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Das Schlosschen Bellevue auch Kuselsches Palais ist ein ehemaliges Sommerhaus im Stil des Rokoko an der Trave in der Hansestadt Lubeck Das Schlosschen Bellevue 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 Anmerkungen und EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Hieronymus und Elisabeth Kusel Doppel Portrat nbsp Das Gartenhaus Bellevue 1917 nbsp Das Portal des Gartenhauses Bellevue nach einer Federzeichnung von Erich Dummer nbsp Die erneuerte Gitteranlage beim Gartenhaus Bellevue 1929 An der heutigen Einsiedelstrasse die 1869 noch als Einsegelstrasse verzeichnet war im Stadtteil Lubeck St Lorenz hatte der wohlhabende Kaufmann Jeronymus Kusel einen Garten erworben Sein Sohn Hieronymus Kusel dem nach dem Tod der Mutter 1752 das ansehnliche Vermogen der Kaufmannsfamilie zufiel liess dort einen Herrensitz mit grossem Garten als Sommerhaus anlegen Kusel galt als reichster Kaufmann der Hansestadt in seiner Zeit zu seinem Besitz gehorten etliche Kupfermuhlen Auch war er im Besitz von Handelsmonopolen fur Kupfer Die Firma Kusel produzierte auch hochwertiges Messing In der Breiten Strasse betrieb Kusel eine Kupfer und Messinghandlung ausserdem verfugte er uber ein ausserordentlich hohes Barvermogen Das Gartenhaus Bellevue vor den Wallen der Stadt gilt als eines der fruhesten Lusthauser und stammt aus der Zeit des Uberganges vom Barock zum Rokoko Das Haus wurde zwischen 1754 und 1756 von dem Lubecker Stadtbaumeister Johann Adam Soherr erbaut Zur Trave hin wo sich ein Steg fur die aus der Stadt kommenden Gaste mit deren Booten befand liess Kusel eine Allee anlegen Der sich einst durch die Wiesen zur Trave hinschlangelnde Garten war streng in franzosischem Geschmack gehalten Allein die aufwendig gestalteten Torhauser des Anwesens waren wegen der enormen Kosten Stadtgesprach Die gesamte Anlage wurde im franzosischen Stil geschaffen Der Name selbst prangte einst in goldenen Lettern inmitten der Arabeske an dessen Platz heute eine Laterne ist des schmiedeeisernen Portals Die Anlage des Portals mit den das Gitter einschliessenden Torhausern orientierte sich an der von Schlossern Die Torhauser besassen von Beginn an Kaskadendacher aus blaugetonten Ziegeln Symmetrisch zum Portal gelagert ist das Haupthaus Wie die Torhauser tragt es ein doppeltes Dach aus blaugetonten Ziegeln Sein Giebel im Stil der italienischen Renaissance kam erst spater hinzu Wie das Aussere war auch das Innere des Hauses schlicht gehalten Hohe weite aber wohlproportionierte Raume Im ersten Stock ist der ehemalige Gartensaal Von ihm bot sich dem Betrachter eine idyllische Aussicht hinab auf die Trave Seine Weitlaufigkeit pradestinierte es spater zum Kontor 1 In den vier Ecken des langgestreckten Saales befinden sich Nischen in denen wie in Garten und Landschaftszimmern seinerzeit ublich Statuen standen Hieronymus Kusel lebte zusammen mit seiner Frau auf grossem Fuss langere Zeit lebten sie in Paris ebenso in Potsdam in der Nahe Friedrichs des Grossen Kusel strebte an Lubecks Resident am preussischen Hofe zu werden Das Ansinnen wurde vom Lubecker Senat der nichts von Kusels Geschaftsgebaren und Lebenswandel hielt hintertrieben In Lubeck hatte Kusel ein ehemaliges Stadtpalais in der Konigstrasse aufwendig umgebaut Dort empfing er auch illustre