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Die Scharmbecker Tuchmacherzunft war ein regionaler Bund von Handwerkern der von 1583 bis 1903 im Flecken Scharmbeck bestand der heute ein Stadtteil von Osterholz Scharmbeck im Landkreis Osterholz ist Die Tuchmacherzunft machte Scharmbeck zu einer der fruhen grossen Tuchmachersiedlungen in der Landdrostei Stade dem spateren Regierungsbezirk Stade 1 Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Schwedische Besatzung und drohende Spaltung 3 Erste Krise und Staatsauftrag 4 Niedergang durch Technik 5 Einzelnachweise 6 LiteraturAnfange Bearbeiten nbsp Scharmbecker Bach am Marktplatz in Scharmbeck nbsp Wassermuhle hinter der St Willehadi KircheNachweislich trugen schon die germanischen Chauken Wasche aus Wolle Im Sinne der allgemeinen Arbeitsteilung der Gesellschaft die den Fortschritt begleitete bzw ihn darstellt wurde die Herstellung durch Spezialisten ubernommen Auf diese Weise wurde Osterholz Scharmbeck zu einer der altesten Tuchmacherorte in Niedersachsen denn vor allem die Lage am Scharmbecker Bach war hierfur gunstig Genug Wasser zum Waschen der Wolle Wassermuhlen liefern Energie Die Wolle kam von den zahlreichen Schafen der Luneburger Heide deren Anzahl im 16 Jahrhundert die 5000 Kopfzahl erreichte Das lockte naturlich auch anderweitige Konkurrenz an und auch in Scharmbeck bildete sich 1581 eine Tuchmacherzunft als Marktzutrittsschranke denn um in die Zunft als Meister aufgenommen zu werden musste folgendes beigebracht werden Nachweis einer dreijahrigen Lehre bei einem Tuchmachermeister Gute Zeugnisse Nachweis der wirtschaftlichen Unabhangigkeit d h Nichtleibeigenschaft Zahlung von 10 Talern an die Zunft und 10 an den Vermieter Schwedische Besatzung und drohende Spaltung BearbeitenAls Grundlage fur Uniformen und Gebrauchstucher war die Tuchmacherei geradezu eine kriegswichtige Industrie und so wurden die Scharmbecker Tuchmacher wahrend der Schwedenzeit Heerestuchlieferant Dieser Vertrag sicherte ihre Arbeitsplatze aber nicht weil es keinen Bedarf an Tuch gab die Nachfrage war ohnehin gross Entscheidend war die dadurch sichergestellte Belieferung mit dem Rohstoff Wolle denn durch den Dreissigjahrigen Krieg hatte der Bestand an Wollschafen in der Luneburger Heide stark abgenommen Als aber nun die Tuchmacher in Westerbeck mindere Qualitat ablieferten kam es zu Konflikten mit den Scharmbecker Tuchmachern Die geringe Qualitat der Westerbecker hatte schon dazu gefuhrt dass die Gesellen der Zunft in Hamburg Lubeck und Bremen nicht mehr anerkannt wurden nun drohte sogar die Unverkauflichkeit der Zunft Tuche und damit die Kundigung des Liefervertrag es mit dem schwedischen Heer Die Scharmbecker Zunft liess sich deshalb den Zunftbrief von 1581 durch die Schweden bestatigen was diese am 24 Juni 1708 auch taten 1712 wollten die Westerbecker die danische Besetzung nutzen und sich selbstandig machen allerdings bestatigte Hannover am 9 Mai 1713 erneut die Scharmbecker und auch dieser Versuch der Westerbecker Tuchmacher scheiterte Erste Krise und Staatsauftrag BearbeitenDurch die Ruckkehr unter deutsche Herrschaft und den Kriegen an anderen Orten hatte sich die Gegend entmilitarisiert die schwedischen Vertragspartner fielen schlagartig als Nachfrage der Tuche aus Unter schwedischer Herrschaft war die Tuchmacherzunft erheblich angewachsen 1729 hatte sie etwa folgende Produktionskapazitat von 702 Personen der Gattung Meister mit eigenem Webstuhl 103 Meister