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Spitzenganger oder auch Zehenspitzenganger sind Landwirbeltiere die bei der Fortbewegung nur uber die anatomischen Finger bzw Zehenspitzen den Boden beruhren Diese Art der Fortbewegung wird auch unguligrade Gangart von lat ungula Huf gradi gehen oder Unguligradie genannt was sich darauf bezieht dass alle rezenten Spitzenganger Huftiere Ungulata sind Dabei hat sich die Unguligradie bei Paarhufern und Unpaarhufern unabhangig voneinander entwickelt Galoppierendes PferdDistale Partien der Hinter extremitaten einer Giraffe Das Bild zeigt die distalsten Abschnitte der Unterschenkel gemustert und die Fusse grosstenteils ungemustert Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Abgrenzungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Unguligradie wird verwirklicht indem das mehr oder weniger stark verlangerte Metapodium Mittelhand bzw Mittelfuss einschliesslich der sich unmittelbar anschliessenden Finger bzw Zehenglieder Phalangen als Teil des Armes bzw Beines fungiert und das Hand bzw Fussgelenk die Rolle eines zweiten Ellenbogen bzw Kniegelenks einnimmt oder anders formuliert alle Elemente der anatomischen Hand bzw des anatomischen Fusses mit Ausnahme der terminalen Phalangen sind die distalen Elemente des funktionalen Armes bzw funktionalen Beines Mit diesem Fussbau verbunden ist eine starke Reduktion der gewichtstragenden Finger bzw Zehenstrahlen bei Wiederkauern Paarhufer auf zwei bei Pferden Unpaarhufer auf einen einzelnen Finger bzw Zehenstrahl Auch sind die terminalen Phalangen der verbleibenden Zehenstrahlen mit einer Horn kappe dem Huf uberzogen Tiere mit unguligrader Gangart sind meist gute und schnelle Laufer nicht zuletzt weil infolge der Verlangerung des funktionalen Armes bzw Beines die Schrittlange relativ gross ist sodass mit jedem Schritt eine relativ lange Strecke zuruckgelegt werden kann Mit unter anderem dem Gabelbock und der Thomsongazelle stellen die Spitzenganger einige der schnellsten Landwirbeltiere der Erde Abgrenzungen BearbeitenVon den Spitzengangern unterschieden werden die Zehenganger die das komplette Akropodium alle Finger bzw Zehenglieder aufsetzen und die Sohlenganger die das komplette Autopodium die gesamte anatomische Hand bzw den gesamten anatomischen Fuss aufsetzen Bei den Huftieren sind nur die Wiederkauer und die Pferde vollkommen Unguligrad Andere Paar und Unpaarhufer beispielsweise Schweine Kamelartige und Tapire gelten als semi unguligrad weil sie zwar nicht uber alle Phalangen aber auch nicht ausschliesslich uber die terminalen Phalangen den Boden beruhren So haben Schweine keine echten Hufe sondern nur hufartige Krallen und die Sohle ihrer funktionalen Fusse weist neben diesen auch schwach verhornte Ballen auf Auch sind bei diesen Tieren die ausseren lateralen und medialen Finger bzw Zehen meist weniger stark reduziert wenngleich dennoch oft nicht mehr funktional Bei besonders schwer gebauten pflanzenfressenden Saugetieren wie Flusspferden Nashornern und Elefanten hat sich eine Spezialform des Fussbaues herausgebildet der unter anderem ebenfalls als semi unguligrad oder sub unguligrad 1 bezeichnet wird Diese Vertreter besitzen drei bis funf funktionale d h gewichtstragende Finger bzw Zehen Der Unterschenkel ist meist eher gedrungen der anatomische Fuss ist saulenartig und ausserlich sind Finger bzw Zehen nur als Stummel oder gar nicht ausgebildet Insbesondere die proximaleren Teile des Fussskelettes lagern mitsamt Muskeln und Bandern einem dicken Polster aus elastischem Bindegewebe auf uber das sie mit der funktionalen Fusssohle in Kontakt stehen 2 Das Korpergewicht ruht folglich nicht nur auf den distalen Finger bzw Zehengliedern sondern je nach Hand bzw Fussbau zusatzlich auch auf den proximalen Phalangen dem Metapodium oder sogar dem gesamten Autopodium Somit liegt genaugenommen eine Spezialform der Digitigradie Semi Plantigradie oder Plantigradie vor 1 Weil er eine Modifikation im Zuge einer allgemeinen bedeutenden teilweise extremen Zunahme der Korpergrosse und des Korpergewichtes darstellt wird dieser Fussbau auch graviportal genannt Er trat konvergent schon bei den grossen langhalsigen pflanzenfressenden Dinosauriern Sauropoden auf 3 Auch Flusspferde Paarhufer Nashorner Unpaarhufer und Elefanten Russeltiere sind jeweils unabhangig voneinander graviportal Literatur BearbeitenChristopher McGowan The Raptor and the Lamb Predators and Prey in the Living World Penguin Books London 1998 ISBN 0 14 027264 X P David Polly Limbs in mammalian evolution S 245 268 in Brian K Hall Hrsg Fins into Limbs Evolution Development and Transformation University of Chicago Press Chicago 2007 ISBN 978 0 226 31336 8 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Berlin Heidelberg 2010 ISBN 978 3 8274 2039 8Einzelnachweise Bearbeiten a b C E Miller C Basu G Fritsch T Hildebrandt J R Hutchinson Ontogenetic scaling of foot musculoskeletal anatomy in elephants Journal of the Royal Society Interface Bd 5 Nr 21 2008 S 465 475 doi 10 1098 rsif 2007 1220 Open Access G E Weissengruber G F Egger J R Hutchinson H B Groenewald L Elsasser D Famini G Forstenpointner The structure of the cushions in the feet of African elephants Loxodonta africana Journal of Anatomy Bd 209 Nr 6 2006 S 781 792 doi 10 1111 j 1469 7580 2006 00648 x Open Access Oliver M Rauhut Regina Fechner Kristian Remes Katrin Reis How to Get Big in the Mesozoic The Evolution of the Sauropodomorph Body Plan S 119 149 in Nicole Klein Hrsg Biology of the Sauropod Dinosaurs Understanding the Life of Giants Indiana University Press Bloomington IN 2011 ISBN 978 0 253 35508 9 S 133 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spitzenganger amp oldid 232303590