Gaste so den Herzog zu Mecklenburg Friedrich der Fromme Dieser floh wahrend des Siebenjahrigen Krieges nach Lubeck und wohnte am Kuhberg Hoghehus Wahrend jener Zeit speiste er mehrere Male sowohl in Kusels Stadtpalais als auch in dessen Gartenhaus Neider behaupteten dem Hausherr samt Familie sei es hierbei aber nicht gestattet gewesen ebenfalls an der Tafel zu speisen Ihnen sei lediglich das Recht zugestanden worden hinter den Stuhlen zu stehen Die Landgrafin von Hessen Darmstadt begab sich mit ihren drei Tochtern 2 die russische Kaiserin Katharina wollte ihren Sohn verheiraten uber Lubeck nach Sankt Petersburg In Lubeck hatten sie einen mehrtagigen Aufenthalt Sie nahmen das Angebot von Herrn Kusel an fur jene Zeit in seinem Gartenhaus Logis zu nehmen Nachdem Egmont von Chasot einer der engsten und altesten Freunde Friedrich II von Preussen beim Konig in Ungnade gefallen war wegen seiner Spielsucht seiner Frauenaffairen und seines chronischen Mangels an Geld kam er auf Umwegen nach Lubeck und nahm dort vorerst bei seinem Freund Kusel Quartier Chasot wurde dann 1759 Stadtkommandant und ubte dieses Amt bis zu seinem Tod in den spaten 1790er Jahre aus 1765 ging die Firma Kusel amp Hartmeyer bankrott Kompagnon Hartmeyer dem Kusel zu Beginn seiner Geschaftslaufbahn 1752 53 im Vertrauen auf dessen tadellose Dienstleistungen fur seine Mutter die Halfte seines Vermogens uberschrieben hatte hatte dieses durch riskante Geschafte vertan und uberdies hohe Schulden gemacht fur eigene riskante Geschafte Kusel der vom Reichshofrat in Wien als Glaubiger anerkannt werden wollte weil Hartmeyer bei ihm auch private Schulden hatte musste fur die Schulden seines Geschaftspartners haften Hartmeyer entfloh seinen Lubecker Glaubigern setzte sich ab nach Sumatra und verstarb dort kurz nach der Ankunft Kusels Schwiegervater der Ratsherr Johann Plessing dessen erster Sohn Johan Philipp Plessing mit Kusels altester Tochter verheiratet war gelang es den Konkurs acht Jahre lang von 1765 bis 1773 hinauszuzogern Dann wurden die Kuselschen Liegenschaften fur einen Spottpreis verramscht Freunde setzten Hieronymus Kusel eine Rente von 200 Talern im Jahr aus er lebte fortan im Herrenhaus Nutschau das seinem Freund Christian von Brombsen gehorte Kusel starb dort 1793 Das Schlosschen wechselte 1774 zu einem geringen Preis den Besitzer ebenso das 1752 errichtete Kuselsche Stadtpalais in der Konigstrasse 3 Der zu jener Zeit das Haus bewohnende Senator Peter Wilcken beschrieb die Schreckenszeit von 1806 die dem Lubeckischen Wohlstand beendete in seinem Tagebuch nieder Peter Wilckens ausfuhrlicher Bericht uber die Firma Kusel amp Hartmeyer in den Jahren 1752 bis 1773 flott geschrieben und voller Melodramatik ist mit Vorsicht zu geniessen Peter Wilcken war mit der Familie des eigentlichen Schwindlers Johann Hartmeyer durch seine Ehe direkt verwandt In seinem Bericht stellte er Johann Hartmeyer als Unschuldslamm dar das den Verfuhrungen des leichtsinnigen Hieronymus Kusel erlegen war Im Fruhjahr 1878 erwarb die Dortmunder Holz Grosshandlung W Brugmann das Grundstuck um dort die erste grosse Holzhobelei Lubecks anzusiedeln Hierfur wurde die untere Halfte an der Trave gebraucht Dazu erwarb man die Grundstucke links und rechts Nr 8 sowie Nr 12 20 fur deren ausgedehnte Holzlager sowie die Nr 22 das Wirtschaftsgrundstuck