ohne eigenen Webstuhl 48 Gesellen 96 Spinner 455Insgesamt waren weit mehr Personen in der Branche beschaftigt als in der Blutezeit in den Jahrzehnten zuvor und zieht man in Betracht dass die Einwohnerzahl vielleicht bei etwa 2000 lag dann wurde man heute von einer geradezu katastrophalen wirtschaftlichen Rezession sprechen Die hiesigen Tuchmacher zogen uber Land oder mussten ungefarbte Tucher zu Niedrigstpreisen nach Bremen liefern Als einige Tuchmacher nicht einmal Geld genug verdienten um Rohstoffe einzukaufen musste ein neuer Staatsvertrag her Durch eine abgesprochene Vorgehensweise der Stande und der Verwaltung konnte die Regierung in Hannover davon uberzeugt werden einen solchen abzuschliessen Die Bedingungen waren hart und die Vergaben reglementiv retteten allerdings die Mitglieder der Scharmbecker Tuchmacherzunft Es kam sogar zu einem neuen Boom da die gute Qualitat eine erhohte Nachfrage des Militars ausloste Da die Gewinnmoglichkeiten grosser als in der Landwirtschaft waren standen bald auch in den Wohnstuben der Bauern Webstuhle Die Anzahl stieg auf 270 Meister die etwa 1000 Personen beschaftigten sechs Walkmuhlen waren fur die Tuchmacher tatig und als eine Farberei in Betrieb ging konnten in Scharmbeck Tucher fur vier Regimenter gewebt und gefarbt werden Niedergang durch Technik BearbeitenEin wesentlicher Punkt des Niedergangs war dass die Tuchmacherei ein Handwerk geblieben war Der Niedergang begann mit einem hausgemachten Problem der Farbereibesitzer Borchert erwies sich als unzuverlassig und Bremer Farbereien konnten ihn vom Markt verdrangen da sie trotz zusatzlicher Transportkosten zu gleichen Preisen Scharmbecker Tuche farbten so dass die Farberei 1785 mangels Auftragen geschlossen wurde da die Scharmbecker kein erneutes Risiko von Qualitatsreklamationen mehr eingehen wollten Ausserdem wurde ein Wollmagazin eingerichtet was die Einteilung in verschiedene Qualitaten erlaubte und damit Grundlage einer Qualitatsanpassung durch Preisdifferenzierung bot So konnte die Scharmbecker Zunft den angeschlagenen Ruf durch die Fehlfarbungen retten und die Tuche wurden sogar nach Amerika exportierte wobei die geringere Qualitat fur die Kleidung der Sklaven verwendet wurde Die Zahl der Meister pendelte sich bis 1839 wieder auf 176 ein nachdem die Zahl vor allem durch die zwischenzeitlichen kriegerischen Auseinandersetzungen gesunken war Allerdings waren seit 1811 auch drei Tuchmanufakturen entstanden von Wilkens Gelsiek und Hermann Hermeling Vor allem letzterer hatte die Zeichen der Zeit erkannt und trachtete danach seine Produktionstiefe zu erhohen indem er eigene Farbereien und Walkmuhle unterhielt und so die Ansatze einer industriellen Fertigung erreichte Als jedoch der Erbe 1874 Selbstmord beging wurde auch diese Manufaktur geschlossen 1903 loste sich dann auch die Scharmbecker Tuchmacherzunft auf Osterholz Scharmbeck hat die Bedeutung fur die Entwicklung seiner Stadt durch die Aufnahme von drei Weberschiffchen in sein Stadtwappen gewurdigt Ein eigenes Tuchmachermuseum hat die Stadt nicht im Heimatmuseum ist eine Weberkammer eingerichtet aber im Marz 1996 wurde im Landkreis Osnabruck in Bramsche das Tuchmacher Museum Bramsche eingerichtet Einzelnachweise Bearbeiten Karte der Landdrostei StadeLiteratur BearbeitenJohann Segelken Osterholz Scharmbeck Heimatbuch Verlag Saade Osterholz Scharmbeck 1987 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scharmbecker Tuchmacherzunft amp oldid 213771607