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Die spanische Mode oder spanische Kleidermode ist die Mode der ausgehenden Renaissance und des spanischen Barock der Zeit zwischen etwa 1550 und dem Dreissigjahrigen Krieg 1 Sie pragte die Zeit der Gegenreformation der Bewegung mit welcher die katholische Kirche und die katholisch gefuhrten Staaten in vorderster Front Spanien die Reformation bekampften Formal zeichnete sich die spanische Hoftracht durch ein elegantes aber sehr starres feierliches Geprange aus als Abbild des strengen spanischen Hofzeremoniells das sich ebenfalls zu dieser Zeit verbreitete 2 besonders auch am Wiener Hof El Greco Ein Caballero mit der Hand auf der Brust um 1580Die spanische Hoftracht wurde bis etwa 1620 nicht nur in den habsburgisch regierten Landern Spanien Portugal Spanische Niederlande Heiliges Romisches Reich Deutschland Osterreich Teilen Italiens wie Mailand Neapel und Sizilien getragen sondern in ganz Europa teilweise mit gewissen Abweichungen In Spanien und Portugal das zwischen 1580 und 1640 unter spanischer Oberherrschaft stand hielt man auch noch unter der Herrschaft Philipps IV bis in die 1660er Jahre daran fest auch dabei kam es zu modischen Sonderentwicklungen die zu seiner Zeit vor allem im Norden Europas bereits als altmodisch auffielen Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 1 1 Herrenmode 1 2 Damenmode 2 Abwandlungen 3 Galerie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenMitte des 16 Jahrhunderts wandelte sich der modische Geschmack hin zu einer hohen schlanken Linie und einer zeremoniellen Eleganz der Erscheinung Aufgrund von Spaniens grossem Einfluss in der Politik und der Wirtschaft wahrend des 16 Jahrhunderts verbreitete sich die Mode in ganz Europa Fur beide Geschlechter wurde das Korsett eingefuhrt das sich im Fall der weiblichen Mode noch lange halten sollte Die ganze Mode zeichnete sich durch eine hochgeschlossenen Starre aus die man mithilfe von Polsterungen erreichte Die Mantel wurden kurzer bedeckten teilweise nur noch den Rucken Die breitfallende Schaube der Manner und Frauen wandelte sich zu einem bis zur Halfte des Oberschenkels reichenden Mantelchen mit flachem Kragen das leicht um die Schultern gelegt wurde Das Barett wurde deutlich kleiner verbunden mit einer langeren und spitzeren Barttracht Es entwickelte sich die typische Halskrause die zunachst noch klein war aber um 1600 vor allem in der Damenmode enorme Ausmasse annahm und in dieser Form als Muhlsteinkrause bekannt ist Manner und Frauen wurden in ihrer naturlichen Beweglichkeit erheblich behindert Anfangs trat die spanische Mode noch farbig auf es setzte sich aber sehr bald Schwarz als vorherrschende Farbe durch Ihren Hohepunkt hatte die spanische Mode um 1600 bevor sie nach und nach aufgelockert wurde Im Dreissigjahrigen Krieg wurde die Mode ausserhalb Spaniens bequemer und legerer mit weich fliessenden Stoffen die ganze Silhouette breiter Nach dem Krieg ab 1648 setzte sich schliesslich allgemein die franzosische Mode durch die man in England auch schon unter Charles I getragen hatte Herrenmode Bearbeiten nbsp Francois Clouet Karl IX von Frankreich 1566Das Wams der Manner nach seiner Form Gansbauch genannt lief von den Huften schrag abwarts in eine Spitze zusammen und wurde in der Mitte der Brust mit einer Knopfreihe geschlossen Es war wattiert ebenso wie die Armel an den Schultern waren hohe Wulste Um den Hals und die Handgelenke lag eine schmale Krause die im Laufe der Zeit immer breiter und steifer wurde bis hin zur Muhlsteinkrause und jede Kopfbewegung erschwerte Die Beinkleider waren das Auffallendste an der spanischen Mannertracht Man trug eine kurze den halben Oberschenkel bedeckende Hose namens Heerpauke die breit ausgepolstert war wie schon in der Renaissance Mode gehorte dazu auch die sogenannte Braguette Dazu Trikotstrumpfe die das Bein vom Fuss bis zum Oberschenkel eng umschlossen In Spanien wurde die Ausstopfung durch zwei am Wams festgehakte Kissen erreicht Das Schuhwerk bestand jetzt aus enganliegenden bis zum Knochel reichenden Schuhen die geschlossen oder am Spann mit Quer und an der Spitze mit Langsschlitzen versehen waren Beim Reiten bestand die Alternative zu dem leichten Schuhwerk in hohen Stiefeln aus weichem Leder Das Haar wurde kurz getragen und man setzte ein steifes Barett aus Samt oder seit 1570 einen hartgepressten Seidenhut mit Krempe auf Damenmode Bearbeiten nbsp Alonso Sanchez Coello Infantin Isabella Clara Eugenia mit ihrer Lieblingszwergin Magdalena Ruiz ca 1585 1588Die Frauenkleidung war ahnlich starr wie die der Manner Das Kleid der Frauen