankeschmied vom Geist Konigin Gunnhilds einen magischen Ring erhalt der alle Menschen blind gegenuber seinem Treiben macht Auf satirische Weise stutzte Hostrup damit indirekt die Theorie die Frau von Haraldskaer sei Konigin Gunnhild und schurte damit ein allgemein grosses Interesse fur Worsaaes Hypothese Literatur BearbeitenWijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 S 41 44 48 88 99 131 145 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke P V Glob Die Schlafer im Moor Winkler Munchen 1966 S 54 64 danisch Mosefolket Ubersetzt von Thyra Dohrenburg Miranda Aldhouse Green Menschenopfer Ritualmord von der Eisenzeit bis zum Ende der Antike Magnus Essen 2003 ISBN 3 88400 009 8 Lone Hvass Dronning Gunhild et moselig fra jernalderen 1998Weblinks BearbeitenHaraldskaer Woman In Bodies of the Bogs Archaeological Institute of America abgerufen am 30 November 2011 Das Haarnetz von Haraldskaer auf Danisches NationalmuseumEinzelnachweise Bearbeiten Miranda Aldhouse Green Boudica Britannia rebel war leader and queen Pearson Longman Harlow 2006 ISBN 978 1 4058 1100 2 S 95 96 englisch Lone Hvass Dronning Gunhild et moselig fra jernalderen Sesam Kopenhagen 1998 ISBN 87 7801 725 4 S 26 danisch Mosens kraft Dauerausstellung im Kulturhistorischen Museum Spinderihallerne abgerufen am 1 Marz 2020 danisch Jorgen Nygaard Moselig pa plads pa sin haedersplads TV Syd am 8 Februar 2013 abgerufen am 14 Juli 2016 danisch Peter Rowley Conwy From Genesis to Prehistory The Archaeological Three Age System and Its Contested Reception in Denmark Britain and Ireland In Oxford studies in the history of archaeology Band XVII Oxford University Press Oxford 2007 ISBN 978 0 19 922774 7 S 70 englisch Klaus Ebbesen Doden i mosen Carlsen Kopenhagen 1986 ISBN 978 87 562 3369 9 S 7 danisch Haraldskaer Woman In Bodies of the Bogs Archaeological Institute of America abgerufen am 30 November 2011 englisch PersonendatenNAME Frau von HaraldskaerALTERNATIVNAMEN Konigin Gunnhild Dronning Gunhild danisch KURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM 5 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM um 490 v Chr STERBEORT bei Jelling Danemark Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frau von Haraldskaer amp oldid 236400367