Zum Einsegel Von 1860 bis 1891 nutzte der Lubecker Weinhandler Heinrich Leo Behncke das Bellevue als Sommerhaus Anno 1928 wurde das Gitter oberhalb des Portals durch den Lubecker Kunstschmied Arthur Schwegerle erneuert Das eingefasste Schild Belle vue wurde durch eine Laterne ersetzt Im Sommer des Jahres 1914 beherrschte das Holzlager das uber mehrere Tage hinweg niederbrannte die lokalen Schlagzeilen der Lubecker Zeitungen Nach 1955 als der Dortmunder Holzhandler W Brugmann amp Sohn 4 den Standort Lubeck aufgab gehorten Schlosschen und Grundstuck der Firma Orenstein amp Koppel Sie liess auf Teilen des Grundstucks Firmengebaude errichten Das Schlosschen auf dem Grundstuck Einsiedelstrasse 10 kaufte um 1984 der Lubecker Kaufmann Heinz Arnold der es sanieren liess und mit seiner Familie bewohnte Auch die Torhauschen wurden saniert und zeitweilig fur Wohnzwecke vermietet Nach dem Tod Arnolds im Jahr 2005 ubernahm sein Sohn das Anwesen 2014 wurde es an das Ehepaar Annett und Peter Ganswindt verkauft das es zu einem Hotel umgestaltete und im Mai 2017 unter dem Namen Lubecker Kronchen eroffnete 5 6 Vom Ehepaar Kusel sind neben dem Schlosschen auch Portrats 7 erhalten die der italienische Maler Stefano Torelli um 1760 schuf Sie werden heute 2015 im Raum zum 18 Jahrhundert im Museumsquartier St Annen gezeigt Literatur BearbeitenConrad Neckels Das Gartenhaus Bellevue In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1917 Nr 22 Ausgabe vom 25 Februar 1917 S 87 89 Conrad Neckels Das Gartenhaus Bellevue In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1917 Nr 23 Ausgabe vom 4 Marz 1917 S 91 93 Conrad Neckels Das Gartenhaus Bellevue In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1917 Nr 24 Ausgabe vom 11 Marz 1917 S 96 98 August Duffer Bellevue In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1928 29 Ausgabe vom 25 Marz 1929 Annaluise Hoppner Das Schlosschen Bellevue In Eine Fahrt zu den Sommerhausern und Garten in den alten Lubecker Vorstadten mit einer kleinen Kulturgeschichte am Rande des Weges Verlag der Buchhandlung Gustav Weiland Nachf Lubeck 1993 ISBN 3 87890 069 5 Ulrich Simon Hieronymus Kusel d J 1722 1793 In Der Lubecker Kaufmann Aspekte seiner Lebens und Arbeitswelt vom Mittelalter bis zum 19 Jahrhundert Hrsg Gerhard Gerkens und Antjekathrin Grassmann Lubeck 1993 S 139 144 Manfred Eickholter Ein kuhner Erbe oder die Sache mit der Spassgesellschaft In Lubeckische Blatter 178 Jahrgang Nr 2 Ausgabe vom 26 Januar 2013 S 32 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosschen Bellevue Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten So hatte z B die Holzgrosshandlung W Brugmann amp Sohn hier sein Kontor Eine dieser drei Tochter war Wilhelmine heute Konigstrasse Hausnummer 42 Das Palais war ganz in Kupfer gedeckt und wurde 1892 zugunsten des neugotischen Neubaus der Reichsbank nach Entwurf von Max Hasak abgerissen siehe in diesem Zusammenhang W Bruggmann amp Sohn und Wilhelm Brugmann Schlosschen hat neue Hausherren Lubecker Nachrichten 28 Oktober 2014 S 11 Harald Denckmann Ein Konigreich im Industriegebiet In hl live de 19 Mai 2017 abgerufen am 22 Mai 2017 siehe obiges Doppelportrait 53 881111111111 10 686111111111 Koordinaten 53 52 52 N 10 41 10 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosschen Bellevue amp oldid 229203788