wurde enger bis zum Hals hochgeschlossen und der Busen flachgedruckt und durch Polsterungen versteckt Sie trugen ein enges flachgeschnurtes vorn in eine Spitze auslaufendes Leibchen und ein mit engen und gepufften Armeln versehenes Kleid Der Reifrock wurde eingefuhrt der zunachst eine nach unten hin breiter werdende konische Form hatte Damit die Dame noch schlanker und grosser wirke und die Beine langer wurde der Rock oft deutlich langer geschneidert als notwendig darunter trug man hohe Sockelschuhe Chopine oder Kothurne die fur den Betrachter nicht sichtbar waren 3 Der Oberrock war faltenlos und wurde gefuttert er spaltete sich manchmal vorn von der Schnebbe an abwarts und liess ein Unterkleid sehen Die Manschetten und Halskrause glichen denen der Herrenkleidung nbsp Hans von Aachen Anna von Tirol 1604 Alles tragt zu einem marchenhaften Aussehen bei die Muhlsteinkrause aus gestarkter Spitze ein prunkvolles goldenes Collier mit Diamanten und Perlen auf dem hochfrisierten Haar ein Diadem mit Blumenstrauss aus Gold Perlen und Rubinen Zwischen etwa 1590 und 1620 erreichte die Muhlsteinkrause besonders in der Damenmode ungeheure und fantastische Ausmasse und wurde zum Teil aus gestarkter Spitze gemacht Das Haar musste wegen der Halskrause aufgesteckt werden dazu setzte die Dame ein Hutchen mit Krempe auf manchmal auch ein kleines zierliches Spitzenhaubchen Vervollstandigt wurde die Frauenkleidung mit einem kurzen Mantelchen Handschuhen Facher und Spitzentaschentuch Der knappe und strenge spanische Schnitt und die schwarzen Stoffe der Gewander verlangten nach reichlichem Dekor wie die Spitzen der Halskrause und Manschetten oder auch goldene Knopfe die emailliert oder mit Edelsteinen besetzt waren Perlenschmuck an jedem erdenklichen Kleidungsstuck war in den hochsten und reichsten Kreisen gang und gabe ebenso wie Ringe Diademe Brustketten und wertvolle Anhanger Abwandlungen BearbeitenIn anderen Landern waren Abweichungen von den Vorgaben der spanischen Schneider nicht unublich In Deutschland waren Wams und Schuhe der Manner ahnlich geschnitten wie beim spanischen Kostum ebenso das Mantelchen das haufig einen kleinen Stehkragen hatte Jedoch trug man hier auch die Pluderhose die aus der Landknechtsmode der Renaissance hervorging dazu wurde die Oberhose vom Gurtel bis zum Knie in schmale Streifen aufgeschnitten Durch die Schlitze der Oberhose wurde die untere die Futterhose in grossen Bauschen gezogen so dass sie haufig ubers Knie und zuweilen bis auf die Fusse hinunter schlotterte Zu dieser Pluderhose wurden enge Strumpfe getragen und die beiden letztern Stucke oberhalb des Knies mit einem Strumpfband zusammengehalten das an der Seite zu einer Schleife gebunden wurde 4 Um 1600 wurden die kurze Heerpauke oder die Pluderhose durch die etwa knielange Pumphose ersetzt die uber oder unter dem Knie gebunden wurde und zunachst noch ausgestopft war die Polsterungen wurden spater aufgegeben 5 Ausserhalb Spaniens besonders in Frankreich und Italien und zum Teil in Deutschland wurde der strenge Charakter der spanischen Mode etwas abgewandelt Vor allem bei den Damen verwendete man auch hellere Farben gemusterte und fliessendere Stoffe 6 nbsp Peter Paul Rubens Selbstbildnis mit seiner ersten Ehefrau Isabella Brant 1609 10 Das flamische Paar tragt bereits eine Mode die stark aufgelockert leger farbenfroh und fruhbarock wirkt nur die Muhlsteinkrause und Manschetten sind noch ubrig Rubens selber tragt schon den typischen flachen Spitzenkragen des Fruhbarock Isabella einen weich fliessenden Rock und einen riesigen Hut Auch liess man die Rocke weniger starr sondern locker in Falten zu Boden fallen 7 und die Damen trugen ausserhalb Spaniens gelegentlich ein Dekollete das dann allerdings haufig statt der Halskrause einen Stehkragen bekam den man spater als Stuartkragen oder Medicikragen bezeichnete 8 In Frankreich kam auch eine tonnen oder fassformige Rockform auf die an den Huften waagerecht abstand und durch ein Korb oder Drahtgestell glatt gehalten wurde darunter fiel der Rock senkrecht bis auf die Erde 9 Solche Rocke nannte man Vertugadin oder Vertugalle sie wurden nicht nur am franzosischen Hof Heinrichs IV getragen z B von Konigin Maria de Medici siehe unten Galerie sondern auch in England von Elisabeth I oder von Anne von Danemark 10 Nach ca 1625 als man sich vor allem in Frankreich und England bereits wesentlich legerer zu kleiden begann und die Mode dort eine neue fruhbarocke Eleganz annahm hielt Spanien selber an den starren Formen und dusteren Farben der Hoftracht fest die aber zugleich auch abgewandelt wurden Als Ersatz fur die Halskrause