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Der Scharlachrote Plattkafer oder kurz Scharlachkafer Cucujus cinnaberinus ist ein Kafer aus der Familie der Plattkafer 1 Die Gattung Cucujus ist in Mitteleuropa nur mit zwei Arten 2 vertreten die einander stark ahneln Scharlachroter PlattkaferScharlachkafer auf einer PappelSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaFamilie Plattkafer Cucujidae Gattung CucujusArt Scharlachroter PlattkaferWissenschaftlicher NameCucujus cinnaberinus Scopoli 1763 Kiel in Kopie grunAbb 1 Paarung Abb 2 Schulter FlugeldeckeAbb 3 Frontalansicht Abb 4 Funf TarsengliederKopie unten gefarbtAbb 5 UnterseiteA Oberlippe B OberkieferC Unterkiefer mit Kiefertaster D Unterlippe mit Lippentastern Abb 6 VorderteilA weiblich B mannlichAbb 7 Mundwerkzeuge nach Reitter Abb 8 Hintertarsusnach Reitter Die Gattung Cucujus ist nach dem brasilianischen Cucujo benannt was leuchtender Kafer bedeutet Der Artname cinnaberinus ist eine falsche Schreibweise fur cinnabarinus a um lat und bedeutet zinnoberrot 3 Der Name bezieht sich auf die intensive rote Farbe des Kafers Der verborgen lebende Kafer ist recht selten und wird in den Anhangen II 4 und IV 5 zu Natura 2000 aufgefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale des Kafers 2 Merkmale der Larve 3 Biologie 4 Verbreitung 5 Gefahrdung und Schutz 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale des Kafers BearbeitenWegen der auffallenden Farbe kann die Art bei oberflachlicher Betrachtung mit dem Scharlachroten Feuerkafer verwechselt werden sie ist mit einer Lange von elf bis funfzehn Millimeter jedoch kleiner als der Scharlachrote Feuerkafer und viel starker abgeplattet Abb 3 Kopf und Halsschild sind rot gefarbt und leicht glanzend die Flugeldecken sind ebenfalls rot aber matt Bei Totmaterial verliert sich die rote Farbe schnell Abb 2 bis 3 Die Tarsen sind braun der Rest der Beine die Fuhler und die Unterseite schwarz Der abgeplattete dreieckige Kopf zeigt nach vorn Er ist kraftig punktiert Abb 6 Die Oberkiefer sind von oben gut sichtbar Sie sind schwarz und enden in drei asymmetrischen Zahnen die beim Schliessen der Oberkiefer ineinandergreifen Abb 3 Beim sehr ahnlichen Cucujus haematodes sind die Oberkiefer rot Die viergliedrigen Kiefertaster und die dreigliedrigen Lippentaster haben ein abgestutztes Endglied Abb 7 Die Augen sitzen seitlich und sind leicht nach vorn orientiert Hinter den Augen sind die Schlafen stark backenartig verbreitert Abb 3 und 6 Die elfgliedrigen Fuhler sind fadenformig und vor den Augen eingelenkt Sie sind etwa halb so lang wie der Korper Das erste Glied ist starker aber nicht ausgesprochen schaftformig Der Halsschild ist schmaler als die Schlafen und die Flugeldecken Er ist wie der Kopf punktiert Seine Hinter und Vorderecken sind deutlich ausgebildet von den Vorder zu den Hinterecken verengt er sich fast gleichformig Sein Seitenrand ist unregelmassig fein gezahnt und im Unterschied zu Cucujus haematodes geschwarzt Die Flugeldecken sind stark abgeflacht und matt Sie haben nur neben der erhohten Naht eine feine Punktreihe sonst sind sie ohne Punktreihen Die Schultern sind gut ausgebildet Die Seitenrander der Flugeldecken sind rechtwinklig zur Scheibe nach unten abgeknickt und verlaufen parallel zueinander Die Scheibe ist zur Naht hin leicht niedergedruckt Die Flugeldecken sind apikal halbkreisformig gerundet Um die Schultern herum und