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Das Sphaleron griech bereit zu fallen ist eine hypothetische Anregung des Vakuums im Standardmodell der Elementarteilchenphysik die in einigen Theorien der Baryogenese eine Rolle spielt Die Sphaleron Prozesse wurden erstmals 1984 von Frans Klinkhamer und Nicholas Manton 1 mathematisch beschrieben Sie sind nicht storungstheoretisch im Rahmen des elektroschwachen Sektors des Standardmodells beschrieben Experimentell konnten sie noch nicht bestatigt werden Die Vakuumzustande der elektroschwachen Theorie sind im Standardmodell nicht eindeutig und so weist das Potential eine periodische Struktur von Minima auf Die Energieflache im Raum der Feldkonfigurationen zwischen zwei Minima sieht dabei wie ein Sattelpunkt aus Wechselt nun ein System von einem Vakuumzustand in den anderen so geschieht dies mittels sogenannter Sphaleronen Dies sind instabile Losungen der Feldgleichungen die zwischen den Vakua existieren Sphaleronen nehmen den Weg uber die Potentialbarriere zwischen den Vakua Die Energie des Sphalerons E S displaystyle E S wird auf rund 10 Tera Elektronenvolt TeV geschatzt 2 Zum Vergleich liegt der elektroschwache Phasenubergang rund 100 Mal niedriger bei 100 GeV die Baryogenese findet bei Energien um den elektroschwachen Phasenubergang und daruber statt Die Physik der Sphaleronen hangt eng mit der des Higgsteilchens zusammen So ist die Energiedichte des Sphalerons nur aufgrund der Existenz des Higgsfeldes endlich 3 Es gilt fur die Energie des Sphalerons E S v g M W a displaystyle E S sim frac v g sim frac M W alpha mit v displaystyle v dem Vakuum Erwartungswert des Higgsfeldes g displaystyle g der SU 2 Kopplungskonstante der elektroschwachen Wechselwirkung der W Boson Masse M W displaystyle M W und der Feinstrukturkonstante a displaystyle alpha 3 Das Sphaleron ist instabil und zerfallt bei kleinen Storungen in eine Vielzahl von Teilchen Grossenordnung 1 a 100 displaystyle frac 1 alpha approx 100 Es gibt auch die Moglichkeit von einem Vakuum in das nachste zu tunneln diesen Vorgang bezeichnet man als Instanton Da Tunneleffekte jedoch exponentiell unterdruckt werden sind solche Vorgange sehr unwahrscheinlich in der Grossenordnung 10 150 displaystyle 10 150 2 Anschaulich gesprochen dienen die Sphaleronen als Ventil zwischen Leptonen und Baryonen da sie die eine Teilchensorte in die andere uberfuhren konnen Sphaleronen erhalten die Differenz aus Baryonenzahl B displaystyle B und Leptonenzahl L displaystyle L B L displaystyle B L verletzen jedoch ihre Summe B L displaystyle B L Somit kann mittels Sphaleronen auch eine Baryogenese via Leptogenese vonstattengehen Sind beispielsweise auf der einen Seite der Potentialbarriere in dem einen Potential Minimum drei Baryonen vorhanden Baryonenzahl 3 kann es durch Uberwindung der Potentialbarriere Sphaleron im anderen Minimum in drei Antileptonen umgewandelt werden Leptonenzahl 3 Die Differenz B L bleibt dabei erhalten D B L 0 displaystyle Delta B L 0 Aus theoretischen Grunden den topologischen Eigenschaften der dem Sphaleron entsprechenden Feldkonfiguration kann sich die Baryonenzahl bzw die Leptonenzahl aber nur um drei oder ein Vielfaches von drei andern D B D L n f D N C S displaystyle Delta B Delta L n f Delta N CS oder D B L 2 n F D N C S displaystyle Delta B L 2n F Delta N CS wobei n f displaystyle n f die Anzahl der Fermionengenerationen ist im Standardmodell 3 und N C S displaystyle N CS die Chern Simons Zahl der Feldkonfiguration ist eine topologische Invariante und eine ganze positive oder negative Zahl ist die im einfachsten Fall eines Sphalerons vom Betrag her gleich 1 ist 4 3 Das Delta D