kam unter Philipp IV in der Mannerbekleidung ein einfacher tellerformiger gestarkter Kragen Golilla auf auch das Haar wurde etwas langer getragen Ahnliches gilt fur die Damen deren Frisuren nun seitliche Lockchen bekommen doch bleibt gerade fur Frauen die Mode sehr starr Die in Spanien nach wie vor kegelformigen Reifrocke werden immer breiter und erreichen um 1650 eine sehr breite und zugleich flache Form die bereits an die spatere Mode des Rokoko erinnert aber nichts verspieltes hat sondern vollig starr wirkt Dazu tragt die Dame eine Art breite Helmfrisur die an den Seiten auftoupiert und mit kunstlichen Haarteilen noch verbreitert wird Diese Art von Mode ist besonders aus der Kunst von Velasquez bekannt besonders aus Portrats der Konigin Maria Anna und der spanischen Infantinnen Maria Teresa und Margarita Teresa Die Kleidung der Burger und Burgerinnen war wesentlich einfacher als die der Aristokraten aber auch oft schwarz oder in dunklen Farben Das Unterkleid bestand aus einfarbigem Stoff mit buntem Seiden oder Samtbesatz engen Armeln und Krausen an Hals und Handgelenken Das der Schaube ahnliche Oberkleid fur den Ausgang hatte einen Stehkragen war offen und fiel faltenlos zur Erde Beide Geschlechter trugen als Kopfbedeckung ein schmalrandiges steifes Barett das in kleine Falten gelegt und mit einer Schnur sowie uber der Stirn mit einer Feder verziert war Die spanische Mode erhalt sich in der geistlichen Amtskleidung des Hamburger und Lubecker Ornats bis heute Auch die Amtstracht z B der Burgermeister Hamburgs lehnte sich im spaten 19 bis zum fruhen 20 Jahrhundert an die spanische Mode an Galerie Bearbeiten nbsp Giovan Battista Moroni Kavalier in Schwarz ca 1567 nbsp Juan Pantoja de la Cruz Infantin Isabella Clara Eugenia ca 1598 1599 nbsp Juan Pantoja de la Cruz Konig Philipp IV von Spanien 1605 1665 als Kind mit seiner Schwester Infantin Anna 1601 1666 1607 nbsp Peter Paul Rubens Albrecht IV Regent der spanischen Niederlande um 1609 nbsp Frans Pourbus d A Maria de Medici Konigin von Frankreich 1606 1607 Die Konigin tragt einen der typischen fassformigen Reifrocke Vertugadin wie sie in Frankreich Mode waren dazu Dekollete und Stehkragen Medicikragen nbsp Diego Velazquez Don Carlos Infant von Spanien 1628 In Spanien kommt in der Spatphase unter Philipp IV ein einfacher tellerformiger Stehkragen Golilla auf als Ersatz fur die Halskrause das Haar wird etwas langer Der Infant tragt auch eine knielange wattierte Pumphose nbsp Diego Velazquez Portrat einer Dame um 1630 Die spanische Dame tragt um 1630 einen einfachen Kragen Armel und Kleid werden breiter die Frisur bekommt einige Seitenlocken nbsp Diego Velazquez Maria Anna von Osterreich Konigin von Spanien ca 1652 1653 Die Damenmode in der nur in Spanien gultigen Spatphase zeigt extrem breite Reifrocke und breite helmartige Frisuren die Halskrause ist verschwunden nbsp Der Hamburger Senator Gustav Sthamer in seiner Amtstracht mit russischem Persianer 1905Literatur BearbeitenBert Bilzer Meister malen Mode Georg Westermann Verlag Braunschweig 1961 DNB 450468380 S 27 Max von Boehn Die Mode Menschen und Moden im sechzehnten Jahrhundert Bruckmann Munchen 1923 DNB 365331228 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode Vom Altertum zur Gegenwart ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 Einzelnachweise Bearbeiten Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode Vom Altertum zur Gegenwart ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 163 175 hier S 163 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode Vom Altertum zur Gegenwart ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 163 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 164 S 172 Abb 239 S 574 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode Bertelsmann 1967 1977 S 527 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode Bertelsmann 1967 1977 S 527 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 164 166 S 173 174 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 164 166 S 173 174 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 162 171 Elisabeth I von England 172 Abb 239 S 173 174 S 400 401 Abb 671 Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode Vom Altertum zur Gegenwart ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 166 S 162 171 Bilder Elisabeth II von England Ludmila Kybalova Olga Herbenova Milena Lamarova Das grosse Bilderlexikon der Mode ubersetzt v Joachim Wachtel Bertelsmann 1967 1977 S 162 171 Bilder Elisabeth II von England Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spanische Kleidermode amp oldid 235844012