auf der Seite der Flugeldecken verlauft ein deutlicher Kiel Abb 2 in der darunter platzierten Kopie grun Das dreieckige Schildchen ist gut sichtbar glanzend und gepunktet Die Vorder und Hinterhuften sind klein kugelig und deutlich voneinander getrennt Abb 5 Auch die Hinterhuften sind voneinander entfernt Das erste Tarsenglied ist ziemlich klein und im Ende der Schiene versteckt bei oberflachlicher Betrachtung zahlt man deswegen ein Tarsenglied weniger Abb 4 Beim Weibchen sind alle Tarsen funfgliedrig beim Mannchen bestehen nur die Vorder und Mitteltarsen aus funf Gliedern die Hintertarsen sind viergliedrig Abb 8 Die Beine werden gewohnlich zur Seite hin ausgerichtet Merkmale der Larve Bearbeiten nbsp Larve des Scharlachkafers nbsp Vergleich der Larve von Cucujus cinnabaerinus mit den haufig unter der Rinde von Totholz gefundenen Larven von Pyrochroa coccinea und Schizotus pectinicornis Die bernsteinfarbene Larve ahnelt denen der im gleichen Biotop haufigen Feuerkaferarten Scharlachroter Feuerkafer Pyrochroa coccinea Rotkopfiger Feuerkafer Pyrochroa serraticornis und Orangefarbener Feuerkafer Schizotus pectinicornis Sie ist flach das Aussenskelett gut chitinisiert und gehartet Das letzte Korpersegment tragt zwei Paar gerade Anhange Bild 6 Die Segmente sind aber alle breiter als lang im Unterschied zur Larve des Feuerkafers Im letzten Larvenstadium erreichen die Larven eine Lange bis 26 Millimeter Biologie Bearbeiten nbsp Puppenwiege des ScharlachkafersMan findet den Kafer unter der Rinde von absterbenden oder toten Laubbaumen nur ausnahmsweise unter Nadelholzrinde Faulholzbewohner Auch die Larven entwickeln sich dort Sie brauchen zur Entwicklung zwei Jahre oder mehr Die Larven verpuppen sich im Sommer Die Puppenwiege ahnelt der des Schrotbocks und ist mit Nagespanen umgeben 7 Die Imagines schlupfen etwa zehn Tage nach der Verpuppung am Ende des Sommers oder im Fruhherbst verbleiben aber noch einige Tage in der Puppenkammer Sie uberwintern unter der Rinde und pflanzen sich im Fruhjahr fort Imagines findet man im fruhen Fruhjahr am haufigsten Ein zweites Maximum des Auftretens liegt im Herbst Nur durch Risse in der Rinde gelangen sie ins Freie oder von Neuem unter die Rinde sie konnen sich nicht wie die meisten holzbewohnenden Kafer ein Loch nagen Im April und Mai schwarmen die Kafer gegen Abend Die Kopulation erfolgt unter der Rinde zu Beginn der Vegetationsperiode Bei der Kopulation kann man beobachten wie die Mannchen die Fuhler der Weibchen beknabbern Abb 1 8 Die Weibchen legen ihre Eier unter die Rinde geeigneter Baume wobei der Zersetzungsgrad der Bastschicht wichtig ist Wirtspflanzen sind hauptsachlich Pappeln Populus Ahorn Acer Buche Fagus Rosskastanie Aesculus hippocastanum und Eichen Quercus Man findet die Larven in feuchtem durch Zersetzung braunem Bast Im Laborversuch wurden im Jahr der Verpuppung sechs Larvenstadien gezahlt die gesamte Anzahl der Hautungen ist nicht bekannt Die Larven frassen reichlich bereits stark zersetzten Bast und die daran haftenden Kleinlebewesen die Entwicklung ist aber ohne zusatzliche Tiernahrung deutlich behindert Die adulten Tiere ernahrten sich im Versuch rauberisch Dabei wurden die Beutetiere mit den Mandibeln festgehalten gequetscht und austretende Weichteile gefressen 8 Zumindest in Gefangenschaft gehaltene Kafer sind nachtaktiv 8 und tagsuber sehr scheu Nach dem Aufdecken erstarren sie haufig in einer Haltung