displaystyle Delta steht wie ublich fur die Differenz Im fruhen Universum hat man es mit Quark Materie zu tun mit entsprechend drittelzahligen Baryonenzahlen der einzelnen Quarks Beim Sphaleron Ubergang muss neben der Bedingung fur die Baryonen und Leptonenzahl die Generationszugehorigkeit der einzelnen Elementarteilchen erhalten bleiben und die QCD Farbneutralitat der durch das Sphaleron umgewandelten Gesamtmenge der Quarks gewahrleistet sein Die genaue Dynamik von Sphaleronen im nichtlinearen elektroschwachen Sektor ist noch nicht bekannt bzw nicht berechenbar Sphaleronen allein kommen fur die Baryogenese im Standardmodell im ublichen kosmologischen Szenarium nicht in Betracht da dies dem dritten Sacharow Kriterium entgegensteht der Bedingung eines thermodynamischen Ungleichgewichts Der Phasenubergang der Baryogenese sollte erster Art sein damit sich die Blasen Bubbles mit den schon gebildeten Baryonen vereinigen ahnlich dem Ubergang Gas Flussigkeit wo der kuhleren flussigen Phase die Baryonen Phase entspricht Bei einem Phasenubergang zweiter Art findet dagegen ein kontinuierlicher Ubergang statt Aus Gitterrechnungen und analytischen Rechnungen kommt ein solcher elektroschwacher Phasenubergang 1 Art nur bei Higgsmassen bis 73 GeV Masse des Higgsteilchens in Betracht 4 das Higgsteilchen hat aber eine Masse von rund 123 GeV Sphaleronen werden aber weiterhin in Szenarien jenseits des Standardmodells fur die Baryogenese diskutiert Leptogenese mit anschliessender Baryogenese uber Sphaleronen Sphaleronen werden auch ausserhalb der elektroschwachen Theorie diskutiert und sind mit chiralen Anomalien verbunden Allgemein handelt es sich um topologische Feldanregungen endlicher Energie die instabil sind im Gegensatz zu Solitonen Im Gegensatz zu den instabilen Sphaleronen sind sie stabil und beschreiben grob Gleichgewichtseigenschaften der Felder wahrend Sphaleronen zur Beschreibung der Dynamik dienen Beide sind Losungen zu reellen Zeiten wahrend die Tunnellosung der Instantonen eine Losung zu imaginaren Zeiten ist Instantonen spielen in der Quantenchromodynamik eine bedeutende Rolle Der elektroschwache Sektor des Standardmodells mit der Higgsmasse von rund 123 GeV hat sehr wahrscheinlich keine Solitonen aber zwei Sorten von Sphaleronen 3 Das hier fur die Baryonenzahlverletzung diskutierte Sphaleron S displaystyle S ist mit der chiralen U 1 Anomalie Adler Bell Jackiw Anomalie im elektroschwachen Sektor verbunden Eine weitere Sphaleron Losung der elektroschwachen Theorie S displaystyle S genannt ist mit der von Edward Witten 1982 entdeckten chiralen nichtstorungstheoretischen SU 2 Anomalie des elektroschwachen Sektors verbunden und spielt theoretisch bei Vielteilchenerzeugung bei sehr hohen Energien eine Rolle 3 Schliesslich gibt es im QCD Sektor des Standardmodells SU 3 Eichfeld noch das Sphaleron S displaystyle hat S das mit den von William Bardeen 1969 erstmals untersuchten chiralen nicht abelschen Anomalien zusammenhangt Literatur BearbeitenCline James M Der Ursprung der Materie In Spektrum der Wissenschaft November 2004 Mark Trodden Baryogenesis and Leptogenesis 12 2004 arxiv hep ph 0411301Einzelnachweise Bearbeiten F R Klinkhamer Manton A saddle point solution in the Weinberg Salam theory Phys Rev D Band 30 1984 S 2212 2220 a b Daria Satco Search for Sphalerons in Proton Proton Collisions CERN Student Notes 2017 040 a b c d e Klinkhamer Sphalerons and anomalies an introduction Talk Seoul 2015 Online auf der Homepage von Klinkhamer a b Werner Bernreuther CP Violation and Baryogenesis in Lecture Notes in Physics 591 2002 arxiv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sphaleron amp oldid 237151985