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Selenhofen auch Selehoven Sehlhofen Selovia Silovia war eine Siedlung im Suden des romisch fruhmittelalterlichen Mainz Als erste dokumentierte Eingemeindung kam Selenhofen in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts zu Mainz Die bekannteste mit Selenhofen verbundene Personlichkeit war Arnold von Selenhofen von 1153 bis 1160 Erzbischof des Bistums Mainz Heute entspricht das mittelalterliche Selenhofen der sudostlichen Altstadt rund um die Kirche St Ignaz und ist traditionell unter der Bezeichnung Vilzbach bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Namensableitung 2 Lage 3 Geschichte 4 Bevolkerung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseNamensableitung BearbeitenDer Name Selenhofen leitet sich hochstwahrscheinlich von einem merowingerzeitlichen Salhof ab der sudlich und ausserhalb des alten spatromischen Stadtmauerrings lag Nach der Eingemeindung und Ummauerung Selenhofens nach Mainz behielt der nun neue sudlichste Stadtteil von Mainz diesen Namen bei In der Neuzeit setzte sich die Bezeichnung Vilzbach fur den Stadtteil durch die bis heute im traditionellen Mainzer Sprachgebrauch verwendet wird Lage BearbeitenSelenhofen entspricht dem heutigen Ignazviertel rund um die alte Selenhofener Pfarrkirche St Ignaz Die Siedlung lag in etwa zwischen der heutigen Holzstrasse die gleichzeitig die Abgrenzung zur Stadt war unterhalb des Grabens rheinwarts und sudlich ungefahr bis zur heutigen Dagobertstrasse Mittelpunkt der Siedlung war die Pfarrkirche St Ignaz Wahrscheinlich war die heutige Kapuzinerstrasse zur damaligen Zeit die Hauptstrasse der Siedlung gewesen Noch sudlicher grenzte die Siedlung Vilzbach an die sich ungefahr in Hohe der Einmundung Holzhofstrasse Rheinallee Standort Cinestar befand Getrennt wurden Selenhofen und Vilzbach durch den Wiesbach der von der Zitadelle Richtung Rhein herunterfloss Geschichte BearbeitenBei archaologischen Grabungen am Standort des heutigen Cinestar Neutorstrasse wurden Reste eines umfangreichen Siedlungskomplexes aus spatestromischer Zeit teils nach 430 440 gefunden die somit direkt unterhalb des verfallenden romischen Theaters lagen Die Besiedlung dieser so genannten Theatersiedlung setzt sich nahtlos in fruhmerowingischer Zeit fort die Grabungen ergaben eine intensive merowinger und karolingerzeitliche Siedlungstatigkeit Moglicherweise ist in dieser ausserhalb des spatromischen Mauerrings gelegenen fruhmittelalterlichen Siedlung der Kern fur das spatere Selenhofen oder auch Vilzbach was nur eine geringe raumliche Veranderung bedeuten wurde zu sehen der sich im Laufe des Hoch und Spatmittelalters mehr und mehr in Stadtnahe verlagerte Archaologisch gesichert ist jedenfalls dass das sudostliche Vorfeld von Mainz an dem sich im Lauf des Mittelalters die Siedlungen Selenhofen und Vilzbach herauskristallisieren kontinuierlich in spatromischer merowinger und karolingerzeitlicher Periode besiedelt war Inwieweit eventuell auf fruherem romischen Fiskalgrund eine merowingerzeitliche konigliche oder vielleicht sogar bischofliche Domane Salhof die namensgebend fur Selenhofen gewesen sein konnte existierte ist nicht geklart 1 Selenhofen gehorte zum Sprengel der Pfarrkirche St Ignaz der uber Selenhofen hinaus bis zum Kirschgarten und zur Grebenstrasse reichte Das Patrozinium geht auf Ignatius von Antiochien zuruck und weist damit auf eine Kirchengrundung in frankischer Zeit um etwa 800 hin 2 Bezeugt ist ein romanischer Kirchenbau der spater in gotischer Bauweise erweitert wurde Da die Kirche Anfang des 18 Jahrhunderts stark baufallig war wurde sie abgerissen und an ihrer Stelle von 1763 bis 1774 75 eine neue Kirche im klassizistischen Stil erbaut Ab Beginn des 12 Jahrhunderts wird Selenhofen mehrfach im Zusammenhang mit einer gleichnamigen und von dort stammenden erzstiftischen Ministerialen und Offiziatenfamilie erwahnt und beurkundet Bekanntester Vertreter des Geschlechts war Arnold von Selenhofen von 1153 bis zu seiner Ermordung 1160 durch Mainzer Burger Erzbischof von Mainz Mit der Eingemeindung und Ummauerung von Selenhofen Mitte des 13 Jahrhunderts wurde auch der Neuturm als Teil der Befestigung gebaut Der Neuturm wurde erstmals 1366 erwahnt ersetzte als Befestigungs und Torturm die bis dahin dort vorhandene romanische Wingertspforte Umbaumassnahmen zu Beginn des 15 Jahrhunderts gaben dem Bauwerk heute als Holzturm bekannt sein heutiges gotisches Erscheinungsbild Der Neuturm war der sudostlichste Eckpunkt der neu gebauten Mainzer Stadtmauer und zugleich auch Selenhofens Mit der endgultigen Aufgabe des vor der sudlichen Stadtmauer gelegenen Dorfes Vilzbach nach dessen Niederbrennung durch schwedische Truppen 1635 kam es zur Ubersiedlung der Dorfbevolkerung in das von der Pest und durch Kriegswirren entvolkerte benachbarte Selenhofen Den Namen ihres aufgegebenen Dorfes das bereits seit dem 12 Jahrhundert rechtlich und wirtschaftlich eng mit der Stadt Mainz verbunden war ubertrugen diese auf den nun neu bezogenen Stadtteil und Selenhofen wurde im taglichen Sprachgebrauch zu Vilzbach Bevolkerung BearbeitenSelenhofens Bevolkerung setzte sich vor allem aus Schiffern und Fischern zusammen und war verhaltnismassig arm Dazu kamen noch die Weinschroter Diese Zunft war fur den Transport der Weinfasser verantwortlich und Selenhofen war Sitz der bezogen auf den Rheinlauf oberen Weinschroter in Mainz 3 Literatur BearbeitenLudwig Falck Mainz in seiner Blutezeit als freie Stadt 1244 1328 Geschichte der Stadt Mainz Band 3 Rau Dusseldorf 1973 ISBN 3 7919 0142 7 Ronald Knochlein Mainz Zwischen Romern und Bonifatius Siedlungsfunde der Merowingerzeit Archaologische Ortsbetrachtungen Band 2 von Zabern Mainz 2004 ISBN 3 935970 01 3 Weblinks BearbeitenKarte Mainz vom fruhen Mittelalter bis zum Anfang des 17 Jahrhunderts Ludwig Falck Karte 34C Links unten Selenhofen bereits eingemeindet und Vilzbach ausserhalb In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Ausfuhrlich dazu Ronald Knochlein Mainz Zwischen Romern und Bonifatius Siedlungsfunde der Merowingerzeit Mainz 2004 S 12 ff Franz Staab Mainz vom 5 Jahrhundert bis zum Tod des Erzbischofs Willigis 407 1011 In Franz Dumont Ferdinand Scherf Friedrich Schutz Hrsg Mainz Die Geschichte der Stadt 2 Auflage Mainz 1999 S 79 Ludwig Falck Das Mainzer Zunftwesen im Mittelalter In Oberrheinische Studien 3 1975 S 267 288 hier S 271 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selenhofen amp oldid 202159649