mit gebeugtem Kopf und angezogenen Beinen danach verkriechen sie sich schnell in Ritzen Abb 6 7 Die Larven leben gesellig und reagieren auf Beruhrung durch heftiges Krummen in schnellem Wechsel nach links und rechts 7 Verbreitung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Frankreich uber die Schweiz und Osterreich nach Osteuropa Polen Ukraine Tschechien Slowakei Ungarn Rumanien und Serbien mit Montenegro 1 In Deutschland ist der Kafer nur aus Sudostbayern Baden Wurttemberg Hessen Brandenburg Hamburg Mecklenburg Vorpommern Sachsen Anhalt und Berlin 9 bekannt 10 11 Aus Norwegen Schweden und Finnland wird die Art ebenfalls gemeldet Die Meldungen sind jedoch in den Randgebieten des Verbreitungsareals rucklaufig Aus Spanien gibt es nur historische Meldungen und auch in Italien galt die Art lange Zeit als ausgestorben 12 Andererseits scheint sich der Kafer auch gebietsweise neu zu etablieren etwa in neu angelegten Pappelalleen 13 14 15 Die Fundorte liegen hauptsachlich entlang den Uberflutungsgebieten grosserer Flusse Auch in Bergregionen in der Nahe naturnah bewirtschafteter Walder wird der Kafer haufiger gefunden Es wird diskutiert ob dabei zwei okologische Rassen vorliegen oder ob es sich um die Fragmentierung eines ehemals zusammenhangenden Verbreitungsareals handelt 16 Gefahrdung und Schutz BearbeitenDer Scharlachkafer wird in den Anhangen II und IV der Fauna Flora Habitat Richtlinie Richtlinie 92 43 EWG aufgefuhrt Er geniesst damit EU weiten Schutz In der Vergangenheit war die Art in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes sehr selten und in den Roten Listen vieler Lander aufgefuhrt Etwa in den 2010er Jahren begannen die Bestande der Art sich zu erholen und es fanden Arealerweiterungen statt In der Roten Liste gefahrdeter Arten Deutschlands wird die Art daher seit 2021 als ungefahrdet eingestuft nachdem sie vorher unter der Kategorie 1 vom Aussterben bedroht gefuhrt wurde 17 Literatur BearbeitenHeinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Hrsg Die Kafer Mitteleuropas Band 7 Clavicornia Spektrum Akademischer Verlag Munchen 1967 ISBN 3 8274 0681 1 Svatopluk Bily Coleopteres Adaption francaise Verlag Grund 1990 ISBN 2 7000 1824 9 franz Edm Reitter Fauna Germanica die Kafer des Deutschen Reiches Band III K G Lutz Verlag Stuttgart 1911 Ulrich Straka Zur Biologie des Scharlachkafers Cucujus cinnaberinus SCOPOLI 1763 In Beitrage zur Entomofaunistik 8 2007 S 11 26 als PDF 419 kB Tobias Mainda 2014 Nachweis des Scharlachkafers Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Brandenburg Coleoptera Cucujjidae Entomologische Nachrichten und Berichte 58 3 313 315 Jens Esser amp Tobias Mainda 2016 Der Scharlachrote Plattkafer Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Brandenburg Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 25 1 2 18 22 Tobias Mainda amp Leopold Wendlandt 2019 Neue Funde des Scharlachroten Plattkafers Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Brandenburg Coleoptera Cucujidae Markische Entomologische Nachrichten Band 21 Heft 1 137 139 Jens Esser amp Tobias Mainda 2021 Der Scharlachrote Plattkafer Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Berlin Coleoptera Cucujidae Entomologische Nachrichten und Berichte 65 2021 2 169 173 Jakob Jilg 2020 Funde von Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 und Ampedus elegantulus Schonherr 1817 in Eberswalde Markische Entomologische Nachrichten 22 1 2 155 157 Konstantin Base 2018 Fund der Larve des Scharlachkafers Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Sachsen Anhalt Coleoptera Cucujidae Entomologische Mitteilungen Sachsen Anhalt 26 20 22 Einzelnachweise Bearbeiten a b Cucujus cinnaberinus bei Fauna Europaea Abgerufen am 5 Dezember 2011 Cucujus bei Fauna Europaea Abgerufen am 5 Dezember 2011 Sigmund Schenkling Erklarung der wissenschaftlichen Kafernamen Anhang II von Natura 2000 Anhang IV von Natura 2000 Bild Larve Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www entomologie stuttgart de a b c J Horak K Chobot Phenology and notes on the behaviour ofCucujus cinnaberinus points for understanding the conservation of the saproxylic beetle In North Western Journal of Zoology 7 2 2011 S 352 355 Article No 111215 als PDF a b c Ulrich Straka Zur Biologie des ScharlachkafersCucujus cinnaberinus SCOPOLI 1763 In Beitrage zur Entomofaunistik 8 2007 S 11 26 als PDF 419 kB Jens Esser amp Tobias Mainda Der Scharlachrote Plattkafer Cucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Berlin Coleoptera Cucujidae In Bernhard Klausnitzer Hrsg Entomologische Nachrichten und Berichte Band 65 Nr 2021 2 August 2021 S 169 173 ARGE SWD Koleopterologen Scharlachkafervorkommen bei Ginsheim Gustavsburg gefunden Abgerufen am 1 September 2014 Verteilungskarten mit historischen und neuen Funden J Horak E Vavrova K Chobot Habitat preferences influencing populations distribution and conservation of the endangered saproxylic beetleCucujus cinnaberinus Coleoptera Cucujidae at the landscape level In Eur J Entomol 107 1 2010 ISSN 1210 5759 S 81 88 als PDF Jiri Schlaghamersky V Manak P Cechovsky On the mass occurrence of two rare saproxylic beetles Cucujus cinnaberinus Cucujidae andDircea australis Melandryidae in South Moravian floodplain forests In Revue d Ecologie La Terre et la Vie Societe nat de protection de la nature Paris 10 2008 ISSN 0249 7395 S 115 121 A Mazzeia T Bonaccia E Contarinib T Zettoa P Brandmayra Rediscovering the umbrella species candidateCucujus cinnaberinus Scopoli 1763 in Southern Italy Coleoptera Cucujidae and notes on bionomy In Italian Journal of Zoology Volume 78 Issue 2 2011 S 264 270 doi 10 1080 11250003 2010 485210 Jakub Horak Karel Chobot Alexander Kohutka Roman Gebauer Possible factors influencing the distribution of a threatened saproxylic beetleCucujus cinnaberinus In The Coleopterists Bulletin 62 3 2008 S 437 440 doi 10 1649 1119 1 Jens Esser 2021 Rote Liste und Gesamtartenliste der Clavicornia Coleoptera Cucujoidea Deutschlands In Ries M Balzer S Gruttke H Haupt H Hofbauer N Ludwig G amp Matzke Hajek G Red Rote Liste gefahrdeter Tiere Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 5 Wirbellose Tiere Teil 3 Munster Landwirtschaftsverlag Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 5 127 161Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scharlachkafer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Bild Larve Artenbeschreibung von Natura 2000 Habitats Direktive EU Okologische Bindung der Art in drei verschiedenen Landern CBIS Cucujus cinnaberinus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 1 Eingestellt von Nieto A Mannerkoski I Putchkov A Tykarski P Mason F Dodelin B Horak J amp Tezcan S 2009 Abgerufen am 12 Oktober 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scharlachroter Plattkafer amp oldid 237557322